Naja, ich stelle bei mir mittlerweile auch ein gewisses Maß an "Genervtheit" fest - was aber weniger am Wolf selbst liegt, als am Umgang der offiziellen Stellen damit. Das ist alles so vorhersehbar - sowohl die Zurückruderei von wegen "scheu", die jetzt passiert, als auch das, was in Zukunft passieren wird - den Wolf einfach in Ruhe zu lassen, ist etwas, das nun mal nicht geht, wenn man dauerhaft Akzeptanz vor allem bei unmittelbar Betroffenen erreichen will, als auch möglichst viele Konfliktpotentiale von vorneherein ausbremsen will. Ich bin sicher, genauso wie "der Wolf" momentan lernt, dass er überall unbescholten hin kann, kann er lernen, dass es Gebiete gibt, in denen er nix zu suchen hat und in denen keine Willkommens-Plakate für ihn aufgehängt werden, sondern er vergrämt wird. Fängt man damit rechtzeitig an, wird es auch nicht so viele plötzliche "Problemwölfe" geben, die dem Menschen zu sehr auf die Pelle rücken.
Bei uns "steht" jetzt seit einiger Zeit der Jurassic-Park für Kühe - 7 Reihen, meist Glattdraht, die unterste Reihe liegt bei den empfohlenen 20 Zentimeter, die Reihen drüber folgen im jeweils 20 Zentimeter Abstand, also bis zu einer Höhe von 1,40 m. Ich bin damit weit über den offziellen Empfehlungen, die da immer noch lauten, dass der Zaun lediglich kälbersicher sein muss.

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Das war nicht billig und seit der Zaun steht, bin ich bei der derzeitigen Witterung und dem Graswachstum alle drei Tage am Mähen - unterm Zaun lang, was bei 20 cm schon ne Nummer für sich ist, man kommt mit dem Freischneider grad noch drunter (mit Balkenmäher oder dem Mähwerk von meinem alten Trecker ohne Servo brauch ich da gar nicht erst anfangen), muss aber bei der kleinsten Unebenheit (und das sind nun mal Koppeln am Hang und kein Golfplatz

) aufpassen, dass man nicht im Zaun selbst landet. Klar, vorher musste man auch regelmäßig mähen - aber solange die unterste Zaunreihe nicht allzu tief liegt, fressen Pferde und Kühe da schon einiges drunter weg, so dass man nur Reste nachmähen musste, was wesentlich schneller ging und deutlich seltener passieren musste.
Neben der Zaunbauerei an sich also, die schon kompliziert genug war, denn es ist ein Unterschied, ob man auf einer nackigen Fläche einen Zaun baut, oder einen bestehenden Zaun im laufenden Betrieb umbaut, kommen für mich schon mal 4 zusätzliche Arbeitsstunden in der Woche durch Sonder-Mäh-Aktionen ganz schnöde hinzu, bloss, weil sich hier - noch unbestätigt - ein Wolf herumtreibt und ich den Schutz meiner Tiere nun mal ernst nehme.
Ich schreib das nicht, um zu jammern, sondern einfach, um mal darzulegen, dass so ein Wolf einen ganz schön auf Trab halten kann.
Wie das für einen Landwirt mit viel größeren Flächen, die möglicherweise (Landschaftsschutz, kleine Parzellen) auch noch weit verstreut liegen, in irgendeiner Art und Weise praktikabel sein soll, kann ich mir nicht vorstellen.
Ich lese Artikel über Wolfs-Angriffe auf Haus- und Nutztiere deshalb, weil man auf die Erfahrungen anderer angewiesen ist, um Fehler zu vermeiden.
Ich z. B. brauche noch dringend eine praktikable Lösung für den Winter - wir haben keine festen Stallungen für die Rinder, das war und ist eine extensive Haltung, so ist sie genehmigt und mit nur 2 Mutterkühen bin ich um Lichtjahre davon entfernt, Landwirt, geschweige denn Landwirt mit dem Privileg, im Aussenbereich einen festen Kuhstall bauen zu dürfen zu sein. Im Winter sind regelmäßig die Reihen bei 40 und 60 Zentimeter unter Schnee gewesen - einen Festzaun darf ich aber nicht bauen, da Aussenbereich. Vielleicht hat ja noch jemand einen Tipp für mich.
Sowas hier finde ich z. B. sehr interessant:
http://www.volksstimme.de/nachrichten/l ... rt=gallery
http://www.volksstimme.de/nachrichten/s ... Spass.html
Denn ich muss ja auch wissen, wie sich meine Tiere ggf. verhalten, genauso wie es gut für mich ist, zu wissen, wie Wölfe sich verhalten, wie die Unterschiede bei einzeln und in der Gruppe jagenden Wölfen sind und wie Wölfe lernen (ich gehe bisher immer davon aus, dass sie ähnlich wie Hunde lernen und es die beste Prävention ist, wenn sie erst gar keinen Erfolg an Nutztieren haben). Denn je besser man die Herrschaften kennt, desto besser kann man seine Tiere schützen. Nur, weil man seine Tiere gesichert haben möchte und auch den Nutztieren die Möglichkeit bieten will, ein Leben draussen leben zu können, ist man ja nicht automatisch gegen den Wolf. Man hat halt nur zunächst mal andere Prioritäten, als nur Hurra zu rufen.
Mir stellen sich z. B. Fragen wie die, ob meine Kühe, die traditionsgemäß auf Dreinutzigkeit, also neben der Fleisch- und Milchproduktion auch auf Arbeit mit dem Menschen gezüchtet worden sind, noch genügend Ur-Instinkt aufbringen würden, um sich über hektische Abwehrmaßnahmen hinausgehend, die wohl in uns allen stecken, gezielt gegen Beutegreifer-Angriffe zur Wehr zu setzen? Denn Tiere, die als besonders impulsiv, reizbar oder angriffslustig aufgefallen sind, wurden über lange Zeit konsequent ausgemerzt.
Ich wüßte gerne, ob die an bisher einigen wenigen Tagen früh morgens vorherrschende Nervösität der Kühe - die ganz unabhängig von ihrem Brunftzyklus und auch von so Sachen wie Fliegenplagen und Witterung aufgetreten ist - etwas zu bedeuten hat, z. B., dass da nachts wer um die Koppeln geschlichen ist.
LG, Chris