Insekten-Diskussion

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Rohana
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Re: Insekten-Diskussion

#191

Beitrag von Rohana » Di 19. Dez 2017, 23:18

Und, hat die Insektenschar "im Dorf" eine Lebensgrundlage? Müsste ja überall besser sein als aufm Acker :roll:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: Insekten-Diskussion

#192

Beitrag von centauri » Di 19. Dez 2017, 23:46

Rohana hat geschrieben:Und, hat die Insektenschar "im Dorf" eine Lebensgrundlage? Müsste ja überall besser sein als aufm Acker :roll:
Du wirst es nicht glauben aber das denke ich wirklich, das es für ein Insekt überall besser ist als auf einem Acker. Außer es ist Schadinsekt. Aber dann auch nur bis die Keule kommt.

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#193

Beitrag von Manfred » Mi 20. Dez 2017, 00:39

Wenn du, wie ich, in deinem Leben x Anhänger voll frisch geerntetem Getreide von Hand ins Gebläse oder in Säcke geschaufelt hättest, wärst du evtl. anderer Ansicht.
Da waren oft kiloweise Insekten und Spinnen mit drin. Und die, die auf dem Anhänger herumgekrabbelt sind, können nur ein Bruchteil von denen gewesen sein, die auf dem Feld waren. Der Anteil, der mit durch den Drescher gegangen ist, das überlebt hat und dann auch noch mit zu den Körnern sortiert wurde.
Heute sortieren die Drescher sauberer und das Getreide läuft vom Kipper direkt in die Förderanlagen, deshalb sieht sie keiner mehr.
Aber Insektizide werden auf deutschen Äckern nicht mehr eingesetzt als zu der Zeit, als ich noch schaufeln musste.

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#194

Beitrag von Manfred » Mi 20. Dez 2017, 00:47

Dieses Bild habe ich heuer im Juni bei Morgentau gemacht.
Das konventionelle Rapsfeld meines Feldnachbarn. Dürfte ca. 3 ha groß sein.
Es wäre vermutlich schwer gewesen, auf dem ganzen Feld eine Rapspflanze ohne Spinnweben zu finden.
Was meint ihr, wovon diese Spinnen leben?
raps.jpg
raps.jpg (676.72 KiB) 1418 mal betrachtet
Die Viecherl die dort leben, flattern halt nicht zur schönsten Spaziergehzeit am Sonntagnachmittag mit schmucken Flügeln in Guckhöhe in der Luft herum. Da muss schon etwas genaue hinsehen oder zur richtigen Zeit dort sein.

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#195

Beitrag von Pastinake » Mi 20. Dez 2017, 00:50

Subjektiv scheint es für eine größere Anzahl Menschen heute weniger Insekten zu geben als noch vor einigen Jahren.
Und es gibt durchaus auch eine große Anzahl Insektenforscher, die einen Rückgang der Artenvielfalt konstatieren.

Was die Ursachen dafür sind, sollte meiner Meinung nach JETZT erforscht werden und dem gegengesteuert werden.
Es kann die Landwirtschaft sein, es kann der Straßenbau, die Zersiedlung sein, Hausgärtner, der Rückgang der Bauernhöfe, der Klimawandel, Lichtverschmutzung, was auch immer ...
Ich will hier Niemanden beschuldigen. Womöglich kommt etwas ganz anderes dabei heraus als erwartet? Ein bisher unbekannter Pilz, ein aggressives Bodenbakterium ...?

Aber auf den Zahlen und der Belastbarkeit der Studienergebnisse herumzureiten bringt meiner Meinung nach Null.

Ich selbst bin keine Entomologin. Ich habe keine wissenschaftlich 1000-prozentige Studie zu dem Thema in der Schublade und wäre auch zu jung für eine Langzeitstudie.

Und ich gehe davon aus, daß hier unter uns Foristen kein Entomologe ist, der seit Jahrzehnten Ergebnisse in seiner Schublade hat, die er unter Verschluß hält.
(Falls doch, wäre JETZT der richtige Zeitpunkt, die Daten zu veröffentlichen! ;) )

Genauso gehe ich davon aus, daß keiner hier von uns in den letzten 50 Jahren in der Lage war oder aktuell ist, Kraft seines Amtes Forschungen in Auftrag zu geben oder Fördergelder für Insektenforschung/Botanik/Geologie/Ökologie/Landwirtschaft zu verteilen.

Also bringt meiner Meinung nach die ganze Diskussion über Statistiken nix.
Belastbare Zahlen sind rückwirkend nicht herbeizuzaubern. Die Versäumnisse in der Vergangenheit wurden nicht von uns verursacht. Wir sind nicht schuld daran.
Und jetzt 30 - 50 Jahre auf Forschungsergebnisse warten zu wollen und dann erst zu handeln halte ich für ... sehr großen Schmarrn.

Abgesehen davon sind die Krefelder Studie und die Regensburger auch nicht von Trotteln gemacht worden, die nur gelbe und weiße Schmetterlinge unterscheiden können.
Tiere "in freier Wildbahn" werden sich nie so exakt zählen lassen wie die Tiere im Zoo. Und natürlich ändern sich auch die Habitate im Laufe der Jahrzehnte/Jahrhunderte.

Deswegen versuche ich ja aber, hier positive Sachen zu sammeln. Wie kann Jeder die Situation für Insekten verbessern? Wie kann ich aktiv werden?
Sorry, aber ich bin eher der Typ, der zielorientiert denkt. Und über Dinge zu diskutieren, die man nicht ändern kann, ist meiner Meinung nach sinnlos.
Daher fände ich konstruktive Tipps hilfreicher.

Z.B. würde mich interessieren, was sich im hier genannten Lehmhaufen tut? Nisten da Bienen drin? Welche Tiere haben sich dort angesiedelt? Wie groß ist der Lehmhaufen? Ist er überdacht in irgendeiner Form?

Bienensterben finde ich auch furchtbar und ich habe mich auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt. Dafür gibt es aber hier auch einen eigenen Faden und Bienen sind ja nun nicht von Raupenfutterpflanzen, geologischen Bedingungen usw. abhängig wie Wildinsekten. Daher würde ich persönlich dieses Thema hier lieber auf nicht domestizierte Insekten beziehen.

centauri

Re: Insekten-Diskussion

#196

Beitrag von centauri » Mi 20. Dez 2017, 06:24

@Pastinake
zumindest kann man aber an den domestizierten Bienen erkennen das da draußen etwas nicht stimmt. Weil die Völker gezählt werden. Und da es Familien, Klöster usw. gibt die die Imkerei schon über Generationen hinweg betreiben kann man schon erkennen das da irgendwo etwas im Busch ist.
@Manfred
Ich habs früher auch getan. Getreide ins Gebläse geschaufelt. Und klar waren da auch Insekten und so mancher Unkrautsamen dabei. Was auch stimmt, wenn ich jetzt zu einem Bekannten fahre liegen in dem seiner Maschinenhalle in der Ecke vielleicht so 20 Tonnen Weizen. Und das ist mit Sicherheit zu 99,999% rein. Ob das jetzt am Drescher liegt kann ich natürlich nicht nachvollziehen da ich da zu wenig Ahnung von Landtechnik habe. Was aber eine Frage wäre was genau mit den Insekten passiert wenn sie durch den Drescher gehen. Ist das dann vielleicht großflächiger Insektenmord. Weil überleben werden das ja wahrscheinlich nicht so viele. Beim Maishäcksler liegt die Überlebensrate mit Sicherheit auch nicht höher.

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Re: Insekten-Diskussion

#197

Beitrag von Rohana » Mi 20. Dez 2017, 11:13

Pastinake hat geschrieben:Subjektiv scheint es für eine größere Anzahl Menschen heute weniger Insekten zu geben als noch vor einigen Jahren.
Und es gibt durchaus auch eine große Anzahl Insektenforscher, die einen Rückgang der Artenvielfalt konstatieren.

Was die Ursachen dafür sind, sollte meiner Meinung nach JETZT erforscht werden und dem gegengesteuert werden.
Es kann die Landwirtschaft sein, es kann der Straßenbau, die Zersiedlung sein, Hausgärtner, der Rückgang der Bauernhöfe, der Klimawandel, Lichtverschmutzung, was auch immer ...
Ich will hier Niemanden beschuldigen. Womöglich kommt etwas ganz anderes dabei heraus als erwartet?
Es hat sicherlich alles von den angeführten Gründen einen Anteil daran, warum es unseren Insekten nicht mehr so geht wie vor 50 oder 100 Jahren. Die Welt HAT sich geändert - das ist weder neu noch überraschend. Es wird auch nicht wieder so wie vor 50 oder 100 Jahren. "Gegensteuern" - gegen was denn? Alle deine genannten Faktoren auf einmal? Maximal kann ja das derzeit erreichte Level gehalten werden... denn ich glaube nicht dass die Strassen und Industriegebiete wieder rückgebaut und renaturiert werden oder Wohnhäuser abgerissen und die Bevölkerungszahlen magisch reduziert werden können, etcpp.

Guck dir an was gegen die Lichtverschmutzung getan wird. Ein grosses, bekanntes Problem. Oder gegen den Strassenbau. Gegen die Bauern wird einiges getan - gegen den Rückgang der Bauernhöfe allerdings nicht... es gibt ja schon einiges an Hebeln wo man *als Gesellschaft* ansetzen könnte :hmm:

Als Einzelner, tja. Im persönlichen Rahmen versuche ich natürlich alles davon, irgendwie, ein bisschen. Obs was bringt ist fraglich. Aber vielleicht blühen nächstes Jahr meine Kornelkirschen endlich :aeh:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#198

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mi 20. Dez 2017, 15:10

frodo hat geschrieben:Und welchem Zweck dient Deine Absicht, persönliche Beobachtungen als generell nicht beweiskräftig zu definieren?
Danke für die Frage, vielleicht gelingt es mir den Zweck, den ich seit Beginn der Diskussion darstellen möchte hier noch einmal zusammen zu fassen.

Als Beispiel nehme ich das globale Bienensterben (Zuchtbienen)

Es gibt mindestens 3 Dokus darüber "Das Geheimnis des Bienensterbens (ARD)" ; "More than Honey" ; "Die Bienen sterben aus (Phönix)"

Eine dramatische globale Populationsverringerung wird kolportiert.
Das Ganze hat irgendwann 2009 den Mainstream erreicht, überall gab es Beobachtungen "Keine Bienen gesehen“;
die Folgen werden dramatisch für die Menschheit dargestellt usw. usw. den Hype kennen alle, die sich damit befasst haben.
Es gibt Meldungen nach denen die Biodiversität in Großstädten höher ist als auf dem Land.
Bienenkisten werden verkauft, man nützt den Hype.

Alles schön und gut, ein Hype, vor allem wenn er eine Katastrophe heraufbeschwört, bringt natürlich die Menschen dazu ihren Arsch zu bewegen.

Jetzt gibt es aber Aufzeichnungen (FAO) über die globale Anzahl von Bienenvölkern, in denen seit 40 Jahren ein stetiger globaler Anstieg von Bienenvölkern statistisch erfasst ist.
Wo also kein dramatischer globaler Rückgang zu erkennen ist.
Wenn diese Zahlen irgendwann den Mainstream erreichen braucht es einen neuen Hype.
An den Normalo werden diese Zahlen mit Sicherheit so verkauft als wäre das der Lohn für die Anstrengungen, bloß auch der Dümmste merkt irgendwann den Fake.

Die Schuldigen aus der "Wer ist daran Schulddiskussion" können sich jetzt auf die Schenkel klopfen, denn die Alhutträger haben etwas beobachtet, was es gar nicht gibt.

Damit ist jeder Ansatz zum Umweltschutz Aluhutverdächtigt (lieber von den grünen totgestreichelt, usw.).

Ich meine dass die gesellschaftliche Diskussion anders geführt werden sollte, das ist der eigentliche Zweck.

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#199

Beitrag von Pastinake » Mi 20. Dez 2017, 16:30

@Rohana: Vermutlich werden wir den Zustand von früher nicht mehr erreichen, da hast Du Recht.
Aber wenn Jeder nur sagt: "Die anderen machen doch auch nix" als Rechtfertigung dafür, einfach so weiterzumachen wie bisher... Hm.

Auch wenn Du im anderen Faden Deine "grüne Vergangenheit" inzwischen anders bewertest...
Ich habe -für mich!- den guten Vorsatz, nächstes Jahr mehr in Richtung Insektenschutz zu machen und da aktiver zu werden. Eben: Obst- und Gartenbauverein im Dorf, Bund Naturschutz, um überhaupt mal zu wissen, wo Naturschutzgebiete in meiner Gegend sind und welche Tiere und Pflanzen hier vorkommen, in meinem eigenen Garten mehr machen.
Nachdem ich ganz gut mit Kindern umgehen kann, wäre das vielleicht etwas, wo ich die Naturbegeisterung, die ich von meinem Vater (gelerntem Landwirt, Bauerssohn) mitbekommen habe, auch weitergeben könnte. Und ich will mir den Hortus Insectorum und das Netzwerk dazu mal anzuschauen (da könnten wir uns z.B. auch mal wieder treffen, wenn Ihr wollt ;) )

Oft merke ich, daß einige Sachen den Leuten gar nicht bewußt sind. Der erhobene Zeigefinger bringt ja meistens gar nichts. Aber wenn meine Nachbarin, die sonst immer ein bißchen über meinen Biogarten zetert, dieses Jahr auch mal 1 qm Blumenbeet mit Einjährigen ausgesät hat, freue ich mich darüber. :) Das ist besser als nix.

Genauso wie es oft den Leuten nicht bewußt ist, daß das moderne Saatgut selten samenfest ist und die sich drüber ärgern, daß die Tomaten im Folgejahr ganz anders aussehen.
Da möchte ich mich auch viel stärker engagieren im Erhalt alter Gemüsesorten. Und ich rede mit vielen Leuten darüber und verleihe meine Saatgutkataloge großzügig, verschenke Möhren und Samen dazu. Aber das ist ein anderes Thema.

Manchmal hilft ja schon der Denkanstoß, daß man doch auch mal etwas anders machen könnte also sonst? Auch wenn ich dadurch "die Gesellschaft" nicht ändern werde.

@Richard: Tut mir leid, ich verstehe immer noch nicht, worauf Du hinaus willst?
Ich weiß nur, daß die Imkervereine in Deutschland Nachwuchsschwierigkeiten hatten, weil viele alte Imker gestorben oder aufgegeben haben. Daher macht der Imkerbund fleißig Werbung und die Mitgliederzahlen und Völkerzahlen scheinen wieder zu steigen. Oder willst Du sagen, daß alles nur Fakenews sind, um die Bevölkerung von was-auch-immer abzulenken?

Benutzer 146 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#200

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mi 20. Dez 2017, 16:59

RichardBurgenlandler hat geschrieben:
frodo hat geschrieben:Und welchem Zweck dient Deine Absicht, persönliche Beobachtungen als generell nicht beweiskräftig zu definieren?
Danke für die Frage, vielleicht gelingt es mir den Zweck, den ich seit Beginn der Diskussion darstellen möchte hier noch einmal zusammen zu fassen.....
Was mir an Deinen Überlegungen nicht klar ist: wie unterscheidest Du "verlässliche" Quellen von einem "Hype"?
Ich habe mich mit dem Bienen-Thema nicht näher befasst, aber wenn diese von Dir erwähnten Dokumentationen nur ein "Hype" waren, woher kam er, wer hatte ein Interesse daran, welche Informationsquellen lagen den Aussagen zugrunde.
Von Dir lese ich jetzt, es gab eine Aufzeichnung der FAO, die eine gegenteilige Aussage macht - sehr schön, und warum soll ich der jetzt mehr Glauben schenken? Ein kurzer Besuch bei Wikipedia zeigt jedenfalls, dass die FAO durchaus im Verdacht steht, die Interessen Derjenigen zu vertreten, die zu den möglichen Verursachern eines möglichen Bienensterbens zählen.

(Ich persönlich stelle tatsächlich seit 2-3 Jahren ein nahezu völliges Verschwinden der Bienen in meinem Garten fest, was aber den banalen Grund hat, dass der örtliche Imker nach großen Verlusten an Bienenvölkern und auch altersbedingt, aufgegeben hat.)
Ich meine dass die gesellschaftliche Diskussion anders geführt werden sollte, das ist der eigentliche Zweck.
und wie sollte sie Deiner Meinung nach geführt werden?

Mein Eindruck ist der, dass die ganze Diskussion über die Wissenschaftlichkeit und Objektivität und Zahlen eine Ablenkungs- und Verschleppungs-Strategie ist, um keine zwingenden Argumente gegen ein "weiter so" entstehen zu lassen.
Wenn Alles, was nicht mit viel Geld und promoviertem Personal über viele Jahre erforscht wird, unwissenschaftlich und damit Fiktion ist, alles Andere zwar wissenschaftlich, aber Interessengruppen-finanziert, also ebenfalls nicht objektiv ist, dann bleibt nur die allgemeine Ungewissheit, und Niemand hat einen plausiblen Grund, nicht weiterhin das zu tun, womit er am meisten Kohle macht.

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