Wölfe

Benutzer 146 gelöscht

Re: Wölfe

#1021

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 2. Okt 2018, 08:56

Weil es hier ja angeblich die Möglichkeit gibt, seine Gedanken einzubringen, ohne sich an der Diskussion zu beteiligen ;) , werde ich das hiermit ebenfalls tun:
Etwas weiter vorne ist vom Wolf als "gefährliches Raubtier" die Rede.
Dass Wölfe auch für den Menschen gefährlich werden können, unter bestimmten Rahmenbedingungen, bezweifelt wohl Niemand, und evl. ist hier im Hintergrund ja auch eine archaische Urangst im Spiel, die dieser Tatsache geschuldet ist.
Auf jeden Fall wird hier aber von Manchen massiv mit Ängsten vor eher unwahrscheinlichen Szenarien gearbeitet (z.B. das Video eines einzelnen Wolfes in 50m Entfernung, vor dem sich ein Fahrradfahrer auf einen Schlepper in Sicherheit bringen zu müssen glaubt, - da ist jeder verzogene Kampfhund gefährlicher :roll: ) und das hat mit dem Begriff "Raubtier" zu tun. "Raubtiere" sind ein Ordnungsbegriff der Zoologie, aber wen oder was "berauben" sie eigentlich, und wovon?
Ich vermute, der Begriff stammt aus der Konkurrenzsituation zu einem anderen fleischfressenden Säuger, dem es die Beute "raubt", dem Menschen...
Ist es nicht vorstellbar, dass es weniger die Sorge um um Gesundheit und Leben, als die "Jagdhoheit" ist, um die es hier in Wahrheit geht? :hmm:
(es geht um die intuitiven Vorbehalte von objektiv Nicht-Betroffenen gegenüber dem Wolf , nicht um die Probleme von Weidetier-Haltern! Solidaritätsgefühle gegenüber anderweitig von Umwelteinflüssen Geschädigten, finden eher selten einen so medienwirksamen Niederschlag)

viktualia

Re: Wölfe

#1022

Beitrag von viktualia » Di 2. Okt 2018, 09:18

Oh, schönes Stichwort:
JagdHOHEIT.
Tja, Schwurbelmodus an: wo haben wir denn gütige Hoheiten, vernünftige Hoheiten, verantwortungsbewusste Hoheiten?
Nix haben wir, Feindbilder und "Demokratie" haben wir. Und "Erfahrungen".
Schwurbelmodus aus.

Mmh, sorry, kurz Psychomodus an:
"es gibt keine Nicht-Kommunikation".

Und darum ist das >nicht-bejagen< ein Signal,
was unsere Hoheiten, Verzeihung, demokratisch gewählten Volksvertreter,
leider nicht auf dem Radar haben.
Wir haben ja untereinander auch nicht grade funktionierende Kommunikationsstrukturen.
"Teile und herrsche", viel weiter sind wir da noch nicht gekommen.

Individuelle Lösungen und "Feinabstimmung" könnten ja Schule machen, aber ob das wohl gewünscht ist?
(Von mir schon...)
Aber die "Waidmännischen Traditionen" sind nicht wirklich auf "Basisdemokratie" geeicht.

Rati
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Re: Wölfe

#1023

Beitrag von Rati » Di 2. Okt 2018, 10:50

Moin,

erst mal Danke an viktualia und frodo fürs erklären und relativieren.

Hallo Edermüller und alle die sich über meine Beispiele zur verdeutlichung eines Prinzipes empören.
Leider bin ich anscheinend rethorisch nicht gut genug um emotional aufgeladenen Menschen mal auf Ursachenforschung von Ereignissen zu lenken.

Es ging um Sündenböcke, um das unsinnige Beschäftigen mit Symtomen, statt Ursachensuche, ja es ging um Feindbilder die mensch schafft um ein sündenbockgeeignetets Lebewesen zu einem Unterwesen zu machen, das sich dann leicht eliminieren lässt.

Und natürlich habe ich dafür Beispiele aus unserer räumlichen und historischen Umgebung genommen. Weil wir dort mit genau diesem Sündenbockmist lang und intensiv und jetzt auch wieder aktuell beschäftigt waren und sind.

Wenn du lieber Edermüller jetzt meinst das ich in einem Wolfsthema versuchen würde anderen mit der Nazikeule zu kommen, zeigt mir das nur wie stark da schon die emotionalen roten Schleier vors Blickfeld gezogen wurden.
Die Wolfsrisse sind nicht die Ursache, es ist die Situation der Viehhalter (so wie es damals in den gelbsternzeiten Deutschlands die Situatuon der Bevölkerung war und nicht die Existenz der Juden), ihr Stand im Bewustsein der Bevölkerung, ihr Alleingelassenwerden.
Denk halt mal darüber nach was Ursachen sein könnten, (es gibt da auch einen recht berümten i -net Vortrag eines Schäfers... Jochen oder Jürgen oder so, lässt sich googlen)
Ich sehe mal nur auf das Thema Wolf bezogen folgende.:
1. was Manfred ja schon erwähnte: Wirtschaftlichkeit,
1. zu langsame und zu unkomunikative Reaktion der verantwortlichen Behörden ( siehe aktuell Schermbeck nrw)
1.zu wenig Bereitschaft der menschen an einem Strang zu ziehen, Brücken zu schlagen statt Mauern zu bauen.
und da gibt es noch mehr, und zwar alle unter erstens.

Nur, wenn du das Risiko eingehst dich mit diesen Ursachen zu beschäftigen kommst du automatisch zu verdammt tiefgreifenden nötigen Veränderungen was natürlich aus Sicht eines einzelnen Menschen absolut unbrauchbar für seine Situation schein.
Weshalb er sich halt lieber einen Sündenbock sucht um Symtome nierdezuknüppeln.

Thomas/V hat da auch mal ne gute Methapher gebracht.
sinngemäß so:

Ein Mann wohnt an einem Fluss und eines Tages treibt ein Neugeborenes im Wasser. Er rettet es und nimmte s auf.
Doch am nächsten Tag treibt wieder eins im Fluss und am nächsten und danach an jedem.
Der Mann kann nun jeden Tag die Babys retten und versuchen sie am Leben zu erhalten (Symtom).
Oder aber er lässt sie treiben - sterben- und macht sich auf den Weg herauszufinden wo sie herkommen (Ursache).

Grüße Rati
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Re: Wölfe

#1024

Beitrag von kraut_ruebe » Di 2. Okt 2018, 11:32

nu ja. was hilft mir das schon gross, dass ich weiss wo babies und wölfe herkommen, wenn ich meine schafe nicht gerissen haben und deren recht zu leben nicht beschnitten haben will.

junge schafe sind superniedlich, werden aber dennoch geschlachtet und als lammkotlett sind sie höchst willkommen. rehe sind wunderbar elegante geschöpfe, im gulasch sieht man nix mehr davon. wenn die wildschweine alle wiesen aufackern, stehen sie kurz danach auf der abschussliste. wenn ein fuchs sich über die hinterhofhühner hermacht, wird er dem örtlichen jäger zur beseitigung anvertraut. als es mit problembär bruno zu bunt wurde, ging auch dieses seltene und durchaus bewundernswerte wesen letztendlich gewaltsam den weg alles irdischen. so funktioniert unsere gesellschaft bislang.

wozu man den wolf als ausnahme erklären muss, ihn fast wie ein güldenes einhorn betrachtet und metaphern und pseudogeländewagenmütter welche kinder überfahren (oder was auch immer das bizzare beispiel da vorher war) auspacken muss, leuchtet mir nicht ein.

man kann immer über eine neuordnung der gesellschaft diskutieren, fragwürdige praktiken rund um tiere und natur gibt es zuhauf. aber genau da, wos nicht grad ungefährlich ist, anzusetzten und einem wolf eine höhere daseinsberechtigung als sonstnem lebewesen zuzusprechen, wird bei betroffenen nicht auf verständnis stossen und zuallererst die vermutung hervorrufen, dass der wunsch aus nem sicheren winkel kommt, von wo aus sichs leicht redet.
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Re: Wölfe

#1025

Beitrag von Rati » Di 2. Okt 2018, 11:45

kraut_ruebe hat geschrieben:...wozu man den wolf als ausnahme erklären muss, ihn fast wie ein güldenes einhorn betrachtet und metaphern und pseudogeländewagenmütter welche kinder überfahren (oder was auch immer das bizzare beispiel da vorher war) auspacken muss, leuchtet mir nicht ein..
kraut, lies doch bitte noch mal meine Beiträge der letzten 5 Seiten, kein einziges mal habe ich den Wolf zu einer Besonderheit erklärt, ihn zum Kuscheltier gemacht oder gefordert das er absoluten Schutz geniessen soll.
Leider wird das nun mal immer wieder gern ausgeblendet, denn wenn erst ein mal ein Feindbild etabliert wird, dann wird nicht nur der Sündenbock zum Opfer gemach sondern auch jeder der versucht objektiv an die Problematik heranzugehen gleich mit zum- Achtung Metapher! - Volksverräter erklärt.

PS: hier der von mir im Vorbeitrag erwähnte Vortrag des Schäfers, der übrigens Johannes und nicht Jürgen heist.:
https://www.youtube.com/watch?v=PWq9lvL6gV0

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Re: Wölfe

#1026

Beitrag von kraut_ruebe » Di 2. Okt 2018, 13:47

rati, ich habe die letzten seiten gelesen, bzw. so überflogen, wie es die meisten leser wohl machen.

hängen geblieben ist: wölfe sind nicht gefährlicher als/so gefährlich wie SUVs vor schulen, menschen sind überall auf der welt kritikwürdig, jäger sowieso und bäh, nazidiskussion, bloss nicht dran anstreifen.

mein fazit: viel gerede, nix brauchbares für schafhalter. meine schlussfolgerung: nicht diskutieren, es bringt sichtlich nix. also abschuss.
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Wölfe

#1027

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 2. Okt 2018, 14:47

Rati hat geschrieben:PS: hier der von mir im Vorbeitrag erwähnte Vortrag des Schäfers, der übrigens Johannes und nicht Jürgen heist.:
https://www.youtube.com/watch?v=PWq9lvL6gV0

Grüße Rati
danke für das Video!!
sehr lehrreich .....

Ich hoffe, er kann sich durchsetzen! :daumen:

(nur leider hab ich statt "Herdenschutzmaßnahmen" glatt "Herrenschutzmaßnahmen" verstanden :pft: )

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Re: Wölfe

#1028

Beitrag von Buchkammer » Di 2. Okt 2018, 16:57

Eine Metapher habe ich auch noch in petto:

So lange die Lämmer schweigen und die Schafe weiter schlafen, werden nur die Hirten wissen, dass der Wolf längst sein Fell verloren hat und nackt dasteht.

Wer es genauer wissen will, sucht bei youtube nach den Begriffen im Gespräch Mausfeld Lämmer und sieht sich das 98 Minuten Video an. :engel:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Wölfe

#1029

Beitrag von Rati » Mi 3. Okt 2018, 09:43

kraut_ruebe hat geschrieben:rati, ich habe die letzten seiten gelesen, bzw. so überflogen, wie es die meisten leser wohl machen.

hängen geblieben ist: wölfe sind nicht gefährlicher als/so gefährlich wie SUVs vor schulen, menschen sind überall auf der welt kritikwürdig, jäger sowieso und bäh, nazidiskussion, bloss nicht dran anstreifen.

mein fazit: viel gerede, nix brauchbares für schafhalter. meine schlussfolgerung: nicht diskutieren, es bringt sichtlich nix. also abschuss.
:lol: danke schön kraut, mit dieser Zusammenfassung hast du wunderschön demonstriert was das eigentliche Dilema ist.
Wie leicht es sich der mensch macht zu urteilen wenn eine Sache ihm zu groß wird. Genau so läuft das bei vielem.
Reduktion auf leicht verständliche Schlagwörter, immer so ausgerichtet das sie die eigene Meinung stützen und alles andere verteufeln bzw gegen den anderen verwendbar machen. Nachdenken? Selbstreflektieren?
Blos nicht! Alles viel zu anstrengend, zu aufwendig, und am Ende womöglich noch mit Konsequenzen für einen selbst verbunden. :ohoh: Wer will den so etwas, schließlich ist doch jemand anderes Schuld.
kraut_ruebe hat geschrieben:hängen geblieben ist: wölfe sind nicht gefährlicher als/so gefährlich wie SUVs vor schulen, ...
das stimmt sogar, schließlich ist das Thema SUV mit noch viel mehr schädlichen Auswirkungen verwoben als der möglichen Tötung eines Kindes im morgendlichen Verkehrsstress.
Blöd nur das es darum gar nicht ging, sondern um den Umgang mit dem "Täter" wenn etwas passiert.
Na ja, :aeh: Texte überfliegen und kommentieren ist alle mal unterhaltsamer als zu versuchen sie zu verstehen. :kaffee:

Grüße Rati
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viktualia

Re: Wölfe

#1030

Beitrag von viktualia » Mi 3. Okt 2018, 10:32

Ach Rati, so hart hätte ich das jetzt nicht ausgedrückt, aber ich dacht gestern Abend auch:
"Abschuss" ist das Entweder zum Oder "Utschigutschi".
(Und überlegte, welches von beiden wohl zur "lesson" gehört und welches zum "suffer".
Beides "suffer", eindeutig.)
"Lesson" wäre in dem Fall, meiner unbescheidenen Meinung nach, die Sache mit der
"Nicht- Kommunikation", die es ja nicht gibt.

Das Raubtier Wolf mit der Vorgabe "geschützt" auszuwildern, (nee: "auszuwildern", ohne Anführungszeichen geht das gar nicht...)
ist ein bischen, als hätte man tausende SUV´s ohne Bremsen auf den Markt gebracht.
Und nur, weil man´s nicht quietschen hört, glauben alle, es müsse so sein.

Tiere reagieren auf das "Hier und Jetzt", eine Fähigkeit, die die meisten von uns verloren haben
und stattdessen irgendwelchen, mehr oder eher weniger unreflektierten, Vorstellungen anhängen.

Und wenn so ein Raubtier in einem Revier keine Konkurenz erlebt, dann ist das SEIN Revier, so einfach ist das.

Aber wenn man ihm zeigt, dass es unerwünscht ist,
dann könnte - Achtung, Konjunktiv - die "Kommunikation" losgehen.

Und dann, lieber Rati, sind wir bei dem von dir mehrmals, ausdrücklich bis eindringlich, geschilderten Vorgehen:
Orientierung an der realen Situation, der Landschaft, den vorhandenen Ressourcen, den Tieren und den Menschen dort.
Und deren mannigfaltigen Möglichkeiten.

Aber lieber warten, bis die nicht-vorhandenen Bremsen quietschen,
dann kann man die "Schuld" auf irgendwen schieben
und die eigene Natur-Entfremdung weiter zelebrieren.

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