Mauerfall

Was halt nirgendwo passt
Rati
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Re: Mauerfall

#31

Beitrag von Rati » Mo 10. Nov 2014, 16:24

ihno hat geschrieben:Hoho wir haben damals auch Opel in den Osten gefahren ( jedes Wochenende mit Hänger und Bulli ) und das war nicht nur Schrott :schmoll: ...
:lol: nicht nur Schrott? ;)
ist schon i.O. ihno ich glaub dir das. :)
Olaf hat geschrieben:Ich kann mich erinnern, wir sind an einem Autohaus vorbeigekommen und ich hab ganz dämlich gefragt: "Wenn ich Geld hätte, könnte ich da jetzt einfach reingehen und ein Auto kaufen?" Wir müssen schon etwas unterbelichtet gewirkt haben.....
na ja, was die Konsumfreiheit betraf, waren wir das ja auch.

Grüße Rati
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Advocatus Diaboli
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Re: Mauerfall

#32

Beitrag von Advocatus Diaboli » Mo 10. Nov 2014, 18:14

War damals 29 und als Operator (gibt's heute wohl kaum noch) im Schichtbetrieb an einer EDV-Großanlage (gibt's noch weniger). Am bewussten Tag Spätschicht mit einem Kollegen, der die entscheidenden Minuten nicht im Zimmer war - wir hatten dort einen kleinen tragbaren Fernseher, uralt mit sw-Bild. ;)

Also saß ich dort alleine, als die Nachrichten diesen Hammer berichteten, die ersten Bilder von den Autoschlangen an den Grenzübergängen brachten, die Sprechchöre, die Bilder der "Mauerspechte", die erste der unzähligen Wiederholungen von Schabowskis Zettelwirtschaft - mir fiel einfach der Kiefer runter und dort war er auch noch, als mein Kollege wieder das Zimmer betrat und mich fragte, was denn passiert sei... :eek:

Bis zu diesem Moment war die DDR für mich einfach Ausland, einer von drei Staaten jenseits der Grenze in denen auch Deutsch gesprochen wurde, wenn auch mit einem fürchterlichen Akzent - wir waren da großzügig und machten keinen großen Unterschied zwischen Sächsisch (wann immer ein DDR'ler im Fernsehen kam, sprach er das), Österreichisch und Schwyzerdütsch. :aeug:

Zwar hatte ich Verwandte dort, die ich aber nie kennenlernte, meine Großmutter sandte ihnen Pakete zu - wenn sie es sich leisten konnte sogar unter Berücksichtigung der Wunschlisten aus dem Osten. Die aber drehten sich immer um Markenartikel, nichts für den Geldbeutel einer Rentnerin. :duckundweg:


Und jetzt ziehe ich gerade um zu diesen superhöflichen Fischköppen (70 km von Frau Minze entfernt) und den Städten dort sieht man deutlich die Renovierung nach '89 an, breite neue Straßen und öffentliche Gebäude aber auch immer wieder verfallende Häuser, wie ich sie vom Südwesten bisher nicht kannte. :aeug:

Bei uns haben sich dagegen in den letzten zehn - fünfzehn Jahren wirklich die Verfallserscheinungen im öffentlichen Sektor gehäuft, hübsche Schlaglöcher allüberall und Einsparungen wohin man sieht, dagegen keine Spur von Bevölkerungsrückgang wie an meinem neuen Wohnort. :pfeif:

:kuuh:
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel - Karlheinz Deschner

Benutzer 146 gelöscht

Re: Mauerfall

#33

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mo 10. Nov 2014, 19:07

Nach all den schönen Geschichten, und weil in meinem Gedächtnis zu diesem Tag so absolut garnichts selbst Erlebtes gespeichert ist, habe ich gerade mal mein Taschenkalender-"Tagebuch" befragt, das ich damals mit dem Wichtigsten (für MICH) fütterte.
Unter dem 9.11.89 steht da nur "zur Uni, Karte weitergemacht" (habe damals Geographie studiert und wohl mit einem GIS an einer Karte gearbeitet), sonst NICHTS, auch an den nächsten Tagen kein Wort zu dem Ereignis. Ich empfand es damals wohl für MICH nicht als wichtig.. :rot:
Bis zum damaligen Tag hatte ich nur EINMAL mit der DDR zu tun, nämlich bei einem Transit für und mit meinem früheren Chef (der gerade mal wieder seinen Lappen "versoffen" hatte und `nen Fahrer brauchte) bei dessen Umzug nach Berlin, aber da erinnere ich mich nur an einen Abend in einer verqualmten Kneipe in Berlin, und an die spendierte Rückreise per Pan Am :)
Auch danach war das für mich lange nur ein Fernseh-Ereignis ohne persönlichen Bezug, bis ich dann, gut 2 Jahre später, eine Freundin nahe Bad Hersfeld hatte. Von dort aus "erfuhr" ich meine ersten DDR-Eindrücke in Form von Tagesausflügen und ich muss zugeben, dass ich mich da zuerst viel mehr als "Ausländer" gefühlt habe, als in London oder Florenz.
Es war Winter, und die bleibenden Eindrücke waren der allgegenwärtige Braunkohle-Abgasgeruch und die Auto-mordenden Straßen (so ähnlich wie heute teilweise hier im Hunsrück :pfeif:)
So viel zur unterschiedlichen Wahrnehmung "weltbewegender" Ereignisse.

Weiter vorn hat Jemand angedeutet, dass diese friedliche Revolution Vorbild für andere Völker in geteilten Staaten sein könnte. Ich fürchte, dass sie das ebenso für deren Machthaber ist, und dass es einfach "nur" eine Verkettung zahlreicher glücklicher Umstände war die verhinderten, dass es so ausging wie 5 Monate zuvor in China.

Gruß

frodo

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Re: Mauerfall

#34

Beitrag von Narrenkoenig » Mo 10. Nov 2014, 21:52

Advocatus Diaboli hat geschrieben:
Und jetzt ziehe ich gerade um zu diesen superhöflichen Fischköppen (70 km von Frau Minze entfernt) und den Städten dort sieht man deutlich die Renovierung nach '89 an, breite neue Straßen und öffentliche Gebäude aber auch immer wieder verfallende Häuser, wie ich sie vom Südwesten bisher nicht kannte. :aeug:

Bei uns haben sich dagegen in den letzten zehn - fünfzehn Jahren wirklich die Verfallserscheinungen im öffentlichen Sektor gehäuft, hübsche Schlaglöcher allüberall und Einsparungen wohin man sieht, dagegen keine Spur von Bevölkerungsrückgang wie an meinem neuen Wohnort. :pfeif:

:kuuh:
Dann schau mal wieder in die badische Heimat, mal ne gemütliche Tour das Murgtal hoch Richtung Baiersbronn. N bischen neben der Strecke findest du da auch aussterbende Dörfer, Die Alten leben noch un die Jungen sind weg. Pendeln über 40 Kilometer ist ja kein Thema, aber jenachdem sind das 800 Höhenmeter Unterschied.

Und die Sache mit der Zone…
Jo, war am Überstunden machen und hatte das Radio anner Fräse, da kam die Nachricht Honecker iss zurückgetreten. Dadran kann ich mich erinnern.
Mauerfall?? ich hatte in der Zeit kein Fernseher, keine Ahnung wo oder was ich an dem Abend getrieben hab.
Touristischen Ausflug innen Osten hab ich dann aber doch unternommen, ich mein mal das war noch DDR aber die Autobahn über Plauen war offen, gut zwischendrin 300 Meter Schotterpiste.
Im Wiedervereinigten Deutschland hab ichs immerhin mal in den Thüringer Wald geschafft, Schwiegereltern haben dort ne Woche Urlaub gemacht und die Restfamilie hat sichs nicht nehmen lassen dem Schwiegervater zum 70sten dort zu gratulieren.
Auf der Reise vorher zu touristischen Zwecken wurde ich auch freundlich empfangen, hatte zu der Zeit ne Acadiane, also Citroen Dyane wie heute nur als Kastenwagen, mit den Worten: "Wir koofen keene Debbiche."
Wir haben uns dann aber doch noch erkannt. :grinblum:
Mit allem drum und dran bin ich doch selber 4 mal mit eigenem PKW in die DDR eingereist, dreimal mit vollem Programm, Visum, Grenze, ins Hausbuch eintragen, Zwangsumtausch, polizeilich melden und so weiter. Zwangsumtausch wieder loswerden, war ja auch nich immer einfach.
Also schön warn die Straßen im Osten nich gerade, aber die Ente hat die gut weggesteckt.
Ansonsten waren wir eigentlich jedes Jahr ein oder zwei Wochen bei meinen Großeltern in Neukirchen, gleich neben Crimmitschau.

Nur die fünf neuen Länder, in der Art, hab ich, bis auf den Tagestrip innen Thüringer Wald noch gar nicht gesehen.

Grüße

Robert
Ich bin zur Vernunft gekommen,
leider war sie grad nicht da.

Advocatus Diaboli
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Re: Mauerfall

#35

Beitrag von Advocatus Diaboli » Mo 10. Nov 2014, 23:48

Narrenkoenig hat geschrieben:Dann schau mal wieder in die badische Heimat, mal ne gemütliche Tour das Murgtal hoch Richtung Baiersbronn. N bischen neben der Strecke findest du da auch aussterbende Dörfer, Die Alten leben noch un die Jungen sind weg. Pendeln über 40 Kilometer ist ja kein Thema, aber jenachdem sind das 800 Höhenmeter Unterschied

Dass Gehöfte in Dörfern leerstehen ist auch hier in Nordbaden so. Aber in MP fährst du in einer Stadt eine gut ausgebaute Straße entlang und dir fallen immer wieder, na ja, Ruinen auf, immer mal wieder zwischen den renoviert oder gebraucht aussehenden Häusern.
In Karlsruhe wurden auch schon Häuser von Immobilienhaien verfallen gelassen, Türen und Fenster vernagelt. Doch scheint der Abbruch dann immer erfolgt zu sein, bevor diese Bruchbuden denen im Norden auch nur ähnelten. Anzahl und Zustand dieser Gebäude unterscheidet sich wesentlich von denen im Südwesten.


:kuuh:
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Re: Mauerfall

#36

Beitrag von si001 » Di 11. Nov 2014, 08:39

Nur kurz zur Erinnerung:
Olaf hat geschrieben: Aber, ich hab den Thread deswegen nicht angefangen, für die die Schlechtheit der Welt haben wir genug Threads.
Ich möchte mal was schönes hören, ....
LG
Olaf
Liebe Grüße, si001!
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