Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

Was halt nirgendwo passt
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Buchkammer
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#61

Beitrag von Buchkammer » Mo 19. Dez 2011, 16:40

Zufriedenheit wohnt mehr in Hütten als in Palästen. (Verfasser unbekannt)
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Bunz
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#62

Beitrag von Bunz » Di 20. Dez 2011, 06:29

Weil der Zufriedenheit die Bescheidenheit zugrunde liegt.
lg
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citty
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#63

Beitrag von citty » Di 20. Dez 2011, 20:53

Hallo,

ueber Glueck und Zufriedenheit gehen die Meinungen auseinander.

Erzaehlt doch bitte mal wie Eure Grosseltern gelebt haben! Waere auch interessant zu erfahren wie die Leute in der Stadt ueber die Runden kamen.

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

stevo12

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#64

Beitrag von stevo12 » Di 20. Dez 2011, 21:06

hi
meine großeltern lebten recht einfach, aber immer mit garten und tieren.
also nicht in der stadt.
opa fiel im krieg, oma wurde aus saaz (jetzt tschechien) vertrieben.
aber mein uropa lebte lange, hatte beide weltkriege erlebt.
beim niesen sagte er immer: "hatzzi (schnauf), nazi, heute sind sie kommunisten." das war in den 80-zigern.
vg

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guenther
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#65

Beitrag von guenther » Di 20. Dez 2011, 22:21

Bunz hat geschrieben:Weil der Zufriedenheit die Bescheidenheit zugrunde liegt.
lg
Bunz
vielleicht sogar .............................weisheit :hmm: :pfeif: :aeh: :opa: :flag: :bieni:

lg. guenther

Bunz
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#66

Beitrag von Bunz » Mi 21. Dez 2011, 07:17

Richtig, lieber Günther,
das eine schließt das andere nicht aus.
Allerdings... In unserer Überflußgesellschaft bedarf es der Weisheit, um bescheiden zu sein.
lg
Bunz
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Picassa

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#67

Beitrag von Picassa » Mi 21. Dez 2011, 12:28

Um ehrlich zu sein, war ich früher auch zufriedener als heute.
Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Ansprüche an mich gestellt werden, die ich so langsam nicht mehr alle erfüllen kann und auch nicht mehr erfüllen will.

Es fängt schon mit der Arbeit an.
Früher durfte ich am Zeichenbrett zeichnen. Ich hatte Stift, Zirkel und Lineal in der Hand, und je nach Größe der Zeichnung arbeitete ich mal im Stehen und mal im Sitzen. Das Zeichenbrett war in alle Richtungen verstellbar und an meine Körpergröße anpassbar.
Zwischendurch habe ich in einer Dunkelkammer Druckplatten hergestellt, habe beim Kopieren/Heften/Verteilen von Dokumentationen geholfen, telef. Kundengespräche geführt, Rechnungen und Aufträge in Ordner geheftet usw.
Heute klebe ich nur noch vor dem PC. Ohne Unterbrechung. Höhenverstellbarer Tisch Fehlanzeige. Benötigte Arbeitsfläche ca. 1m breit, 80cm tief. Und das den ganzen Tag. Jeden Tag. Das ganze Jahr. Wie ein Huhn in der Legebatterie.
Alle Arbeiten, bei denen ich mich früher bewegen durfte, erledige ich heute im Sitzen, via PC, per Mausklick. Die Arbeitsmenge, die ich heute bewältige, ist etwa das zehnfache von dem, was früher, rein technisch gesehen, zu schaffen war.
Wenn ich etwas mit Hand schreiben darf/muss, fällt mir der Stift aus der Hand, weil ich ihn nicht mehr festhalten kann. Nachts auf der Seite schlafen geht nur noch unter Schmerzen. Die Krankengymnastik, die ich bekomme, findet natürlich in der Freizeit (?) statt, den Sport, den ich als Ausgleich zur ständigen PC-Arbeit eigentlich zwei bis drei mal pro Woche treiben müsste, würde ebenfalls in die Freizeit (?) fallen. Der Arbeitgeber fühlt sich nicht verantwortlich für die unnatürliche Haltung, zu der ich den ganzen Tag gezwungen bin.
Gegenüber früher beherrsche ich unzählige EDV-, CAD- und sonstige PC-Programme. Ich spreche mittlerweile sehr gut Englisch und fließend Niederländisch (alles in meiner Freizeit und auf eigene Kosten erlernt).
Dank IG Metall wurden wir Technischen Assistentinnen vor ein paar Jahren alle finanziell abgestuft. Meine Fremdsprachen- und Computerkenntnisse werden weiterhin mit Kusshand genommen, ja sogar schlicht vorausgesetzt. Gehaltssteigerungen sind aber bis zur Rente keine mehr zu erwarten, im Gegenteil.
Dafür wird erwartet, dass ich mich jeden Tag, bei jedem Wetter, auf Autobahnen und Bundesstraßen in Lebensgefahr begebe, um meinen Arbeitsplatz erreichen zu können. ÖPNV kann man vergessen, wird immer teurer und immer schlechter und würde mich zusätzlich jeden Tag zwei volle Stunden wertvolle Freizeit (?) kosten (bei Schnee und Kälte deutlich mehr).
Alleine um die Kosten für Auto, Versicherungen und Sprit bezahlen zu können, muss ich mittlerweile fast zwei volle Tage arbeiten.
Die Jobs, die es früher in meiner Nähe gab, gibt es größtenteils nicht mehr. Um ´nen neuen Job zu suchen, klemme ich mich zu Hause – wieder vor den PC. Ohne Internet ist eine Jobsuche heutzutage aussichtslos. Viele Bewerbungen werden nur noch Online angenommen. Dass ich einen internetfähigen PC sowie Internetzugang, Scanner und evtl. Drucker habe, wird auch hier schlichtweg vorausgesetzt (auf eigene Kosten selbstverständlich).

Bleibe ich in meinem Urlaub einfach nur zu Hause, werde ich von den Kollegen blöd angeguckt und gefragt, warum ich denn nicht wegfahre.
Hab´ ich mal ´ne (private) email nicht schnell genug gelesen und ich erkläre, dass ich einfach keine Lust hatte, schon wieder vor dem PC zu sitzen, reagieren manche mit Unverständnis.
Fragen Bekannte/Verwandte, ob ich nicht mal wieder vorbei kommen will und ich antworte zum wiederholten mal, dass ich keine Lust auf NOCH einen Termin habe, gibt´s lange Gesichter.
Sage ich einen Termin ab, weil ich bei Schnee kein Auto fahren will, muss ich mir anhören, dass ich mich nicht so anstellen soll.
Sage ich dem Arzt, dass ich zu müde war um Sport zu treiben, kriege ich zu hören, dass ich mich aber mehr bewegen MUSS.
Geh´ ich mal nicht ans Telefon, muss ich mir beim nächsten mal die Klage anhören: „ich hab´s schon drei mal bei Dir versucht!“
Kommt meine Mutter zu Besuch, muss ich mir Fragen wie „soll ich Dir nicht mal die Fenster putzen?“ (mit anderen Worten: Deine Fenster sind dreckig!) anhören.
An Weihnachten wird erwartet, dass ich die Eltern besuche.
An Geburtstagen der Geschwister (nebst Anhang) wird erwartet, dass ich zum Feiern komme.
Goldene Hochzeit von Onkel und Tante... soll ich kommen.
Schwiegereltern im Ausland... soll ich besuchen (bzw. wollen mich besuchen, und ich soll dann Urlaub nehmen)
Die Schwester, die seit fast einem Jahr am Bodensee lebt, habe ich auch noch nicht besucht, Schande über mich.
Die Patentante würde mich vor Weihnachten gerne noch mal sehen.
Die Freunde warten auch schon lange auf ´nen Besuch von mir. Oder wenigstens auf ´nen Anruf. Zumindest aber ´ne Weihnachtskarte.

Ja, ich bin deutlich unzufriedener als damals, als ich noch kein Auto, keinen PC, kein Handy hatte. Als ich noch keine Sprachen und Computerprogramme lernen musste. Als ich mich bei der Arbeit noch bewegen durfte. Als noch nicht von mir verlangt wurde alles zu wissen, zu können, zu haben und überall zu sein.
Ich hatte damals ZEIT!

Und deswegen freue ich mich so auf meinen Ausstieg. Auch wenn´s vielleicht mein finanzieller Ruin wird, aber dieses Risiko nehme ich in Kauf.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#68

Beitrag von Thomas/V. » Mi 21. Dez 2011, 13:19

das heutzutage Suchtprobleme und psychische und körperliche Krankheiten auf dem Vormarsch sind, ist bei dieser "Lebens"weise kein Wunder
mich wundert eher, das die Leute das jahrzehntelang durchhalten...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#69

Beitrag von emil17 » Mi 21. Dez 2011, 15:34

Wird wohl Zeit für nen Jobwechsel. Du hast zur Zeit nur negative Motivation, damit kommt keiner weiter. Raus aus dem Hamsterrad!
Die Welt wirst Du nicht ändern können, Du kannst höchstens Dich selbst ändern.
Besuche absagen darf man, mails nicht bald lesen auch.
Ansonsten bringt Klagen nichts, ein Wolf kann sich auch nicht drüber beklagen, dass er tagelang seinem Futter nachlaufen muss - auf eigene Kosten.
Dass man sich bestimmte Dinge in der Freizeit selbst beibringen muss, finde ich normal. (Angebot und Nachfrage halt ... Wieso soll ich Leute auf meine Kosten ausbilden, wenn ich welche finde, die das schon können? - denkt der Unternehmer, alles was ich auch noch kann, bereichert mich selbst - denke ich.
Die alles haben, bekommen bald das Garfield-Problem (der Comic-Kater): Schlafen ist mühsam, weil man hungrig ist, und essen ist mühsam, weil man müde ist

Das wird schon wieder, aber warte nicht länger, bis es "von selbst" besser wird - das wird es vermutlich nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#70

Beitrag von citty » Do 22. Dez 2011, 03:01

Hallo Picassa,

ich kann dich so gut verstehen! Diese Hetzerei heute. Frueher war es ganz normal, dass man fuer eine Strecke 3 Stunden mit dem Pferdefuhrwerk gebraucht hat die heute mit dem Auto 15-20 Minuten dauert. Dasselbe gilt fuer PC's etc. - Je schneller die Maschinen umso schneller sollen wir sein! Wir sind aber immer noch Menschen und moechtern gerne als solche behandelt werden. Und waehrend der Freizeit und den Ferien lebt man auch nur fuer den Job, vor allem denkt man staendig daran.

Man kann wirklich nichts daran aendern sondern muss etwas anderes machen, den Beruf wechseln, ein Sabbatjahr oder fuer immer aussteigen. Ich fahre eigentlich auch nur in der Stadt im Kreis herum. Die Kinder studieren um einen guten (gutbezahlten!) job zu bekommen fuer den sich dann in der Stadt leben muessen und auch wieder nur im Kreis herum fahren in immer dichterem Verkehr so schnell wie moeglich. Manchen Leuten macht das nicht so viel aus aber sehr viele leiden auch darunter.

Viel Erfolg!

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

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