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von Lionny » So 27. Apr 2014, 15:11
Erstmal: Ich verstehe Deinen Frust im bisherigen Job nur zu gut!!! Auch mir stellten sich genau Deine Fragen und Deine Unzufriedenheiten zogen vor mir auf.
Ein zentraler Schritt dürfte sein, erstmal wenig Geld für Konsummist (Elektronik, Klamotten, etc) auszugeben.
Das ermöglicht schon mal ganz enorme Freiheiten! Das machst Du ja offensichtlich schon!
Ich glaube, ein IT-Beruf ist an sich als ein (zweites/zusätzliches) Standbein gar nicht schlecht:
Hast Du die Möglichkeit, auch Homeoffice zu arbeiten um nicht an die teure Stadt gebunden zu sein oder auf Teilzeit zu reduzieren?
Mit so einer Basalrate an Geld zum Überleben kann man im Rest der Zeit diverse Selbstversorger-Fähigkeiten schon mal einüben!
Ich habe ein Jahr in Finnland auf einem Bauernhof gearbeitet.
Skandinavien ist toll, mir gefällt, dass die Gesellschaft dort deutlich egalitärer ist, jedoch sind die Lebenshaltungskosten teuer. Das gilt gerade auch für Wohnen, denn der Isolationsstandard ist dort einfach höher als hier - anders würden einen die Energiekosten komplett auffressen. Die benötigte Infrastruktur für agrarisches Arbeiten ist teurer (schon allein die Frostsicherheit von Gewächshäusern, Ställen...)
Auch die landwirtschaftlichen Möglichkeiten sind, ich denke auch bereits in Südschweden, eingeschränkt. Gemüseanbau und Obst jenseits der Beeren ist zB eklatant schwieriger bzw meist nur unter Energieaufwand möglich, Felder etliche Monate gefroren.
Du bist offensichtlich jung, es spricht nichts dagegen, einfach mal dort einige Monate zu leben und das Land wirklich kennenzulernen und die Sprache zu lernen, um deine Sehnsüchte auszuloten.
Nach meinem Finnlandjahr wäre ich damals am liebsten ausgewandert, nach weiteren Besuchen (auch arbeitend) relativierte sich das deutlich und ich merkte nach und nach, wie deutsch ich doch bin und weiß zu schätzen, was ich hier alles habe und was auch hier doch alles möglich ist.
Wichtig ist es denk ich, eine konkrete Strategie auszuarbeiten und sich dabei wirklich auf den Zahn zu fühlen, welche Einschränkungen man anzunehmen bereit ist - sei es von kalt duschen, fehlendem frischem Gemüse im Winter, körperlich harter Arbeit, fehlenden Wochenenden oder was auch immer.