penelope hat geschrieben: ↑Mi 10. Aug 2022, 07:37
da haben Leute Interesse daran, Menschen in existentieller Abhängigkeit zu halten, um an ihnen Geld zu verdienen.
Ich würde es so formulieren: es besteht kein aktives Interesse aus diesem Motiv, sondern es ist ihnen egal. Die haben in Cash crops im Süden inverstiert und wollen, dass die Rechnung aufgeht. Alles andere ist egal. Das ist der gleiche Unterscheid wie der zwischen Eventualvorsätzlicher Tötung und Mord.
An der Situation ändert es leider nichts.
Bei der Textilindustrie und bei vielen Rohstoffen läuft es ja ganz genau gleich. Wenn dann nix mehr zu holen ist, sind die Länder plötzlich autonom und politisch selbständig und dürfen nicht bevormundet werden.
@rohana: die Bedürftnisschaffung für neue Produkte ist ein Zweig des Marketings und ein wesentliches Standbein für den geschäftlichen Erfolg eines Konzerns. Ein schönes Beispiel ist Nestlé und Babymilchpulver.
Ansonsten hinkt dein Beispiel, denn der typische Kleinbauer ist verschuldet oder bloss Pächter und nicht frei in dem, was er anbaut. Sehr oft wurden die traditionellen Selbstversorgungs-Strukturen von korrupten Landesregierungen aktiv zerstört, weil ihnen gesagt wurde, dass man mit moderner Landwirtschaft und Cahs Crops den Lebensstandard heben könne.
Aus Sicht der freien Marktwirtschaft ist es natürlich so, dass der Bauer zwar beraten wird, er könne mehr verdienen, wenn er nur noch Avocados oder Kaffee macht und die Grundnahrungsmittel einkauft. Damit kann er die Schuldzinsen bedienen und wenn die Preise für das einzige was er hat nicht mehr stimmen, dann war es seine Entscheidung und er war selber schuld. Aber in dieser Situation sind ja viele Landwirte in Europa auch.
Nächster Schritt ist dann, das Land der überschudeten Kleinbauern, die die Wucherzinsen für ihre Kredite nicht mehr bedienen können, wird von Konzernen übernommen, "strukturell verbessert" (weg mit Hecken, Mischkulturen, Kleinviehställlen und so weiter) und man hat schön grosse Felder für Soja, Palmöl oder was gerade gefragt ist. Die Leute sind dann in den Slums oder ruinieren Wälder, um neues Land für die Ernährung ihrer Familie zu gewinnen.
Wie das geht, haben die alle von uns gelernt, ein schönes Beispiel hierfür sind die
Highland Clearances (schon die Bezeichnung des Vorganges ist bemerkenswert) und auch die Hungersnot in Irlad von 1845 -49. Das ist mit ein Grund, warum das Verhältnis der Schotten und Iren zu den Engländern auch heute noch etwas, na ja, kompliziert ist.
Wenn man sich anschaut, wie die deutschen Landarbeiter von ihren Gutsherren behandelt wurden, war das auch nicht wirklich besser. Als Kanonenfutter für den Krieg waren die Leute dann gerade wieder gut genug.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.