EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

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matt23
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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#11

Beitrag von matt23 » Mo 17. Okt 2011, 23:45

Dagmar hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:(Ich verstehe bis heute nicht, wieso sich dort nicht die Verpächter zu Gemeinschaften zusammenschließen und ihr Land zur nächsten Neuverpachtung gemeinsam in großen Blöcken anbieten, statt einzeln Verträge mit den Monopolisten zumachen
das frage ich mich an meinem zukünftigem Wohnsitz auch schon lange. Aber da die Grundstücke ja schon seit 50 Jahren erst bei der LPG waren, dann sind die einfach, als aus der LPG eine Agrargenossenschaft wurde, einfach weiterverpachtet worden. Der Pächter will immer möglichst lange Pachtvertrage (10 Jahre und mehr) und derzeit liegt die Pacht in dieser Gegend um die 100 Euro pro Jahr.

Und ich bin ja dort die "Neue" und dazu noch "Wessi" und halte mich deshalb zurück. Aber meine kleinen zwei Hektar, da habe ich durch Verhandlungen es doch geschafft, daß ich jetzt nur noch einen Pachtvertrag mit jährlicher Kündigungsmöglichkeit habe. So habe ich im Moment keine Arbeit damit und wenn ich dann irgendwann dort wohne, kann ich recht kurzfristig kündigen.


Dagmar
Oft sind die Verpächter ja auch Mitglieder in den Agrargenossenschaften und arbeiten auch noch für diese. Sie sind also auch abhängig vom Wohlergehen dieser Unternehmen.
Ich hab dieses Jahr ein Praktikum bei einer ehemaligen LPG gemacht und da war es so, dass viele Arbeiter, v.a. die älteren, das Land, das sie nach der Wende zurückerhalten haben, direkt an die Agrargenossenschaften verpachtet haben, da es für sie wirtschaftlicher war das Land an ihren Arbeitgeber zu verpachten und einen sicheren Arbeitsplatz (mit bezahltem Urlaub usw.) zu haben als sich evtl. mit nur wenigen Hektar selbstständig zu machen und den Risiken des Marktes ausgeliefert zu sein.

Dass die Pächter möglichst lange Pachtverträge haben wollen ist ja klar. Schließlich müssen sie ja langfristig planen können (zwecks Investitionen usw.). Außerdem sind die Pachtpreise in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Da ist natürlich jeder Landwirt froh, wenn seine älteren und günstigeren Pachtverträge noch ne Weile laufen.
Mit Geduld wird aus Gras Milch.

stevo12

Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#12

Beitrag von stevo12 » Di 18. Okt 2011, 00:10

hallo
vielleicht sollten mal die EX-LPGler, auf selbstversorgung setzen und nicht an das märchen von sicheren arbeitsplätzen glauben. mit "wenigen Hektar" land kann man schon sehr selbstständig sein.
vg

matt23
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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#13

Beitrag von matt23 » Di 18. Okt 2011, 00:15

Es gibt aber halt auch Menschen die das anders sehen und sich nicht selbständig machen wollen. Die haben halt andere Ansprüche. Das muss man akzeptieren.
Außerdem versorgen sich einige der Leute die ich dort kennengelernt habe zum Teil selbstversorgerisch.
Mit Geduld wird aus Gras Milch.

stevo12

Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#14

Beitrag von stevo12 » Di 18. Okt 2011, 00:59

das muß ich wohl akzeptieren. aber ich geb die hoffnung nicht auf. vielleicht kommt mal ein Ex-LPGler auf die idee sein land selbst zu bewirtschaften und als eigentümer die prämien noch zu kassieren.
achja-> nebenerweRbslandwirte

Florian
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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#15

Beitrag von Florian » Di 18. Okt 2011, 10:47

Ich sehe, Manfred, das du dich wirklich in vielen Hinsichten gut Informierst, und auch verstehst.
Und das ganze in vielen Bereichen, davor hab ich Respekt.

Was ich mich immer wieder Frage, auch als du ein neus Forum für Bio-Bauern aufmachen wolltest, woher nimmst du die ganze Zeit ?

Irgendwo hast du in dem fred geschrieben,
Nicht dass der Zahnarzt den Betrieb auf seine Frau oder gar sein behindertes Kind laufen lässt...
Wenn man schon in dem vorherschenden System mitspielen will, dann ist einen Betrieb auf Frau bzw Kind auch wenn Behindert, laufen zu lassen, sicher eine milde Antwort im Vergleich zu dem was die Herrn mit tausenden Hektar Land und/oder Firmen/Flughäfen mit einer Schar von Anwälten so drehen.

Ich versteh dein Anliegen, denke ich zumindest, aber mir kommt es vor, als das Du eine wilde Muttersau, mit einem Gänseblümchen am zubeißen hindern willst.

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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#16

Beitrag von Theo » Di 18. Okt 2011, 11:06

Manfred hat geschrieben:(Ich verstehe bis heute nicht, wieso sich dort nicht die Verpächter zu Gemeinschaften zusammenschließen und ihr Land zur nächsten Neuverpachtung gemeinsam in großen Blöcken anbieten, statt einzeln Verträge mit den Monopolisten zumachen.)
Weil sie keine Erfahrung mit dem Wirtschaften haben.
Gruß
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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#17

Beitrag von Manfred » Di 18. Okt 2011, 13:12

@matt:
Das Spiel läuft nicht selten auch umgekehrt: Ex-LPG Betriebe haben viel zu viel Mitarbeiter und Genossen aus alter Zeit übernommen, dadurch viel zu hohe Personalkosten und nötige Rationalisierungsschritte ausgelassen. Viele dieser Betrieben wurden schon oder werden noch von den Kosten aufgefressen und dann von Investoren aus Holland oder sonstwoher übernommen.
Anteilig machen die Eigentumsflächen der Mitarbeiter bei den Betriebsgrößen aber nicht mehr viel aus. Deshalb würde sich in den meisten Fällen so ein Pächerzusammenschluss anbieten, wenn man höhere Pachtpreise haben will.
Das kommt natürlich auch sehr auf die Region und die dort mögliche Bewirtschaftung an. Ein Biogasbetrieb auf gutem Ackerstandort kann natürlich ganz andere Pachtpreise zahlen als ein Mutterkuhbetrieb auf mageren Steilhangwiesen.

@florian:
Die Zeit hab ich ja nicht. Bei dem Biobauernprojekt ist bis auf den Erwerb der Domain noch nichts passiert...

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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#18

Beitrag von Thomas/V. » Di 18. Okt 2011, 17:12

Theo hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:(Ich verstehe bis heute nicht, wieso sich dort nicht die Verpächter zu Gemeinschaften zusammenschließen und ihr Land zur nächsten Neuverpachtung gemeinsam in großen Blöcken anbieten, statt einzeln Verträge mit den Monopolisten zumachen.)
Weil sie keine Erfahrung mit dem Wirtschaften haben.
das ist natürlich Blödsinn :roll:

hier haben viele Leute, die in der LPG waren, überhaupt kein eigenes Land gehabt, weil oft Zugezogene dort gearbeitet haben,
oder als junge Leute aus der nächsten Umgebung dort angefangen haben
die älteren, die selber Land eingebracht und nach der Wende zurückbekommen haben, hatten oft nicht mehr als 1-2 Hektar, waren schon kurz vor der Rente und die Kinder hatten entweder keinen Bezug zur Ldw. oder sind gleich abgewandert zum Geldverdienen (mit 1-2 Hektar kannst Du in diesem Staat ja wohl nichts nennenswertes anfangen)
klar, das die Älteren froh sind, einen Pächter zu haben, der ihr LAnd bewirtschaftet, und sie sich diesen irrsinnigen Bürokratiewahn nicht selbst aussetzen müssen
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#19

Beitrag von Theo » Di 18. Okt 2011, 18:43

Thomas/V. hat geschrieben:hier haben viele Leute, die in der LPG waren, überhaupt kein eigenes Land gehabt, weil oft Zugezogene dort gearbeitet haben,
Manfred hat von den Landbesitzern geredet.
Gruß
Theo

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Re: EU beginnt mit der Ausrottung der Nebenerwebslandwirte

#20

Beitrag von Manfred » Di 18. Okt 2011, 19:00

Ne. Nicht von den Besitzern. Von den Eigentümern.

Wobei sich dein "Wirtschaften" vermutlich mehr auf das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge (Sprich einem Monopolisten muss man eine Gemeinschaft entgegenstellen, wenn man ernsthaft verhandeln will) als auf die Bodenbewirtschaftung bezog?

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