Ethikfrage-Wissen um den Tod

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Theo
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Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#11

Beitrag von Theo » Mi 20. Apr 2011, 19:02

Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln
Marcus Aurelius
:)
Gruß
Theo

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der elch oh schreck

Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#12

Beitrag von der elch oh schreck » Do 21. Apr 2011, 06:51

hallo , melusine ,
ich kann sagen was ich gesehen und erlebt habe ... ich weiß nicht wie alt du bist ,
in meiner zeit als bestatter hab ich oft im kh erlebt wie aus der leichenhalle nen spass gemacht wurde , von wegen die neuen zum abladen hin schicken ...
war für mich oft nen bild wo ich jemand gern eine rein gehauen hätte ... sah aus wie bei hempels unterm sofa.
verdreht hingeworfen gestapelt usw. ist die eine seite
im altersheim gabs die besten debatten weil ich ehre der toten sehr hoch einschätze ... gebiss fehlt ... ich zur schwester wo ist es ? sie weg hat sie eh nicht getragen... ich ok her bringen suchen ...
die branche ist kaputt.

zu deiner frage hab ich aber ne einfache antwort, mit steigendem alter wächst auch der wunsch es möge "ohne schmerzen" schnell zu ende gehen.
ohne aber zu wissen wie alt du selbst bist , auf welcher station du bist , macht die antwort wenig sinn.
ich denke du bist sehr jung , und haderst mit deinem berufsbild, der tod kommt oft ungelegen aber viel zu oft lang ersehnt und viel zu spät ... er hat viele termine ...

es ist aber ein guter freund der ein leben lang neben jedem geht, er ist immer bei dir , weicht nie von deiner seite , er ist zuverlässig und er hat gedult.
wende dich ihm zu er nimmt dich mit, gehe weiter er begleitet dich.
zu deiner frage ... ist zu fragen wer fragt.
freund hein ... Licht im Dunkel

Ist Freund Hein schon im Zimmer?", fragte der sterbende Staatsmann. "Im Zimmer ist er noch nicht", antwortete sein Leibarzt, "aber er schleicht schon ums Haus."

seh es wie es ist ... für viele wird er im alter zum freund für manche ist er ewig ein feind für mich persönlich ein begleiter in dessen arme ich immer gehen kann ... es gibt ihn und er ist der beste freund denn es ist der weg raus ... hat man ihn als freund an seiner seite und nimmt ihn wie er ist ... nimmt er einem jede angst und hält den weg offen.
für mich ist es ein guter freund der hinter mir steht während ich schreibe, daher kann ich offen sein rede was ich will hab keine angst vor was auch immer ... gebe ich ihm die hand ist alles an irdischem an ängsten die viele haben mit einem liedschlag vergangenheit.
ja der tod kann befreien vor angst vor abmahnung (in deutschland sehr verbreitet) vor anderen dingen warum man zu nichts steht es gibt da 1000 ängste einer strafe weil man denkt ewig zu leben ;-)
also warum sollte man ihn im denken verweigern ? warum vertuschen er ist all gegenwärtig und befreit mehr als er einschränkt.

aber da muß jeder sein denken finden ... weil zum schluß nimmt er jeden mit auf die reise der hier eben liest obs passt oder nicht.
wobei ich mich seit über 30 jahren auf den tag freue, die reise zu machen ... leider kommt mir immer ne aufgabe dazwischen.
es scheint ich bin einfach zu beschäftigt um mal den kopf zu drehen und ihm ins auge zu blicken.
oder wenn ich mal die muse hätte ist er andersweitig unterwegs ... zu deiner frage ja ich würde es wissen wollen. und ich würde sehr genau fragen.
nur ich würde eine krankenschwester damit nicht belästigen. die hat genug zu tun, daher würde ich den chefarzt antreten lassen um ihm dann zu sagen ... ok ich hab eben meine krankenversicherung gekündigt ;-) etwas humor sollte man auch 15 min davor noch haben.

@theo Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben
auch marcus aurelius

nen elch zur nacht

greymaulkin
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Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#13

Beitrag von greymaulkin » Fr 22. Apr 2011, 14:05

Ich mache von Berufs wegen häufiger Sterbebegleitung. Vielleicht, weil in der Nacht mehr Zeit für's Sterben ist? Weil das Leben an sich schläft? Ich weiß nicht.
Jedenfalls wissen die Betroffenen ES im i.a. zuerst. Die allermeisten, fast würde ich sagen, alle gehen nach den bekannten Phasen Ablehnung und Wut und Zustimmung. Ganz selten habe ich Kampf bis zum letzten Atemzug gesehen. Manchmal sind noch "Aufgaben zu erledigen", Dinge, die gesagt oder getan werden "müssen", um Ruhe zu finden, den letzten Schritt zugehen. Manchmal muss man leichten bis heftigen Druck auf Angehörige ausüben, z.B., das Kinder zusammen am Bett sitzen, die sich sonst nicht aufs Fell gucken können. Manchmal kann ein Mensch nur sterben, wenn er "endlich" alleine ist, sie sterben in dem Moment, indem man Angehörige oder sich selbst mal eben für eine Zigarette oder zum Luftschnappen hinausbefördert hat. Viele hatten zum Schluß hin ein Gespräch mit einem Geistlichen, egal ob sie schon immer religiös waren oder nicht. Ich denke, egal was so eine Pflegerin zu sagen hat, die Bestätigung vom "Bodenpersonal", das alles in Ordnung ist, so wie es halt ist oder gewesen ist, zählt in der Sterbesituation mehr. Fast alle gingen aus diesem Gespräch ruhiger hervor.
Das Problem, die wirkliche "Arbeit", die unglaublich Energie absaugt, sind viel häufiger Angehörige als der Sterbende selbst. Von diesem bekomme ich hin und wieder eher noch Kraft und oft weise Einsichten, die mich staunen machen.
Manche Verstorbene haben nach dem "Tod" noch eine unglaubliche Präsens, sie sind noch im Zimmer, bis ich(oder nachfolgende Kolleginnen) plötzlich merke, er/sie ist "weg". Manche sind schon "weg", wenn sie noch warm sind. Alle, bis auf ganz wenige Ausnahmen, sind friedlich und entspannt, egal aufgrund welchen Umstandes der Tod kam.

Nur eine Sammlung von Gedanken zum Thema.
Ich halte den Tod inzwischen nicht für einen Freund, aber für einen guten Bekannten.
Ich kann nach einer Sterbebegleitung zufrieden sein, aber auch immer noch wütend ("mußte das sein? warum? warum dieser Mensch? da war doch noch so viel an Zeit/Möglichkeiten/was weiß ich).
Angst macht mir das Sterben und der Tod nicht mehr.
Nur noch nicht jetzt, ich habe noch so viel vor.
Aber ich weiß, dass ich das nicht mehr haben werde, wenn ich weiß, dass ES so weit ist.

Gruß, Bärbel

Melusine

Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#14

Beitrag von Melusine » Fr 22. Apr 2011, 20:51

Na,ich denke,jung ist man nach über 25 Berufsjahren nicht mehr wirklich,davon mehr als die Hälfte der Jahre Intensivmedizin...
Da darf ich die Frage nach der Menschlichkeit der Wahrheit stellen.
Genauer möchte ich mich hier nicht outen...
Durch die Arbeit bin ich zu einem Glauben gekommen,der in keinem Buch steht.
Was mich nicht davon entbindet,die Wertvorstellungen anderer zu akzeptieren.
Aber zeitweise kollidiere ich aktiv gegen die Regeln.
Ich habe die eine Verantwortung dem Patienten gegenüber.Eine andere den Angehörigen gegenüber.
Die dritte Verantwortung-meinen Vorgesetzten gegenüber.
Und nur weil die eine Seite schwächer ist und sich nicht wehren kann hat sie weniger Rechte!
Genau das ist das Problem.
Böse Zungen behaupten:Der Mensch steht im Mittelpunkt- und damit uns im Wege...!
Und da soll man nicht frustriert sein....
LG,Melusine

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guenther
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Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#15

Beitrag von guenther » Sa 23. Apr 2011, 09:22

:haha: :haha: gutes thema

die meisten menschen leben mit der unbegruendeten hoffnung ueberhaupt nicht sterben zu muessen :haha:
lg. guenther

der elch oh schreck

Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#16

Beitrag von der elch oh schreck » Mo 25. Apr 2011, 09:28

@melusine

ok, nur hast du eins leider vergessen an instanzen,
dich selbst.

was nützen vorgaben usw ?
hab bestatter daran zerbrechen sehen, hab krankenschwestern erlebt die daran zerbrochen sind ...
ja der frust ist oft groß. ich denke wird eher schlimmer der tot wird auch mehr und mehr verdrängt.
günther hat da nicht unrecht , immer mehr glauben sie würden ewig leben (ich spar mir aber hier die smilies)
damit wird aber der beruf immer schwerer.
ich denke patienten die heute gehen müßen, und über 50 sind wissen um den tod.
in 20 jahren wird es ein jammern und heulen sein wo heute stille und zufriedenheit herrscht.

ich hoffe du findest deinen weg

liebe grüße nen elch

Hannah

Re: Ethikfrage-Wissen um den Tod

#17

Beitrag von Hannah » Mo 25. Apr 2011, 23:37

Also ich für meinen Teil würde es nicht wissen wollen, weil ich denke, dass a) mein Gehirn sowieso schon vorher dicht macht für mein Bewusstsein über Leben und Tod oder b) mir das Wissen alle Hoffnung und irgendwie ja auch innere Kraft nehmen würde, das zu genießen, was ich habe. Und dann hätte ich wohl keinen Blick mehr für das Leben.

Ich betreue seit einem halben Jahr eine Dame, die 91 Jahre alt ist.
Nach zwei Schlaganfällen und einem Oberschenkelhalsbruch kann sie nicht mehr laufen. Und weil ihr von allen Seiten (ausser mir) gesagt wird: Es wird schon alles wieder gut, fühlte sie sich lange unverstanden und hat nichts versucht um die verlorene Kraft wieder aufzubauen. Sie dachte: Ja, dann werde ich wohl bald auch sterben.
Ich komme rein, reiße erstmal die Fenster auf, schminke sie, helfe ihr beim Haare kämmen und wir kochen zusammen- und sie hat wieder für ein paar Stunden Spaß und Kraft... Will in den Garten, möchte Kuchen backen, sucht Blumen aus, möchte ausgefahren werden...

Ich weiß nicht, ob es bei allen Menschen so klappen kann. Aber so würde ich mir meinen Lebensabend wünschen.
So ehrlich wie früher. Nur weil jemand alt und krank ist, hat er keine Bedürfnisse mehr nach Verstehen und Verstandenwerden.
Und auch so würdig wie früher! NUr weil jemand dement ist, hat er wahrscheinlich trotzdem noch Ekelgefühle, wenn er in seinem eigenen Dreckliegen muss.
Wenn ich von Altenheimen oder Pflegeheimen lese oder höre wie sie teils laufen kann ich nur den Kopf schütteln.

Es geht doch nachwier um Menschen. Und ich glaube da ist der beste Anzeiger die Empathie.

nachdenkende Grüße
Hannah

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