Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

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outdoorfreak
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Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#11

Beitrag von outdoorfreak » Di 7. Jun 2011, 22:51

Caro hat geschrieben
Wwoofen ist nunmal eine riskante Sache, man weiß im Voraus nicht, ob die Farm und die dazugehörigen Menschen zu einem passen, bzw. ob sie einen als Gast oder als billige Arbeitskraft sehen. Andererseits hat man die Möglichkeit, jederzeit weiterzuziehen, wenn man es gar nicht aushält.

Die Organisation an sich kann da überhaupt nichts für, dazu müsste sie jeden einzelnen Hof überprüfen und selbst dann ist keine Sicherheit garantiert. Wie Manfred schon sagte, der einzige Weg, solche Höfe "abzustrafen", ist, sie der Wwoof-Organisation zu melden.
Also hab ich am nächsten Tag meine Sachen gepackt und meinen Gastgeber gebeten, mich zur nächsten Bushaltestelle zu fahren :im:

IDas seh ich auch so. Wenn´s einem nicht passt, packt man gleich die Sachen und zieht weiter. Auf meinen Reisen hatte ich halt nicht viel Geld dabei und musste mir das gut überlegen, ob ich jetzt weiterziehe oder nicht


Und ich will jetzt auch nicht der Wwoof Organisation geben, die Idee ist schon gut. Und ich hab auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Es war eine sehr schöne Zeit, abgesehen von ein paar Zwischenfällen.

Ich hab das jetzt nur mal geschrieben, um zu erfahren, wie es anderen Teilnehmern so ergangen ist.

Caro hat geschrieben
Dort lief es so ab, dass ich voran gesagt bekam, was zu tun war und dann durfte ich mir aussuchen, in welcher Reihenfolge ich arbeite. Wär auch kein Problem gewesen, mit einer noch nicht abgeschlossenen Arbeit aufzuhören und bei einer anderen weiterzumachen, um dann später die erste Arbeit zu beenden.
So stell ich mir das auch vor. So würde ich auch jeden Wwoofer behandeln, der bei mir irgendwann auftaucht.
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

Hannah

Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#12

Beitrag von Hannah » Mi 8. Jun 2011, 12:45

Hallo!

Erstmal danke, dass ich jetzt auch mal davon höre :)
Genau so eine Arbeit suche ich für mich. Und ich wusste nicht, dass es das schon längst gibt.

Ich glaube, es gibt immer Menschen bei denen man nichts lernen kann, ausser, dass es Menschen gibt, die wirklich und tatsächlich selbst- und machtsüchtig sind.
Aber (haltet mich gerne für naiv, ich hab ja keine Ahnung) ich denke, dass man alles besprechen und entsprechend handeln kann. Manchmal merkt man es ja auch sofort, wenn man so einem Menschen gegenüber steht. Dann fängt man gar nicht erst an. Zumindest würde ich das nicht machen.
Da gibt es dann auch einen Lerneffekt: Vorher genau prüfen, worauf man sich einlässt.

Mich würde es auch stören tagelang nur Unkraut zu hacken. Aber wenns soviel ist und es noch andere Sachen zu tun gibt (die ich vielleicht nicht so gut/schnell) erledigen kann, dann hacke ich eben tagelang nur Unkraut und bitte um Hilfe beim Erlernen von anderen Sachen, damit ich beim nächsten Mal noch woanders helfen kann.
Ausbeuterisch finde ich das nicht.
Man geht doch zum Arbeiten dorthin und nicht für eine Freizeit.

Schwierig finde ich es, wenn einem genauso eine "Bauernfreizeit" versprochen wurde oder Geld im Spiel ist.
Ökodörfer müssen sich irgendwie finanzieren- auch wenn sie sich selbst versorgen. Irgendwas kostet immer erstmal Geld. Aber dazu sollte man sich meiner Meinung nach keine Menschen einkaufen. Menschen, die das mit sich machen lassen haben meiner Meinung einen seelischen Bruch und lassen sich tatsächlich ausnutzen. Es ist aber eine Frage wert, ob es ihnen etwas ausmacht oder nicht. Es ist trotzdem selbst entschieden und damit die eigene Verantwortung so zu handeln wie sie möchten. (Deshalb finde ich Kinder in solchen Dörfern auch etwas bemitleidenswert, weil sie, trotz tollem Umfeld, vielleicht doch nicht frei wählen und gehen können so lange sie nicht volljährig sind. Das ist für mich persönlich hochgrenzwertig.)

Das Gleiche gilt auch für die Arbeit auf einem Hof. Man geht freiwillig dorthin, mit seinen Wünschen und Hoffnungen. Kann man sie dort nicht erfüllen und ist unglücklich, dann geht man einfach weiter.
Wenn mans richtig anpackt, hat man auch immer Geld für Plan B. (Zumindest würde ich mir einen zurecht legen).

Ich finde es übrigens seltsam, dass du den gleichen Text wie in dem Forum der Wwoof hier hineingesetzt hast.
Ist das ein Reaktionvergleich oder einfaches "Meinungseinholen"? :hmm:

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Nilora
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Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#13

Beitrag von Nilora » Mi 8. Jun 2011, 12:57

Im besten Falle sollte es auch so ablaufen. Bei den beiden Familien hatte ich Arbeitszeiten von 5-6 Stunden pro Tag, die Wochenenden waren frei. Die Arbeiten waren vielfältig und teilweise auch sehr interessant. War beim Truthahn-Schlachten dabei und durfte auch Hand anlegen (köpfen, rupfen, ausnehmen), hab Joghurt gemacht, Brot gebacken, Beete angelegt, Lämmer mit der Flasche gefüttert. Klar hab ich auch mal die eher unbeliebten Arbeiten machen müssen, wie Unkraut jäten, Kompost umschichten, Holz stapeln, Zaun streichen etc., aber das gehört nunmal dazu. An den freien Tagen haben die Familien mich immer mit auf Tagestouren genommen, wodurch ich viel von der Umgebung zu sehen bekommen habe. Aber wie gesagt, so sollte es ablaufen. Dass schwarze Schafe dabei sind, ist leider nicht zu vermeiden, und dummerweise kann man nicht am Profil ablesen, wie es auf dem Hof tatsächlich abläuft. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr frustrierend ist, an die Falschen zu geraten. Da freut man sich auf interessante Bekanntschaften und eine lehrreiche Zeit, möchte im Gegenzug seine Arbeitskraft und sein offenes Wesen mit einbringen, und wird enttäuscht. Mein Tipp: nicht entmutigen lassen, sondern weiterziehen. Ich hab mir nach meiner unschönen Begegnung mit Familie Nr.4 erstmal ein Zimmer im hostel genommen und bin nach zwei Tagen wieder zurück zum vorherigen Hof gegangen. Klar war das nicht die billigste Option, aber man sollte für solche und andere "Notfälle" etwas Geld beiseite legen. Ganz ohne geht halt leider nicht.

Grunling

Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#14

Beitrag von Grunling » Mi 8. Jun 2011, 14:02

Ich habe bisher noch nie gewooft, aber das Konzept fand ich eigentlich ganz gut. Die Alternative z.b. als Volontär zu arbeiten, gefiel mir dagegen nicht so sehr.

Ich kann nur von Südamerika berichten. Dort bezahlt man zwischen 150-300$ pro Woche, um zu "arbeiten". Im wesentlichen werden Touris bespaßt, fühlen sich toll 2 Bäume gepflanzt zu haben oder die ökologisch sehr wichtige Anlage (Hotel) in Schuss zu halten, können danach von ihren "Abenteuern im gefährlichen Regenwald" erzählen und haben etwas hübsches für den Lebenslauf.
Die realen Stationen und Projekte hingegen nehmen schon lange keine Voluntäre mehr an, weil sie keine Lust mehr auf Touristen haben, wie mir alle Stationsleiter während einem Monat Suche bestätigt haben. Zwei Wochen Bespaßung im Nebelwald habe ich mir dann trotzdem gegeben, dafür war's dann doch preislich recht okay.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#15

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 8. Jun 2011, 21:32

hallo!

Ohhh... da hatte ich ja direkt Glück gehabt damals - hab mich vom Demeterbund als Praktikantin ("schaun, ob ich eine Lehre machen will") auf mehrere Bio-Höfe nacheinander vermitteln lassen und jeder Hof war eine tolle Erfahrung für mich!!
Ich hatte keine Arbeitszeiten, aber irgendwie war es selbstverständlich, dass ich den Bauern den ganzen Tag bei seiner Arbeit begleitet habe :im:
hab überall mitgeholfen, sogut ich konnte und ja - auf einem Hof gab es ein paar Tage lang Unkrauthacken im Mais. Mir hat das aber gefallen, es war sehr heiß und wir haben spannende Gespräche geführt - allerdings, ja, das stimmt, bei dieser Arbeit war ich nicht mit dem Bauern zusammen gewesen, sondern mit einem polnischen Erntehelfer.
Es hat aber niemand geschaut, wie fleißig wir sind.
Gegessen haben wir mit der Familie und bis auf weniges war eigentlich alles "vom Hof" (also Demeterqualität) - Extra-Essen für die wwoofer kann es wohl nur auf Höfen geben, die das fast "professionell" machen - ich denke, sonst wäre das doch für die Bäurin ein Mehraufwand, da extra zukochen? :hmm:

liebe Grüße!

Hannah

Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#16

Beitrag von Hannah » Mi 8. Jun 2011, 22:23

Ich frag mich warum das Essen überhaupt so eine große Rolle spielt. Für mich gilt immer: der Hunger treibts rein und der Ekel runter :mrgreen:
Ernsthaft- solange man nicht verhungert und das ist doch wirklich unwahrscheinlich, ist doch alles gut. :kaffee:

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Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#17

Beitrag von Nilora » Do 9. Jun 2011, 12:33

ina maka hat geschrieben: Gegessen haben wir mit der Familie und bis auf weniges war eigentlich alles "vom Hof" (also Demeterqualität) - Extra-Essen für die wwoofer kann es wohl nur auf Höfen geben, die das fast "professionell" machen - ich denke, sonst wäre das doch für die Bäurin ein Mehraufwand, da extra zukochen? :hmm:
Ich hab es auf allen Höfen so erlebt, dass die Familien abends für mich mitgekocht haben, Frühstück hab ich mir meist selbst gemacht. Und wenn ich zwischendurch Hunger hatte, durfte ich mich jederzeit bedienen. Und ich muss sagen, ich hab selten besser gegessen als dort. Gab immer was aus dem Garten und manchmal auch eigenes Fleisch. Mir läuft jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an den Truthahn aus eigener Schlachtung denke... und an das selbstgebackene Brot... :bet:

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Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#18

Beitrag von outdoorfreak » Do 9. Jun 2011, 19:36

Nilora hat geschrieben
Mein Tipp: nicht entmutigen lassen, sondern weiterziehen.
Klar, und es waren auch Höfe und Gemeinschaften dabei, wo ich mich sehr wohl gefühlt hab. Es war schon eine schöne Zeit

Ich wollt halt nur mal auf ein paar Schwarze Schafe hinweisen. Ich will auch auf keinen Fall der Wwoof Organisation jetzt Vorwürfe machen. Die Idee vom wwoofen ist schon gut. Nur hätte ich mir gewünscht ein bisschen mehr zu lernen.

Hannah hat geschrieben
Menschen, die das mit sich machen lassen haben meiner Meinung einen seelischen Bruch und lassen sich tatsächlich ausnutzen.
Ich denke, die meisten die wwoofen oder in Ökodörfern als Freiwillige arbeiten sind auf der Suche nach einem einfachem stressfreien Leben und wollen aus der KonsumGesellschaft aussteigen.

Allerdings merken dann viele auch nicht, dass sie auf Bio-Höfen oder Ökodörfern ausgenutzt werden, man verdient ja noch nicht mal Geld.

Nur ich hab dort halt was gefunden, was ich im normalen Arbeitsleben niemals gefunden hätte, und zwar dass ich in meinem eigenem Rhytmus arbeiten kann ohne mich stressen zu lassen.

Deshalb möcht ich jetzt auch für immer als Selbstversorger/Aussteiger leben, weil es einfach das bessere Leben ist.

Hannah hat geschrieben
Ich finde es übrigens seltsam, dass du den gleichen Text wie in dem Forum der Wwoof hier hineingesetzt hast.
Ist das ein Reaktionvergleich oder einfaches "Meinungseinholen"? :hmm:
Hast mich erwischt :roll: Ja, es solte beides sein Reaktionenvergleich und einfaches Meinungseinholen. Das, wo es bei mir war ist schon drei Jahre her, und letztens hat mir schon wieder eine junge Frau berichtet, dass sie sich beim wwoofen ausgenutzt gefühlt hat. Deshalb wollt ich das Thema jetzt mal an die Öffentlichkeit bringen
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

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Re: Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?

#19

Beitrag von fuxi » Do 9. Jun 2011, 19:54

Wer sich derart ausnutzen lässt ist selber schuld. Man kann jederzeit seine Sachen packen und weiterziehen. :aeh:
(Ja, ich hab auch selbst schon geWOOFt. Letztes Jahr in Irland.)
outdoorfreak hat geschrieben:Ich wollt halt nur mal auf ein paar Schwarze Schafe hinweisen. Ich will auch auf keinen Fall der Wwoof Organisation jetzt Vorwürfe machen.
Der Titel "Wwoof und Ökodörfer- Ausnutzerorganisation?" lässt allerdings eher darauf schließen, dass es dir um die Organisation ging und nicht um einzelne Höfe. :hmm:
Für mich persönlich klingt das reißerisch und irreführend.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

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