kraut_ruebe hat geschrieben:ich dachte immer lehmfussboden wäre eher warm
Es gibt zwei Arten von "Wärme" von Baustoffen im Wohnbereich.
Das eine ist die Temperatur. Dazu gibts nicht viel weiter zu sagen, als dass diese im Winter durch Heizen erzeugt werden muss.
Das andere ist die Wärmeleitfähigkeit. Was es damit auf sich hat, merkst Du, wenn du im Winter ohne Handschuhe ein draussen herumliegendes Metallrohr und einen trockenen Holzstab anfassest. Oder - im Wohnbereich - warum man sich barfuss auf einen Teppich stellt, obwohl der die gleiche Temperatur hat wie der Steinboden, auf dem er liegt.
Leider ist es nun so, dass Baustoffe mit hoher Dichte (Gewicht pro Volumen) auch eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben und dass Baustoffe, die mechanisch stark belastet werden können, eine höhere Dichte haben.
Der genialste Kompromiss der Naturbaustoffe zwischen Wärmeleitfähigkeit und hoher mechanischer Belastbarkeit ist Holz.
Ein Lehmfussboden, der ohne darunterliegende Dämmung auf dem Erdreich liegt, ist deshalb "kälter" als eine Lehmwand, weil der Fussboden abriebfester sein muss und deshalb weniger Poren und dämmende Zuschlagstoffe haben kann. Er wird deshalb eine höhere Dichte und eine bessere Wärmeleitfähigkeit haben und sich also "kälter" anfühlen.
Einen Fussboden kriegt man warm, indem man eine Bodenheizung verlegt oder indem man den darunterliegenden Raum heizt. Weil man früher nur konventionelle Öfen hatte, und damit Böden kaum warm zu kriegen sind, gab es nur zwei Möglichkeiten:
- Man legt Teppiche und trägt Patschen oder Holzschuhe
- Man bewohnt das Untergeschoss nicht (unterkellern) und ist damit elegant das Problem los, das aufsteigende Feuchtigkeit und Kälte aus dem Erdreich darunter verursachen und das man mit traditionellen Baustoffen (Holz, Lehm, Kalk, Gips, Ziegel, Naturstein) kaum anders lösen kann.
Lehmfussböden im Wohnbereich waren früher die Arme-Leute-Böden. In solchen Wohnungen wird man nicht alt, man bekommt Gicht, Rheuma und ähnliches. Für die Nutzschicht gibt es bessere Materialien als Lehm, denn das Zeug ist nur ungenügend abriebfest.
In Landstrichen mit heissen Sommern und milden Wintern sieht die Sache anders aus.
Dielen würde ich nie direkt auf solche Böden im Erdgeschoss verlegen, weil jede Spur aufsteigender Feuchtigkeit diesen von unten her sterben lässt. Auch wenn der Boden scheinbar trocken ist - das ist er meistens nur so lange, wie die aufsteigende Feuchtigkeit durch die diffusionsoffene Bodenoberfläche verdunsten kann. Deshalb schimmelt es manchmal schon unter Teppichen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.