Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4061

Beitrag von Rohana » Di 26. Jul 2022, 21:06

sybille hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 18:18
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 % ist dein gekauftes Brot mit einem Mehl gebacken worden, dass aus mehr als nur einer Partie Getreide gewonnen wurde.

Der Verschnitt verschiedener Partien ist nichts schlechtes und dient dazu die Mängel einzelner Partien auszugleichen.
Oelkanne, das habe ich heute als Mail bekommen:
Das Brot wird komplett aus meinem Getreide gebacken.
Es wird auch kein anderes Mehl hinzuverschnitten.
Mein Bäcker ist dann manchmal auch ein wenig enttäuscht, wenn mein Weizensauer nicht immer so aufgeht wie bei seinem Mehl.

Werte von meinem Bio Weizen, habe ich keine. Ist aber herrauszubekommen.


Mal sehen ob ich auch noch die Werte bekomme.
Den von mir unterstrichenen Satz finde ich wichtig denn der Weizen ist sicher nicht immer gleich und geht deswegen unterschiedlich auf. Das Wort Qualität stört mich in diesem Zusammenhang. Ich frage mich aber was wird dem Mehl, das der Bäcker für seine anderen Backwaren benutzt, zugesetzt damit es immer gleich ist? Allein an den Werten kann es mMn nicht liegen.
Dieser Satz sagt mir auch das der Weizen, aus dem mein Brot gebacken wird, für Bäckereiketten nichts taugt weil die Maschinen, die das Brot herstellen, nicht ständig flexibel eingestellt werden können damit der Verbraucher sein immer gleich gut aufgegangenes Brot bekommt.
Das Mehl, was der Bäcker sonst bekommt, hat keine besonderen Zusatzstoffe, aber Getreidepartien ggf. verschiedener Qualitäten sind dort so gemischt dass immer der "Standard" für Brotweizen erreicht wird. Heuer hört man von allen Seiten dass die Rohproteinwerte der neuen Ernte sehr zu wünschen übrig lassen, kann also sein dass das Brot bei euch mal wieder nicht so schön aufgeht. So geht's unseren Kühen auch, die müssen fressen was da ist, wir haben leider keine Wahl... mal haben wir richtig gute Futterqualitäten, mal ist es nicht so berauschend. Klar versucht man das über die Mischung irgendwie auszugleichen aber das Grundmaterial ist eben so wie es das Jahr hergibt.

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4062

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 26. Jul 2022, 21:10

penelope hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:04
Oelkanne hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 18:12
Was passiert, wenn die Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht vor allem aus dem eigenen Land, sondern aus dem Import kommt, sieht man nun "schön" in Nordafrika:
Russland und die Ukraine liefern nicht (mehr).
Dort ist Speisegetreide Mangelware, es werden Wucherpreise aufgerufen und immer mehr Menschen könne sich nicht mehr genug Essen leisten.
Das ist schon recht zynisch. Der globale Norden flutet mit billigem subventionierten Getreide jahrelang die Märkte in den südlichen Ländern und treibt dort die lokalen Bauern in den Ruin. Wenn dann eine Krise kommt, und das erzeugte Getreide im eigenen Land behalten wird, entsteht die Not natürlich zuerst in den südlichen Ländern.

Der Export von landwirtschaftlichen Gütern aus dem globalen Norden in den globalen Süden ist die Ursache für die Probleme dort und keinesfalls die Lösung.
Das Ertragspotential der dortigen Standorte reicht bei weitem nicht aus um die dortige Bevölkerung zu ernähren.

Also gibt es zwei Lösungen:

1. Leute weg

2. Essen her

Lösung 1 ist mit Hungertoten, Flüchtlingen usw. nicht so die Lösung finde ich...

sybille
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4063

Beitrag von sybille » Di 26. Jul 2022, 21:31

Rohana, mir ist das egal ob das Brot schön aufgeht. Hauptsache es schneckt.
So geht's unseren Kühen auch, die müssen fressen was da ist, wir haben leider keine Wahl
Meine Schafen geht es dieses Jahr auch so. Ich füttere zwar Laub zu weil sie ansonsten gar nichts Frisches hätten aber zum Grasen ist eben kaum was da.
Und der Verbraucher verlangt immer die gleiche Menge in gleicher Qualität obwohl die Wetterbedingungen nicht stimmen aber Klimaschutz blahblah will er auch. Das paßt doch nicht.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4064

Beitrag von penelope » Di 26. Jul 2022, 21:49

@ Ölkanne:
Das ist von dir doch jetzt einfach in den Raum geschmissen und widersprich komplett dem Tenor der Studienlage zu dem Thema.

:roll:

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4065

Beitrag von Rohana » Di 26. Jul 2022, 21:52

Oelkanne hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:10
penelope hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:04
[...]Der Export von landwirtschaftlichen Gütern aus dem globalen Norden in den globalen Süden ist die Ursache für die Probleme dort und keinesfalls die Lösung.
Das Ertragspotential der dortigen Standorte reicht bei weitem nicht aus um die dortige Bevölkerung zu ernähren.

Also gibt es zwei Lösungen:

1. Leute weg

2. Essen her

Lösung 1 ist mit Hungertoten, Flüchtlingen usw. nicht so die Lösung finde ich...
Jein. Die Ursachen sind noch ein wenig vielschichtiger als nur dass das Ertragspotential der dortigen Standorte nicht reichen würde... was sicherlich auf einige Regionen zutrifft. In anderen Regionen herrscht Krieg oder zumindest kriegsähnliche Zustände, die Infrastruktur ist stark beschädigt, viele Menschen im arbeitsfähigen Alter sind auf der Flucht, zwangsrekrutiert oder tot. Wieder anderswo ist die Politik der grösste Hemmschuh, und nicht zuletzt haben einige Regionen in der letzten Zeit starke Dürren erfahren.
*diese* Probleme würden durch einen Import-Stopp von Nahrungsmitteln aus dem Norden kaum gelöst.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4066

Beitrag von penelope » Mi 27. Jul 2022, 07:04

https://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft ... ce=twitter

Hier mal eine gute Zusammenfassung, welche Strukturen Hunger im globalen Süden entstehen lassen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4067

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 27. Jul 2022, 08:03

Rohana hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:52
Oelkanne hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:10
penelope hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:04
[...]Der Export von landwirtschaftlichen Gütern aus dem globalen Norden in den globalen Süden ist die Ursache für die Probleme dort und keinesfalls die Lösung.
Das Ertragspotential der dortigen Standorte reicht bei weitem nicht aus um die dortige Bevölkerung zu ernähren.

Also gibt es zwei Lösungen:

1. Leute weg

2. Essen her

Lösung 1 ist mit Hungertoten, Flüchtlingen usw. nicht so die Lösung finde ich...
Jein. Die Ursachen sind noch ein wenig vielschichtiger als nur dass das Ertragspotential der dortigen Standorte nicht reichen würde... was sicherlich auf einige Regionen zutrifft. In anderen Regionen herrscht Krieg oder zumindest kriegsähnliche Zustände, die Infrastruktur ist stark beschädigt, viele Menschen im arbeitsfähigen Alter sind auf der Flucht, zwangsrekrutiert oder tot. Wieder anderswo ist die Politik der grösste Hemmschuh, und nicht zuletzt haben einige Regionen in der letzten Zeit starke Dürren erfahren.
*diese* Probleme würden durch einen Import-Stopp von Nahrungsmitteln aus dem Norden kaum gelöst.
Sicher war das stark verkürzt dargestellt,

aber alle von dir genannten Faktoren führen dazu, dass das eh schon geringe Ertragspotential nicht voll genutzt wird.

In Ägypten sind z.B. nur 4,5 % der Landesfläche landwirtschaftlich nutzbar: die Ufer des Nil.
Da wächst bei weitem nicht genug um die 102,3 Millionen Ägypter zu ernähren. Zudem kann man dort lukrative Exportgüter anbauen.
Warum sollte der Landwirt Getreide anbauen, wenn er auch mit der Produktion von Exportware mehr Geld verdienen kann?
Der Ägyptische Bauer hat am Ende des Jahres mehr Geld in der Tasche, wenn er Mangos und Datteln für Europa anbaut und europäischen Weizen für sein Brot kauft wie wenn er den Weizen selbst anbaut.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4068

Beitrag von penelope » Mi 27. Jul 2022, 09:11

Na immerhin schreibst du jetzt ein wenig direkter, was für dich der eigentliche Kern ist: die Maximierung privatwirtschaftlicher Gewinne.

Das ist grundsätzlich ok. Allerdings eben nur in dem Rahmen, in dem diese nicht auf Kosten anderer erzielt werden, was nun leider überall dort, wo im wesentlichen Naturgüter genutzt werden, ein Problem darstellt.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, in wie weit ein privates Gewinnstreben mit öffentlichen Geldern (also Agrarsubventionen) unterstützt werden darf. In dieser Frage einfach nur die eigenen Interessen zu vertreten, ist dann vielleicht nur mäßig sozial aber auch noch ok. Kritisch wird es, wenn man seine eigene Interessen dann mit Scheinargumenten und einer Rhetorik vorantrieben will, die ansonsten vorwiegend im rechtspopulistischen Umfeld genutzt wird.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4069

Beitrag von penelope » Mi 27. Jul 2022, 09:43

Von Scheinargumenten spreche ich z.B. deswegen:
4,5% der Landesfläche von Ägypten sind 45 045 Quadratkilometer. Wenn man zugrunde legt, dass seriösen Berechnungen zufolge durchschnittlich 2000 qm benötigt werden, um einen Menschen zu ernähren, kommt man drauf, dass das für knapp 90 Mio Menschen reichen müsste. Da das Nildelta überdurchschnittlich fruchtbar ist, sollte es zur Versorgung der Bevölkerung im Land reichen.

Nun verschlechtert sich die Versorgungslage in Ägypten jedoch dennoch. Gründe sind Verstädterung, Ausdehnung der Wüsten und der Dürren und der Anstieg des Meeresspiegels. Die beiden letzten Gründe hängen unmittelbar mit dem Klimawandel zusammen, der erste indirekt, da die Landflucht maßgeblich mit den sich verschlechternden Lebensbedingungen auf dem Land zu tun hat.

Es ist natürlich keine klimaschonende Landwirtschaft, wenn in Ägypten grüne Bohnen und Frühkartoffeln für den Export angebaut werden. Das Befeuert nur noch weiter den Klimawandel und verstärkt Abhängigkeitsstrukturen, die dann leider wieder zur Gewinnmaximierung an privater Stelle ausgenutzt werden.

Man löst Probleme nicht mit den gleichen Strukturen, durch die sie entstanden sind.

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Wohnort: in der teutonischen Zivilisation, aber fast nie dort....

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4070

Beitrag von strega » Mi 27. Jul 2022, 14:25

Rohana hat geschrieben:
Di 26. Jul 2022, 21:06
So geht's unseren Kühen auch, die müssen fressen was da ist, wir haben leider keine Wahl... mal haben wir richtig gute Futterqualitäten, mal ist es nicht so berauschend. Klar versucht man das über die Mischung irgendwie auszugleichen aber das Grundmaterial ist eben so wie es das Jahr hergibt.

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.
damit haben die Bauern und alle anderen seit Jahrtausenden gelebt. Das ist völlig natürlich. Es gibt nicht immer Fettlebe. Deswegen sind wir heutzutage oft so degeneriert, weil es ständig alles und noch viel mehr im totalen Rausch gibt.
Die Natur jedoch lebt in Rhythmen, wenns ein Jahr viel gibt, dann gibts nächstes Jahr weniger....
und das ist gut so.
Nur die heutige verblendete Wirtschaft, die ständig nur das maximale an Gewinn überall rausschinden will und über Leichen geht dafür, die denkt es müsse jedes Jahr alles wachsen steil nach oben.....
aber nur Krebs funktioniert so

das muss aufhören
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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