Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

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Löwenzahn
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#41

Beitrag von Löwenzahn » Do 5. Jan 2012, 10:17

Es gab auch früher schon Flachdächer. Sicherlich sind sie in Teilen Südeuropas (meist ohne Schnee) oder gar Afrikas weiter verbreitet, doch hier nicht unbekannt gewesen.

Den Schnee als Argument für und wieder zu nehmen, ist aber nicht ganz richtig, denn gerade dort wo teilweise schon früher spitzer gebaut wurde (im deutschen Norden), gibt es ihn normalerweise etwas seltener oder kürzer. Und in den Alpen und anderswo, wo man mit großen, lange liegen bleibenden Schneemassen rechnen muss, kennt man auch schon lange schwach geneigte Dächer. Der Schnee hält sich dort ganz genauso lange, wie auf einem völlig flachen Dach...

Die in den letzten Jahren aufgetretenen Einbrüche gab es sowohl bei Flach, als auch Schrägdächern. Es ist ganz sicher richtig, dass nach dem Krieg und vor allem in den 60 ern schlechter gebaut wurde, als heute, aber mit dem Flachdach und evtl. schlechten Ausführungen hat das erst einmal nichts zu tun.

Und die im Süden häufig anzutreffenden Flachdächer meist mit Attika haben u.U. viel größere Lasten zu tragen, als Schnee. Gerade dort, wo es seltener regnet, gibt es alle paar Jahre extreme, bei denen mehrere hundert Liter in wenigen Stunden fallen oder Manche haben sogar ihr Wassereservoir auf dem Dach - und drunter ist alles trocken. Auch noch nach hundert Jahren...

Ich hatte mir mein Flachdach nicht ausgesucht, sondern aufgrund der dort sonst üblichen, zu schwach geneigten Dächer, dies alternativ gewählt. Wir hatten schon weit mehr als 10 cm Wasser auf dem Dach stehen - ohne jegliche Probleme. Die mittlerweile realisierte Begrünung sorgt für einen guten Ausgleich dieser sonst versiegelten Fläche. Auf einem Schrägdach ist dies nur begrenzt möglich.

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emil17
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#42

Beitrag von emil17 » Do 5. Jan 2012, 10:59

Löwenzahn hat geschrieben:Den Schnee als Argument für und wieder zu nehmen, ist aber nicht ganz richtig, denn gerade dort wo teilweise schon früher spitzer gebaut wurde (im deutschen Norden), gibt es ihn normalerweise etwas seltener oder kürzer.
Bitte betrachte den Schnee nur als eines der Kriterien: Wie willst Du ein Flachdach dicht bekommen, wenn es nur Ziegel oder Reet gibt?
Jedes Eindeckungsmaterial erfordert eine Mindestdachneigung. Diese sollte bei wetterexponierten Bauten deutlich überschritten werden. Um in der Praxis eindecken zu können, gibt es optimale Neigungen: zu steil gibt grosse Deckfläche, also viel Bedarf an Material, und die Ziegel halten nicht mehr gut, wenn es zu steil ist. Zu flach: undicht, bei Stroh kurzlebiger.
Diese optimalen Dachneigungen wurden dann regionale Tradition, eben weil sie sich bewährt haben.
Löwenzahn hat geschrieben:Und in den Alpen und anderswo, wo man mit großen, lange liegen bleibenden Schneemassen rechnen muss, kennt man auch schon lange schwach geneigte Dächer. Der Schnee hält sich dort ganz genauso lange, wie auf einem völlig flachen Dach
Hier hat man eine Neigung von typischerweise 28 Grad, da kann man mit grossen Legschindeln decken, die nur mit Steinen beschwert werden, ohne dass die Schindeln abrutschen und ohne dass es undicht wird, z.B. wenn tauender Schnee das Schmelzwasser zurückstaut. Nägel waren teuer, Holznägel sind mühsam, und man konnte bei Heuschobern das Dach öffnen, um das Heu oben reinzuwerfen - das wurde in heureichen Jahren oft gemacht.
Flachere dichte Dächer gehen nur mit Wellplatten aus Asbestzement, Wellblech, oder Teerpappe - gibt es alles erst seit hundert Jahren.
Löwenzahn hat geschrieben:Und die im Süden häufig anzutreffenden Flachdächer meist mit Attika haben u.U. viel größere Lasten zu tragen, als Schnee. Gerade dort, wo es seltener regnet, gibt es alle paar Jahre Extreme, bei denen mehrere hundert Liter in wenigen Stunden fallen
Ich verstehe nicht, was das mit Last zu tun hat - das Wasser läuft doch ab. Abgesehen davon sind Regenleistungen von mehr als 100 Liter pro Stunde und Quadratmeter in Europa extrem selten - da kommt es dann zu Hochwasserschäden, weil die Gullis und auch die Oberflächengewässer überlastet werden. dach dicht - Wasser kommt durch die Türe und durch den Keller ...
Löwenzahn hat geschrieben:Ich hatte mir mein Flachdach nicht ausgesucht, sondern aufgrund der dort sonst üblichen, zu schwach geneigten Dächer, dies alternativ gewählt. Wir hatten schon weit mehr als 10 cm Wasser auf dem Dach stehen - ohne jegliche Probleme. Die mittlerweile realisierte Begrünung sorgt für einen guten Ausgleich dieser sonst versiegelten Fläche.
Eine tolle Sache, aber erst bezahlbar, seit es flächig verschweissbare Kunststoff-Folien gibt. Und wehe, wenn ein Flachdach undicht wird - man findet das Leck kaum, weil das Wasser auf der Unterkonstruktion irgendwo hin fliesst und dann unten ganz anderswo rauskommt, als wo es eindringt.
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Theo
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#43

Beitrag von Theo » Do 5. Jan 2012, 11:15

Löwenzahn hat geschrieben:Es gab auch früher schon Flachdächer.
Bei Bauernhäusern? Dann nenn mir ein einziges Beispiel.
Ein Flachdach in unseren Breiten bedeutet eine wesentlich aufwändigere Konstruktion, höheren Wartungsaufwand und Verschleiß. Also ist es Luxus.
Löwenzahn hat geschrieben:Und in den Alpen und anderswo, wo man mit großen, lange liegen bleibenden Schneemassen rechnen muss, kennt man auch schon lange schwach geneigte Dächer.
In den inneralpinen Trockentäern oder in den Südalpen.
Gruß
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#44

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 5. Jan 2012, 11:27

:mrgreen: Ich kenne keinen einzigen Dachdecker, der selbst in einem Haus mit Flachdach wohnt. Warum wohl? :)
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#45

Beitrag von Löwenzahn » Do 5. Jan 2012, 11:56

Ich sprach weder von vor Kurzem noch von vor vielen hundert Jahren, sondern genau der Zeit dazwischen.

Soll ein Dach nach DIN sicher oder dicht sein, kommt es nicht auf die häufige Wetterlage, sondern die mögliche Extrem-Situation an. Ich sprach von Südeuropa, wo dies häufiger vorkommt. In diesem Jahrtausend alleine auf meiner Insel schon ein Dutzend mal. Und wie erwähnt, läuft Wasser auf dem umrandeten Flachdach unter u.U. nicht so schnell ab. Da bauen sich ganz schnell viele Zentimeter auf und bei den Häusern mit Wasserreservoir sind es manchmal mehr als 1 m = 1000 kg auf dem qm. Mir ist eines auf Naxos ganz genau bekannt, das ca. 100 Jahre alt ist, keine Folie hat und der "Dachpool" dennoch bis heute dicht geblieben ist. Auf meinem Flachdach stand mittig der Solartracker mit ca. 500 kg auf ca. 5 qm und dazu kam der Gründachaufbau und der Regen und die Windlast.

Ich wollte hier aber keinesfalls Werbung für Flachdächer machen, sondern darauf verweisen, dass vieles möglich ist und wenn man es richtig macht, auch seine funktionierende Berechtigung hat.

Den heutigen Durchschnitts-Dachdecker als Argument gegen Flachdächer zu nehmen, wäre genauso, wie den heutigen Elektriker gegen Solarstrom zu nennen. Auch wenn die dieses Metier leider mittlerweile entdeckt haben, haben die Allermeisten davon noch keine Solarstromanlage auf dem Dach - so wie der Heizungsbauer häufig keine Solarthermie hat. Davon ganz abgesehen, "haben Schuster meist die schlechtesten Schuh"...

Ich erkenne aber die "Front" und werde mich jetzt zurück halten.

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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#46

Beitrag von emil17 » Do 5. Jan 2012, 13:05

[quote="Löwenzahn"
Ich erkenne aber die "Front" und werde mich jetzt zurück halten.[/quote]
Bitte nicht, es geht doch um die Sache.
Wenn man Dächer als Wasserreservoir oder Aufenthalt benutzt, dann muss man natürlich zusätzlich die Unterkonstruktion dafür auslegen.
Mir ging es nur um Dach = Witterungsschutz.
Wenn es traditionelle Konstruktionen gibt, ein Flachdach dauernd wasserdicht zu halten, dann interessiert mich das. Aber ich vermute, die brauchen noch mehr Fachwissen als Steildächer, weil es kaum fehlertolerant sein dürfte.
Abgesehen davon gibt es kaum etwas Lästigeres als Dächer, um die man sich dauernd kümmern muss, weil sie immer irgendwo lecken.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#47

Beitrag von Theo » Do 5. Jan 2012, 13:28

Löwenzahn hat geschrieben:Ich sprach weder von vor Kurzem noch von vor vielen hundert Jahren, sondern genau der Zeit dazwischen.
Hier nochmal der Text, auf den ich mich bezogen habe:
Theo hat geschrieben:
Löwenzahn hat geschrieben:Nein, es haben sich auch in allen Klima-Regionen der Welt aus Gründen der vorhandenen Materialien oder weil es einfach den Leuten den besser gefallen hat, unterschiedliche Bauarten entwickelt. In Deutschland sind und waren längst nicht immer alle Häuser mit Spitzdächern versehen oder aus Stein oder mit Ziegeln gedeckt und anderswo ist das nicht anders.
Flachdächer gibt es in Mitteleuropa erst seit ein paar Jahren. Einfach weil man sich in früheren Zeiten solche Dummheiten nicht leisten konnte. Das dumme Bauen hat sich erst in den 60er und 70er Jahren durchgesetzt.
Es gibt sogar die Aussage, dass ein Dachraum eigentlich nicht ausbaufähig ist, wegen der entstehenden Probleme :opa:
Gruß
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#48

Beitrag von emil17 » Fr 6. Jan 2012, 13:21

Theo hat geschrieben: Es gibt sogar die Aussage, dass ein Dachraum eigentlich nicht ausbaufähig ist, wegen der entstehenden Probleme :opa:
Wenn man den Aufbau (Dampfbremse, Dämmung, Unterspannbahn, Hinterlüftung, Lattung, Dachhaut) einhält und es richtig macht, ist diese Aussage falsch :opa: :opa: :opa:
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#49

Beitrag von Theo » Fr 6. Jan 2012, 14:09

Man wohnt dann halt in einer Baracke...
Gruß
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Re: Na, Ihr Jurten-und Erdhöhlenbewohner...

#50

Beitrag von guenther » Fr 6. Jan 2012, 16:50


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