Griechenland

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Theo
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Re: Griechenland

#321

Beitrag von Theo » Di 8. Nov 2011, 22:24

Solange Revolutionen nicht erlaubt sind, wird es hier auch keine geben :opa:
Gruß
Theo

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viellieb

Re: Griechenland

#322

Beitrag von viellieb » Di 8. Nov 2011, 22:27

@Theo , schööön das du dein Humor wieder gefunden hast . Danke :grinblum:

viellieb

Re: Griechenland

#323

Beitrag von viellieb » Mi 9. Nov 2011, 11:45

p.s. Tja, ich sag ja, Nullchecker :engel: Check mal deine Rechte und PFLICHTEN ;)

http://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_20 ... eutschland

anetaki

Re: Griechenland

#324

Beitrag von anetaki » So 27. Nov 2011, 17:52

Hallo Leute,

ich bin ganz neu hier im Forum, und kenne noch niemanden und es liegt mir mehr als fern, jemandem auf den Schlips zu treten. Allerdings war ich doch ein bisschen enttäuscht beim durchlesen dieses Themas, welches mich natürlich besonders interessiert, da ich ja selbst mit meinem Mann in Griechenland lebe und arbeite, und das seit mittlerweile 18 Jahren. Was mich so enttäuscht, ist die überwiegend recht einseitige Be- und Verurteilung des griechischen Volkes und vor allem die Bezugnahme auf irgendwelche statistischen Fakten, die leider nur allzu selten etwas mit der Realität des überwiegenden Teiles der griechischen Bevölkerung zu tun haben. Ich bekomme mit schönster Regelmäßigkeit einen dicken Knoten im Hals, wenn ich so Sachen höre, wie

"der/die Grieche/in geht mit 55 bzw. 50 in Rente- was zwar so besehen tatsächlich bei Vielen der Fall war, nur, da reden wir von einer bestimmten Volksgruppe bei der sich das lohnt! Und welcher Deutsche, bitteschön, würde sich weigern, mit 50 eine Superrente zu bekommen, wenn der Staat ihm diese genehmigt?? Die Mehrzahl unserer Mitbürger hier bei uns, könnten sich das gar nicht leisten, die leben mit einer Rente zwischen 130 und 300 Euro!! Die müssen alle, bis sie zu Tattergreisen werden, noch schwarz weiter jobben,oder ihre letzten Grundstücke verkaufen, weil man mit dem Geld gar nicht leben kann!
Die, die eine "Luxusrente" beziehen, die könnt ihr hier mit der Lupe suchen.
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34777/1.html
und hier, obwohl ich zwar nichts mit Marxismus am Hut habe, drückt der Artikel genau das aus, was ich aus der Praxis hier kenne...
http://www.derfunke.de/index2.php?optio ... f=1&id=890

Sicherlich ist unsere Gegend hier nicht stellvertretend anzusehen für ganz Griechenland, aber es ist nun mal so, dass ein Großteil der "normalen" griechischen Bevölkerung in ländlichen Gegenden lebt, in denen es keine, oder kaum Industrie oder sonstige Arbeitgeber gibt. Viele von ihnen sind Landwirte, selbständige Handwerker oder Saisonarbeiter.Saisonarbeiter heisst hier bei uns, 4 - 6 Monate Arbeit, und wenn man zu den Glücklichen gehört, denen es gelingt, in diesen Monaten die erforderliche Menge von 120 Arbeitstagen zu sammeln, dann bekommt man auch Arbeitslosengeld in Höhe von 390 - 450 Euro (mit oder ohne Kinder), das heisst im besten Fall ca. 7000 Euro netto im Jahr, wenn beide arbeiten, 14000 Euro für eine Familie....money, money, money...

"Die Griechen leben über ihre Verhältnisse"- ja verflixt nochmal, wo war ich denn die vergangenen 18 Jahre?? Hab ich was verpasst? Das Wort Urlaub kennt keiner von meinen Bekannten, vielleicht mal ein ein- oder zweitägiger Ausflug, oder sowas, aber mehr? Wenn hier mein Nachbar mit einem sauteuren 4x4 Rover rumfährt, dann hat er dafür keinen Kredit von Deutschland in Anspruch genommen, sondern ein Grundstück verkauft. Sein gutes Recht. Wenn hier in der Umgebung auf drei Familien ein Laptop kommt, dann ist das viel.
Wer bestimmt über die Verhältnisse gelebt hat, das sind vielmehr die Ärzte, die Beamten, die Architekten ect. Da muss man schon was rüberwachsen lassen, wenn man eine Dienstleistung von ihnen erwartet. Und das geht dann natürlich steuerfrei in die Tasche. Dann noch die großen Unternehmen, die mit ihrer Schattenwirtschaft das große Geld machen. Aber was willste machen, wenn Vater Staat zuschaut und mitmacht?? Wer überleben will, muss arbeiten, und zwar egal wie. Die Griechen sind es gewöhnt zu ducken, erst waren es die türkischen Besatzer, dann die Diktatur, und jetzt ist es halt die Regierung mit ihrem Anhängsel im Pakt mit der EU, Buch zu!

"Die Griechen zahlen alle keine Steuern"- Welche Griechen meinen die? Also die Leute, die ich kenne, die bezahlen alle Steuern und zwar mindestens den Minimalsatz (und mehr verdienen auch die wenigsten) Selbst die Schwarzarbeiter und das sind auf dem Land zwangsweise wirklich viele, da es kaum Arbeitsstellen gibt, bezahlen Steuern. Da ist einer halt beispielsweise als Bauer angemeldet, kann davon alleine aber nicht leben, dann jobbt er halt noch nebenher und meldet das Schwarzverdiente dann als Einkommen aus Landwirtschaft an. So gehts auch! So muss es gehen, solange der Staat keine Alternativen bietet. Oh du glückliches Deutschland, wo du dich als Kleingewerbetreibender anmelden kannst für 20 Euro, und xfach Vergünstigungen kriegst, welch ein Traum, gäbe es hier sowas wie den 400 Euro Job.....,wie ruhig könnte man schlafen, wüsste man doch um das griechische Hartz IV....... :engel:
Ich wollte mir ein Kunstgewerbe hier anmelden, mit dem ich grob geschätzte 400 Euro im Monat netto verdient hätte, und bin fast aus den Schuhen gekippt, weil ich dafür dann gleich mal mit 400 Euro monatlichen Sozialversicherungsbeiträgen belastet worden wäre: Also arbeiten zum Nulltarif?

Wie konnte die EU bitteschön so viele Jahre lang erwarten, dass ein Land wie Griechenland mithalten kann, wo die Basis eine ganz andere ist, als beispielsweise in Deutschland oder Frankreich. Und wofür bezahlt der EU Steuerzahler eigentlich die Kontrollorgane der EU? Hab ich da nicht richtig aufgepasst in der Schule, oder war es nicht deren Job, darüber zu wachen, dass die EU Gelder auch richtig eingesetzt werden. Ich geb doch nicht Milliardenkredite und merk dann so ganz nebenher mal nach dreissig Jahren, dass da wohl was schief gelaufen ist? Also ich bin Ladeninhaber, lasse meine Kasse immer schön offen und wunder mich dann, wenn sie eines Tages leer ist? Dumm gelaufen, aber wo ist jetzt da bitte schön "der Grieche" schuld? Weil da der eine oder andere Bauer fröhlich Zuschüsse kassiert hat für Oliven, die er gar nicht bearbeitet hat? (Ich finde, er wäre ganz schön blöd gewesen, er hätte es nicht getan, schließlich nutzen in Deutschland ja auch viele aus, was auszunutzen ist, und das auch nicht unbedingt korrekt.)

Ist euch harten Kritikern des griechischen Volkes eigentlich klar, dass hier der durchschnittliche Lohn bei 30 Euro netto liegt, dass das Kindergeld bei supertollen ca. 6 Euro pro Monat liegen, und dass wir derzeit für den Sprit zwischen 1.62 und 1,75 Euro zahlen (nur so als kleine Berechnung: ich zahle momentan ca. 250 Euro Spritgeld bei 600 Euro netto, 9 Stunden Arbeitszeit , da macht das "ÜberdieVerhältnisseleben" doch so richtig Spaß.
Auszug von der Bundesanstalt für Arbeit
Löhne und Gehälter
Das Lohnniveau ist in Griechenland sowohl im Vergleich mit anderen westeuropäischen Staaten als auch im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten recht niedrig. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In Thessaloniki verdient man rund ein Viertel weniger als in Athen, im übrigen Land beträgt der Unterschied sogar 35 Prozent. Angestellte erhalten für einen Vollzeitjob im Durchschnitt gerade einmal 41 Prozent des Gehalts eines Angestellten in Deutschland. Innerhalb der Eurozone sind die Einkommen nur in Portugal noch niedriger. Ein Teilzeitjob reicht daher nicht aus, um die Lebenshaltungskosten zu bestreiten.

Der gesetzliche Mindestlohn beträgt rund 658 €, ab Mai 2009 740 €. Tarifverträge legen für die meisten Branchen eine Mindestvergütung fest, auf die ein Arbeitnehmer mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung Anspruch hat.

Die höchsten tariflichen Mindestlöhne werden mit 1.080 € brutto pro Monat in der Branche Finanzdienstleistungen gezahlt; am wenigsten – rund 683 € – verdient man in den Branchen Maschinenbau sowie Elektro- und Elektronikindustrie (Stand: 2007). Branchenübergreifend und mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung erhält ein Ingenieur im Durchschnitt mindestens 1.034 € brutto pro Monat, ein Programmierer 702 €, ein Sekretär mit Fremdsprachenkenntnissen 717 €, ein Buchhalter 771 € und ein Fahrer 716 €.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich weiss durchaus, wieviel Bockmist hier gelaufen ist und auch noch läuft, aber ich weiss auch, dass diesen Bockmist nicht der griechische "Otto Normalverbraucher" gebaut hat. Aber der kämpft jetzt um sein Leben. In meinem Freundes und Bekanntenkreis gibt es viele Selbständige, die ihren Laden dicht machen mussten, eine Bekannte lebt seit drei Monaten ohne Strom, eine andere musste mit ihren zwei Töchtern, plus dem Verlobten der Älteren bei ihren Eltern einziehen in eine Zweizimmerwohnung und wenn wir selbst nicht glücklicherweise Gartenselbstversorger wären, wüsste ich auch schon lange nicht mehr, was wir essen sollen. Die Selbstmordraten steigen, an den griechischen Schulen werden immer mehr unterernährte Kinder und Jugendliche konstatiert, die Kleinbetriebe machen reihenweise dicht und die Kühlschränke bleiben leer, immer mehr Menschen können ihre Sozialversicherungen nicht mehr bezahlen und leben ohne Schutz, gar nicht erst zu reden von den Einzahlungen für die griechische "Superrente". In vielen Familien wird nicht geheizt werden im Winter, weil das finanziell einfach nicht drin ist, wir selbst profitieren dieses Jahr noch von den letzten Waldbränden, aber dann? Vermutlich werden nächstes Jahr ein paar Wälder mehr brennen....würde mich nicht wundern. Letzten Monat hatte ich mein Telefon und Strom nicht bezahlt, die rufen nicht mal mehr an!! Kein Mensch zahlt noch pünktlich, womit denn auch?
Ich sehe aber auch, dass in Deutschland selbst so einiges im Argen liegt und vielleicht sollte man einfach mal die Worte "die Griechen" mit "die griechischen Politiker" austauschen. Dann wäre in dieser Situation schon einiges erreicht und viele Griechen und sonstige Hierlebende und- arbeitende würden sich etwas besser fühlen. Wenn es nämlich um deutsche Verschuldungen geht, habe ich noch nie gehört, dass "die Deutschen" schuld sind! Dann ist es entweder die Regierung, oder im Speziellen der eine oder andere Politiker, siehe auch Italien.

Zum Abschluss noch zwei Links zum Thema:
http://www.alisseos.de/index.php?option ... &Itemid=48
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 30,00.html

Sende Euch viele Grüße aus Griechenland und hoffe sehr, dass dieses Tauziehen zwischen den Völkern, dieser Wettkampf, wer ist der bessere Bürger, bald mal ein Ende haben wird. Ich habe gerade auf jeden Fall Bock, mal wieder so richtig über meine Verhältnisse zu leben, und deswegen gehe ich jetzt raus in mein Garten und hole mir ein paar frische, zuckersüsse Mandarinen vom Baum!! :grinblum:

LG Anetaki

sybille
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Re: Griechenland

#325

Beitrag von sybille » So 27. Nov 2011, 17:59

sowie das permanente "Sich-unglücklich-Fühlen" der meisten Menschen
Das liegt doch an jedem selber. Manche brauchen das auch :)
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

stevo12

Re: Griechenland

#326

Beitrag von stevo12 » So 27. Nov 2011, 18:03

hi
sehr interessant. schön das hier mal jemand aus eigener erfahrung berichtet, zu diesem thema.
vg

Olaf
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Re: Griechenland

#327

Beitrag von Olaf » So 27. Nov 2011, 19:28

In Thessaloniki verdient man rund ein Viertel weniger als in Athen, im übrigen Land beträgt der Unterschied sogar 35 Prozent.
Die Lebensmittelkosten scheinen sich umgekehrt proportional zu verhalten, Athen ging, Thessaloniki bzw. Chalkidiki war schon teuerer, Ikaria jenseits von gut und böse. In jedem Fall aber teurer als in Dtschld.
Ich hab mich immer gefragt, wie die Taverne das Essen billiger anbieten kann als wir mit Selberkochen.
Eines Abends hatten wir Rind bestellt, und die Betreiberin fragte, ob das Fleisch gut wäre, es sei noch nicht lange abgehangen und der Koch kriege das nicht immer hin.
Tatsächlich, am nächsten Tag drauf geachtet, wo sonst 2 Rinder standen stand bloß noch eins. Die müssen, ob sie wollen oder nicht ein bisschen Selbstversorger sein, und das hat mich immer beeindruckt.
Jedenfalls ist mir bei dem, was Du, anetaki schriebst klargeworden, warum ich in Deinem Begrüßungsthread sagte, dass mich irgendwie schäme, auch wenn ich nichts dafür kann:
Es ist die deutsche Arroganz, für die ich mich schäme. Schlägt einem als Ossi aber auch selbst heute noch gelegentlich entgegen, vielleicht bin ich deshalb sensibilisiert.
LG
Olaf
PS:
mein Garten und hole mir ein paar frische, zuckersüsse Mandarinen vom Baum!!
Das ist gemein! Ich kann nur mit Zitronen von ner Kübelpflanze gegenhalten :lol:
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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exi123
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Re: Griechenland

#328

Beitrag von exi123 » Mo 28. Nov 2011, 09:58

hallo anetaki

ein wunderbarer beitrag,danke!
ich kannte so ein ppt wo genau diese deine fakten präsentiert wurden. griechenland ist ein bauernopfer der globalisten, des IWFs usw. aber nicht nur GR, sondern auch mehr oder weniger alle staaten. griechenland ist für die gesamteuropäische wirtschaft unerheblich, aber es zeigt in welche richtung es geht. leute die abwertend über "die griechen" schreiben - sollen sich lieber selber abwerten und sonst niemanden. im grunde haben wir alle diesselben themen, egal wo wir leben. und das was jetzt ist, ist erst der anfang. wenn das system kollabiert, dann werden sich alle um heizholz umschauen, es wird normal werden, rechnungen nicht zu bezahlen - wie du auch schreibst. das alles hat positive wie negative aspekte. ich freu mich auf diese zeit, weil die erde kann wieder aufatmen. und für einen "richtigen" svler wird sich auch tendenziell weniger verändern. arm sind nur diejenigen in der stadt, die nicht "aus" können

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marion
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Re: Griechenland

#329

Beitrag von marion » Mo 28. Nov 2011, 10:20

exi123 hat geschrieben: ich freu mich auf diese zeit, weil die erde kann wieder aufatmen. und für einen "richtigen" svler wird sich auch tendenziell weniger verändern. arm sind nur diejenigen in der stadt, die nicht "aus" können
Erschreckend, deine Denke. Und du gibst Kurse für den Fall X ? Ja nee...is klar.

M.
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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Re: Griechenland

#330

Beitrag von exi123 » Mo 28. Nov 2011, 10:41

was ist daran erschreckend. es kommt sowieso so. es gibt keine lösung aus dem finanziellen desaster, ob du das willst oder nicht. natürlich kann man auch ein drama draus machen - wie menschen das eben immer gerne machen. vornehmlich in beziehungen:) man kann sich aber auch vorbereiten und abfedern. abgesehen davon, die kurse will eh keiner hören. denn wenn irgendwie geht macht der mensch immer so weiter wie bislang und stellt sein denken nicht um

das positive an 2008 war, dass die produktionen weltweit runtergeschraubt wurden, es wurde zum teil das abholzen des regenwaldes gestoppt, es wurde der abbau von materialen, rohstoffen reduziert usw. das meinte ich mit die erde kann wieder aufatmen. und was 1mio greenpeace leute nicht schaffen, ... der finanzielle meltdown schafft es. und das finde ich super. wir sollten unseren wohlstand nicht so wichtig nehmen. was zählt ist der planet auf dem wir sein dürfen

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