Erste Schafhaltung - Anfängerfragen

[Naturfee]

Guten Morgen,

ich habe VIELLEICHT die Möglichkeit ein Grundstück zu erwerben, wobei ich ca 1, 2 ha für Weidefläche planen möchte. Hier würde ich sehr gerne Schafe halten, bin jedoch absolute Anfängerin. Könntet ihr mir da weiterhelfen?

1) Ich dachte an 5-6 Schafe für diese Fläche und die Begrenzung mit einem verstellbarem Elektrozaun, sodass jeweils nur Teile abgeweidet werden.
Hätten die Schafe auf dieser Fläche ausreichend Platz? Wie viel frisst ein Schaf im Durchschnitt? Müsste ich hier noch Heu zukaufen?

2) Ich dachte an einen Offenstall von 10m2, habe jetzt jedoch gelesen, dass pro Tier 2m2 Minimum sind und es bräuchte ja innen auch Platz für zB Futter. Ich muss mich nun bei der Gemeinde erkundigen, ob ein Stall errichtet werden darf und weiß eben noch nicht, was hier sinnvoll wäre, auch wegen der Lagerung von Futter...
Ich denke einem Unterstand wird leider zugestimmt als einem Stall, kenne hier jedoch die Definitionen nicht genau und im Winter bräuchten sie ausreichend Schutz und auch das Futter muss trocken sein. Oder gibt es alternative Lagermöglichkeiten?

3) Wie viel Lagerfläche müsste ich für Heu und Futter einplanen?

4) Wasserbedarf: Es gibt dort weder Brunnen noch eine Wasserleitung. Ich dachte daran Wasser in so Kanister zu kaufen, sodass es nicht verunreinigt wird.
Ich weiß jedoch auch hier nicht..
A) welchen Bedarf die Tiere an der Wassermenge haben.
B) Wie lange das Wasser so dastehen darf, ohne dass es schlecht wird. Die Tiere brauchen ja frisches Wasser. Lichtgeschützt soll es aufgestellt werden, das weiß ich.
C) Ob es einen Anbieter (Maschinenring?) gibt, der das Wasser im Kanister liefern könnte.
D) Die Kosten

5) Welche sehr robuste Rasse würdet ihr denn einer Anfängerin zur Hobbyhaltung empfehlen? Die Schafe sollten eher zahm werden können.

6) Und nicht zuletzt, gibt es abgesehen vom Zeit- und Geldaufwand etwas, das ich bei der Planung keinesfalls vergessen darf?
Streuobstwiese ist in Planung, ich würde anfänglich in jedem Fall auch etwas zwecks Schatten auch auf der Weide aufstellen, da hier noch gar nichts ist.
Gibt es ein gutes Anfängerbuch?

Und falls es relevant ist: Ich lebe in Österreich!

Herzlichen Dank,
Naturfee

[Zacharias]

Hallo Naturfee,

1) Ich dachte an 5-6 Schafe für diese Fläche und die Begrenzung mit einem verstellbarem Elektrozaun, sodass jeweils nur Teile abgeweidet werden.
Hätten die Schafe auf dieser Fläche ausreichend Platz? Wie viel frisst ein Schaf im Durchschnitt? Müsste ich hier noch Heu zukaufen?

Kommt ein bisschen auf die Rasse an mit der Anzahl. Für 5 große Schafe könnte die Fläche vom Futterbedarf eng werden. Und dann kommt es auf euer Wetter an. Regnet es im Sommer noch genug, dass die Schafe den ganzen Sommer über genug Gras haben? Heu für den Winter musst du in jedem Fall zukaufen. Wenn du keine Lagerfläche dafür hast, sprich mal mit einem Bauern, ob er dir "trockene" Heulage machen kann. Die verdirbt dir nicht, wenn der Ballen mal angebrochen ist. Allerdings ist das Arbeit. Der Ballen muss nämlich nach jedem Abwickeln wieder so verpackt werden, dass keine Nässe, aber ordentlich Luft dran kommen.

2) Ich dachte an einen Offenstall von 10m2, habe jetzt jedoch gelesen, dass pro Tier 2m2 Minimum sind und es bräuchte ja innen auch Platz für zB Futter. Ich muss mich nun bei der Gemeinde erkundigen, ob ein Stall errichtet werden darf und weiß eben noch nicht, was hier sinnvoll wäre, auch wegen der Lagerung von Futter...
Ich denke einem Unterstand wird leider zugestimmt als einem Stall, kenne hier jedoch die Definitionen nicht genau und im Winter bräuchten sie ausreichend Schutz und auch das Futter muss trocken sein. Oder gibt es alternative Lagermöglichkeiten?

Auch einen Unterstand kannst du so errichten, dass du ein Abteil für Futter hast. Mein Unterstand in Deutschland sah so aus:

Heugitter.jpg (76.33 KiB) 12847 mal betrachtet

Ist jetzt kein optimales Bild, aber hinter dem Gitter ist ein Heutisch zum Fressen, dahinter Lagerfläche für Heu und Futter. Die Abtrennung ist eine Fressvorrichtung um die Tiere einzeln füttern zu können und der eigentliche Unterstand ist rechts wo das Bild aufhört. Auf dem Bild sind noch Ziegen zu sehen, ich hatte später aber Schafe auf der Fläche.

3) Wie viel Lagerfläche müsste ich für Heu und Futter einplanen?

Wenn du Heulage kaufst, im Prinzip keine, nur sollte die Heulage da gelagert werden, wo die Schafe nicht dran kommen. Kraftfutter - so nötig - wirst du ohne festes Gebäude gar nicht lagern können, denn es muss ja nicht nur trocken, sondern auch nagetiersicher aufbewahrt werden. Ggf. musst das das zu Hause lagern und portionsweise mitbringen.

4) Wasserbedarf: Es gibt dort weder Brunnen noch eine Wasserleitung. Ich dachte daran Wasser in so Kanister zu kaufen, sodass es nicht verunreinigt wird.
Ich weiß jedoch auch hier nicht..
A) welchen Bedarf die Tiere an der Wassermenge haben.
B) Wie lange das Wasser so dastehen darf, ohne dass es schlecht wird. Die Tiere brauchen ja frisches Wasser. Lichtgeschützt soll es aufgestellt werden, das weiß ich.
C) Ob es einen Anbieter (Maschinenring?) gibt, der das Wasser im Kanister liefern könnte.
D) Die Kosten

Ich hatte auch kein Wasser vor Ort und habe Wasser in 10L-Kanistern hin geschleppt. Das ist bei hohen Temperaturen und bei Frost schon eine Hausnummer. Wasser dort in großen Kanistern zu lagern empfiehlt sich nicht, weil das Wasser verkeimt. "Frisch" ist realtiv und sehr von den Temperaturen abhängig. Im Sommer muss man öfter wechseln, sonst saufen die die ganze Fliegenbrut mit. Im Winter dann weniger oft. Der Wasserbedarf hängt von mehreren Faktoren ab: Größe des Schafs, Futter (mit Heu brauchen sie recht viel, mit saftigen Gras so gut wie nichts), Laktation.

5) Welche sehr robuste Rasse würdet ihr denn einer Anfängerin zur Hobbyhaltung empfehlen? Die Schafe sollten eher zahm werden können.

Schafe sind von Natur aus eher scheu weil sie einen hohen Fluchtinstinkt haben und nicht gerne angefasst werden. Die einzigen Schafe, die von Haus aus zahm sind, sind Milchschafe. Achte beim Kauf darauf, dass der Besitzer sich mit ihnen beschäftigt hat, dann ist die Rasse so gut wie egal. Robust sind alle Schafe, die in Europa vorkommen. Die Frage ist natürlich auch, für welchen Zweck du die Schafe hältst.

6) Und nicht zuletzt, gibt es abgesehen vom Zeit- und Geldaufwand etwas, das ich bei der Planung keinesfalls vergessen darf?
Streuobstwiese ist in Planung, ich würde anfänglich in jedem Fall auch etwas zwecks Schatten auch auf der Weide aufstellen, da hier noch gar nichts ist.

Schatten ist für Schafe sehr relevant, zum Wiederkäuen legen sie sich immer in den Schatten. Wenn die Fläche keinen natürlichen Schatten hat, ist das eher suboptimal. Größere Schattenflächen zu erzeugen ist ja nicht so wirklich einfach. Schafe liegen einfach gerne unter Bäumen.

[osterheidi]

Das ist alles sehr schön erklärt. Ich würde noch bemerken wollen dass man die weidefläche immer wieder wechseln muß. Also nicht immer die gesamte fläche zur verfügung stellen. Auch dürfen flächen für schafe nicht zu nass sein. Schafe die länger im feuchten oder gar nassen stehen werden schnell krank an den klauen.
In deinem fall wäre es sicher gut wenn du dich mit schafhaltern aus der nähe vernetzt, denn dann kannst du immer mal jemand fragen oder dir z.b. Zeigen lassen wie man klauen pflegt etc.

[Zacharias]

Ich würde noch bemerken wollen dass man die weidefläche immer wieder wechseln muß.

Das hatte ich vorausgesetzt, weil Naturfee schrieb:

..., sodass jeweils nur Teile abgeweidet werden

[Dyrsian]

Ich würde noch anmerken wollen: Schau, ob du im Wolfsgebiet lebst. Je nachdem wie wolfsverseucht das Gebiet schon ist, kannst du es ohne aberwitzigen Aufwand oder HSH mit der Schafhaltung vergessen. Und für 5 Schafe lohnt der Aufwand nicht.
Dann würde ich es eher mit Pferden oder Rindern probieren, aber dafür ist die Fläche wahrscheinlich etwas klein.

[Naturfee]

Vielen Dank euch für eure ausführlichen Infos, ich habe sie mehrfach gelesen.
Wie finde ich denn heraus, ob es in eibem Gebiet Wölfe gibt. In Oberösterreich (Vöcklabruck) hätt ich davon noch nie etwas gehört und kann es mir nicht vorstellen.
Wie groß soll denn das Gebäude sein, damit ich es leichter genehmigt wird und wie ist der Unterschied zwischen Stall und Unterstand definiert?
Die Wiese ist etwas hanglagig, eher trocken und steinig. Also keine Gefahr, dass es zu nass ist, aber zufüttern würde ich wohl müssen und der Wasserbedarf ist auch eher hoch. Es gibt dort auch ca 700m2 Wald, die ggf Schatten spenden könnten, aber ich denke ja nicht, dass ich Schafe im Wald auch halten darf? Und auf der Fläche müssen definitiv noch weitere Svhattenspender her.
Ja, dass eine Weide geteilt werden soll, damit die Tiere gesund bleiben udn das Gras regelmäßiger angefressen wird, hab ich mehrfach gelesen und wollte ich auch zum Ausdruck bringen - aber danke! Besser doppelt ein Hinweis, als es wird etwas Wesentliches vergessen!!
Ich denke 10m2 Stall sollte in jedem Fall sein plus ca 5 m2 Lagerfläche. Brauch ich für etwaige Lämmer dann noch einen eigenen Bereich, damit sie mit der Mutter Ruhe haben?

[Zacharias]

Wegen Wölfen frag mal tierhaltende Bauern oder andere Nutztierhalter. Ich hätte auch nie gedacht, dass es in NRW mal Wölfe geben wird.
Zu den gesetzlichen Auflagen was Stall/Unterstand betrifft, fragst du am Besten auch Österreicher. Was für D gilt, muss ja nicht für Ö gelten.
Den Wald solltest du unbedingt mit einzäunen und zwar möglichst so, dass die Schafe ihn von jeder Fläche aus erreichen. Sie werden ihn lieben. Ich wüsste auch keinen Grund, warum es verboten sein sollte, denn Schafe machen den Wald ja nicht kaputt. Das Problem ist halt, Schatten lässt sich nicht in kurzer Zeit herstellen.
Für die Mutterschafe brauchst du aus meiner Sicht keine eigenen Bereiche, auch wenn das immer gerne empfohlen wird. In der Natur sondern sich die Tiere auch nur während der Geburt von der Herde ab. Ein Herdentier von den anderen wegzutrennen finde ich nicht artgerecht. Wenn eine Schafmama ihre Kleinen nicht versorgt hat sie meist einen Grund dafür, auch wenn man den nicht unbedingt sofort erkennt.
Eine kleine separate Box hat aber den Vorteil, dass man ein chemisch entwurmtes Tier separieren kann, damit es nicht den verseuchten Kot auf der ganzen Weide verteilt. Davon sterben nämlich die eh schon reduzierten Mistfliegen.

[emil17]

Wenn es Schafhalter in der Nähe gibt: Frage ob sie die Weide mal ein Jahr nutzen wollen; als Gegenleistung darfst du ihnen dabei helfen und ihnen ein Loch in den Bauch fragen.
Wenn es nicht ein Schafhalter der Sorte ist, wo jedes Wort einzeln kostet, wirst du all deine Fragen praxis-und situationsbezogen beantwortet bekommen.
Eine der wichtigen Fragen hast du gar noch nicht alle gestellt: Wie baue ich den Zaun so, dass sie auch tatsächlich drinnen bleiben?
Ich bin zur Zeit passiver Schafhalter: Die Tiere sind auf meiner Obstwiese und ich zäune ein, wo sie nicht hin sollen - aber das ist ziemlich aufwendig und wenn die auf einer schon ziemlich abgefressenen Weide saftiges Gras auf der anderen Seite sehen, wollen die sehr heftig durch den Zaun. Es ist jedenfalls viel aufwendiger als Rinder oder Pferde einzuzäunen.

img_3486.jpg (211.72 KiB) 12737 mal betrachtet

Hier kam ich noch grade rechtzeitig, das war kurz vorher ein mit 4 Pfählen und Schafgitterdraht geschützter frisch gepflanzter Kirschbaum. Das Tier hat offenbar den Kopf durch eine Zaunmasche gewürgt (warum?), konnte nicht mehr zurück, rannte dann wohl wild im Kreis und hätte sich bald stranguliert (man sieht den aufgewickelten Zaundraht um den Hals).
Wenn der Zaun nicht dicht ist, wirst du öfter als dir lieb ist die Viecher suchen und dann wieder zurücktreiben dürfen.

Winter: Je nach Klima könnte es zielführend sein, die Schafe nicht selbst zu überwintern, sondern bei jemandem in Pflege zu geben - spart x-beliebig viel Aufwand.
Stall/Unterstand: Als Nicht-Erwerbslandwirtin dürfte es schwierig sein, sowas genehmigt zu bekommen.
Wasser: Wenn irgend möglich, mit einen Schlauch von irgend einem Bach Wasser zuführen; eine Betonrinne als Tränke und den Überlauf ausserhalb des Parks verlaufen lassen, sonst Sumpf. Das Prinzip mit Badewanne als Tränke und Ventil mit Schwimmer geht zwar auch (das kann man sich aus einem alten Klospülkasten bauen, ist ja vom Prinzip her das selbe), nur wird im Sommer stehendes Wasser sehr rasch grün oder faul und es wird sich eine sehr erfolgreiche Stechmückenkultur einstellen.
Eine oft gesehene Lösung, wenn man ein Auto und Zufahrt hat, ist es, eine IBC-Palette auf einen alten Hänger zu packen und den als Weidetränke umzubauen.

[Zacharias]

Der IBC-Container wird aber auch sehr schnell grün und faul. Bei 5 Schafen dauert es ja, bis der leer ist, ergo wenig Bewegung im Wasser.

[emil17]

Der IBC-Container wird aber auch sehr schnell grün und faul. Bei 5 Schafen dauert es ja, bis der leer ist, ergo wenig Bewegung im Wasser.

Er müsste wenigstens im Schatten stehen ... Ob Einpacken mit Plane hilft? Besser sind Tränkeanhänger, da ist der Tank lichtunduchlässig.