Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3941

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 19. Jul 2022, 18:52

strega hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 17:33
Oelkanne hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 13:15

Ja, "die paar kräuterli" machen ein Problem:
Guckst du PDF
in dem Link gehts doch ausschliesslich um maximalen Ertrag, oder überseh ich da was?

und in wieweit die ganzen Mittelchen noch im Getreide verbleiben und im Boden steht da auch nicht..... und was sie im Körper und im Boden anrichten eventuell

insofern sagt es mir nichts über die Qualität des so normgerecht traktierten Getreides und des ganzen Umfeldes
Ja, du übersiehst da was, von Maximalertrag ist auf den ganzen 14 Seiten nichts zu lesen.
Es geht um die wirtschaftliche Betrachtung, schließlich heißt es Landwirtschaft und nicht Landhobby.

Wir bauen im Betrieb rund 2.500 ha Weizen an. Überträgt man die Zahlen 1:1 würden uns ohne Unkrautbekämpfung jedes Jahr 887.500 € fehlen.
Nur beim Weizen.

Das Abbauverhalten, Rückstandsmengen und die Wirkung auf nicht-Zielorganismen sind Gegenstand der Zulassung.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3942

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 19. Jul 2022, 19:06

Tscharlie hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 18:22
Oh ich glaube ihr solltet euch mal wirklich mit Landwirtschaft beschäftigen.

Kaum ein Getreide wird heuer zur richtigen Zeit geerntet, da es viel zu trocken war, machen die lieben Feldfrüchte eine Notreife durch.
Damit ist der Ertrag geringer, der Landwirt hat das Problem: wartet er noch und es kommt Regen, dann fallen die viel zu schmächtigen Halme um und alles ist hin.

Ernstezeitpunkt am Tag.

Da es noch keinen Tau gibt, müßt mal morgens barfuß laufen dann merkt ihr das, kann Getreide parktisch im Moment den ganzen Tag und die Nacht geerntet werden.

Kommt der Tau, in 1-4 Wochen wird das soweit sein, dann muss der Landwirt morgens abwarten bis der Tau wieder weg ist, dann kann die Ernte solange laufen bis eben wieder Feuchtigkeit ins Korn kommt.

Jeder Prozentsatz Wasser im Korn der nicht da ist, ist bares Geld wert, da weniger getrocknet werden muss.

Da ist auch der Gund warum Silomais Tag und Nacht eingefahren wird, da ist der Feuchtigkeitsgehalt nicht so eng eingegrenzt. Bei Körnermais ist das schon wieder anders.

Gerne können mich Landwirte verbessern, denn ich bin acuh nur ein Interessierter.
Salopp gesagt, wird
In kleinen/Familien Betrieben tagsüber gedroschen weil man nachts schlafen muss.
Dazu kommt noch bei vielen die Viehhaltung die versorgt werden muss.

Großbetriebe dreschen dann wann es geht, sprich bei einer Kornfeuchte von unter 14,5 %. Und dann so lange bis entweder das Korn feuchter wird oder der Acker leer ist. Bei ausreichend dicker Personaldecke im 2 oder drei Schichtbetrieb.
So lassen sich die teuren Maschinen optimal auslasten.

Zu trocken darf das Getreide nicht sein: das kostet Gewicht!

Erntet man statt mit 14,5 % Feuchte nur mit 12,5 % Feuchte, so fehlen bei 9 t/ha auf jedem Hektar 180 kg Ertrag, bei den aktuellen Preisen sind das rund 60 €/ha oder bezogen auf unseren Betrieb 150.000 €.
Wenn wir also das Getreide nur ein bisschen zu trocken ernten verlieren wird den Gegenwert eines gut ausgestatteten Oberklasse Autos...

Zu Nass zieht der Landhandel rigoros ab (mehr angelieferte Wassermenge und evtl. Trocknungskosten)
Zuschläge für zu trockene Ware gibt es nicht.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3943

Beitrag von Eule » Di 19. Jul 2022, 19:38

nur mal so aus Neugier: wie oft und von wem werden denn die Messgeräte geeicht, mit denen die Feuchtigkeit im Getreide gemessen wird, und welche Messtoleranzen sind da zulässig?

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3944

Beitrag von Rohana » Di 19. Jul 2022, 19:58

Beim Landhandel müssen die bestimmt geeicht sein, für uns am Feld reichen Geräte die... ja gute Frage. Angezeigt wird mit einer Nachkommastelle. Bezahlt wird nach Probe die beim Landhandel genommen wird - unsere Ware geht nicht über'n Landhandel, für uns ist das nicht strikt geldwert-relevant sondern vor allem für die Lagerung (die Kühe interessierts nicht so wahnsinnig :aeh: ). Wann gedroschen wird richtet sich bei uns vor allem danach wann mein Mann Zeit hat. Heute hat er nachmittags doch nicht dreschen wollen, verständlich bei 32 Grad im Schatten und ohne Klimaanlage... :roll: Heute abend holen wir das Saatgut für's nächste Jahr.
Andere Betriebe lassen den Lohner kommen, der muss natürlich auch für die x Leute Zeit haben die y ha gemacht haben wollen, alle gleichzeitig ^^
Oelkanne hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 19:06
Zu Nass zieht der Landhandel rigoros ab (mehr angelieferte Wassermenge und evtl. Trocknungskosten)
Zuschläge für zu trockene Ware gibt es nicht.
Und deswegen hab ich überhaupt keinen Bock auf Landhandel. Fair sind die nur wenn's ihnen in den Kram passt :bang:


@Ölkanne, dein Link ist doch ohne Erklärungen bzw. Fachwissen kaum verständlich, darfst gern noch ein paar Takte dazu sagen. Persönlich finde ich sehr interessant wie wenig Mehrertrag Roggen durch (chem) Pflanzenschutz gewinnt und wie viel im Gegensatz dazu der Weizen...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3945

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 19. Jul 2022, 21:40

Eule hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 19:38
nur mal so aus Neugier: wie oft und von wem werden denn die Messgeräte geeicht, mit denen die Feuchtigkeit im Getreide gemessen wird, und welche Messtoleranzen sind da zulässig?
Geeicht werden müssen die, ich glaube ein mal im Jahr.
Toleranzen im Zuge der Eichung keine Ahnung, müsste man mal den Eichmensch fragen.

Auf Arbeit haben wir ein HE60, das regelmäßig auf die jeweilige Sorte Kalibriert wird. Die Feuchtemessung der Mähdrescher wird 4 mal täglich mit dem HE60 kalibriert.
Bei sehr sorgfältiger Arbeit und 4 Messungen je Probe kommen wir mit dem HE60 auf +/- 0,15%.
Schludert man aber sind's bis zu +/- 0,5 %, das ist dann Käse, da kann man gleich draufbeißen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3946

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 19. Jul 2022, 21:45

Rohana hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 19:58
@Ölkanne, dein Link ist doch ohne Erklärungen bzw. Fachwissen kaum verständlich, darfst gern noch ein paar Takte dazu sagen. Persönlich finde ich sehr interessant wie wenig Mehrertrag Roggen durch (chem) Pflanzenschutz gewinnt und wie viel im Gegensatz dazu der Weizen...
Ich finde den super anschaulich :rot:

Wo hakt es denn?

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3947

Beitrag von Ferry » Di 19. Jul 2022, 22:19

Der Landwirt hier drischt mit seinen eigen Leuten und Maschinen.
Manchmal fängt er eben echt erst nach dem dunkel werden an.
Ich kenne den Betrieb nicht so genau, aber die Tiere werden von anderen Leuten versorgt als der Acker ... sind halt mehrere Betriebszweige.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3948

Beitrag von Rohana » Di 19. Jul 2022, 22:21

Im Zweifelsfall musst du ihn selbst fragen :hmm:

Der Apostel aus Z-Saatgut (mit Roggen, gratis) ist schlichtweg a Katastrophe. Unter 4t/ha. Mal gucken ob der Winnetou mehr kann... :platt:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3949

Beitrag von Tscharlie » Mi 20. Jul 2022, 05:47

Oelkanne hat geschrieben:
Di 19. Jul 2022, 18:52


Ja, du übersiehst da was, von Maximalertrag ist auf den ganzen 14 Seiten nichts zu lesen.
Es geht um die wirtschaftliche Betrachtung, schließlich heißt es Landwirtschaft und nicht Landhobby.

Wir bauen im Betrieb rund 2.500 ha Weizen an. Überträgt man die Zahlen 1:1 würden uns ohne Unkrautbekämpfung jedes Jahr 887.500 € fehlen.
Nur beim Weizen.

Das Abbauverhalten, Rückstandsmengen und die Wirkung auf nicht-Zielorganismen sind Gegenstand der Zulassung.
Schon, aber im Biolandbau funktioniert es eben ohne chemische Unkrautbekämpfung.

Problem ist doch nur, dass die Mindererträge bezahlt werden müssen.

Ob man dann noch genug zur Ernährung hätte? Ja auf alle Fälle, wenn man weniger an Tiere verfüttern würde. Die würden als Kühe weniger Milch geben klar, auch das liese sich finanziell ausgleichen.

Übrigens Ausgleich über den Preis für die Landwirte, nicht über Subvention. Klar könnten sich dann HartzIVler das nicht mehr leisten, also sollen die um den Betrag höhere Unterstützung bekommen.

Wer das zahlt? Frag die die die (toll 3 x die :-)) Schäden der heutigen Landwirtschaft später tragen müssen.

Wir müssen endlich einsehen, dass dieses Leben aus Pump (nicht Geld, das ist nur ein Tauschmittel) nicht geht.

Kleine Rechnung: bei 2500 Ha Weizenanbau hat man eine Ernte von 18750 to Weizen, der Minderertrag (887.500 €) wäre also 47 € pro Tonne. Das heißt ein Kilogramm Weizen würde sich um 4 Cent verteuern.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3950

Beitrag von penelope » Mi 20. Jul 2022, 07:11

Tscharlie hat geschrieben:
Mi 20. Jul 2022, 05:47

Problem ist doch nur, dass die Mindererträge bezahlt werden müssen.
Genau das ist eben nicht das Problem.

Es ist natürlich sinnvoll, wenn sich ein Betrieb berechnet, was im optimalen Fall auf den eigenen Flächen möglich ist. Diese Zahl zu kennen, ist wichtig.

Es ist aber natürlich nicht automatisch Verlust, wenn man mal nicht das Optimum erreicht. Man erreicht vielleicht dann ein selbst gestecktes Ziel nicht, was aber einfach eine persönliche Sache ist. Wer unternehmerisch tätig ist, trägt eben immer ein Risiko.

Die Landwirtschaft ist ein Bereich von ganz besonderer Bedeutung und daher ist es grundsätzlich sinnvoll, dass es in besonders schlechten Jahren (staatlichen) Ausgleich gibt, um zu gewährleisten, dass die Betriebe auch im nächsten Jahr noch weiter machen können. Über die letzten Jahre/Jahrzehnte hat sich das sehr verselbständigt und es hat sich eine (von Ölkanne hier demonstrierte) total absurde Anspruchshaltung entwickelt, dass das berechnete Optimum das "normale" sei und man bei jeder Abweichung davon einen Anspruch auf einen Ausgleich hat. Das ist natürlich Quatsch, hat mit Marktwirtschaft dann nicht mehr das geringste zu tun und ist auch in keinem anderen Wirtschaftszweig denkbar (ok, vielleicht mit Einschränkungen noch in der deutschen Automobilindustrie - die ist ähnlich gut im klagen).

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