Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

Was halt nirgendwo passt
Bunz
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#71

Beitrag von Bunz » Do 22. Dez 2011, 07:33

Hallo Picassa,
ich gratuliere Dir zu Deiner Analyse und wünsche Dir viel Glück für Deinen Neuanfang.
Allerdings muß man auch den Ausstieg aus dem Hamsterrad planen. Ein: "Wir hauen ab" funzt eben nicht.
Aber bei Dir mache ich mir da keine Sorgen.
Aber, damit Du siehst, daß es auch anderen so geht, bzw. ging, mein Beispiel:
(Hab ich wohl schon mal geschrieben, macht aber nichts.)
Ich hetzte - wie immer - wie ein angestochenes Huhn durch die Gegend, da hielt mich ein alter Mann auf. Der hielt ein Herbstblatt in der Hand und meinte:"Sehen sie mal Herr Bunz, was das für schöne Farben sind."
"Oh, weh" dachte ich, so gut will ich es auch haben, ein Herbstblatt in Muße zu betrachten.
Dann kam der Tag, als ich mit Dauerkopfschmerzen beim Arzt vorstellig wurde. Es war eine sehr kluge Frau, die mir riet:"Tja, Herr Bunz, entweder sie ändern sich, oder ihr Leben."
Hm.
Später hatte ich im Außendienst einen Termin im Südharz und einen im Nordharz.
Der Harz mußte in kürzester Zeit durchquert werden. Auf einer abschüssigen Strecke kam mein Auto ins schleudern und ich hing in den Absperrgittern, die den Sturz in den Abgrund verhindern.
Hm.
So, das wars dann.
Ich bearbeitete den Plan B.
Wünsche Dir ein besinnliches Weihnachten und Zufriedenheit.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

Picassa

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#72

Beitrag von Picassa » Do 22. Dez 2011, 09:22

@ Emil:
Ich habe bereits drei mal den Arbeitgeber gewechselt. Neuer Job bringt nichts, ich lande doch immer wieder vor dem PC, trotz aller Versprechen der Arbeitgeber. Teilzeit wäre die einzige Alternative, aber das muss man sich einerseits leisten können, andererseits sind qualifizierte, ordentlich bezahlte Teilzeitjobs noch schwieriger zu bekommen als Ganztagsjobs.
Ich denke wie Du, dass man für seinen Job ruhig auch mal etwas Freizeit opfern kann. Nur: nach Vollzeitjob, der unseligen täglichen Fahrerei, Haushalt, Haus und Garten bleibt aber eben kaum Freizeit übrig (Sport soll ich ja auch noch treiben. Mein Hobby Musik habe ich bereits komplett an den Nagel gehängt).
Und lerne mal zwei Sprachen so, dass Du sie im Job (technische Texte übersetzen) verwenden kannst. Da ist es nicht getan mit ein-, zweimal die Woche zwei Stunden oder so. Da musst Du richtig investieren, das kostet richtig viel Zeit. Das muss auch gepflegt werden, sonst vergisst du alles wieder. Und zum Dank kriegste immer weniger Gehalt. Schön, oder? Wozu die Mühe?
Auch die PC-Programme habe ich mir selbst erarbeitet. In meinem Job ist es nicht damit getan, ein bisschen Word oder ein bisschen Excel zu können, da braucht man schon richtig gute Kenntnisse, und zwar in vielen verschiedenen Programmen. Und alle ein, zwei Jahre kriegste die neuesten Versionen vorgesetzt, da kannste wieder umlernen. Diese Kenntnisse kriegste auf der Arbeit aber nicht vermittelt, die musste Dir mühsam selbst erarbeiten (zu Hause, weil auf der Arbeit musst du was produzieren und hast keine Zeit, dir Wissen anzueignen – und den geeigneten PC zu Hause mit den benötigten Programmen musste natürlich selbst bezahlen. Und schon wieder vor dem PC hocken!).

Ja, ich habe sicherlich Frust. Der stellt sich automatisch ein, wenn man das nun über 25 Jahre lang mitmachen muss mit der Erkenntnis, dass es nicht besser, sondern immer schlimmer wird.
Trotzdem: Ich klage hier nicht, ich nenne lediglich Fakten.
Es geht hier um das Thema, dass man früher zufriedener war. Ja! War ich! Es war früher nämlich auch bedeutend leichter im Arbeitsleben, und das zu besseren Konditionen!
Schau Dir nur mal die vielen Kopierer, Plotter, Drucker, Telefonanlagen und Faxgeräte an, die man täglich ganz nebenbei auch noch bedienen muss. Jedes Teil funktioniert anders und hat seine eigenen Macken. Weißt du bei dem einen Drucker, wie du den Toner wechseln musst, so geht das bei dem zweiten wieder ganz anders. Dito Papierstau beseitigen. Bis du beim Telefon endlich kapiert hast, wie du eine Konferenzschaltung herstellst, kriegste ´ne neue Anlage vor die Nase gesetzt und fängst von vorne an. Das hat es vor 15, 20 Jahren in diesem Ausmaß nicht gegeben. Da gab´s ein simples Telefon mit Wählscheibe, ohne jeden Schnickschnack und ´nen Kopierer, der nur A4 und ohne Doppelseitig konnte, fertig. Die Geräte wurden gehegt und gepflegt und jahrelang benutzt. Und jetzt????
Und da soll man nicht irre werden?

Mein Ausstieg steht ja schon vor der Tür. Dies war die einzige logische Konsequenz für mich, um diesem Irrsinn zu entkommen.
Wie meine Zukunft aussieht, weiß ich zum Glück nicht, aber eins weiß ich sicher: nie wieder ganztags vor den Computer!!! Und nach Möglichkeit von zu Hause aus arbeiten.
Sollte ich so schnell keinen neuen (Halbtags-?)Job finden, reicht vorläufig die BU-Rente meines Mannes (jedenfalls sobald mein Haus hier verkauft ist und ich die monatlichen Ratenzahlungen nicht mehr habe). Und dann wird sich sicher etwas finden, womit ich mir ein paar Euros verdienen kann, ohne mich weiterhin dermaßen verbiegen zu müssen.

Und dadurch, dass wir über 500km weit weg ziehen, werden sich auch die Pflichtbesuche ganz automatisch auf ein Minimum reduzieren.
Nicht, dass ich etwas gegen Besuche habe, im Gegenteil! Ich habe es immer bereut, dass ich so wenig Zeit dafür habe. Und wir ziehen auch nicht „absichtlich“ so weit weg, es hat sich einfach so ergeben.

Ich habe auch nichts gegen Arbeit, wenn es die richtige ist.
Auch wenn mein bisheriger Garten klein war, weiß ich, wieviel Arbeit es macht, Gemüse zu ziehen und nach der Ernte zu verarbeiten. Aber in dieser Tätigkeit sehe ich zumindest einen Sinn. Und ich finde dabei innerliche Ruhe. Die vermisse ich nämlich ebenfalls entsetzlich, wenn ich den ganzen Tag zwischen all den Kollegen, die man sich leider nicht aussuchen kann, sitzen muss (schon mal Texte übersetzt, wenn dein Gegenüber lautstark telefoniert oder sich zwei Kollegen hinter dir Witze erzählen???)

Picassa

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#73

Beitrag von Picassa » Do 22. Dez 2011, 09:24

@Bunz
Ja, ich weiß, es gibt viele, denen es wie mir geht oder noch viel schlechter. Habe einige Kollegen, die wegen Burnout nicht mehr können (einer war über ein Jahr krank).
So soll es mir aber nicht ergehen!
Ich arbeite bereits an meinem Glück :grinblum:

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#74

Beitrag von emil17 » Do 22. Dez 2011, 10:38

Picassa,
ich verdiene meine Brötchen unter anderem mit EDV-Support, kann mir das also einigermassen vorstellen.
Aber ich lass mich nicht dazu verleiten, ruhiges Arbeiten durch "operative Hektik" zu ersetzen. Ich machs wie die Bergführer: "Keine Zeit für Abkürzungen, keine Zeit zur Eile". Wenn jemand besonders wichtig tut (es sind immer die gleichen Leute), geht mir das innerlich am A ... vorbei. Ich tu was ich kann, aber ich bin nicht dafür da, die Planungsfehler oder die Gedankenlosigkeit anderer Leute auszubaden. Sonst würde ich den Job auch nicht aushalten. Gut, ich hab Teilzeit.
Du hast ja die für Dich passenden Konsequenzen schon gezogen.
Picassa hat geschrieben:Und wir ziehen auch nicht „absichtlich“ so weit weg, es hat sich einfach so ergeben.
Es ist eigenartig - wenn man bereit ist, an seinem Leben wirkich etwas zu ändern, dann "ergibt sich" etwas.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

laracine

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#75

Beitrag von laracine » Fr 23. Dez 2011, 23:59

Ich war definitiv früher unzufriedener als heute und das kam daher, dass ich in der Vergangenheit immer ganz genau wusste, was ich nicht wollte, aber nicht sagen konnte, was mich zufriedener machen würde. Glücklicherweise hatte ich es aber schon länger vermutet: Ein selbstbestimmtes Leben führen, neudeutsch ganzheitlich leben. Nur, es bedurfte den berühmten Sprung in´s "kalte Wasser", wozu mir einfach der Mut fehlte. Dann kam die Kündigung, Widerspruch, Abfindung, Arbeitslosigkeit. Es dauerte weitere 2 Jahre bis zu dem Entschluss, doch endlich mal 1 Jahr in dem Anwesen zu leben, das mir zu diesem Zeitpunkt schon 13 Jahre gehörte - Ausstieg auf Zeit, so war es gedacht. Jetzt bin ich schon das 4. Jahr hier und beschäftige mich gerade damit, meine Mietwohnung in Süddeutschland endlich aufzugeben, die mir immer noch als "Netz unter dem Drahtseil" dient. Ich lebe die Abfindung runter und merke, wie wenig Geld ich eigentlich brauche, ohne auf für mich wichtige Dinge verzichten zu müssen. Jetzt lebe ich selbstbestimmt und bin damit sehr zufrieden.

sybille
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#76

Beitrag von sybille » Sa 24. Dez 2011, 00:13

Piet, so ähnlich ging mir das auch :) Manchmal sind so Dinge wie Kündigung dem Leben sehr nützlich! Ich bin dann erstmal für 2 Jahre weg aus Deutschland und jetzt mache ich etwas komplett anderes als vorher und bin damit auch sehr zufrieden.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

DerElch

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#77

Beitrag von DerElch » Di 27. Dez 2011, 03:37

Warum fragt man immer ob die Leute frueher zufriedener waren und nicht...bin ich zufrieden??
Ich fuer meinen teil bin sehr zufrieden...ich habe 4 gesunde kinder die ich alleine grossziehe(ohne staatliche finanzhilfe...denen kann ich ermöglichen in der natur,naturnah mit tieren aufzuwachsen.Wir leben ein sehr einfaches leben und wuerden dies auch so leben wenn wir die wahl hätten es nicht zu "muessen",Wir empfinden es aber als privileg so leben zu können,auch wenn es uns viel abverlangt und nicht immer einfach ist.Und nein ich red mir das nicht schön...
Wir reden und spielen viel,da wir weder TV noch tageszeitung haben.
Sind wir gluecklich?Ich fuer meine Teil ja..meine Kinder...sie sagen es jedenfalls...Unsere Pläne fuer die Zukunft?Zu erhalten was wir haben und nie vergessen uns ueber die kleinen Dinge zu freuen..In diesem Sinne Rutscht gut rueber ins 2012

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#78

Beitrag von citty » Di 27. Dez 2011, 07:57

Hallo,

kann Dich nur bewundern und freue mich fuer Dich/Euch!!

Natuerlich gibt es auch heute zufriedene Menschen, mir kommt es nur so vor als ob die Leute frueher allgemein zufriedener waren als heute und sich ueber kleine Dinge freuen konnten. Ich meinte damit natuerlich hauptsaechlich die Landbevoelkerung, denn die aermeren Stadter hatten bestimmt nicht viel zu lachen (siehe sozialkritische Werke von Kaethe Kollwitz, Heinrich Zille, Hans Fallada etc.)

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

DerElch

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#79

Beitrag von DerElch » Di 27. Dez 2011, 13:45

citty sorry wenn ich da mal etwas wiederspreche aber zufriedenheit und glueck...IST grösstenteils eine einstellungssache.
Glaub mir wir haben unterirdische Zeiten hinter uns wo es auch um Leben und Tod und viel Gewalt ging(und das ist sehr nuechtern gemeint und nicht theatralisch) wir haben aber immer gesagt...solange wir leben und zusammen sind...geht es uns gut...was uns nicht umbringt macht uns stark und ALLEINE die tatsache das wir diesen physischen- und psychoterror ueberlebt haben lässt uns eine Menge mehr geniessen,zufrieden sein und gluecklich sein.
Behördenwillkuer,bisweilen ueberlebendskampf,Krankheit ect macht auch um uns keinen Bogen aber wenn man erkennt wie endlich und klein ein Leben sein kann,strebt man nicht dauernd nach neuem ohne das erreichte nicht ausreichend auch zu leben.
Von daher egal ob Stadt,Land oder wo auch immer...man muss bei SICH anfangen...SICH fragen...bin ICH gluecklich und zufrieden...wenn NICHT...was kann ICH ändern und wenn ICH NICHTS ändern kann...wie kann ICH dennoch glueck und zufriedenheit fuer mich erreichen?Drei Dinge sind in einem Leben gegeben...die geburt...das es sich laufend verändert und der Tod...

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