Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

Was halt nirgendwo passt
Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#31

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 22. Nov 2014, 10:26

Daß es Vorkaufsrechte für Landwirte und Anrainer gibt - man kann ohne Landwirt zu sein, nicht einfach so landwirtschaftliche Flächen kaufen.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#32

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Nov 2014, 10:32

na, dann wär ich mal bisserl vorsichtiger.

dir ist das klar, rose, dass wenn du einen notar beauftragst der seine geleisteten arbeitsstunden auch bezahlt haben will, auch dann wenn du das grundstück nicht bekommst oder doch nicht willst? da gilt es jetzt mal flott abzuklären ob im falle eines ausgeübten vorkaufrechtes der tatsächliche käufer deine notarkosten übernehmen muss (hier bei mir müsste er das nicht und könnte das für sich wesentlich billiger über die kammer lösen).

ich würd da montags morgens beim notar anrufen, höflich mitteilen dass dich kein mensch über deine rechte und pflichten informiert hat und darum bitten den akt erstmal ruhen zu lassen. wenn du glück hast hat in der kurzen zeit eh noch keiner was damit gemacht.

und dann erstmal mit den betreffenden ämtern reden. widmung checken, ge- und verbote ansehen. gesetzlich bestehende oder im grundbuch oder sonstwo verbriefte vorkaufsrechte klären. lesen was sonst noch im grundbuch steht.

dann erst entscheiden ob das grundstück tatächlich in frage kommt und den notar beaftragen. und ja, es ist kompliziert - es gibt kaum was wertvolleres als grund und boden auch wenn sich das nicht immer in euro ausdrückt.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
Buchkammer
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 3911
Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
Wohnort: Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#33

Beitrag von Buchkammer » Sa 22. Nov 2014, 10:41

Sabi(e)ne hat geschrieben:man kann ohne Landwirt zu sein, nicht einfach so landwirtschaftliche Flächen kaufen.
Das ist so nicht ganz richtig. Es kommt auf die Größe der lanswirtschaftlichen Fläche an. Privatpersonen, die keine Landwirte sind, ist es durchaus möglich, Land oder Wald zu kaufen. Hängt eventuell auch mit der Berufsgenossenschaft der einzelnen Bundesländer zusammen. In Hessen z. B. mus man dieser beitreten und Beitrag zahlen, wenn die Fläche größer al 0,25 Hektar ist. Könnte mir vorstellen, dass die Nicht-Landwirte erst gar nicht aufnehmen.
Rose hat geschrieben:Also der Besitzer hatte auf einer Fahrrad/ Radtour Landkarte mal gesehen das es als Naturschutzgebiet angezeigt wird. In den Unterlagen steht wohl nichts.
Eventuell handelt es sich bei der Landkarte um ein neueres Exemplar und die Umwandlung in ein Naturschutzgebiet ist demnächst geplant? Also besser bei den unteren Naturschutzbehörden nachfragen.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#34

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Nov 2014, 10:45

möglich ist es wohl, wenn es kein landwirt will oder es flächenmäßig nicht groß genug ist um öffentlich ausgeschrieben zu werden kann man es ja kaufen.

nur muss man sowas vorher checken. erst recht wenn schon feststeht dass die anrainer es gerne hätten.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
Waldläuferin
Beiträge: 1502
Registriert: Do 5. Aug 2010, 14:58
Wohnort: da, wo die Häuser am höchsten sind

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#35

Beitrag von Waldläuferin » Sa 22. Nov 2014, 10:57

In dem Moment, wo sie den Kaufvertrag unterzeichnet, ist doch das Vorkaufsrecht der Anrainer hinfällig, oder nicht?
Könnten die dann gegen den Kaufvertrag klagen???
Fertig ist besser als perfekt.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#36

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 22. Nov 2014, 11:14

Wir haben (in Österreich) als Nicht-Landwirte ein landwirtschafliches Grundstück gekauft. Bevor wir kaufen durften, musste die Ankündigung eine gewisse Zeit am Gemeindeamt aushängen. Da in dieser Zeit niemand Einspruch erhoben hatte, durften wir kaufen und es ist unseres. Jetzt kann niemand mehr was tun.
Wir haben den Kaufvertrag bei einem Notar unterschrieben und ich weiß jetzt leider nicht mehr mit Sicherheit, ob es "nur" die Unterschrift am Kaufvertrag war, die uns zu Eigentümern gemacht hat. Was wäre passiert, wenn wir die Frist nicht eingehalten hätten?
Ich glaube, dann wäre eventuell alles nichtig gewesen, aber sobald diese Zeit verstrichen ist und wir unterschrieben haben, ist es fix.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#37

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Nov 2014, 11:19

@waldläuferin:

kommt drauf an ob ne aufschiebene wirkung im KV steht.

wenn eine grundverkehrsbehördliche (so heisst das bei uns, also jedenfalls von der kammer abgesegnete) genehmigung im vertrag steht, was sich nach den jeweiligen bundeslandvorschriften richten wird und vom notar automatisch berücksichtigt wird, dann ist der KV bindend für die die unterzeichnet haben aber erst rechtsgültig wenn die genehmigung da ist.

hierzulande wird der unterzeichnete vertrag der kammer zugestellt, die hängt ihn für eine vorbestimmte frist öffentlich aus und jeder der das recht dazu hat kann in der zeit einspruch erheben und seine rechte geltend machen wenn er will. erst wenn die frist um ist und der vertrag wieder zum notar zurückkommt mit siegel und stempel der kammer, ist der kauf tatsächlich perfekt (perfekt = rechtsgültig. davor ist er im rechtlichen sinne noch nicht existent, deswegen gibt es die treuhand für alles was dawzischen passiert).

(was nur einer von vielen aufschiebenden gründen sein kann welche sich in einem vertrag befinden können)
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#38

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Nov 2014, 11:24

@ina: zum eigentümer macht dich bei immobilien, anders als im sachenrecht, nur der eintrag ins grundbuch. das ist ein ganz anderer termin als unterschriften oder verträge.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#39

Beitrag von Manfred » Sa 22. Nov 2014, 12:04

Land- und forstwirtschaftliche Flächen kann in D jeder kaufen.
Es gibt aber Vorkaufsrechte.
Die Naturschutzbehörden und die Gemeinde haben solche. Die werden bei jedem Verkauf vom Notar angeschrieben und gefragt.
Ihr Vorkaufsrecht dürfen sie aber nur in Anspruch nehmen, wenn ein berechtigtes Interesse besteht, also das Grundstück Biotopschutz hat oder bekommen soll oder die Gemeine es z.B. für ein Infrastrukturprojekt benötig.

Das "Vorkaufsrecht durch Landwirte" ist eine recht komplexe Angelegenheit.
Da greifen §4 RSG (Reichsiedlungsgesetz), §8 und 9 Gundstücksverkehrsgesetz und Artikel 14 Grundgesetz.
Ein Vorkaufsrecht besteht nur, wenn der Verkauf zu einer "ungesunden Verteilung des Grund und Bodens" führen würde.
Außerdem geben die Bundesländern Freigrenzen vor. In Bayern sind das m.W. aktuell 2 ha für landwirtschaftliche Flächen. Forst darf hier komplett frei verkauft werden.
Wenn eine landwirtschaftliche Fläche über 2 ha zum Verkauf kommt, kann aber nicht einfach jeder Landwirt sein Verkaufsinteresse anmelden, zumal er von dem Verkauf ja idR auch vorher nichts erfährt.
Ein Vorkaufsrecht für Landwirte hat in Bayern nur die BBV LandSiedlung, eine Subunternehmen des bayerischen Bauernverbandes.

Damit die BBV-Landsiedlung in Bayern ihr Vorkaufsrecht ausüben kann, müssen also 3 Voraussetzungen erfüllt sein:
-Es muss sich um eine landwirtschaftliche Fläche über 2 ha handeln
-Der vorgesehene Käufer darf selbst kein aktiver Landwirt sein
-Es muss begründet werden, wieso der Verkauf zu einer ungesunden Verteilung von Grund und Boden führen würde (z.B. der Landwirt der in den Vertrag einsteigen will benötigt die Fläche für seine Betriebsentwicklung)

Der praktische Ablauf ist:
Bei landwirtschaftlichen Flächen über 2 ha legt das Landratsamt der örtlichen BBV-Geschäftstelle eine Kopie des Kaufvertrages vor.
Wenn der BBV einen kaufwilligen Landwirt kennt (man als Landwirt also Mitglied im BBV ist, dort sein Kaufinteresse lautstark Kund getan hat und beliebt genug ist, dass nicht ein anderer Landwirt vorher informiert wird), dann kann die BBV Landsiedlung in den Kaufvertrag einsteigen. Der Verkäufer kann dagegen natürlich klagen. Dann muss der Nachweis über die ungesunde Bodenverteilung erbracht werden.
Außerdem muss der kaufwillige Landwirt mind. den gleichen Kaufpreis bezahlen wie ihn der andere Käufer zahlen wollte und er muss auch nachweisen, dass er diesen Kaufpreis aufbringen kann.
Meist einigen sich dann der Verkäufer und er Landwirt gütlich und der Landwirt steigt direkt in den Vertrag ein.
Klappt das nicht, macht die BBV-Landsiedlung von ihrem Vorkaufsrecht gebrauch und verkauft die Fläche anschließend an den Landwirt. Hat für den Landwirt den Nachteil, dass die Kaufnebenkosten doppelt anfallen.

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Wald kaufen?!? Eure Hilfe bitte

#40

Beitrag von Thomas/V. » Sa 22. Nov 2014, 12:37

Interessant.
Dann könnte ich also theoretisch ein Stück (1/2 ha) verpachtetes Ackerland von meiner Nachbarin kaufen, obwohl der Landwirt, der es gepachtet hat, schon lange darauf ein Auge geworfen hat und es kaufen will?
Was wäre, wenn ich aus dem Ackerland dann aber z.B. Gemüseanbaufläche machen wollte, oder Schafweide, Hühnerauslauf oder sowas? Das dürfte ich dann wohl nicht, weil es immer Ackerland war?
Einen ha Wald könnte ich also auch von der Nachbarin kaufen als Privatmensch, obwohl der besagte Landwirt den auch gern hätte?

(Vielleicht sollte man einen anderen Thread dazu aufmachen?)
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Antworten

Zurück zu „Sonstiges“