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von Stieglitz » Mi 28. Dez 2011, 18:06
Hallo zusammen,
Es ist alles unheimlich interessant, was Ihr mir zu diesem Thema schreibt.
Ich habe vieles schon kapiert, aber ich muss einiges nochmals vertiefen. Richtig bewusst werden mir die Zusammenhänge erst, wenn ich sie mit den von mir selber gemachten Erfahrung in Bezug bringe.
1. Umgraben wollte ich zu einer Zeit auch nicht mehr, - nicht aus Überzeugung, sondern weil ich immer wieder las, dass Umgraben „pfui“ sei. Es zerstöre das Bodenleben und die Symbiose und die Nährstoffe würden ausgeschwemmt.
2. Gründüngung sei das A und O. Dies kann ich nachvollziehen, nachdem ich die beiden Videos des Herrn Friedrich Wenz (Pionier der pfluglosen Bearbeitung) gesehen hatte. Zu *Roggen habe ich eine Anmerkung gemacht.
Danke für den Link Pyormanix.
Mein Garten ist nicht so gross als dass ich nach seinen Methoden gärtnern könnte.
Manfred schreibt:
Unsere Kulturpflanzen sind vom Menschen über hunderte Generationen verweichlichte Mimosen (dafür haben sie andere Vorteile) und bedürfen eines gut gelockerten Bodens um optimal zu wachsen.
..... dem kann ich nur zustimmen
Ich habe nun für mich folgendes Vorgehen vorgesehen:
Im Herbst mulche ich den Garten mit Bokashi, ohne Umgraben.
Im Frühling grabe ich nur um, wo es nötig ist. Nötig ist es dort, wo die Pflanzen einen lockeren Boden brauchen und möglichst schnell mit verfügbaren Nährstoffen ausgestattet werden müssen. Dies ist der Fall bei allen vorgezogenen Pflanzen aus Presslingen oder Blumentöpfchen. Da wäre dann alles vorhanden für einen guten Start, und die Pflanzen müssen nur noch gegossen werden.
A propos lockerer Boden:
Diesen Frühling setzte ich die Tomaten in ein rundes, aufgehacktes Loch. Einige kamen nicht recht in Fahrt, andere musste ich ersetzen. Das Warum und Weshalb merkte ich erst im Herbst.
Die Wurzeln wuchsen im Kreis herum, genau so weit, wie ich den Boden gelockert hatte. Sie fanden zu wenig Nährstoff. Einige jedoch durchbrachen die Wand des Pflanzloches, machten Wurzeln von über einem Meter Länge und holten sich den Nährstoff von weither ab.
Fazit:
Für Tomaten werde ich den Boden nach Mitte Mai, wenn ich sie raussetzt, vorher umgraben.
Meine Frage an die Sachverständigen:
Liege ich mit meinen Überlegungen in Sachen Mineralisierung richtig?
Kann ich Mineralisierung so verstehen: Lockerer Boden, Sauerstoff, Licht, Wasser, Bodenleben wird aktiv, Nährstoff wird verfügbar. – Den Pflanzen, gefällt es.
Wenn dem so ist, freue ich mich jetzt schon auf den kommenden Frühling, wenn alles wieder von vorne beginnt.
Allen noch ein gutes neues Jahr und vor allem auch ein gutes Gartenjahr.
Stieglitz
*Anmerkung:
Roggen ist eine Superpflanze, die imstande ist, Wasser von sehr weit her zu holen, er macht auch ein sehr umfangreiches Wurzelgeflecht, das den Boden auflockert.
Eine spezielle, sehr widerstandsfähige Sorte Roggen war es, die während des letzten Welt-Krieges im Wallis (Schweiz) auf 1340 Metern Höhe in Visperterminen angebaut wurde. Diese Sorte wurde seit Generationen nur dort angebaut. Dieser Anbau war Bestandteil der sog. „Anbauschlacht“ und hatte zur Versorgung der Bevölkerung beigetragen.
Nach dem Krieg allerdings, wurde dort immer weniger Roggen angebaut. Das ganz spezielle, an karge Verhältnisse gewohnte und abgehärtete Saatgut ging verloren.
Einzig die Amerikaner hatten sich noch rechtzeitig damit eingedeckt. Sie verwenden es für Neuzüchtungen und bewahren es mit anderem Saatgut zusammen in atombombensicheren Bunkern auf.
Bemühungen, dieses Saatgut von den Amerikanern wieder zurück zu erlangen, scheiterten. Es ist und bleibt für diese Gegend verloren. Das kann sehr schnell gehen, wenn nicht ständig neuer, keimfähiger Samen beiseite gelegt werden kann.
Dies ist ein Grund, weshalb es so wichtig ist, dass auch der Fortbestand alter Pflanzenarten gewährleistet bleiben muss. Sie sind meistens widerstandsfähiger. Dies wollte ich nur am Rande bemerken.