Kalkmörtel, Putz

Leidschaf

Re: Kalkmörtel, Putz

#11

Beitrag von Leidschaf » Di 19. Apr 2011, 07:48

Kleinerklaus hat geschrieben:Der von BernhardHeuvel beschriebene Sumpfkalk ist ein Abfallprodukt der Acetylen- Herstellung.
Sumpfkalk ist üblicherweise gebrannter Kalk, der mit Wasser abgelöscht wurde und jetzt in seinem Sumpf möglichst lange liegt. Er ist kein Abfallprodukt! KArbidschlamm kann man wie Sumpfkalk verwenden, das ist ein sogesehen ein Recyclingmaterial. Was drin ist ist freaglich!
Kalk ist auch Grundlage für Zement (Kalk, Ton und Gips) hierin ist der Gips das Abfallprodukt aus der Rauchgasentschwefelung.
emil17 hat geschrieben:Das Abbinden erfolgt nämlich so, dass sich aus dem Kalkhydrat mit Luft-Kohlensäure Karbonat ...
Die Luft-Kohlensäure nennt man Kohlendioxid. Das, was wir ausatmen, und was von den grunen Pflanzen in feinen Sauerstoff umgewandelt wird. Kohlensäure ist das das ganze in Wasser gelöst! Auch saurer Regen genannt.
marion hat geschrieben:Ich hab bis jetzt noch nie mit Kalk gearbeitet, nur mit "normalen" Zementputz, Lehm und Rotband. Ist der Kalk dazu sehr unterschiedlich in der Verarbeitung, Anbringung ?
Er ist wesentlich einfacher zu verarbeiten als Zementputz, aber schwerer als Lehm. Die Nachbearbeitung (feucht halten) ist etwas aufwendig, aber insgesamt ist es ein angenehmes arbeiten. Zur Karbonatiesierung kannst Du einen Eimer mit glühender Kohle in den Raum stellen. Das erzeugt CO2. Achtung, den Raum dann erstmal nicht nutzen und den Kalk in Ruhe lassen. Feuchte Tücher an die Wand hängen und ein/ zwei Tage das CO2 wirken lassen.

BernhardHeuvel
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Re: Kalkmörtel, Putz

#12

Beitrag von BernhardHeuvel » Di 19. Apr 2011, 12:33

Temperatur spielt bei allen Kalkprozessen ein Rolle, es sollte daher auch nicht zu kalt sein. Mit dem zu schnellen Austrocknen hatte ich bisher keine Probleme, ich arbeite nicht mit Tüchern oder Decken. Das geht auch nicht, bei der Gesamtfläche. Ich streiche allerdings mit Kalkmilch über, sobald der Kalk an der Wand halbwegs getrocknet ist.

Auf jeden Fall ist mehr Gefühl bei der Verarbeitung gefragt. Beim Anrühren, beim Auftragen, etc. Hier ein bisschen Wasser mehr, hier etwas weniger Schwung mit der Kelle.

ich mag es sehr, mit Kalk zu arbeiten.

Viele Grüße
Bernhard

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Re: Kalkmörtel, Putz

#13

Beitrag von marion » Di 19. Apr 2011, 14:47

Dienstag soll es losgehen :michel:
An dem Tag wollen wir den gammeligen Putz runterschlagen und am Mittwoch mit dem aufputzen beginnen. Lustig...bin aufgeregt wie ein junges Mädchen vor der ersten Verabredung :rot: :aeh:
Wir werden wohl dann doch Sackware nehmen, heute Abend krieg ich Bescheid. Hab ein bissi Bammel, das unter dem gammligen Putz noch grausigeres lauert wie z.B. vergammelte Holzbalken, bibber. Aber nützt ja nix, nachgucken muß man ja mal. Hoffentlich geht alles gut und das Fachwerk ist von innen genauso schön wie von außen.
Da ich anschließend ungerne hätte, wenn die zukünftigen Mieter tapezieren, wollte ich gerne dann hinterher soetwas wie einen Schmuckputz machen. So, dass NICHT mehr tapeziert werden kann. Ich finde ja diesen "gebeulten" Putz so schön. Wisst ihr was ich meine ? Der ist so uneben und gewellt, fast wie flache Beulen. Sieht man schon mal bei alten Häusern oder bei mediteranen Häusern. Wie könnte man sowas wohl hinkriegen ? Mit dem Handballen eindrücken ? Ist ja irgendwie auch blöd... Gibt es da irgendwie ein "Geheimniss" wie man das macht ? Hab grad so die Idee, dass wenn die letzte Putzschicht noch nass ist, ich einen nassen, (verschieden) großen Badeschwamm/schwämme nehme und dann den Putz eindrücke. Und anschließend nass verreibe....

Also meint ihr, es ist besser mit mehreren Putzschichten zu arbeiten, ja ? ( erst Putz abklopfen, Hölzer ggf. mit Hasendraht schützen, ggf. vorspritzen mit dünnerem Kalkputz, anschließend erste Lage Putz drauf und am nächsten Tag zweite und somit letzte Putzschicht drauf...wäre das so wohl ok ? Oder doch alles an einem Tag mit nur einer, aber dafür dickeren Putzschicht ? 1 Teil Kalk, 4 Teile feinen Sand ? Wasser nach Gefühl und Ergebniss ? ) Da die Wohnung ja Nord-Ostseite ist, vermute ich mal, dass es nicht zu schnell austrocknet. Das mit den Kohlen trau ich mich nicht, ich hab ne halbe Feuerphobie. Nasse Tücher könnte ich aber aufhängen. Ab wann könnte ich dann wohl streichen ? Ich bin bis nächste Woche Samstag dort. Die/Mi. soll das mit dem putzen geschehen. Kann ich dann am Freitag wohl schon streichen ? Muß mal schauen was ich da nehme, meine Freundin hatte mal was in der Wohnung was totchic aussah, aber immer wenn man an die Wand kam, war man weis. Sah schön aus war aber unpraktisch...

Das wird bestimmt lustig. Meine Töchter und mein Schwiegersohn kommen zum helfen, mitsamt ihrem Rudel Hunde. Hoffentlich ist das Wetter schön, dann können wir im Garten picknicken und schon mal überlegen, wie wir der häßlichen, lichtklauenden Hecke zu Leibe rücken...Vielleicht kann man sie ja im Herbst ausbuddeln und verschenken.

Lieben Dank und viele Grüße,
Marion
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Re: Kalkmörtel, Putz

#14

Beitrag von emil17 » Di 19. Apr 2011, 20:28

marion hat geschrieben:bin aufgeregt wie ein junges Mädchen vor der ersten Verabredung
Da ich kein Mädchen bin, habe ich keine Ahnung wie das ist, aber da ich schon verschiedene Male verputzt habe, würde ich mich, wenn Du recht haben solltest, nicht mit Dir verabredet haben wollen :holy: Erstes Date und die will tatsächlich verputzen ???
Viel Spass dann!
Bitte nicht auf pseudo-rustikal machen! Wenn Du die üblichen Werkzeuge nimmst und versuchst, es so glatt wie möglich hinzubekommen, wird es vermutlich nicht glatt, sondern genau richtig.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kalkmörtel, Putz

#15

Beitrag von marion » Mo 2. Mai 2011, 08:31

Soooo...bin wieder da. Mit zerschundenen Händen, aber sehr zufrieden.
Zum Verputzen sind wir noch nicht gekommen, denn meine Maurer haben mich im Stich gelassen. Grrr...wir stehen da am Dienstag und warten mit dem Elektriker und wer kam nicht? Die Maurer. Ich hatte es mir fast schon so gedacht, der vorherige Kommunikationsablauf war schon mies und als sie dann am Mittwochmorgen anriefen, habe ich sie kurzerhand gefeuert. War ich sauer, grummel zeter. Nächste Woche kommt dann eine Firma mit denen ich schonmal zusammen gearbeitet habe.
Also haben wir diese Woche erstmal alles offen gemacht, was offen zu machen war. Das war richtig spannend ! Überall verschlossenen Türen und Fenster. Teilweise war es schon richtig gruselig...in einer kleinen versteckten/verschlossenen Fensterlucke war eine Tüte. Schwiegersöhnchen traute sich nicht daran...also vorsichtig die Tüte mit einem Stemmeisen geangelt und reingelugt. Hab mich zu Tode erschrocken...silbergraues Haar war darin zu entdecken. Sah aus wie ein Kopf, grusel, grusel... Vorsichtig die Tüte umgedreht und ausgekippt...bereit, jederzeit laut und hysterisch kreischend aus dem Haus zu rennen ... Was war es ? Irgendein Dämmzeug :haha:
Ansonsten haben wir viel zugeputzetes Fachwerk gefunden und irrsinnige Wandaufbauten, wo es logischerweise hinter am gammeln war.
Unglaublich: wir haben unten ein 60ziger Mauerwerk. Was machen die Hirnis ? Teerpappe an die Wand, dann so eine Art dünne Holzfaserplatte, anschließend ganz dünnes Styropor und darauf Rigips. Hat das gestunken, als wir das runtergemacht haben, puh. War eine feuchte Stelle an der Wand, ist die vordere Hausecke. Habe dann mal draußen geschaut und die feuchte Ecke ist dort, wo die ganzen Kabel und Kästen für die Telefone und Fersehen sind. Also eine Art Schweizer Käse. Werd mal schauen, dass das jetzt alles vernünftig befestigt wird und das was eingeschlitzt werden kann, unter dem Putz verschwindet. Die jetzigen Bohrlöcher zeigen teilweise nach unten, kein Wunder das die Ecke feucht ist.
Aber die Wände sind der Hammer ! Das ist richtig klasse Arbeit, ich bin richtig beeindruckt. Unten ist Bruchstein, darauf scheinbar eine Schicht Schieferplatten und anschließend ein doppeltes Mauerwerk.

Die schimmelige Fachwerkwand in der Omawohnung ist nun auch offen. Anscheinend ist das die Schwachstelle vom Haus. Es wurde dort wohl schon mal gebastelt, allerdings mit geringem Erfolg. Wir haben dort einen Materialmix. Dort wo gebastelt wurde, ist Fachwerk mit Ziegelstein ausgemauert und mit Kalkputz verputzt. Weiter oben das Originalfachwerk mit Bruchsteinen ausgemauert und mit Strohlehm und Kalk verputzt.
Dort bin ich echt ratlos...
Von außen ist es trocken, nix zu sehen, auch bei Regen nicht. Allerdings ist unter dieser Wohnung ein Keller, der einzige im Haus. Die Fenster,-und Belüftungsluken sind allerdings an anderen Stellen, nicht dort wo es gammelt.
Ich schwanke jetzt mit dem Putz der neu drauf soll. Lehm oder Kalk oder gar beides ? Ich weiß es echt nicht. Vermutlich werde ich in diesen beiden Außenwänden unten in die Wand eine Art Heizleiste einbringen lassen und diesen Raum über Infrarotheizungen beheizen. Das ist zwar nur Symptombekämpfung, aber mehr fällt mit dazu erstmal nicht ein.
Von den Mietern weiß ich, dass dieser Raum in den drei Jahren, wo die alte Frau darin gewohnt hat, nicht einmal gelüftet wurde. Und reingepullert hat sie wohl auch...
All das mag es wohl begünstigt haben. Auslöser ist es aber nicht. Das Fachwerk dort wurde schon stellenweise durch Stein ersetzt, also ist dieses Problem schon älter.
Es widerstrebt mir zutieftst eine Symptombekämfung zu machen...

Ansonsten hat es richtig Spaß gemacht, viele lustige Begebenheiten und so maches fassungsloses Kopfschütteln. Mein Göga meinte schon: es scheint, dass das Haus auf dich gewartet hat :)
Es fühlt sich richtig zuhause an, selbst meine Jüngste fand das. Und das Städtchen ist wunderschön, ganz viele alte Fachwerkhäuser und wunderschöne kleine Flüsse.
Es ist ein richtig, richtig tolles Haus, gebaut für die Ewigkeit. Die riesigen Eichebalken lege ich teilweise jetzt wieder frei und ausgerechnet mein Lieblingsbalken ( der richtig Dicke, man kann die Baumform noch erkennen ) hat eine Schmarre am Balkenkopf. Übernächste Woche legen wir ihn komplett frei und dann schauen wir mal, ob sein extremer Durchmesser ausreicht oder ob wir ihn anschuhen müssen.

Weiß jemand, wie man einen Spiegelschacht zwecks Tageslichbeleuchtung baut ?
Und weiß jemand, wie die Tendenz der Schornsteinfeger ist, wenn der Schornstein an einer Fachwerkwand steht ? Unser ist ein ganz Netter, aber ich trau mich nicht zu fragen. Nicht, dass er hinterher noch Nein sagt...dann kann ich die Reaktivierung der Schornsteine vergessen.

Liebe Grüße,
Marion

P.S.: Hoffe ich langweile nicht...
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Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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Re: Kalkmörtel, Putz

#16

Beitrag von roland » Mo 2. Mai 2011, 09:32

Hi marion,
ich lese mit Begeisterung deine Beiträge, voller Vorfreude und Befürchtungen, was wohl auf mich zukommt. Wir haben ähnliche Ideen : zb der Spiegelschacht, das will ich auch bauen, da die Gartenseite im Norden ist - sozusagen eine Wintersonnen-Umleitung :grinblum:.

Viel Spass weiterhin und lass dich nicht unterkriegen - darf ich Dich, wenns soweit ist, nach guten Bezugsquellen usw löchern?

Roland

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Re: Kalkmörtel, Putz

#17

Beitrag von emil17 » Mo 2. Mai 2011, 11:12

Gratulation!
Wir haben es schon mehrheitlich hinter uns, also einige Tipps.
- Wenn Du Dich nicht selbst ganz gut auskennst, lass einen Fachmann kommen der Dir die Ursachen der Bauschäden nennen kann. Sonst darfst Du später nämlich alles wieder aufkloppen, und das ist viel frustrierender, als einen weiteren Bauschaden zur Kenntnis nehmen zu müssen, den man nicht sebst verschuldet hat. Sein Honorar ist in aller Regel gut angelegtes Geld.
Falls das Dein späterer Wohnsitz werden soll, ziehe so bald als möglich um. Das spart Miete und Anreise, und man kann so manche Randstunde ausnutzen. Es braucht für den Anfang nicht mehr als einen heizbaren Raum, ein Klo und eine Kochnische.
Eine Duschecke lässt sich aus einer alten Palette und ein paar Planen oder Wellblechtafeln irgendwo im Hof improvisieren.
Also erst das tragende Mauerwerk statisch instand stellen (lassen), dann das Dach.
Der nächste Raum wird Werkstatt und Frickelbude. Besorge eine alte Schreinerhobelbank schwerer Bauart - darin kann man auch einen Schraubstock einspannen, den man auf ein Stück Kantholz schraubt. Du brauchst vermutlich auch ein paar grosse, schwere Schraubzwingen.
Es lohnt sich, etwas Zeit in Baustellenoganisation zu investieren (welchen Raum wann, was lagere ich wo, was kann ich mir anliefern lassen, usw.), auch wenn in dieser Zeit scheinbar nichts geschieht. Wenn man gut plant und einen gedeckten Lagerplatz hat, kann man sich viel Baumaterial aufs Mal anliefern lassen (z.B. Ziegelsteine und Dämmung) und spart damit erheblich Transportkosten und auch wieder Zeit.
Widerstehe der Versuchung, billiges Baumarkt-Werkzeug zu kaufen. Die Ersparnis beim Anschaffungspreis geht mehrfach bei den Ausfallzeiten verloren (die Ausnahme bestätigt die Regel). Seltsamerweise gehen die Werkzeuge immer dann kaputt, wenn man damit arbeiten will.
Ganz wichtig ist die Arbeitssicherheit: kein unausgenageltes Bauholz herumliegen lassen, keine ungesicherten vorkragenden Gerüstbretter, keine Bodenluken ohne Absturzsicherung, keine defekten Elektro-Verlängerungsschnüre usw. dulden.

Ich habe bei mir bemerkt, dass es viel mehr Freude macht, morgens anzufangen, wenn man abends jeden Tag die Baustelle aufräumt. Dazu gehört nicht nur die Reinigung der Mörtelbottiche, sondern auch, dass man das Werkzeug und Material irgendwie definiert ablegt, wenn Feierabend ist.

Beim Innenausbau sollte man sich vergewissern, aus welcher Ecke die Handwerker und Planer kommen (wenn sie überhaupt kommen). Manche altbewährte und gute Lösung wird heute nicht mehr ausgeführt, weil die Handwerker es nicht mehr gewohnt sind, oder weil es zu lange dauert. In fast allen Bauten muss sich die Bauweise an Kosten pro Quadrat- oder Kubikmeter inkl. Montage optimieren, und deshalb wird oft als "Stand der Technik" verkauft, was einfach nur schnell geht, auch wenn es weder besonders schön noch besonders gut ist. Bloss weil eine Akkordtruppe eine abgehängte Gipskartondecke rasend schnell montieren kann, heisst das nicht, "dass man es heute eben nur noch so macht".
Als Selbstrenovierer hat man z.B. eben die Möglichkeit, sich eine schöne gebrauchte Zimmertür samt Zarge zu suchen und sich die Trennwand darum herum zu bauen, oder sich eine gebrauchte Treppe aus Granitstufen vom Abbruch zu organisieren - das sollte man ausnutzen.
Feuchteschäden können wegen undichter Leitungen (dazu gehören Heizungsrohre ebenso wie der Rückstau im Regenfallrohr), wegen aufsteigender Feuchtigkeit, wegen versalzter Wände oder wegen Kondenswasserbildung auftreten. Also guck Dir Deine Hütte mal während eines Starkregens von aussen an.
Wenn die Fundamente im Wasser stehen und die Wände darüber nicht diffusionsoffen geputzt wurden, steigt die Feuchtigkeit auf, weil sie nicht verdunsten kann. Das passiert üblicherweise im Kellergeschoss, welches dadurch im Sommer kühl gehalten wird. Das war beabsichtigt. Wenn das Haus auf Lehmboden steht und man die Fundamente trockenlegt, kann es zu Setzungsrissen kommen, weil sich der Boden wegen der Austrocknung setzt. Der Einbau von Horizontalsperren ist sehr teuer und aufwendig. Am besten lässt man den Keller so, wie es die Erbauer vorgesehen haben.
Zu den Schornsteinen: Der Kaminfeger muss die Sache sowieso abnehmen, also bitte ihn an den Bau, bevor Du irgendwas planst, und frage ihn, was Du vorsehen musst. Du kommst sowieso nicht an ihm vorbei, und in der Rohbauphase kann man einen Schornstein neu machen oder etwas weiter von einer Wand abrücken, später nicht mehr. Die einschlägigen Vorschriften bezüglich Hausfeuerungen haben schon ihren Sinn, und die Leute sind hilfsbereit, wenn man sie nett behandelt. Der Schorni wirkt zwar auch von Amtes wegen, aber da ist kein Grund, ihn wie einen Steuerfahnder zu behandeln.

Zur Idee, Leitungen wenn möglich zu schlitzen: Bei Elektroleitungen eine gute Idee, bei Heizungen und Trinkwasserleitungen weniger, weil man Schäden lange nicht bemerkt und es dann gerade bei kleinen Lecks zu grossen Schäden an der Substanz kommen kann. Aus Prinzip niemals Verschraubungen und Rohrstösse unter Putz montieren!

Und das Allerwichtigste: Bauen ist verbrachte Lebenszeit, d.h. man baue nicht (nur), um fertig zu werden, sondern so, dass es einem dabei gut geht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kalkmörtel, Putz

#18

Beitrag von marion » Mo 2. Mai 2011, 15:05

Hallo Roland,

dankeschön. Wenn ich dir mit irgendwelchen Bezugsquellen weiterhelfen kann ... immer gerne. Allerdings verfahre ich meist im Hamsterverfahren, mal hier, mal da.

Emil,

danke für deine Tips.
Hab gerade auch noch mal mit dem Schorni gesprochen, beim nächsten Mal mache ich dann die Wandanschlüsse der Schornsteine offen. Mal schauen ob es einen Abstand zur Fachwerkwand gibt oder nicht. Wenn nicht, dann haben wir ein Problem. Kein ganz großes, weil sie nicht zwingend benötigt werden. Wäre halt nett für die Mieter, wenn sie halt zusätzlich einen Ofen aufstellen könnten. Spart Geld und ist gemütlich.
Das gibt es aber eben nur, wenn der Schorni sein absolutes OK gibt. Alles andere ist zu gefährlich und ich hab so einen Verantwortungsfimmel. Schließlich werden dort zwischen 5-8 Parteien leben, einschließlich meiner Wenigkeit.
Mit den Feuchtigkeitsschäden in der "Oma"wohnung - wenn ich da mal einen versierten Fachmann wüßte, :hmm:
Ich hatte sowas in der Art schon mal. Hab dann nacheinander 3 Fachleute angerufen, die kamen dann auch. Teilweise für gutes Geld. Es wurde beratschlagt und allerlei, teils sauteure, Lösungen angeboten. Falsch lagen sie alle drei...es war der Badewannenabfluß ! Selbst gefunden...manchmal ist verry low buget auch sehr nützlich :lol:
Momentan bin ich noch ratlos. Das Problem ist auch, dass im Haus unglaublich viel gebastelt wurde. Wasser und Elektro funktioniert zwar, aber ist völlig wild drauflos verlegt. Überall sind Leitungen und Rohre, der absolute Wahnsinn. Bis das auf Spur gebracht ist ... das dauert. Das Problem ist auch die imense Größe des Hauses, zwar schick weil alle dann Platz haben und mir zusätzlich meine Rente sichert , aber auch viel Sucherrei nach Leitungen und Co. Da es teilweise noch bewohnt wird, ist manches etwas schwieriger. Die Mieter sind zwar bannig nett und super hilfsbereit, aber ich kann denen ja jetzt nicht die Wohnungen zerlegen. Is ein bissi blöd...kündigen will ich ihnen aber auch nicht. Mal schauen, wird schon irgendwie gehen.
Der Elektriker hat sich schon die Haare gerauft...der Klemptner wird wohl ins Koma fallen, lach.
Abgesehen von der Bastelei und den Bausünden ist das Haus aber echt ok. Sieht schlimmer aus als es ist. Bis jetzt...hoffe das es so bleibt. Den Pfusch bauen wir jetzt zurück und bereiten das Haus vor, für den Dachausbau in ca. 7 Jahren.
Sorgen macht mir noch eins der Bäder. Scheint einer der ehemaligen Mieter selbst eingebaut zu haben. Anscheinend ist da irgendwas undicht gewesen. Wenn der Klemptner das abgeklemmt hat, werde ich das mal alles zurückbauen und die Schäden begutachten. Hab schon einiges gesehen und vermute gruseliges. Unten die Decke unter diesem "Bad" schimmelt leicht und ich glaube das dort eine Holzbalkendecke ist. Neben besagtem Bad ist in diesem Zimmer ein Eisenblech unter dem PVC Boden, das rostet...
Somit war die Decke schön eingeschlossen, von unten Styroporkasetten und von oben Blech und PVC. Idioten, grummel.
Ich find das schrecklich was sie mit dem armen Haus gemacht haben. Das Haus hat keinen armen Leuten gehört, dann hätte ich ja noch Verständniss. Aber so ? Der letzte Besitzer hat Millionen Umsätze im Jahr und ist echt ziemlich reich. Für den wäre es ein Klacks gewesen, das Haus in einen vernünftigen Zustand zu versetzen. Und was machte er ? Nix. Die Mieter haben ihn 5 Jahre nicht gesehen und mußten sich immer selber helfen. Er hat die letzten Chaoten dort hausen lassen, die große Wohnung war sooooo siffig.
Hatte aber den Vorteil, dass ich echt saubillig kriegen konnte. Und als Baustelle eigendlich eine Bude de luxus, hatte ich noch nie. Hab sogar ein richtiges Bad mit warmen !!! Wasser, das ist sooo klasse :michel: :michel: :michel:
Ich bin heilfroh, dass der ursprüngliche Erbauer auf Sorgfalt und Qualität geachtet hat. Dadurch wirkt es wie ein Fels in der Brandung, den so schnell nichts umhaut. Das Dach und die Gründung sind in Ordnung, oben ist eine Pfanne kaputt und eine Firstpanne, im Krüppelwalmdach ist vorne an der Seite ein Holz kaputt.
Ein Balkenstück im vorderen Bereich muß ausgetauscht werden, das scheint gebrochen zu sein. Die vordere Seite des Hauses ist relativ neu (1950) und leider wurde wohl zu frisches Eichenholz verwendet. Mal schauen, ob ich irgendwo vernünftiges Eichenholz kriege. Auf dem Markt gibt es nur diesen 5 Jahre kammergetrockneten Mist. Oben auf dem Dachboden liegt noch ein uralter dicker Holzbalken. Zur Not muß der Zimmermann den passend zurechtschneiden. Da hat er zwar keinen Bock drauf, aber wenn`s sein muß...

Den Keller werde ich mir beim nächsten Mal genauer anschauen, konnte bis jetzt nichts auffälliges entdecken. Feucht und muffig ist er schon, aber eher so wie eben bei alten Häusern. Einen muß ich noch freiräumen, die Chaotenmieter haben ihren ganzen Mist darin liegen lassen.
Viel machen werde ich darin warscheinlich nicht, weil ich genau das vermute, was du schon gesagt hast. Die Feuchtigkeit darin wird wohl Absicht sein. Allerdings möchte ich die Decke dämmen, oben drüber ist die Omawohnung. Werde mir das aber vorher genau anschauen, Deckenaufbau und so. In der Omawohnung werde ich dann auch den PVC und Teppichboden rausnehmen und die Dielen abschleifen. Mit etwas Glück ist es ja eine Lehmwellerdecke...dann erübrigt sich das Dämmen wohl.

Liebe Grüße,
Marion

P.S.: Verflixte Kiste, hab mir doch gestern die Haut am Zeigefingergelenk auf der Baustelle angeratscht. Jetzt ist es voll dick und am eitern, grummel. Mein Göga meint, das auch die Strecksehne entzündet ist. Leider hat er kein passendes Werkzeug mehr und ich kann jetzt extra zum Arzt latschen und das ganze aufmachen lassen. So ein verflixter Mist...und ich denk noch: zieh die mal lieber Handschuhe an. Zuviel Elan ist manchmal auch nicht gut :oma: Ärgerlich.
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
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Vielleicht Bambus.


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Re: Kalkmörtel, Putz

#19

Beitrag von marion » Sa 7. Mai 2011, 06:51

Es gibt anscheinend Sachen, die gibt es eigendlich nicht.
Angepriesen als 5 Familienhaus scheint es sich als 1-2 Familienhaus zu entpuppen. Es sind zwar 5 Wohnungen schon seid Jahren vorhanden, aber es gibt wohl keine Genehmigung dazu. Jetzt wird es lustig.
Montagfrüh bin ich beim Anwalt, mal schauen, was der sagt. GsD ist wegen der Teilung noch keine Kaufpreiszahlung erfolgt und GsD hab ich noch nicht viel Geld reingesteckt. Wenn ich Pech habe, bricht es mir trotzdem finanziell das Genick. Mal schauen was ich retten kann.
Ich hab ja vorher alles abgecheckt, aber darauf wäre ich nie gekommen. Ist ja schon fast sowas wie ein Schwarzbau. Nicht ganz, das Haus wurde ja genehmigt, allerdings wohl nicht die 5 Mietparteien. So ganz kapier ich es noch nicht, ist ziemlich kompliziert.
Der Verkäufer ( selber anscheinend Erbe, seid 5 Jahren wohl Eigentümer ) scheint vernünftig zu sein. Rückabwicklung ist für ihn kein Problem, bloß...er weiß noch nicht, dass das bannig teuer für ihn wird. So oder so wird es entweder eine Nullnummer für ihn, weil er die Genehmigungen einholen muß, falls ich es behalte oder er wird meine Vorfälligkeitszinsen zahlen müssen und ggf. Schadensersatz. Mal schauen was der Anwalt sagt... ( ich hab da sowas von keinen Bock drauf )
Wahnsinn...

Marion

Ich hab letztes Jahr meine Rechtschutzversicherung gekündigt, weil nie gebraucht. Jetzt hatte ich gleich zwei Fälle wo ich einen Anwalt brauche...einmal weil jemand massiv meine Urheberrechte verletzt hatte und nun dieser Mist. Gibts doch gar nicht...
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
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Re: Kalkmörtel, Putz

#20

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 7. Mai 2011, 08:05

marion hat geschrieben:....weil er die Genehmigungen einholen muß, falls ich es behalte ...
das würd ich genau prüfen ob das zutrifft. in Ö würds darauf ankommen, was genau im KV steht, und mit sehr grosser wahrscheinlichkeit wär das in Ö dein kaffee und nicht der des verkäufers.

sowas sichert man bei uns mit einer behördlich ausgestellten benützungsbewilligung vor vertragsunterzeichnung ab.
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