Ein Gebet für die Helden von Fukushima

Meldung des Tages
Manfred

Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#1

Beitrag von Manfred » Do 17. Mär 2011, 12:51

Gerade habe ich gelesen, dass weitere 20 Freiwillige sich den 50 Helden von Fukushima anschließen.
Sie opfern damit ihr Leben, um vielen anderen Menschen die Existenzgrundlage zu erhalten oder ihnen wenigstens die Zeit zu geben, sich auf eine evtl. Katastrophe vorzubereiten. Selbst wenn sie den Einsatz überleben, werden sie früher oder später den Strahlenfolgen erliegen.
Ich bin kein gläubiger Mensch, aber im Moment kann ich nicht mehr tun, als für diese Leute zu beten.
Ein guter Anlass, Prioritäten und eigenes Handeln zu überdenken.

In tiefer Verbeugung,

Manfred

Benutzeravatar
Buchkammer
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 3911
Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
Wohnort: Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#2

Beitrag von Buchkammer » Do 17. Mär 2011, 16:06

Ich denke jeden Tag an die Totgeweihten, die sich in der näheren Umgebung der außer Kontrolle geratenen Reaktoren und Brennstäbelager befinden. Ich spreche ihnen gedanklich Mut zu, dass sie durchhalten und es eventuell doch noch schaffen, diese außerordentlich gefährliche Situation für alle Menschen auf dieser Erde abzuwenden. Und ich bin sicher, da bin ich nicht der Einzigste. Gedanken können bekanntlich Berge versetzen.

Die Hände falten und einen theistischen Gott dafür um Hilfe zu bitten, halte ich für sinnlos. Aber jeder entscheidet das wohl für sich persönlich.

Angenommen, die Lage gerät ganz außer Kontrolle, die Strahlenwerte nehmen zu und der Wind dreht in verschiedene Richtungen, dann werden mindestens doppelt so viele Menschen sterben, als der gesamte 2. Weltkrieg an Todesopfern gefordert hat. Das sollte jedem bewußt sein. Man kann keine 127 Millionen Menschen so mal fix evakuieren.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

kubistru

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#3

Beitrag von kubistru » Do 17. Mär 2011, 16:31

Hallo Manfred,

@Manfred Ein guter Anlass, Prioritäten und eigenes Handeln zu überdenken.
Was gibt es da zu Überdenken?
Über Atomkraft habe ich vor Jahrzehnten nachgedacht und dagegen demonstriert!
Hat mir das was gebracht?
Habe im April 86 1400m² Gemüse vernichtet!
Komischerweise konnte ich keinen Verantwortlichen dafür finden!
Habe auch nichts dagegen das es die Beführworter einer Technologie erwischt.
Jedes Schaf wählt seinen Schlächter selbst!
Leider sind das die ersten die die Bunker beziehen!
Die Unschuldigen tun mir leid.

Gruß
Thomas

Grunling

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#4

Beitrag von Grunling » Do 17. Mär 2011, 17:48

Die Verantwortlichen sind weit weg und bleiben verborgen. Mindestens einer der Arbeiter opfert sich im Namen der guten Atomenergie, da er fest an sie glaubt. Und sie haben alle selber ihren Beruf gewählt. Genauso wie die 10 deutschen Ingenieure. Aber ehrlich, das tut nichts zur Sache...

Sie kennen die Risiken für ihre Gesundheit. Und trotzdem opfern sie ihr eigenes Leben für 120 Mio. Das hat mindestens Respekt verdient.

Damit verbeuge ich mich auch.

Benutzeravatar
Tanja
Beiträge: 4037
Registriert: Di 3. Aug 2010, 01:32
Familienstand: Single
Wohnort: Frankenwald

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#5

Beitrag von Tanja » Do 17. Mär 2011, 19:25

Über Atomkraft habe ich vor Jahrzehnten nachgedacht und dagegen demonstriert!
Hat mir das was gebracht?
Gibt einem die Tatsache, dass man sich gegen etwas ausgesprochen hat oder eine drohende Gefahr im Nachhinein als richtig eingeschätzt hat, tatsächlich das Recht das Leben derer, die sich tragischer Weise irrten als weniger wert zu betrachten als das eigene? Wer gehört zu den Schuldigen, wer zu den Unschuldigen? Die, die Nutzung der Atomkraft erfunden haben, die, die davon in irgend einer Form ihren Lebensalltag bestreiten, die, die lediglich Endverbraucher sind?

Auch wer demonstriert hat gehört zu letzteren, sofern er sich nicht vollständig aus der Gesellschaft ausgeklinkt hat und tatsächlich ohne irgendwelche Produkte lebt, die in irgend einer Form durch die Nutzung von Atomstrom hergestellt worden sind. Anstatt mit den Fingern auf die zu zeigen, die nun einem qualvollen Ende entgegen sehen und die Strafe für uns alle auf sich zu nehmen haben, sollten wir da nicht das einzig positive aus dieser Katastrophe ziehen, nämlich dass nun vielleicht die Menschheit insgesamt tatsächlich endlich begreift, dass es so einfach nicht weitergehen kann?

Und was diejenigen betrifft, die nun versuchen, noch das Allerschlimmste zu verhindern... sie alle sind einfach Menschen, egal, ob sie bislang Atomkraft befürwortet haben oder nicht. Es sind Menschen, die bis vor einigen Tagen mit Alltagswehwehchen herumgeschlagen haben, wie wir sie alle kennen und die geliebt und von ihrer Zukunft geträumt haben, wie wir alle. Nun haben sie bereits fast alles verloren und geben freiwillig auch noch ihr Leben. Und damit übernehmen sie allein die Verantwortung und stehen für die Schuld gerade, die wir alle auf uns geladen haben. Dafür gebührt ihnen wohl mehr als jeder Respekt, den wir alle miteinander aufbringen können.

Nur "bringt" ihnen dies in der Tat auch nichts.
Tanja

:blah:

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#6

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 17. Mär 2011, 20:34

Nur "bringt" ihnen dies in der Tat auch nichts.
Ich hoffe doch, daß irgendjemand einen sehr gut bestückten HinterbliebenenFonds dafür aufbaut - das absolute Minimum wird doch wohl sein, eine bestmögliche medizinische Versorgung dieser Freiwilligen auch in ferner Zukunft noch zu sichern, UND ihre Angehörigen so gut zu stellen, daß sie niemals Not leiden müssen.
Das würde ich als das absolute Minimum ansehen - diese Arbeit da ist eh nicht zu bezahlen, das ist ein Geschenk an die Welt aus der Überzeugung, es tun zu müssen, weil es kein anderer machen KANN.
Japan hat in dieser Richtung eine sehr alte Tradition - Gemeinnutz geht vor Eigennutz, und in solchen ultimativen Situationen werden sich immer Menschen finden, die die Gemeinschaft höher stellen als ihr eigenes Leben.
Kann man auch gerade in Nordafrika sehen.

eta: das ist keinesfalls eine Abwertung, sondern eher das Gegenteil - ich ziehe ebenfalls meinen Hut....
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#7

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 17. Mär 2011, 22:44

hallo!

Ich bin ihnen sehr dankbar

arigato!

Mögen sie ihren Lohn bekommen!
Nämlich, dass Japan nicht untergeht ......

Und dass wir alle was draus lernen!!
Tanja hat geschrieben:sollten wir da nicht das einzig positive aus dieser Katastrophe ziehen, nämlich dass nun vielleicht die Menschheit insgesamt tatsächlich endlich begreift, dass es so einfach nicht weitergehen kann?
Ich glaube, das sind wir ihnen schuldig!

(wenn man weiß, dass es Wiedergeburt gibt, sieht man manches anders)

sorry.........

liebe Grüße!

Benutzeravatar
Waldläuferin
Beiträge: 1502
Registriert: Do 5. Aug 2010, 14:58
Wohnort: da, wo die Häuser am höchsten sind

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#8

Beitrag von Waldläuferin » Fr 18. Mär 2011, 12:36

Manfred, haste Recht!
es verbeugt sich
Waldläuferin
Fertig ist besser als perfekt.

der elch oh schreck

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#9

Beitrag von der elch oh schreck » Sa 19. Mär 2011, 05:25

ich möchte mich ohne zu beten , und ohne japanisch schreiben zu könne zumindest virtuell verneigen vor den leuten die nun dort arbeiten.


was ich nicht verstehe der hype wegen den atomkraftwerken ist ein deutsches phänomen , es scheint die kollektive atom angst zu sein der wir in deutschland ausgesetzt waren ,
in anderen ländern reden sie über die toten des erdbebens mehr als über noch lebende arbeiter.

die sterberate wird überschätzt , mal was aud dem deutschen web :
http://www.kinder-v-tschernobyl.de/
"Von den Hilfskräften bei der unmittelbaren Unfallbekämpfung zeigten 134 Personen Symptome
einer akuten Strahlenkrankheit, 28 Personen starben innerhalb weniger Wochen. Drei weitere Personen
starben an Verbrennungen oder Herzinfarkt. Nach ukrainischen Angaben sind von den akut
Strahlenkranken in den Folgejahren weitere 14 Personen gestorben.

Zur Bekämpfung des Unfalls und seiner Folgen sollen 800 000 Personen als sogenannte
Liquidatoren eingesetzt worden sein. Die Anzahl derjenigen, die der Strahlung ausgesetzt waren, wird auf
200 000 geschätzt"
auf seite "auswirkungen"
oder mal da : http://de.wikipedia.org/wiki/Katastroph ... schernobyl

selbstverständlich ist jeder tote zu viel, aber langsam kommt mir die sache zumindest in deutschland wie ein virus vor , der mehr aus angst tötet und krank macht als wirklich passiert.

es wäre wie wenn ich nach den krebstoten von hiroshima fragen würde ... waren es 1 000 000 oder 100 000 oder 1000 mehr ? oder den toten von tschernobyl
http://radiologen-konstanz.de/fileadmin ... yl2011.pdf

ich denke die wahrheit liegt immer irgendwo zwischen fakten und glauben in deutschland wird viel geglaubt weil wenig wissen.

hoffen wir mal das das wochenende in japan gut verläuft und nicht zu viele leute in der dummheit jod schlucken bis sie ne schilddrüßenüberfunktion entwickeln und die jod tabletten hersteller sich dumm und dämlich verdienen erst an den tabletten dann an der medizin ....
im übrigen lassen söhne und töchter aus deutschland gerade ihr leben in zb. afgahnistan ohne jeden sinn und zweck ! ohne hinterbliebenen was weiß ich versorgung , die zahl traumatisierter soldaten nach afgahnistan steigt exorbitant ! ach ja die haben ja keine lobby ... sorry manchmal kann ich nur mit dem kopf schütteln wie wenig deutsche an eigene landsleute denken und wie schnell alle anderen HELDEN sind. ach ja nach japan sollen deutsche soldaten geschickt werden , gegen den diktator in lybien nicht ? ich denke jeder mensch ist gleich viel wert ! auch ein deutscher hat noch nen restwert.

es grüßt der elch

Benutzeravatar
Heiko
Beiträge: 580
Registriert: Fr 18. Mär 2011, 15:46

Re: Ein Gebet für die Helden von Fukushima

#10

Beitrag von Heiko » Mi 23. Mär 2011, 20:20

Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

Antworten

Zurück zu „Der Dorfschreier“