Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

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Stieglitz
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Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#1

Beitrag von Stieglitz » Di 8. Nov 2011, 14:10

Hallo zusammen,

Ich habe angefangen, die Gartenrückstände (Rüstabfälle) direkt auf dem Gartenbeet zurückzulassen. Nach relativ kurzer Zeit im Sommer trocknen diese aus und werden von der Bodenlebewesen verarbeitet.

Das Gerippe der Pflanzen, so stelle ich mir vor, verwandelt sich im Laufe der Zeit in Humus. Was aber geschieht mit den mineralischen Anteilen, die sich immer noch in den Pflanzresten befinden? Das gleiche gilt auch für die Wurzeln der Bohnen und Erbsen, die von Knöllchenbakterien besetzt sind und die ja im Boden bleiben, wenn man nicht gleich nach der Ernte wieder umgräbt und etwas Neues anpflanzt.

Gerade da liegt für mich der Hund begraben. Was soll ich nun tun? Soll ich den Gartenboden übern Winter ohne Umgraben ruhen lassen oder dann die Scholle kehren, wenn ich wieder neu ansähe? Aktiviere ich mit dem Umgraben die schlummernden Mineralstoffe (Düngeranteile) der liegen gelassen Rüstabfälle und des Rasenmulchs. Diese Stoffe wären dann im Frühling besonders aktiv und würden den Pflanzen gleich zur Verfügung stehen. Das wäre dann gut so, und die Pflanzen würden ohne Düngergaben bestens gedeihen.

So ein Garten ist wie ein Buch mit sieben Siegeln ehe man sich dazu entschlossen hat etwas zu pflanzen. Soll ich jetzt im Herbst umgraben und den Boden ruhen lassen oder soll ich im Frühling umgraben, gerade bevor ich die erste Kultur aus dem Boden stampfe (fast wörtlich genommen)?

Ich glaube, dies ist ein Geheimnis von allgemeinem Interesse, und ich wäre froh, wenn mir diesen Sachverhalt jemand mit einfachen Worten erklären könnte oder eine Literatur nennen könnte, wo dieses Problem gut beschrieben ist.

Vielen Dank und schönen Gruss

Stieglitz

Manfred

Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#2

Beitrag von Manfred » Di 8. Nov 2011, 15:01

Hallo Stieglitz,

das ist nur scheinbar verwirrend.
Es gibt zu der Frage einfach keine einzige, richtige Antwort.
Ob umgraben oder nicht, ob im Herbst oder im Frühjahr, alles hat je nach Standort und Bodenbeschaffenheit und den geplanten Kulturen seine Vor- und Nachteile.

1) Nährstoffreiseitzung und -Bindung:
Wie du richtig schreibst, fördert das Umgraben die Mineralisierung und damit die Freisetzung von Nährstoffen.
Um die Nährstoffe zu halten, sollte die Fläche möglichst ganzjährig bewachsen sein, damit die Pflanzen freiwerdente Nährstoffe gleich wieder aufnehmen und speichern können.
In der Hinsicht wäre es ideal, gleich nach der Ernte (oder noch besser schon vorher zwischen die noch stehenden Pflanzen) eine winterharte Gründünung (z.B. Roggen) auszusäen. Die friert nicht ab und kann so auch im Winter in wärmeren Phasen Nährstoffe verwerten.
Diese Gründung wird im Frühjahr abgetötet (z.B. durch Umgraben oder unterschneiden, oder umtrampeln oder...) und dient der nächsten Generation Kulturpflanzen als Dünger.

Immer wenn der Boden nicht bewachsen ist, besteht erhöhtes Risiko, dass Nährstoffe ausgewaschen werden oder in die Luft entweichen.

2) Bodenlockerung:
Unsere Kulturpflanzen sind vom Menschen über hunderte Generationen verweichlichte Mimosen (dafür haben sie andere Vorteile) und bedürfen eines gut gelockerten Bodens um optimal zu wachsen.
Was auf einem lockeren Sandboden evtl. ohne weiter Bodenlockerung problemlos wächst, kann auf schwerem Lehm oder Ton kläglich scheitern. Bei schweren Böden wird man also tendenziell öfter und tiefer umgraben als bei leichten Böden. Auch weil schwere Böden nach einer Lockerung schneller wieder verdichten.
Ob man das besser im Herbst oder besser im Frühjahr macht, hängt von der Bodenbeschaffenheit und den Niederschlägen ab.
Auf einigen Standorten sind die schweren Böden im Frühjahr so nass, dass du beim Umbrechen einen Ziegelsteinförmigen Brocken neben den anderen legen würdest. Die trocknen dann aus auch werden auch so hart und undurchwurzelbar wie Ziegelsteine.
Also müsstest du vor dem Umbrechen so lange warten, bis der Boden trocken genug ist. Dauert das zu lange, verpasst du den richten Zeitpunkt zur Saat/Pflanzung deiner gewünschten Kulturpflanzen.
Auf so einem Standort bricht man den Boden deshalb im Herbst/Spätsommer um, wenn der trocken genug ist. Der Frost zerbröselt durch die Ausdehnung der Wassermolekühle beim Gegrieren die Schollen zusätzlich (hier kommt der umstrittene Begriff der Frostgare ins Spiel). Im Frühjahr trocknet der umgegrabene Boden wegen der besseren Drainage schneller ab und man kann rechtzeitig ausäen.

Wenn an deinem Standort der Boden im Frühjahr früh genug trocken genug zur Bearbeitung ist, kannst du um Frühjahr umgraben und so die Nährstoffverluste verrringern.
Du kannst auch Kompromisse fahren. z.B. im Spätsommer umbrechen und eine abfrierend Gründüngung ausbringen, um wenigstens einen Teil der Nährstoffe zu binden.

Und die vorher Angebaute Pflanze spielt auch eine wichtige Rolle. Mais (Lagerkohl etc.) wird recht spät im Jahr geerntet. Dann kann es auch sein, dass der Boden im Herbst schon zu nass ist oder eine Gründüngung nicht mehr rechtzeitig vor dem Winter auflaufen würde. Das spricht wieder dafür, erst im Frühjahr umzubrechen.

3) Der Wasserhaushalt
Wie schon geschrieben trocknet ein im Herbst umgebrochener Boden im Frühjahr schneller ab. Das ist auf nassen Standorten erwünscht, auf trockenen Standorten kann es fatal sein, weil zu viel Wasser entzogen wird. (Im Garten kann man natürlich leichter nachhelfen als auf dem Feld).
Das betrifft aber nicht nur den Zeitpunkt des Umgrabens, sondern auch eine evtl. Gründüngung. Eine Gründüngung verbraucht mehr Wasser als der nackte Boden verdunstet. Auf dem nassen Standort wünschenswert. Auf einem trockenen ist der Wasserverlust evtl. zu hoch.

4) Humusgehalt
Durch das Umgraben werden Humuszehrende Mikroorganismen aktiviert, die dank des vielen Sauerstoff das kohlenstoffhaltige Material zu CO2 veratmen. Bei reduzierter Bodenbearbeitung ist es auf den meisten Standorten leichter, Humus aufzubauen.
Es kann der Boden aber auch umgekehrt so verdichtet sein, dass ohne Umgraben nur Fäulnis (aus Sauerstoffmangel) statt Rotte mit entsprechender Humusbildung passiert.
Um Humus zubilden, braucht man organisches Material. Um stabilen, dauerhaften Humus zu bilden, sollte das Material einen hohen Faseranteil (Holz) haben. Aus Stroh, Herbstlaub, Sägespänen etc. wird also mehr dauerhafter Humus als aus jungem Rasenschnitt.
Aber: Das holzige Zeug benötigt zur Umssetzung Stickstoff, das junge Grünzeug setzt dagegen welchen frei. Gibt man nur holziges Zeug, leiden die Pflanzen Stickstoffmangel und die Rotte geht sehr langsam vor sich. Gibt man nur junges Grünzeug, werden viele Nährstoffe frei, aber kein Humsu gebildet. Auch hier gilt des, den richtigen Mittelweg zu finden. (Sichtwort C/N-Verhältnis).

Sicher könnte man noch viele weitere gegenläufige Argumente anfügen.
Im Prinzip ist es einfach: Es gilt, für den jeweiligen Standort die richtige Mischung zu finden. Wenn den Boden zu sehr verdichtet ist, grab ihm um (oder warte 50 Jahre, bis die Würmer das erledigt haben). Wenn er im Frühjahr zu nass ist, grab ihn im Herbst um. Etc.
Es muss auch nicht jedes Jahr das gleiche Mittel das richtige sein. Mach ein paar Experimente. Mit der Zeit bekommst du ein gutes Gefühl dafür, was bei dir richtig ist.

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Stieglitz
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Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#3

Beitrag von Stieglitz » Do 10. Nov 2011, 15:17

Hallo Manfred,

Vielen herzlichen Dank für Deine umfangreichen Ausführungen zum Thema.

Ich musste Deine Zeilen schon ein paar Mal durchlesen, bis ich die erlebten Ereignisse im Garten durch die Brille Deines Berichtes interpretieren konnte. Einige Lichter sind mir dabei aufgegangen.

Nachdem ich die Erbsen abgeräumt, das Gras abgeschrepft und den Boden umgegraben hatte, pflanzte ich Herbsträben. Sie kamen prächtig und wurden gross und grösser; - beinahe peinlich, wenn ich an die Leute denke, die diese von ausserhalb des Gartens bewunderten. Dabei habe ich keine Krume Dünger verwendet, – nur Mulch (vorwiegend Kohlenstoff) und die Knöllchenbakterien im Boden der Erbsen (Stickstoff). Hätte ich im Sommer nach der Erbsenernte eine Gründüngung angesät, könnte ich im nächsten Frühling Starkzehrer wie Kohlarten anbauen.
Diese Räben sind in der Zwischenzeit noch um einiges gewachsen
Diese Räben sind in der Zwischenzeit noch um einiges gewachsen
Räben Mail gross.jpg (22.36 KiB) 2742 mal betrachtet
Was mache ich aber, wenn ich im Garten plötzlich zu viele Würmer habe. Die fühlen sich so wohl, wie Gott in Frankreich. Vor lauter Wurmhäufchen ist der Feldsalat überhaupt nicht gekommen, und für Knoblauch und Zwiebeln ist der Boden wahrscheinlich auch zu feiss.

Ich wüsste jetzt sehr gut, wie man im Garten Regenwürmer züchtet, aber ich möchte ja gutes Gemüse anbauen. Wie muss ich weiter vorgehen? Ich glaube ich sollte aufhören zu mulchen. Kann man des Guten auch zu viel tun?

Nochmals vielen Dank

Stieglitz

Manfred

Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#4

Beitrag von Manfred » Do 10. Nov 2011, 16:32

Glückwunsch zu den feisten Rüben. :)

Zu viele Regenwürmer höre ich erst zum zweiten Mal. (Das erst Mal bei von einer Dame die der Meinung war, die Würmer würden den Gemüsepflanzen die Wurzeln wegfressen...).
Freu dich. Würmer sind nicht nur sehr gute Nährstoffaufbereiter, sondern selbst ein langlebiges Stickstoff-Zwischenlager.
Für den Feldsalat findet sich sicher eine Lösung. z.B. Vorkeimen in feuchtem Sand und dann erst aussäen, wenn sich die ersten Keime an den Samen zeigen. Dann geht die Entwicklung schneller und sie werden nicht so leicht überhäuft oder in den Boden gezogen.

Man kann definitiv zu viel des guten tun. Mit Mist oder dickem Grünmulch geht das schnell. Alte Gartenböden mit Stallmistdüngung sind zu fast 100% mit Phosphor und Kali überversorgt. Das führt zu Nährstoffauswaschungen ins Grundwasser und zur Hemmung der Aufnahme anderer Nährstoffe.


Ein paar Beispiele:

Stickstoffmangel:
-schwacher Pflanzenwuchs
-schlechtere Qualität

Stickstoffüberschuss:
-Übermäßiges Wachstum -> Krankheitsanfällig
-Geschmack und Lagerfähigkeit leiden
-hoher Nitratgehalt im Gemüse (ungesund)
-Kalzium-Aufnahme wird gehemmt

Phosphormangel:
-Mangelhafte Bültenbildung und schlechter Fruchtansatz

Phosphorüberschuss:
-Eisenhaushalt wird gehemmt

Kaliummangel:
-mindert Ertrag und Geschmack

Kaliumüberschuss:
-Kalzium- und Magnesiumaufnahme wird behindert

usw.

Zu viel ist also genau so schlecht wie zu wenig. Und das Gleichgewicht zwischen den Nährstoffe sollte gewahrt werden.
Im Zweifelsfall gibt eine Bodenuntersuchung Auskunft über die wichtigsten Nährstoffe.
Der Stickstoffgehalt lässt sich allerdings selbst mit gekühlten Proben kaum aussägekräftig im Labor bestimmen, weil Stickstoff im Bodenhaushalt schnell in größeren Mengen freigesetzt oder gebunden werden kann. Eine Momentaufnahme durch eine einzelne Probe bringt da nicht viel.
Den Stickstoffgehatl hat man als Hobbygärtner aber über die Beobachtung des Pflanzenwachstums und über Düngeempfehlungen für die jeweilige Kultur ganz gut im Blick.

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Theo
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Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#5

Beitrag von Theo » Do 10. Nov 2011, 17:26

Danke Manfred, ich hab mir diese komprimierten Infos rauskopiert ;)
Gruß
Theo

Live Free or Die

Pyormanix

Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#6

Beitrag von Pyormanix » Mi 30. Nov 2011, 14:46

Stieglitz hat geschrieben:Ich glaube, dies ist ein Geheimnis von allgemeinem Interesse ...

Stieglitz

Hallo Stieglitz,

Dein Beitrag hat mich bewogen, mich in diesem Forum anzumelden. Ich befasse mich seit einiger Zeit mit einer ähnlichen Frage.

Wie kann man die Bodenqualität mittel- und langfristig verbessern?
Meine Blickrichtung ist also nicht der Ertrag eines Gartenjahres, sondern das mehrjährige Wechselspiel zwischen dem Aufbau und dem Abbau von Humus in meiner (sehr sandigen) Gartenerde.

Dazu habe ich einige links gefunden, die Dich interessieren könnten.

http://www.lebendigeerde.de/index.php?id=a073_12

http://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzenkohle

Sehr umfangreich ist das ithaka-Journal. Zwei willkürlich ausgesuchte Beipiele:
http://www.ithaka-journal.net/waldgarte ... -preta-2-0
http://www.ithaka-journal.net/wege-zu-t ... n-biokohle

Bei dem Stichwort Terra Preta ist Vorsicht geboten. Klar ist wohl, daß es im Amazonasgebiet einen von MENSCHENHAND herstellten, sehr fruchtbaren Boden gibt. Was die Ureinwohner damals wirklich gemacht haben, ist nach meinem Wissensstand bisher nur teilweise entschlüsselt worden. Nach meinem Eindruck versuchen diverse Leute dennoch, dieses Wort als "Geschäftsmodell" zu nutzen.

Gründüngung (ähnlich Deinem Erfolgserlebnis mit dem Erbsenkraut) mache ich seit längerem. Das allein führt aber nicht zu dauerhaftem Aufbau / Anstieg des Humusanteils im Boden.


Ich habe jetzt mit Holzkohle (Pflanzenkohle) begonnen. Dazu habe mir im Herbst ein paar Säcke Holzkohlengriess (feine Körnung 0-8 mm) beschafft und "aktiviere" sie im Winterhalbjahr in verschiedenen Versuchen, wie z.B.
"Normaler" Komposthaufen;
"Spezieller" Laubkomposthaufen;
Anaerobe Fermentierung ("sauerstoffarme Vergärung") von Küchenabfällen, Pflanzenresten, pp.)

Was daraus wird, sehe ich in ein paar Monaten. Bis dahin ist Zeit zum Lesen.

BernhardHeuvel
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Registriert: Mi 4. Aug 2010, 13:02

Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#7

Beitrag von BernhardHeuvel » Mi 30. Nov 2011, 16:16

Hier ist auch ein bisschen Lesestoff:

http://france-harrar.de

http://france-harrar.de/forum/

Gruß
Bernhard

Pyormanix

Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#8

Beitrag von Pyormanix » Mi 30. Nov 2011, 17:12

BernhardHeuvel hat geschrieben:Hier ist auch ein bisschen Lesestoff:

http://france-harrar.de

http://france-harrar.de/forum/

Gruß
Bernhard

Hallo Bernhard,
danke für die beiden link. Die hatte ich bisher kaum wahrgenommen.

Dass dort sogar das gesamte Buch von Annie France von 1956 (!) abrufbar ist, habe ich nicht vermutet.

DieterB
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Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#9

Beitrag von DieterB » Mi 30. Nov 2011, 21:43

Pfluegen oder Umgraben setzt Naehrstoffe frei. Ein Teil der freigesetzten Naehrstoffe wird von Pflanzen aufgenommen. Ein anderer Teil geht durch Oxidation und Erosion verloren. Deshalb muss Stallmist oder Kompost verwendet werden, um die Verluste auszugleichen. Wenn dem Boden genug Biomasse hinzugefuehrt wird, kann der Humusgehalt erhalten werden, aber in den meisten Faellen kommt es nicht zu einer Erhoehung des Humusgehalts.

Die einzige Moeglichkeit den Humusgehalt zu erhoehen, ist auf Pfluegen und Umgraben zu verzichten und alle verfuegbaren organischen Materialien dem Boden zur Flaechenkompostierung zurueckzugeben. Ich mach das seit ueber 10 Jahren mit sehr gutem Erfolg. Ich hab sehr schweren Lehmboden, der waehrend der Trockenzeit so hart wird wie Beton (wer die Erde im Alentejo nicht kennt, weiss nicht wovon ich rede). Pfluegen zerstoert die Struktur des Bodens, deshalb verdichtet sich der Boden durch Pfluegen oder Umgraben, auch wenn er fuer kurze Zeit aufgelockert wird. Alle unsere Felder, die bis vor 16 Jahren von dem vorhergehenden Eigentuemer umgepfluegt wurden, sind sehr stark verdichtet und haben fast keinen Humus. Als ich das Grundstueck uebernommen habe, bestand der Boden praktisch nur aus reinem Lehm und Steinen.

Pflanzen beziehen bis zu 90 % ihrer Naehrstoffe aus der Luft. Deshalb sollte der Boden staendig bewachsen sein. Dadurch wird der Boden angereichert. Wurzeln bleiben im Boden. Alle Pflanzenreste sollten dem Boden direkt zur Flaechenkompostierung zurueckgeben werden. Alle organischen Materialien, die auf dem Hof anfallen, muessen auch auf die Erde gegeben werden. Schon nach einem Jahr konnte ich eine deutliche Verbesserung beim Pflanzenwachstum erkennen. Nach und nach hat sich eine Schicht schwarzer Erde auf dem gelben Lehm gebildet. Dadurch ist die Erde an manchen Stellen schon so gut, dass ich all unser Gemuese, viele Huelsenfruechte und etwas Getreide ohne Duenger, Stallmist und sogar ohne Kompost anbauen kann.

Terra Preta wurde wahrscheinlich in tropischen Regionen durch das Anhaeufen von organischen Materialien in Teichen, Fluessen oder Feuchtgebieten erzeugt. In „Der letzten Chance“ berichtet Annie Francé von schwimmenden Gaerten oder „Detritusinseln“, die mit Pfosten im Wasser verankert wurden und in denen z. T. drei Meter tief organische Abfaelle einschliesslich Fischen und Guano angehaeuft wurden. Es wurden ganz einfach alle Abfaelle in diese Detritusinseln geworfen. Darunter befanden sich auch Scherben von Tongefaessen sowie halb verkohltes Holz. Naturgemaess haelt sich verkohltes Holz und Scherben am laengsten, aber die Fruchtbarkeit der Terra Preta kommt von den organischen Abfaellen. Annie schreibt, dass die Eingeborenen in Lateinamerika es seit frueher Zeit verstanden haben, auf diese Weise einen „idealen Humusboden“ herzustellen, und dass diese schwimmdenden Gaerten ohne unterlass Rekordernten gebracht haben.

Biomasse zu verkohlen, um Holzkohle fuer den Boden herzustellen ist kriminel. Alle Biomasse muss dem Boden zurueckgeben werden. Nur so kann der Humusgehalt verbessert werden. Es gibt sogar Berichte, dass durch Holzkohle der Humusgehalt noch reduziert wurde. Besonders in Lehmboeden und ariden Regionen sind die Nachteile eindeutig.

lg. Dieter

DieterB
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Re: Humifizieren resp. mineralisieren der Gartenerde

#10

Beitrag von DieterB » Mi 30. Nov 2011, 21:54

Manfred hat geschrieben:Unsere Kulturpflanzen sind vom Menschen über hunderte Generationen verweichlichte Mimosen (dafür haben sie andere Vorteile) und bedürfen eines gut gelockerten Bodens um optimal zu wachsen.
Was auf einem lockeren Sandboden evtl. ohne weiter Bodenlockerung problemlos wächst, kann auf schwerem Lehm oder Ton kläglich scheitern. Bei schweren Böden wird man also tendenziell öfter und tiefer umgraben als bei leichten Böden. Auch weil schwere Böden nach einer Lockerung schneller wieder verdichten.
Das ist richtig Manfred, der Boden wird durch Pfluegen verdichtet. Deshalb ist es besser, auf Pfluegen zu verzichten. Das geht in meiner Erfahrung sogar auf schweren Lehmboeden. Ich benutze noch nicht einmal Wege zwischen meinen Beeten. Ich geh einfach ueber die Anbauflaeche. Trotzdem verdichtet sich der Boden im pfluglosen Anbau nicht.

lg. Dieter

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