Altbausanierung mit Lehm

roland
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Altbausanierung mit Lehm

#1

Beitrag von roland » So 12. Jun 2011, 23:11

Hi,
ich wags mal wieder - aber mit ner grossen Bitte:
Bitte keine Isolationsdiskussion!! Die haben wir in vielen Beiträgen, dort kann gerne weiter diskutiert werden.

Hier hätte ich gerne einen Thread angefangen, in dem konkrete Fragen oder Wandaufbauten besprochen und bewertet werden. Einverstanden?? :)

Ich les grad Bücher über Lehmbau und Fachwerksanierung, dabei wird häufig beschrieben, das Holz in Lehm eingelagert durch die niedrige Feuchte im Lehm ewig hält.
Meine Überlegung: könnte man offene Balken wie im unausgebauten Dachboden und in der Scheune mit ner dünnen Lehmschicht bespritzen und damit den Holzwurmbefall und Fäulniss vermeiden?
Dabei muss halt darauf geachtet werden, das der luftraum unter den Ziegeln frei bleibt, also nur der Balken bedeckt wird, so das unter die Ziegel gedrücktes Wasser nicht im Lehm landet. Der Lehm muss also bis auf kurze Ausnahmefälle (Sturm ect) trocken bleiben, von selbst nimmt er selbst bei sehr feuchter Luft nur so viel Wasser auf, das er für Pilze ect noch zu trocken ist (unter 15%).

Roland

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marion
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#2

Beitrag von marion » Mo 13. Jun 2011, 12:27

roland hat geschrieben:Hi,
Meine Überlegung: könnte man offene Balken wie im unausgebauten Dachboden und in der Scheune mit ner dünnen Lehmschicht bespritzen und damit den Holzwurmbefall und Fäulniss vermeiden?

Roland

Kurz und knackig: Nö

Ich faule Socke muß endlich mal Foto`s von den Bauschäden in meinem kleinem Häuschen machen ...
Möglich das ich gleich geteert und gefedert werde, aber....ich würd alles fett mit einer Borsalzlösung einstreichen. Mehrmals, mit größeren Zeitabständen dazwischen. Dann offen,trocken und luftig lassen, falls das möglich ist.
Sowas ist natürlich auch immer abhängig von der eigenen Persönlichkeit. Ich z.B. würde einfach keine Experimente mehr machen, da ich gesehen habe WAS diese Mistviecher ( Holzwürmer, Schimmelpilze und Co. ) so anrichten können.
Lehm zum verputzen ist prima, aber m.M.n. kein primäres Holzschutzmittel.

Liebe Grüße in den Schwarzwald,
Marion

P.S.: Ist das Haus jetzt dein ?
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


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Re: Altbausanierung mit Lehm

#3

Beitrag von Little Joe » Mo 13. Jun 2011, 18:57

Roland, wie lange besteht dennn der Dachboden schon und ist bereits Schädlingsbefall zu erkennen. Wenn nicht warum willst du dann überhaupt was machen, hat doch bisher auch ohne gehalten. Und wenns nicht dauerhaft feucht ist oder du das Ding ausbauen willst bestht eigentlich kein Grund was zu tun.
marion hat geschrieben:Kurz und knackig: Nö
und da hat se mal recht :daumen:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

roland
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#4

Beitrag von roland » Mo 13. Jun 2011, 21:50

Little Joe hat geschrieben:Roland, wie lange besteht dennn der Dachboden schon und ist bereits Schädlingsbefall zu erkennen. Wenn nicht warum willst du dann überhaupt was machen, hat doch bisher auch ohne gehalten. Und wenns nicht dauerhaft feucht ist oder du das Ding ausbauen willst bestht eigentlich kein Grund was zu tun.

Das Dach ist sehr alt und wurde schon mal unfachmännisch "repariert".
Dachboden Balken 4 re.jpg
Dachboden Balken 4 re.jpg (41.97 KiB) 2732 mal betrachtet
(Suchbild, wer erkennt den Fehler ;) )
Einzelne Balken haben starken Befall, aber die Substanz scheint noch zu tragen - noch :aeh: .
Überlegung war:
wenn ich nun stück für Stück durchgehe, Balken für Balken abbeile und checke - dann würd ich gerne vermeiden, das die hinter mir wieder anfangen zu nagen. Und zwar wenn möglich, ohne Gifte. Das ganze Haus wird ohne auskommen, wäre schön, wenn ich ne Lösung fürs Dach finde.
Den ganzen Dachstuhl auf einmal machen ist Geldmässig nicht drin (Riesendach)

Also, dacht ich, schlämm jeden fertigen guten Balken ein - dann ist der schonmal sicher.
aber ok, das is eindeutig ;):
Little Joe hat geschrieben:
marion hat geschrieben:Kurz und knackig: Nö
und da hat se mal recht :daumen:
Warum?? Nagt der Holzbock/-wurm sich durch oder befürchtet Ihr Feuchtigkeitsprobleme?
marion hat geschrieben:P.S.: Ist das Haus jetzt dein ?
Nö, muss mich noch mit Büchern und Träumen begnügen :)

Roland

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#5

Beitrag von marion » Di 14. Jun 2011, 07:48

Eieiei...das sieht ja ziemlich böse aus. Hast du viele von solchen Balken ? Wirst du diese betroffenen Balken austauschen ? Wie sieht das mit den Fußfetten aus ? Und dem Fußboden ( die Holzbalken im Fußboden ) ?
Warscheinlich bin ich durch mein Häuschen traumatisiert :haha: , aber bei solchen Schäden wird mir ganz schlecht.
Du weißt wie man innenliegende Balken ohne große Schäden untersuchen kann ? Wenn nicht, dann erklär ich es dir mal eben: Man nehme eine Bohrmaschine, eine Verlängerungsschnur, einen Holzbohraufsatz, ggf eine Lampe und etwas zum Bohrstaub auffangen ( weißes Blatt Papier oder so ). Damit du lernst den Unterschied zu erkennen, bohrst du als erstes einen guten Balken an, schaust dir das Holzmehl genau an und legst es an die Seite für spätere Vergleichszwecke. Dann bohrst du einen befallenen Balken an und verfährst damit wie beim ersten Probebohren. Anschließend bohrst du wieder einen befallenen Balken an, diesmal aber tiefer, bis sich das Holzmehl deutlich verfärbt. Dadurch siehst du den Unterschied beim Holzmehl zwischen gutem und schlechtem Holz.

Borsalz ist auch nicht viel giftiger als normales Salz. Einen akuten Befall mußt du bekämpfen und Borsalz ist finanziell tragbarer als eine Behandlung mit Mikrowellen, Dampf, Hitzebestrahlung und dergleichen mehr. Normalerweise wird Borsalz mit einer Druckinjektion eingebracht, dieses ist aber m.M.n. für Otto-Normal-Handwerker nicht zu machen. Borsalz hilft soweit ich weiß nur mittelfristig, es kann also noch sein, dass nach der Behandlung noch Käfer aus dem Holz fliegen. Ich würde die Borsalzlösung ( Lebensmittelfarbe ??? ) einfärben und mehrfach fett auftragen, über einen Zeitraum von 1-2 Jahren. Anschließend an verschiedenen Stellen anbohren um zu sehen wie weit die Lösung in das Holz eingedrungen ist. Beim Auftragen würde ich sehr, sehr genau arbeiten und mit einem Quast auftragen. Vorsichtshalber mit Mundschutz, Schutzbrille und Handschuhen arbeiten, aber das sollte man auf Baustellen eh.

Ist der Befall noch akut ? Also helles Holzmehl an und unter den Bohrlöchern ?
Holzwürmer sind ( standort- )treue und anhängliche Wesen. Deswegen würde ich dir eine genauere Begehung des Dachbodens mindestens einmal im Jahr empfehlen. Und nimm diese Tiere bitte ernst, die können verheerende Schäden anrichten.
Wie gesagt - Borsalz ist nicht so schlimm. Sicherlich gibt es biologischere Sachen, aber die kosten auch sehr,sehr gutes Geld ( bei einem großen Dachboden locker einen 5 stelligen Bereich ). Wichtig ist, dass der Dachboden gut trocknen kann und trocken bleibt. Holzwürmer brauchen eine gewisse Holzfeuchtigkeit um sich wohl zu fühlen. Nimm ihnen einfach den Wohnzimmerwohlfühleffekt um einen Neubefall zu vermeiden. Den akuten Befall wirst du töten müssen, ich glaube kaum, dass die freiwillig gehen.

Liebe Grüße,
Marion
- die Holzwürmer mittlerweile wie die Pest hasst -
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#6

Beitrag von Theo » Di 14. Jun 2011, 10:20

marion hat geschrieben:Wie sieht das mit den Fußfetten aus ?
Die werden doch hoffentlich durch regelmäßige Reinigung entfernt... :daumen:

Du meintest wahrscheinlich Pfette. ;)
Gruß
Theo

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#7

Beitrag von marion » Di 14. Jun 2011, 11:16

:bäh: :lol:
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Re: Altbausanierung mit Lehm

#8

Beitrag von roland » Di 14. Jun 2011, 12:56

Hi
Das Bild zeigt die Mittelpfette zwischen Dachboden und Spritzboden. Der angenagte Balken ist der von unten ankommende Teil des Sparren - der auf Höhe des Spitzbodens gekappt und durch eine seitliche angesetzten Balken wieder neu aufgebaut wurde.

Die Fußpfetten und das Fachwerk im Wohnbereich sieht nicht so schlimm aus - zumindest nicht, wo man es sehen kann. :aeug:

Also zur Sanierung: Ich hoffe, das ich damit auskomme, einzelne Balken auszutauschen und der Rest noch genug Fleisch(äh, holz natürlich ;) ) hat. So schätzt es auch ein Fachmann ein, den ich hinzugezogen hab.
Damit werd ich aber auf jeden fall irgendwo im Dach noch lange einen Befall haben, also muss ich das noch gute oder das neue Holz schützen. Das oberste Ziel ist aber dabei, das das Haus nicht zum Sondermüll wird. Irgendwann werde ich hoffentlich das Geld haben, das Dach neu zu machen - und dann will ich nicht jeden Holzspan zum Sondermüll geben müssen.

Leider wurde die Frage von oben noch nicht beantwortet:
Wird der Lehmmantel durchnagt??

Das er ein vordringen innerhalb des Balkens nicht verhindert ist klar, aber die Holzwürmer wollen ja doch ne gewisse Holzfeuchte - wird die durch den lehmmantel niedrig gehalten, sollte dass doch genau das erreichen:
marion hat geschrieben: Nimm ihnen einfach den Wohnzimmerwohlfühleffekt um einen Neubefall zu vermeiden.
Einen bereits befallenen balken werd ich damit nich sauber bekommen, das befürchte ich auch.

Roland

Ps.: Könnte den Dachboden als Proberaum für die Guggemusikgruppen anbieten :mrgreen:
(dann ziehen aber alle aus -auch ich)

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Re: Altbausanierung mit Lehm

#9

Beitrag von Dagmar » Di 14. Jun 2011, 14:01

Hallo Roland,

ich würde erst mal versuchen herauszubekommen, ob die Balken noch mit Holzwürmern befallen sind. Manchmal sind deine ungeliebten "Untermieter" entweder schon verstorben oder ausgezogen und was man dann sieht, ist der Altbefall. Ich selber sitze gerade in einem Büro, in dem man an den Balken deutliche Fressspuren sieht, aber die Übeltäter sind schon lange "ausgezogen". :haha:

Nur wenn das bei dir ein "Neubefall" wäre, dann wäre schnelles Handeln vonnöten. Habe mal 1 Bild angefügt, in diesem Fall ist es der Hausbock gewesen der sich an dem Holz gelabt hat - aber der ist nun schon viele Jahre weg.


Dagmar
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Hausbock HW-verkleinert.JPG
Hausbock HW-verkleinert.JPG (146.94 KiB) 1358 mal betrachtet
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Leidschaf

Re: Altbausanierung mit Lehm

#10

Beitrag von Leidschaf » Di 14. Jun 2011, 15:24

Hallo Dagmar,
das Bild von Dir sieht mir eher nach Borkenkäfer aus. Der Hausbock arbeitet von innen heraus, nicht unter der Borke. Und wenn er geht, ist der Balken auch schon gegangen.

An Roland Marion und Little Joe:
Ich bin auch der Meinung, dass ein Lehmmantel den Neubefall verhindert. Ebenso wie ein Anstrich mit Asche und Leinöl, oder das ankohlen, das kalken...
Es darf halt nicht nach leckerem Bauholz riechen!

Grüße,
LS

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