Altbausanierung mit Lehm

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emil17
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#31

Beitrag von emil17 » So 17. Jul 2011, 10:38

Dein Heissluft-Engagement in Ehren, aber ich habe da meine Zweifel ...
berti071 hat geschrieben:Wirklich Wichtig war mir aber die Kerntemperatur der Holzbalken.
Nach etw 4,5 h habe ich mir meinen Akkuschrauber und einen langen 6mm Bohrer geschnappt und habe den dicksten Holzbalken mittig angebohrt, selbstmurmelnd bis zur Mitte bzw, ein Tick tiefer.
(...) habe ich mein Meßgerät mit Temperaturfühler aus dem Kühlschrank geholt und bin damit wieder Hoch. Sonde in das Loch und zugehalten....
Die Temperatur hatte sich bei etwa 62°C eingependelt...., Cool.
Ich glaube nicht, dass das die Kerntemperatur war.
Schon mal ein Loch in einen kalten Balken gebohrt, den Bohrer rausgezogen und vorne angefasst? Wegen der geringen Wärmeleitfähigkeit von trockenem Holz kann man das nicht so messen, sondern braucht Erfahrungswerte (wieviele Stunden muss man welche Temperatur halten, um in Balken gegebener Dicke eine gegebene Kerntemperatur zu erreichen)
Die geringe Wärmeleitfähigkeit quer zur Faser ist der Grund für die oft überraschend hohe Brandfestigeit von Balkenkonstruktionen mit grossen tragenden Querschnitten und für die angenehme Heizbarkeit von Blockhäusern.
berti071 hat geschrieben:In Etwa 90l Diesel und 3 Gasflaschen Propan sind auf jeden Fall draufgegangen und die Stromrechnung..., naja.
Kein Kommentar
berti071 hat geschrieben:Hochdruckinjektion (...)
So eine Pumpe macht bis 250bar und drückt bis zu 6l Flüssigkeit/min weg.
Injektionsverfahren funktionieren in der Werbung, in der Praxis nicht.
Das Problem ist die Leitfähigkeit des Holzes für Flüssigkeit. Ein Balken ist kein Schwamm! Die Leitfähigkeit ist quer zum Holz fast Null (deswegen funktionieren Fässer als Flüssigkeitsbehälter), d.h. du füllst nur die Holzgefässe, welche Du mit der Injektionskanüle zufällig getroffen hast. Zudem sind bei vielen Baumarten die Gefässe des Kernholzes mit Gerbstoffen und anderem Zeug verfüllt, damit Pilze sich nicht leicht in Faserrichtung ausbreiten können. Selbst wenn du den ganzen Balkenquerschnitt erwischst (wie soll das gehen? bei einem 10 x 14er Kantholz und 250 bar Arbeitsdruck wären das 250 kg/cm2 * 14cm * 10 cm = 35 t Kraft, mit welchem der Druckschlauch am Balkenkopf angeschlossen werden muss, damit er nicht abspringt ... ) müsstest Du damit rechnen, dass die meisten Fasern nicht durchgehend sind und nach 2 oder 3 m Balkenlänge nicht mehr viel ankommt, weil viele Fasern nicht über die ganze Balkenlänge durchlaufen, da sie in der Sägerei durchtrennt werden.
Es würde mit ausgasenden Holzschutzmitteln funktionieren, weil die auch die nicht gefüllten Teile des Holzes beeinflussen (== vergiften), aber solche Mittel willst Du im Wohnbereich nicht wollen - sie sind dafür auch schon lange nicht mehr zugelassen.
Deshalb macht man es technisch umgekehrt, im Kesseldruckimprägnierverfahren - aber das dazu nötige "Kleingerät" kriegste Bei ebay nicht und ausserdem muss man das Holz dazu demontieren.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

berti071

Re: Altbausanierung mit Lehm

#32

Beitrag von berti071 » So 17. Jul 2011, 12:14

Moin emil17

Ich hatte mich vorher ein bischen belesen, folgende Angaben sind aus dem Gedächtnis von Daten die ich vor 2 Jahren sammelte, also ohne Gewähr ;-)

Die Profis hausen Deinen Dachstuhl ein und kommen mit einem kleinen HKW auf einem Anhänger. Das macht um und bei 70°C und pustet Unmengen heiße Luft in Deinen Dachstuhl. Das ganze lassen sie etwa 3h laufen, je nach Gegebenheit des Dachstuhls, Verbau, Isolierung etc.

Die Jungs haben eine ganz andere Ausrüstung an Wärmesensoren und auch Meßgeräte für Kerntemperatur in Holz.

Ich habe mir gedacht das die Verdopplung der Zeit, bei einem komplett offenen Dachstuhl ausreichend sein "könnte", meine Kernmessung war natürlich auch nur ein Provisorium, den Sensor vorher im Kühlschrank aufbewahren ein Versuch die "Echte" Kerntemperatur zu Messen und nicht die Lufttemperatur auf dem Weg zum Loch, meine Thermometer waren Müll (hinterher sowieso).

Aber ich bin mir Sicher das ich die 50°C + (52°- 56°C?) über ein paar Stunden gehalten und somit alle Eiweiße "gekocht" habe.
Auch die Tatsache das keine Viecher mehr das Holz anbohren, seit 1,5 Jahren!, ist doch ein Erfolg?!

Die Kosten vom Diesel waren 1,16€ den Liter (heul) (für 60KVA Aggregat und zwei Heizlüfter aus dem PartyZeltbereich), die Stromkosten sind in der Jahresrechnung verschwunden...

Eine professionelle Heißluftbehandlung 3- 5 K€? Auch ohne Garantie und nur eine Nachbesserung.


Hochdruckinjektionen mache ich öfter Beruflich. Ich spritze PU- Materialien in Bauwerke die Wasserdicht werden sollen. Aber das geht dann in Mauerwerke oder losen Boden. Mit Holz habe ich da garkeine Erfahrung! (meine aber in Prospekten etwas davon gesehen zu haben, vielleicht aber auch nur zur Stabilisierung mit PU- Material??)
Aber die Technik wollte ich mal Vorstellen, vielleicht hätte man sie ja nutzen können.....
(Sieht, nach Deiner Erklärung, aber nicht so aus ;) )

lg
Nils

Edit:
Beim Lesen nochmal aufgefallen...
Die Profis Blasen die Luft von Außen in den Dachstuhl, dabei wird wohl auch ein gewisser Überdruck geschaffen!! Den hatte ich definitiv NICHT!
Aber das ist mir auch Gleich, ich habe keine Viecher mehr.... :lol:

berti071

Re: Altbausanierung mit Lehm

#33

Beitrag von berti071 » So 17. Jul 2011, 12:31

emil17 hat geschrieben: Deshalb macht man es technisch umgekehrt, im Kesseldruckimprägnierverfahren - aber das dazu nötige "Kleingerät" kriegste Bei ebay nicht und ausserdem muss man das Holz dazu demontieren.

Nochmal ich...

Wenn die Demontage nicht wäre.... :holy:

Ich habe mir mal so eine Anlage in "Klein" gebaut. :bang:

Von unserem Örtlichen Stadtwerkeverband hatte ich ein 300er Druckrohr geerbt, 4m Lang mit Flanschen an den Enden. Zul. Betr.P. waren etwa 20bar.
Deckel drauf und Anschlüße aus der Hydraulik reingepfriemelt.

Ich habe damit einige Selbstbauten (Tauchen) auf Druckfestigkeit bzw Wasserdichte getestet. Mit Wasser geflutet und (SCHANDE! Nicht Nachmachen!! :bang: ) dann mit Pressluft auf 10bar gedrückt. Macht man so eigentlich NICHT. Man kann ein sich ein Gerät zum Abdrücken von Wasserleitungen beim Klempner leihen und die Druckröhre damit auf Druck bringen!!! (Dauert nur Länger)

Ich war Jung und brauchte den Kick :mrgreen:

Aber bei Kesseldruckimpregnierungen spielt auch Temperatur eine Frage??

lg

Nils

berti071

Re: Altbausanierung mit Lehm

#34

Beitrag von berti071 » Mo 18. Jul 2011, 16:52

btw. Zurück zum Threadthema ;-)

>>Frauchen fährt leider erst Morgen in die Bibliothek<<

Zum Lehmbau habe ich auch noch eine spezielle Frage:

Wie Sinnvoll ist das Nutzen von käuflichem Lehm?
Es ist ein alter Baustoff und in jeder älteren Topografiekarte sind Lehm-, Sand-, und Mergelgruben verzeichnet und ich dachte mir..., mit nem Kasten Bier zum Besitzer des Grundstückes.... :engel:

Oder ich fahre mal ans Steilufer meiner ehemaligen Heimat :lol:

Und noch einen:

Helga hat mich ja mit einem Link zu Lehm und Reet versorgt, sehr Interessant!

Aber Reet....? Ich lese im Zusammenhang immer was von Stroh, was wäre besser? Stroh als Monierung ist Klar, aber wie sieht es mit kompletter Dämmung aus? Reet hat ja den Vorteil das es irgend ne Säure (?) beinhaltet die das Gammeln verhindert!!??

Mir gefällt Lehm als Baustoff (für Innen) immer besser! Und wenn man jetzt auch noch "nur" Stroh nehmen könnte....

lg

Nils

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Wayan
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#35

Beitrag von Wayan » Mo 18. Jul 2011, 17:36

Hallo Berti,

Lehm zu kaufen ist überflüssig. Höchstens, wenn man einen schicken Lehmofen makellos verputzen möchte d.h. kleine Menge.

Lehm gibt es in der Natur: In der Nähe vieler Orte (Pferdefuhrwerkentfernung) gab es Lehmkuhlen (Sandkuhlen auch), wo sich die Leute versorgten. Zum Teil heute noch verfügbar, wenn man herausbekommt wo.

Bei vielen Altbausanierungen fällt Lehm an (Ziegel, Putz oder Strohlehmwickel). Den kann man nach Güte sortieren und einsumpfen - den schlechteren als Unterputz, den besseren sichtbar.
Manch einer kann den Baustoff nicht schätzen und will ihn entsorgen, wird sozusagen frei Haus geliefert :) Also bei Altbausanierungen mal genauer hinschauen...

Ich hatte mir mal, als ich es noch nicht besser wußte einen Kubikmeter Claytec-Lehm kommen lassen. Hübsch verpackt, teuer und nicht gerade gute Qualität (viel humusähnlicher "Dreck" dabei). Was später bei der Sanierung im Haus anfiel war viel sortenreiner und wir konnten mir Sand und Strohhäcksel genau die richtige Mischung für die entsprechende Anwendung machen...

W.
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#36

Beitrag von zaches » Mo 18. Jul 2011, 18:07

Zur Preisorientierung kann man sich mal folgende Preisliste angucken. So als Richtlinie.

Den Baulehm, erdfeucht im BigPac, den wir von claytec für das Schulprojekt gespendet bekommen haben, war sehr sauber, sehr gleichmäßig und einfach wunderbar zu verarbeiten. Der vorteil war auch, daß die Kinder in der Wanne barfuss stampfen konnten, ohne, daß wir mit Pflaster, Klammern und ähnlichem die Schnittwunden von evtl Steinen etc behandeln mussten. Das war allerdings nicht der Grund, warum wir überhaupt den Lehm hatten kommen lassen, sondern einfach von dem Gedanken her, daß ich keine Zeit und Kraft mehr hatte, den Lehm irgendwo selbst wegzuschaufeln, in den Hänger, ausm Hänger, unverbrauchten wieder in den Hänger..... etc etc. :ua:

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

berti071

Re: Altbausanierung mit Lehm

#37

Beitrag von berti071 » Mo 18. Jul 2011, 20:22

@wayan

Das ist die Antwort die ich lesen wollte, vielen Dank!!

Um herauszufinden wo in der Nähe solche Gruben sind hier ein Tip als Dankeschön ;-)

Die Uni Greifswald hat Topokarten im Maßstab 1: 25.000 von ganz Deutschland aus den Jahren um 1870 bis 1940 veröffentlicht.

Hier mal der direkte Link auf die Karte meines zukünftigen Refugiums:

http://greif.uni-greifswald.de/geogreif ... 9Kopie.jpg

In der Vergrößerung kann man Gut erkennen das einige Stellen mit Lgr, Sgr und Mgr gekennzeichnet sind...., Lehmgrube, Sandgrube, Mergelgrube :mrgreen: Besser kann man es doch nicht haben, smile. ZGL ist übrigens eine Ziegelei....und meist in der Nähe zu finden.

Hier mal der Link zu den Karten:
http://greif.uni-greifswald.de/geogreif ... m=&paged=5

Ich hoffe er Funktioniert so Lang?

Links sind die Übersichtskarten in Norddeutschland und Süddeutschland getrennt, einmal Öffnen, Vergrößern und sich seinen Ort suchen, die Nummer des Blattes merken (2436) und "Zurück" im Browser gehen. Im oberen Fenster sind Zahlen von 1- 60?? Die ersten beiden Zahlen der Blattnummer anklicken (hier die 24).

Dann erscheinen die einzelnen Orte, leider nach Alphabet und nicht nach Nummer sortiert.

Die Karten kann man abspeichern, leider sind sie von der Auflösung zu Klein zum Drucken, aber am Monitor sehen sie Original aus!


@zaches

Nur einen Big- Pack, oder Zwei würde ich auch kaufen.
Danke für die "Hausnummer"!

Aber ich bin echt am Überlegen ne Menge mehr damit (Lehm) zu machen und auch Öfter. Wenn ich den Lehm hier selber aus dem Acker graben kann, dann stehen einigen Projekten keine Steine mehr im Weg (mineralogisch). Die Mehrarbeit stört mich nicht, es wäre der "Castaway- Effekt"!
(Ich habe Feuer gemacht!!!!) :lol:

lg

Nils

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#38

Beitrag von Little Joe » Mo 18. Jul 2011, 21:06

Wayan hat geschrieben:Ich hatte mir mal, als ich es noch nicht besser wußte einen Kubikmeter Claytec-Lehm kommen lassen. Hübsch verpackt, teuer und nicht gerade gute Qualität (viel humusähnlicher "Dreck" dabei). Was später bei der Sanierung im Haus anfiel war viel sortenreiner und wir konnten mir Sand und Strohhäcksel genau die richtige Mischung für die entsprechende Anwendung machen...
... versteh ich nicht, ich hab bisher alle Wände mit Claytec Lehm gemacht und fand das Zeug super von der Qualität. Ausserdem nehmen die jede Lieferung zurück, wenn was nicht in Ordnung ist.

Als ich angefangen hab mit der Renovierung, hab ich auch Lehm rangekarrt, eingesumpft durchgesiebt mit Sand und Strohhäcksel vermischt :ohoh: ums kurz zu machen, ich würds nicht wieder tun. Is eher was für Leute die Unmengen an Zeit haben. Das mit dem recykling Lehm funktioniert aber wunderbar, leider wissen das mittlerweile auch andere, und umsonst bekommt mans auch nicht mehr. Wers mal testen will und kein Strohhäcksel hat, Hanfeinstreu für Pferde geht auch super.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#39

Beitrag von Little Joe » Mo 18. Jul 2011, 21:08

Lehm 023.jpg
Lehm 023.jpg (1.16 MiB) 972 mal betrachtet
das ist Clatec Lehm mit Lehmfarbe vom Lehmdiscount
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#40

Beitrag von emil17 » Di 19. Jul 2011, 06:25

Little Joe hat geschrieben: (Lehm selber zubereiten) ich würds nicht wieder tun. Is eher was für Leute die Unmengen an Zeit haben.
Das gleiche Argument könnte man auch für hundert andere Dinge wie den Selbstanbau von Karotten und so weiter einwenden, die eigentlich viel Spass machen.
Wenn man in einer lehmreichen Gegend wohnt, gibt es keinen Grund, das nicht selbst zu tun.
Am einfachsten bekommt man Lehm aus Baugruben (die oberste durchwurzelte Schicht sollte man ja nicht verwenden); das Zeug wird meistens sowieso auf Kosten des Bauherrn abgeführt.
Ich habe jedenfalls mal selbst Lehmputz gemacht, mit Sägespänen als Zuschlag, und es ist eine meiner angenehmsten Bauerfahrungen gewesen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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