Allan Savory Blog - auf Deutsch

Moderator: kraut_ruebe

henmen
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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#141

Beitrag von henmen » Do 14. Apr 2016, 00:50

Manfred,

Ganz ehrlich, welchen Aufwand musst Du betreiben um Deine Rinder auf abgelegene Außenweiden zu tränken? Wie viel schwerer ist das in Wüsten, wo keinerlei Wasser in der Nähe oder aus dem Hahn verfügbar ist?
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Thomas/V.
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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#142

Beitrag von Thomas/V. » Do 14. Apr 2016, 07:52

Manfred hat geschrieben:@Lysi: Ich habe einen Freund hier, der seit mind. 30 Jahren regelmäßig über die südlichen USA fliegt. Er sagt, es wird dort kontinuierlich schlimmer. Immer weniger Grün und immer mehr nackter Boden. Die Menschen hätten sich einfach an den Zustand gewöhnt.
Liegt das womöglich auch daran, das es in den letzten Jahrhunderten in der Gegend außergewöhnlich feucht war und die "Wüste" sozusagen der Normalzustand dort ist?
Bzw. gab es immer wieder natürliche Dürreperioden:
http://wiki.bildungsserver.de/klimawand ... in_den_USA
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#143

Beitrag von Thomas/V. » Do 14. Apr 2016, 07:58

Rohana hat geschrieben:Das Stichwort ist da ja wohl Wirtschaftlichkeit.
Ja. Den Zwang, in einem auf Konkurrenz und Ausbeutung aller kurzfristig erreichbaren Ressourcen (zwecks Generierung von Wachstum) beruhendem System mitzuhalten nennt man "Wirtschaftlichkeit".
Dieser Zwang führt dann demnächst zum Kollaps, weil sämtliche Kreisläufe kollabieren.
Aber betet nur fleißig eure "Wirtschaftlichkeit" an, anstatt über aufgezeigte Alternativen nachzudenken...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#144

Beitrag von Manfred » Do 14. Apr 2016, 08:16

@Thomas: Die südlichen USA haben kein Problem mit fehlenden Niederschlägen. Sie haben ein Problem mit ineffektiven Niederschlägen.
Hier mal de Daten von Lubbock in Texas, das auf der von dir verlinkten Wiki-Karte im am stärksten betroffenen Gebiet liegt:
http://www.srh.noaa.gov/lub/?n=climate-klbb-pcpn
Im 5-jährigen Mittel fallen da immer über 400 mm Niederschlag, selbst in den schlimmsten Dürrephasen.
Das reicht in dem Breitengrad leicht aus, um flächendeckend Gras zu haben, wenn die Niederschläge wieder effektiv gemacht werden.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#145

Beitrag von Manfred » Do 14. Apr 2016, 08:23

Hier einige Leute, die in Texas mit Holistic Management arbeiten:
http://holisticmanagement.org/tag/texas/

Video. Die sind erst sie 2000 auf der Fläche.
Sie arbeiten mit keyline und holistic planned grazig.
Die Betriebe in diesem sehr trockenen Gebiet arbeiten großteils als Jagdranches. Um die Vegetation zu "schützen" wird das Vieh entfernt und invasive Arten (Pflanzen wie Tiere) werden massiv mit Gifteinsatz aus dem Flugzeug und jagdlichen Mitteln bekämpft.
Die Bewirtschafter auf diesem Betrieb drehen das alles um, bringen die Weidetiere zurück, nutzen HPG und arbeiten zusätzlich mit Keyline-Bewässerung, um das schnell ablaufende Wasser aus den Erosionsgräben wieder auf der Fläche zu verteilen. Zusätzlich zu dem Bestand von ca. 700 großen und unzähligen kleinen Wildtieren (die Wasserstellen werden so angelegt, dass auch Kleintiere sie nutzen können) werden je nach Bedingungen bis zu 1.000 Jungrinder im HPG-Verfahren gehalten.
So werden die Niederschläge wieder effektiv. Die Bilder sprechen denke ich für sich.
https://vimeo.com/145028426

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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#146

Beitrag von Rohana » Do 14. Apr 2016, 08:31

Thomas/V. hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Das Stichwort ist da ja wohl Wirtschaftlichkeit.
Ja. Den Zwang, in einem auf Konkurrenz und Ausbeutung aller kurzfristig erreichbaren Ressourcen (zwecks Generierung von Wachstum) beruhendem System mitzuhalten nennt man "Wirtschaftlichkeit".
Dieser Zwang führt dann demnächst zum Kollaps, weil sämtliche Kreisläufe kollabieren.
Aber betet nur fleißig eure "Wirtschaftlichkeit" an, anstatt über aufgezeigte Alternativen nachzudenken...
Du kannst gerne vorbeikommen und dir den körperlichen Kollaps antun der beim Futterrübenanbau anfällt - Rübenkeller und kleine Maschinen sind teils noch vorhanden. Alternativ kannst du die grossen Maschinen kaufen, die sich für kleine Felder nicht lohnen, und dich über die Schulden freuen die du definitiv nicht über einen Preis bedienen kannst, dem die Fütterung egal ist. Nicht zuletzt kannst du dich gerne für weit unter Mindestlohn verkaufen.

Also, was hältst du von dieser Alternative? Die Damen im Stall freuen sich bestimmt über Rüben, ich mich auch, also ist jeder glücklich... :lala:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#147

Beitrag von henmen » Do 14. Apr 2016, 08:48

Hallo Manfred,

hier ein Hinweis zur Wasserversorgung Deiner HM Beispielranch Birdwell & Clark in Texas:

"In 2011, due to drought conditions, the initial phase of an enhanced water system was put in place. The new water system includes seven miles of pipeline, a 30,000 gallon storage tank, a portable pump, and dozens of industrial size rubber tire troughs. This year a 55,000 gallon storage tank, new electric lines and pumps, and an additional 5 miles of pipe are being installed".
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#148

Beitrag von Manfred » Do 14. Apr 2016, 08:54

@Thomas: Die mangelnde Berücksichtigung der Notwenigkeit der Wirtschaftlichkeit hat nicht nur den Sozialismus der DDR in den Abgrund geführt, sondern tut das auch bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb.
Man kann nicht einfach nur auf Soziales und Ökologie schauen. Wenn die wirtschaftliche Grundlage fehlt, haut es einem die Beine weg. Das Gleiche gilt aber auch für die Sozialen und Ökologischen Grundlagen. Wenn die Lebensqualität nicht stimmt, findet der Betrieb keine Nachfolger. Und wenn die Ökologie nicht stimmt, entzieht er sich langfristig die wirtschaftliche Grundlage.

Zu letzteren Beiden mal wieder ein Zitat aus dem Landtreff, von gestern:

"... ich hab die DLG Mitgliederliste von 1952 und da habe ich mal Hessen ausgezählt, wen es heute noch gibt und wen nicht.

Dann gibts noch vom Landkreis die Erbhofliste von 1935 ....

1935 Erbhof ...
1975 Auffangbetrieb ... ( nicht einer mehr von übrig !!, von den 100 - Kuhbetrieben im Jahre 1985/1990 auch nicht )
2015 Zukunftsunternehmen ...."

Anmerkung von mir: 1975 nannte man die großen, schnell wachsenden Betriebe "Auffangbetriebe" weil sie die landwirtschaftliche Nutzfläche der aufgebenden Kleinbetriebe geschluckt haben.

Über 90% dieser schnellwachsenden Betriebe geben spätestens in der Folgegeneration auf. Der ständige Stress durch die Schuldenlast und die langen Arbeitszeiten fressen selbst bei wirtschaftlichem Erfolg die Lebensqualität auf. Die Nachfolger in der Familie bleiben aus und externe Interessenten können sich so einen Betrieb mangels Kapital nicht kaufen. Und für Großanleger sind solche Betriebe mangels Eigentumsfläche nicht interessant. Das Kapital steckt ja großteils in Gebäuden, Maschinen und Tieren.
Wir werden zukünftig öfter sehen, dass die Hofstellen solcher Großbetriebe in der Landschaft vergammeln, weil die Erben sich die Abrisskosten nicht leisten können.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#149

Beitrag von Manfred » Do 14. Apr 2016, 08:56

henmen hat geschrieben:Hallo Manfred,

hier ein Hinweis zur Wasserversorgung Deiner HM Beispielranch Birdwell & Clark in Texas:

"In 2011, due to drought conditions, the initial phase of an enhanced water system was put in place. The new water system includes seven miles of pipeline, a 30,000 gallon storage tank, a portable pump, and dozens of industrial size rubber tire troughs. This year a 55,000 gallon storage tank, new electric lines and pumps, and an additional 5 miles of pipe are being installed".
Ja. Die Wasserversorgung ist bei solchen Betrieben neben den Zäunen immer ein Hauptkostenpunkt. Zusammen kostet das oft mehr als das Land selbst.
Aber gemessen an der Fläche und am Viehbestand ist die Wasserversorgung dort billiger als hier, weil nur relativ wenige Wasserstellen auf großer Fläche nötig sind. Die Tiere können ja auf den großen, arrondierten Flächen problemlos mehrere km zum Wasser laufen.

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Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#150

Beitrag von henmen » Do 14. Apr 2016, 09:41

Manfred hat geschrieben: Über 90% dieser schnellwachsenden Betriebe geben spätestens in der Folgegeneration auf. Der ständige Stress durch die Schuldenlast und die langen Arbeitszeiten fressen selbst bei wirtschaftlichem Erfolg die Lebensqualität auf. Die Nachfolger in der Familie bleiben aus und externe Interessenten können sich so einen Betrieb mangels Kapital nicht kaufen. Und für Großanleger sind solche Betriebe mangels Eigentumsfläche nicht interessant. Das Kapital steckt ja großteils in Gebäuden, Maschinen und Tieren.
Wir werden zukünftig öfter sehen, dass die Hofstellen solcher Großbetriebe in der Landschaft vergammeln, weil die Erben sich die Abrisskosten nicht leisten können.
Genau deshalb frage ich mich schon seit langem, warum nicht mehr kleine und mittlere Höfe auf CSA Grundlage und oder nach dem Vorbild von Polyface, arbeiten.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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