Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

Was halt nirgendwo passt
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Tscharlie
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#221

Beitrag von Tscharlie » Sa 29. Okt 2022, 09:35

An der Straße durch den Weiler in den wir demnächst umziehen werden, hat vor 134 Jahren jemand 200 Eichen als Allee gepflanzt. Weil die da wahrscheinlich ein bißchen Sinn für die Natur haben, stehen heute davon noch 88 Stück.

Was ich damit sagen will? Menschen die in Städten leben, haben keinen Sinn für Natur. Sie nutzen diese zwar in der Freizeit, aber da soll die halt einfach für sie da sein.

Es ist eine große gesellschaftliche Aufgabe den Menschen den WERT der Natur näherzubringen, nicht als Freizeitwiese, sondern als die Grundlage ALLEN Lebens, also auch des menschlichen Lebens.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Eberhard
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#222

Beitrag von Eberhard » Sa 29. Okt 2022, 09:52

der hohe Grad an Versiegelung des Untergrundes
... hat noch eine weitere Wirkung.
Unversiegelter Boden, auf dem auch noch Pflanzen wachsen, kann Niederschlagswasser aufnehmen. Dieses Wasser kann an Ort und Stelle dann wieder verdunsten, Verdunstung senkt Oberflächentemperaturen, und die Pflanzen für eine Beschattung benötigen auch Wasser.

Kohlenstoffbindung durch Humusaufbau im Boden ist erstaunlicherweise immer noch kein verbreitetes Thema.
CarboCert: Landwirte bekommen Geld für nachgewiesenen Humusaufbau.

400 beteiligte Landwirte mit 18.000 ha beteiligter Fläche sind nun noch nicht klimarelevant, zumal das Geld aus Greenwashing anderer stammt. Es zeigt aber, dass es in der Fläche funktioniert und nicht nur im Labor- und Blumentopfversuch.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Tscharlie
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#223

Beitrag von Tscharlie » Sa 29. Okt 2022, 10:42

Das mit dem Humusaufbau kann ja jeder Gärtner machen und direkt beobachten.

Wenn wir einen Kompost anlegen, pflegen und dann ausbringen, ist diese Masse, die übrigbleibt, der "Luft" entzogen. Denn nicht alles was die antur umsetzt wird eins zu eins wieder in die Luft abgegeben.

Aber auch da ist es doch so, der Stadt-"gärtner" fährt seinen Abfall zum Wertstoffhof und schweißt den Rest in die Biotonne. Und kauft dann Blumeerde für den Garten, schräge Welt das!
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Eule
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#224

Beitrag von Eule » Sa 29. Okt 2022, 13:35

ohne_Furcht_und_Adel hat geschrieben:
Fr 28. Okt 2022, 23:58
...Selbst wenn wir annehmen...Bequemlichkeit und quasi-religiöses Festhalten am Bisherigen ...wäre kein Problem....
ist es aber, das Allergrößte übrigens.. :pfeif:

Eberhard
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#225

Beitrag von Eberhard » Sa 29. Okt 2022, 13:44

Wenn wir einen Kompost anlegen, pflegen und dann ausbringen, ist diese Masse, die übrigbleibt, der "Luft" entzogen
Für ein paar Monate. Dann ist Feierabend. Nachhaltigkeit NULL.
Das mit dem Humusaufbau kann ja jeder Gärtner machen und direkt beobachten.
Theoretisch ja, praktisch schauen da die allermeisten in die Röhre, weil nichts davon wirklich passiert.
Humusaufbau im Boden ist etwas höhere Mathematik als nur etwas Kompost oder Mist breitwerfen.

Man muss aber nicht Gärtner sein, man darf sich auch für den Rasen neben der Haustür und jegliche Grünstreifen verantwortlich fühlen. Die Masse macht es, nicht einzelne Vorzeigeobjekte, auf die man mit dem Finger zeigt (von sich selber weg).
Denn nicht alles ...
Nein, es gibt auch noch Kalk, Silizium, ...
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#226

Beitrag von Kirschkernchen » Di 1. Nov 2022, 13:26

ohneFurchtundAdel: "Derweil schlägt der IPCC Alarm: die Klimaschutzbemühungen, z.B. in Deutschland, sind viel zu schleppend. Wir müssten ein paar mal so schnell wie jetzt im Moment unsere Fossilwirtschaft* abbauen, damit sich das Klima nur noch ein bisschen weiter erwärmt als sowieso schon. Also es geht vor allem um die nächsten drei, vier Jahre. Klappt das nicht, kommen mehr Klimakatastrophen."

Diese Endzeitszenarien müssen aus psychologischer Sicht immer in eine greifbare Nähe gelegt sein. Sind sie zu weit entfernt, winken die Leute gelangweilt ab, liegt der Untergang in zu naher Zukunft, muss man das Datum zu oft "erneuern". Wenn der Untergang in 1-3 Jahren kommt, ist es am besten, es würde auch "die nächste Saison" gehen. Die Abhilfe muss mitgeliefert werden. Meist wird es an ein bestimmtes Wohlverhalten oder die Abnahme eines Zaubertrankes oder den Abschluss einer Versicherungspolice gekoppelt.

Schottergärten zu verbieten, hat in etwa die Wirkung wie das Einstellen LED-basierter Weihnachtsbeleuchtung. Es geht nicht um eine Wirkung, es geht darum, dass wir uns gut fühlen und wirksam sind. Und wenn es darum geht, bin ich auch dabei. Ich kann endlich die chinesische und die pakistanische Wirtschaft beeinflussen. Indem ich nach umweltgerechten Standards weniger produziere, produzieren die Chinesen nach ihren Umweltstandards mehr, indem ich ein Lastenrad fahre (und die Spritnachfrage senke), kann sich ein netter Pakistani vielleicht ein Moped leisten. Und dadurch fühle ich mich ganz gut.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#227

Beitrag von Ferry » Di 1. Nov 2022, 14:10

was hat denn der Pakistani davon wenn ich Sprit spare? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht.

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emil17
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#228

Beitrag von emil17 » Di 1. Nov 2022, 14:24

Eberhard hat geschrieben:
Sa 29. Okt 2022, 13:44
Wenn wir einen Kompost anlegen, pflegen und dann ausbringen, ist diese Masse, die übrigbleibt, der "Luft" entzogen
Für ein paar Monate. Dann ist Feierabend. Nachhaltigkeit NULL.
Nicht ganz, denn alle Biomasse die Kohlenstoff speichert hat eine endliche Verweildauer und dann wird dieser wieder als CO2 in die Luft gelangen, um wieder von den Pflanzen aufgenommen zu werden, um wieder ... Kreislauf eben.
Kompost für ewig aufbewahren kann man in belebter Umwelt nicht, dazu müsste man ihn einfrieren oder trocknen und dann so aufbewahren. Kompostwirtschaft ist durchaus nachhaltig, wobei Kohlenstoffentzug der Atmosphäre nicht der wesentlichste Beitrag ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#229

Beitrag von Kirschkernchen » Di 1. Nov 2022, 16:03

Ferry: "was hat denn der Pakistani davon wenn ich Sprit spare? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht."

Während wir sparen, Schurkengas und Schurkenöl nicht abnehmen, verkauft es der Schurke gen Osten billiger. Die Ölsorte Ural wurde beispielsweise Richtung China und Pakistan über den Sommer ca. 20-30% billiger verkauft. Die Abnehmer deckten sich entsprechend ein. Die Nachfrageverringerung führt in freien Märkten zur Preissenkung, ein Anwachsen der Nachfrage zur Erhöhung. Eine längerfristige Mineralaskese Europas würde außerhalb auf die Preise drücken. Da diese Länder von einem Wirtschaftswachstum und Lebensstandardwachstum ausgehen und dies wohl auch umsetzen können, wird der Chinese tendenziell ein dickeres Auto und der Pakinstani, bislang ohne Moped, vielleicht bald ein schickes blaues Moped fahren. Zu wünschen wäre es ihm. Mit seinem quälenden Gewissen muss er dann allerdings selber zurecht kommen. Unser Gewissen ist blizeblank, wir lassen in Kanada Schiefergas mit Chemikalien aus der Erde drücken, pressen es mit Energieaufwand in Tanks, schippern es ein paar Wochen qualmend zu uns, wenden Energie auf, um das durch den Aggregatszustandwechsel zu vereisen drohende Flüssiggas wieder zu entspannen (Beheizung) und dann fahren die Tanker wieder leer zurück. Meine Beschreibung hinkt allerdings, weil die EU inzwischen in Ost und Fernost wiederum anderen Ländern das LNG wegkauft, um es dann - als Nichtschurkengas - wieder hier her zu bringen. Möglicherweise ist das die angestrebte Methode, unseren geistigen Fußabdruck möglichst klein zu halten.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#230

Beitrag von penelope » Di 1. Nov 2022, 16:39

Ich kann dir darin zustimmen, dass die aktuelle Situation in quasi allen Belangen totale Sch***e ist.

Das einzige, was noch schlimmer wäre, ist einen völkerrechtswiedrigen Angriffkrieg zu finanzieren. Manchmal hat man halt leider nur die Wahl, das kleinere von zwei Übeln zu nehmen.

Man KÖNNTE aus dieser Situation wenigstens für die Zukunft lernen und sich in Bezug auf systemrelevante Infrastruktur nicht mehr in so probematische Abhängigkeiten begeben. Aber was wird gemacht? Während das Problem mit der Abhängigkeit von russischer Energie noch nicht ansatzweise zufriedenstellend gelöst ist, wird ein relevanter Teil des Hamburger Hafens in chinesische Hände verkauft. Schon wieder siegt Gier über Vernunft...

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