Insekten-Diskussion

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#201

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mi 20. Dez 2017, 17:42

frodo hat geschrieben:Mein Eindruck ist der, dass die ganze Diskussion über die Wissenschaftlichkeit und Objektivität und Zahlen eine Ablenkungs- und Verschleppungs-Strategie ist,
Genau so sehe ich das , allerdings und darum habe ich den zweiten Teil deines Satzes nicht zitiert ist für mich das Ergebnis ein anderes, das "weiter so" würde aber dazu passen.
Ich meine, dass die gesellschaftliche Diskussion immer wieder auf Nebenschauplätze "verlinkt" wird damit nicht "die richtigen Fragen" gestellt und diskutiert werden können.
Zb könnte ich fragen: "Brauchen wir eine Landwirtschaft in der Subventionen den Exporte (zB Hühnerfleisch nach Afrika) möglich macht, um im Importland regionale Märkte zu zerstören."(siehe auch Jean Ziegler)
Über "ja die Landwirtschaft braucht Subventionen um Überleben zu können" kommen wir zum Bodenleben, Glyphosat, Einfluss der Pharmalobby usw.
Mit ein wenig Fantasie endet die Diskussion beim Insektensterben.
Umgekehrt sehe ich nicht, wie die Frage zum Insektensterben die obig Frage beantworten könnte, egal wie objektiv die Datenerhebung ist.
Das kann man mit allen möglichen Themen durchspielen, wo ist die gesellschaftliche Diskussion, wovon lenkt sie ab, und was könnte die eigentliche Fragestellung sein.

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#202

Beitrag von Manfred » Mi 20. Dez 2017, 17:55

Das ist es ja, worauf in ständig hinzuweisen versuche.
Diese Themen sind extrem komplex.
Und wenn man sie immer nur von der Sau aus betrachtet, die gerade durchs Dorf getrieben wird, und die unzähligen anderen Aspekte außer Acht lässt, bleibt eine gute Lösung extrem Unwahrscheinlich. Eher im Gegenteil. Man schafft neue Probleme.

Wir haben ja ein eigenes Unterforum für Holistic Management. Dort ist die Vorgehensweise erläutert:
Zuerst überlebt man sich den Kontext, das Fernziel, das Ideal, auf das zugearbeitet werden soll.
Und dann sucht und bewertet man die Entscheidungen vor diesem Kontext.

Das Problem ist die Abgrenzung. Die Gesamtgesellschaft ist Meilenweit von einem ganzheitlichen Denken entfernt.
Sie jagt Sauen durchs Dorf und will einfache Antworten.
Ich kann für meinen Betrieb einen Kontext festlegen, muss aber auf dem Weg dorthin ständig die Pläne an die gerade aktuellen Wirren anpassen, die mir von außen aufgezwungen werden.

Ihr könnt ja noch einen Zukunft der Landwirtschaft Thread eröffnen und dort mal eure Ansprüche und Fernziele an diese zukünftige Landwirtschaft sammeln. Dazu gehört natürlich ein gerüttelt Maß an Ehrlichkeit mit sich selbst. Also z.B. auch die Frage, wie viel mann denn als Verbraucher für Lebensmittel, Kleidung, Brennstoffe etc. ausgeben möchte.

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Re: Insekten-Diskussion

#203

Beitrag von Rohana » Mi 20. Dez 2017, 18:06

Pastinake hat geschrieben:@Rohana: Vermutlich werden wir den Zustand von früher nicht mehr erreichen, da hast Du Recht.
Aber wenn Jeder nur sagt: "Die anderen machen doch auch nix" als Rechtfertigung dafür, einfach so weiterzumachen wie bisher... Hm.
Das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache. Nur sollte halt klar sein dass niemand die Zeit zurückdrehen kann, selbst wenn er/sie wollte, und dass das auch nicht das Ziel sein sollte.
Auch wenn Du im anderen Faden Deine "grüne Vergangenheit" inzwischen anders bewertest...
Ich habe -für mich!- den guten Vorsatz, nächstes Jahr mehr in Richtung Insektenschutz zu machen und da aktiver zu werden. Eben: Obst- und Gartenbauverein im Dorf, Bund Naturschutz, um überhaupt mal zu wissen, wo Naturschutzgebiete in meiner Gegend sind und welche Tiere und Pflanzen hier vorkommen, in meinem eigenen Garten mehr machen.
Das muss ja kein Widerspruch sein. Nur weil ich denke dass man NGOs und ihren Parolen nicht blind trauen darf und sollte, bin ich nicht gegen (sinnvollen) Natur- und Insektenschutz!
Und ich will mir den Hortus Insectorum und das Netzwerk dazu mal anzuschauen (da könnten wir uns z.B. auch mal wieder treffen, wenn Ihr wollt ;) )
Wenn die Zeit passt, gerne :hhe:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 146 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#204

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mi 20. Dez 2017, 19:29

Manfred hat geschrieben:Das ist es ja, worauf in ständig hinzuweisen versuche.
Diese Themen sind extrem komplex.
Und wenn man sie immer nur von der Sau aus betrachtet, die gerade durchs Dorf getrieben wird, und die unzähligen anderen Aspekte außer Acht lässt, bleibt eine gute Lösung extrem Unwahrscheinlich. Eher im Gegenteil. Man schafft neue Probleme.
Bingo, - besser hätte ich die verbreitete Argumentation für's Abwarten und Nichtstun nicht formulieren können!
Mit dieser Argumentation wurde so ziemlich Alles im Bereich Umwelt und Naturschutz von der "weiter so"- Lobby ausgebremst.
Dabei ist das nicht mal falsch, - nur finde ich den Ansatz, all die Wirkungszusammenhänge bis ins kleinste Detail verstehen zu müssen, um sinnvoll handeln zu können, im Bereich der Ökologie gefährlich, weil oft zu zeitaufwendig, um Schlimmeres zu verhüten.

Das Problem liegt darin, dass die einfachen Ursachen (der komplexen Wirkungen) nicht Gegenstand der Diskussion sind, zumindest nicht im praktischen Alltagsgeschäft: Bevölkerungsdichte und - zuwachs, Flächenverbrauch, Lebens- und Konsumgewohnheiten und deren Ursachen, oder ganz allgemein: warum tickt der Mensch so, wie er tickt, was kann ihn veranlassen, anders zu ticken, und was nicht, was sind die Folgen dieser Erkenntnisse, und wie geht man als Individuum und als Gemeinschaft damit um.

Was ist sinnvoller:
1. die Konstruktionspläne der Schotten der Titanic zu überarbeiten (an Bord, nach dem Eisberg)
2. an der verbesserten Effizienz der Lenzpumpen der Titanic zu arbeiten
3. ein paar zusätzliche Rettungsflöße zu bauen
Um im Bild zu bleiben - andere Schiffe oder Inseln in erreichbarer Nähe gibt es leider nicht, also bleibt die eher geringe Hoffnung, mit den Lenzpumpen genug Zeit zu gewinnen, um die Lecks abzudichten, was ganz sicher nicht gelingt bevor eine große Zahl der Passagiere schon ertrunken ist.
Aber unsere Diskussion hier bewegt sich noch im Bereich von Punkt 1., und ist darum in meinen Augen nicht zielführend.

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#205

Beitrag von Manfred » Mi 20. Dez 2017, 20:04

Dann hast du das HM-Konzept bisher offenbar nicht mal im Ansatz verstanden.
Es befasst sich nicht nur damit, für die gegebenenfalls zwingende Behandlung eines Symptoms (hier das gerade absaufende Schiff) die beste Lösung zu finden, sondern gleichzeitig damit, eine bessere Zukunft zu schaffen und auf diesem Weg evtl. (falls es sich als effektiv erweist) die Ursache für die Sympthome zu beheben.

Wenn du auf der Titanic gesessen hättest, oder dich damit befasst hättest, dann wäre dir klar, dass bei den eintretenden Wassermassen mit etwas effektiveren Lenzpumpen kein wesentlicher Zeitgewinn zu erzielen gewesen wäre.
Es wurde ja viel diskutiert, wie schnell das Schiff gesunken sei. Die Schätzungen, die ich auf die Schnelle gefunden habe, lagen bei 20 Minuten oder weniger.
In dieser Situation würde kein HM-Manger einen längeren Gedanken an die Verbesserung der Konstruktion von Schotten oder an Lenzpumpen verschwenden.

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Re: Insekten-Diskussion

#206

Beitrag von Thomas/V. » Mi 20. Dez 2017, 20:29

Eisberg? Welcher Eisberg? Es schwimmen ein paar Schollen herum, die man mit mehr Schubkraft und ein paar verlängerten Stangen beiseite schieben kann.
Das was da ständig knirscht und kratzt und rummst sind Wachstumsgeräusche auf dem Weg in eine strahlende Zukunft... :duckundweg:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

centauri

Re: Insekten-Diskussion

#207

Beitrag von centauri » Mi 20. Dez 2017, 20:51

Nee Manfred da hast du jetzt unrecht. Ein HM- Manager versucht in der Situation des sinkens seine Haut zu retten. So wie wir alle eigentlich, deshalb erst gibt es doch solche Diskussionen wie wir hier im Moment führen. :)

Wildmohn

Re: Insekten-Diskussion

#208

Beitrag von Wildmohn » Mi 20. Dez 2017, 20:55

Die Viecherl die dort leben, flattern halt nicht zur schönsten Spaziergehzeit am Sonntagnachmittag mit schmucken Flügeln in Guckhöhe in der Luft herum. Da muss schon etwas genaue hinsehen oder zur richtigen Zeit dort sein.
Wenn ich in meinem Garten bin, dann dann brummt, summt und flattert es merklich, anders, als wenn ich mich nur Minuten später in der Agrarwüste wiederfinde...
Aber Insektizide werden auf deutschen Äckern nicht mehr eingesetzt als zu der Zeit, als ich noch schaufeln musst
Vielleicht eine Langzeitfolgewirkung?

Was war denn mit dem Waldsterben in den 80igern? Wurde auch hier eine Sau durchs Dorf getrieben? Oder haben, man schaue sich Bilder aus jener Zeit, z.B aus dem Erzgebirge, an, Maßnahmen gegen den sauren Regen nicht letztendlich die Katastrophe abgewendet. Oder das Ozonloch und das Verbot von FCKW... es waren immer und zu jeder Zeit die "Spinner",die nicht dem Mainstream angepassten Mahner, die ein bedrohliches Umweltszenario in der breiten Masse verankerten, was dann letztendlich zu Veränderungen führte.
Tja, nun haben wir halt eine neue Problematik auf dem Tisch, nämlich das Insektensterben, was als Hauptgrund in der industrialisierten Landwirtschaft zu suchen ist. Hier gilt es, den Ansatz zu suchen und Lösungsmöglichkeiten zu erurieren...
Der Mensch an sich wird sich eh immer weiter ausbreiten, da kann man wenig gegensteuern...

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#209

Beitrag von Manfred » Mi 20. Dez 2017, 21:13

@centauri:
Darauf wollte ich hinaus. Und wenn er extrem diszipliniert und Möglichkeiten sieht, versucht er evtl. noch ein paar andere mit durch zu bringen. Das Ganze, das man mangen möchte, schrupft da sehr schnell zusammen.
Kühlen Verstandes hätte man evtl. ein oder zwei Fuhren Leute auf den Eisberg (die Eisberge?) retten können, um die Boote dann nochmals füllen zu können. Klamotten zusammenraffen für X-fache Isolierung. Das Linoleum der Böden herausreißen und mit Tischen oder Stühlen drin kleine Boote zusammenschnüren etc.
Aber die Realität war wohl blanke Panik. Frauen und Kinder zuerst ist da schnell vergessen.

Aber der Vergleich ist eh Quatsch. Wir haben deutlich mehr Zeit. Und als Perspektive mehr als das eigene nackte Überleben vor Augen.
Und wir (bzw. einige von uns) wissen, dass Zivilisationen scheitern, die nicht irgendwann den Blick aufs Ganze und das nötige Gleichgewicht zwischen Resourcen und Bedarf hinkriegen.
Es gilt die, die meinen das Schiffe halte einem Eisberg locker stand, oder man könne es retten, indem man Insektenhotels baut während man zuschaut, wie unsere Nahrungsgrundlage und damit auch die Lebensgrundlage ungezählter Insektenarten wegerodiert, rechtzeitig zu überzeugen.
Zweifel habe ich nur an meinem Weg dahin. Und diesen Zweifel aufrecht zu erhalten, ist Teil des Prozesses. Sonst versäumt man, bessere Wege zu suchen und zu finden.
Gelingt das nicht, ist es trotzdem kein Schaden, wenn die eigenen Kinder zu denen gehören, die einen Rettungsanzug haben.

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Re: Insekten-Diskussion

#210

Beitrag von Thomas/V. » Mi 20. Dez 2017, 21:29

Manfred, ich bewundere ja Deinen Optimismus.
Aber bis jetzt nehmen ja die meisten Leute nicht mal zur Kenntnis, das da ein riesiger Eisberg auf uns zu kommt.
Die Musik ist laut, der Whisky schmeckt und das Schiff ist hell erleuchtet, man kann zwar in der Nähe ein paar Schollen sehen, wenn man hin guckt, aber der Eisberg liegt noch weit weg im Dunklen. Blöd ist nur, das die Lampen nur bis zum Bug strahlen.
Die paar Leute im Ausguck, die den Eisberg sehen, können die Musik nicht überbrüllen, außerdem sind sowiso alle besoffen und denken, der Kahn ist unsinkbar, weil es ihnen von Kindheit an so erzählt wurde.
Für die meisten wird der Eisberg erst dann Wirklichkeit, wenn das Wasser durch die Kajütentür bricht.

Wie willst Du als jemand, der im Ausguck sitzt, den Feiernden klar machen, das sie mal ruhig sein sollen, das Licht ausmachen, den Motor abstellen und nach Wellen horchen und die Augen aufmachen sollen, damit sie den Eisberg hören und sehen können?
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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