Mauerfall
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Mauerfall
Auch wenn keiner auf meine Androhung eingegangen ist:
Mich interessiert das Thema, wenn ich die Dokus im Fernsehen sehe, hab ich manchmal Gänsehaut und manchmal auch feuchte Augen.
Wie habt ihr das erlebt?
Jetzt muss ich natürlich einen vorlegen:
Ich war son Durchschnittsossi. Edit: Das hab ich grad gelöscht.
Ich hab in Rostock studiert, wie immer haben wir auf meinem kleinen "junost" (Russenfenseher, mit dem , wenn sonst nix kam zumindest in Rostock auch den Polizeifunk abhören konnte) die aktuelle Kamera geguckt.
Das Gelaber von den Schwustköppen, ich bemühe mich, nicht arrogant zu sein.....schon als Kind wusste ich, dass die dumm sind.
Nun, das Gestammel von Erich waren wir ja schon gewohnt, dagegen war ja Egon (Krenz) aufgeweckt und witzig.
Die sonstigen alten Herren, wer hört da schon zu, und da babbelte der Schabrowsky irgendwas.
Aber etliche, auch Kommilitonen von mir, haben zugehört.
Wollten nächsten Morgen gleich nach Lübeck.
Ich sagte zwar noch wie Joachim Witt "Hey lasst das sein Kinder...ihr seid ja ganz versessen.." und hab beschlossen cool zu bleiben.
Der Westen rennt ja nicht weg.
Ich will nicht behaupten, dass der Prof und ich allein im Hörsaal waren, aber es war auch nicht voll nächsten Tag, wirklich nicht.
Bin dann also mit meinem Trabi 280 km nach Hause gedallert, unterwegs noch meine Frau nebst Krohnbatz Jonas abgeholt, wir wohnten hier erst halb.
Dann hab ich Fernsehen geguckt, die Bilder waren überwältigend, paar Schnäpse getrunken, Mitternacht schlafen gegangen und wüst gwträumt.
Morgens um 6 hab ich meine Frau geweckt.
"Wollen wir nach Westberlin fahren?"
Kurz ein irrer Blick, und dann, "Ja, klar!"
*Fortsetzung folgt*
Mich interessiert das Thema, wenn ich die Dokus im Fernsehen sehe, hab ich manchmal Gänsehaut und manchmal auch feuchte Augen.
Wie habt ihr das erlebt?
Jetzt muss ich natürlich einen vorlegen:
Ich war son Durchschnittsossi. Edit: Das hab ich grad gelöscht.
Ich hab in Rostock studiert, wie immer haben wir auf meinem kleinen "junost" (Russenfenseher, mit dem , wenn sonst nix kam zumindest in Rostock auch den Polizeifunk abhören konnte) die aktuelle Kamera geguckt.
Das Gelaber von den Schwustköppen, ich bemühe mich, nicht arrogant zu sein.....schon als Kind wusste ich, dass die dumm sind.
Nun, das Gestammel von Erich waren wir ja schon gewohnt, dagegen war ja Egon (Krenz) aufgeweckt und witzig.
Die sonstigen alten Herren, wer hört da schon zu, und da babbelte der Schabrowsky irgendwas.
Aber etliche, auch Kommilitonen von mir, haben zugehört.
Wollten nächsten Morgen gleich nach Lübeck.
Ich sagte zwar noch wie Joachim Witt "Hey lasst das sein Kinder...ihr seid ja ganz versessen.." und hab beschlossen cool zu bleiben.
Der Westen rennt ja nicht weg.
Ich will nicht behaupten, dass der Prof und ich allein im Hörsaal waren, aber es war auch nicht voll nächsten Tag, wirklich nicht.
Bin dann also mit meinem Trabi 280 km nach Hause gedallert, unterwegs noch meine Frau nebst Krohnbatz Jonas abgeholt, wir wohnten hier erst halb.
Dann hab ich Fernsehen geguckt, die Bilder waren überwältigend, paar Schnäpse getrunken, Mitternacht schlafen gegangen und wüst gwträumt.
Morgens um 6 hab ich meine Frau geweckt.
"Wollen wir nach Westberlin fahren?"
Kurz ein irrer Blick, und dann, "Ja, klar!"
*Fortsetzung folgt*
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.
Re: Mauerfall
Ich saß mit vier Freunden und meinem damaligen Ehemann beim Abendessen, und hatten das Fernsehen an. Eine Freundin war eine ungarische(?) Bildhauerin namens Krissy Kisch, und die tickte völlig aus, aus lauter Freude.
Alle anderen guckten eher
Und der Spruch des Abends war: "Das wird teuer".
Das hat aber letztlich niemanden interessiert.
Ein Ex-Trucker Freund von mir ist in dieser Nacht zu einem Ost-Country-Radiomoderator (sorry, keine Ahnung mehr, wie der hieß, aber war sehr bekannt) gefahren, und hat den abgeholt, und der ist dann auf seinem Gaul auf der Autobahn mit ner SüdstaatenFahne rumgeritten....
Das muß alles damals der echte Wahnsinn gewesen sein....
Alle anderen guckten eher



Und der Spruch des Abends war: "Das wird teuer".

Das hat aber letztlich niemanden interessiert.

Ein Ex-Trucker Freund von mir ist in dieser Nacht zu einem Ost-Country-Radiomoderator (sorry, keine Ahnung mehr, wie der hieß, aber war sehr bekannt) gefahren, und hat den abgeholt, und der ist dann auf seinem Gaul auf der Autobahn mit ner SüdstaatenFahne rumgeritten....

Das muß alles damals der echte Wahnsinn gewesen sein....

I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)
Words are no substitute for actions...
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Re: Mauerfall
Wir haben Euch, -*lach* Ost-West-Denke-, erstmal vor der Wirtschaftkise bewart.Und der Spruch des Abends war: "Das wird teuer".![]()
Aber, aufgeschoben ist nicht aufgehoben....
Naja, die Reichen sind noch reicher geworden, ein paar andere Glücksritter auch, die armen Hartzer sollten mal bedenken, wieviel reicher sie sind als in der DDRär, finanziell. Olle Helmut hats ja gleich gesagt, blühende Landschaften! (Beantrage erneut einen Kotz-Smiley)
Aber, ich hab den Thread deswegen nicht angefangen, für die die Schlechtheit der Welt haben wir genug Threads.
Ich möchte mal was schönes hören, und denn erzähle ich auch, wie ich, wir, als EInwanderer nach Bln. kamen.
Ja, die Scheiß-Stadt war schon vor Spandau so zugepark

LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.
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Re: Mauerfall
Wir haben Euch, -*lach* Ost-West-Denke-, erstmal vor der Wirtschaftkrise bewart.Und der Spruch des Abends war: "Das wird teuer".![]()
Aber, aufgeschoben ist nicht aufgehoben....
Naja, die Reichen sind noch reicher geworden, ein paar andere Glücksritter auch, die armen Hartzer sollten mal bedenken, wieviel reicher sie sind als in der DDRär, finanziell. Olle Helmut hats ja gleich gesagt, blühende Landschaften! (Beantrage erneut einen Kotz-Smiley)
Aber, ich hab den Thread deswegen nicht angefangen, für die die Schlechtheit der Welt haben wir genug Threads.
Ich möchte mal was schönes hören, emotionales

Ja, die Scheiß-Stadt war schon vor Spandau so zugepark , das selbst unz Ole wandern musste.
Aber als wir Jonas im Kinderwagen vor der Bank "geparkt " haben , um unser "Begrüßungsgeld" abzugreifen, war sein Kinderwagen von Bananen zugepflastert. Könnt man als Ossi auch falsch interpretieren, wir hätten dat Balg auch ohne Banane groß bekommen. Aber die (West-)Berliner haben sich doch auch so doll gefreut, kann man denen doch nicht den Spass verderben...
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.
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Re: Mauerfall
Ich bin ja in Bayern aufgewachsen, geboren 1953, aber mein Vater kam aus Thüringen
wir waren auch einigemale dort zu Besuch und ich habe DDR sehr kontrovers in Erinnerung:
z.B. 50 Rollen auf dem Kleiderschrank - auf meine Frage an Opa warum er soviel gekauft hat, war seine Antwort: "Weil es welches gab"
Sonntagnachmittag mit einem mitgenommenen Schälchen geschlagene Sahne beim Bäcker um die Ecke geholt - hhhmmm
im Rathauskeller beim Essen, wenig Leute waren da und meine Mama fragt meine Tante: "Du, hast du vielleicht paar Liebesromane, ich hab nix zum Lesen dabei?"
Darauf meine Tante mit sorgenvollem Blick in die Lokalrunde: "Psst, sprich nicht darüber, sind hier verboten!"
Feengrotten in Sallfeld - zauberhaft
Burg Ranis - abenteuerlich
und dann unsere Pakete die wir jedes Jahr geschickt hatten, mit Orangen, Schokolade, Kaffee und Nylonstrümpfen
wenn wir gebrauchte Kleidung reingaben, mußte alles vorher vom Gesundheitsamt desinfiziert werden.
Das hat damals bedeutet: eine halbe Stunde zu Fuß zum Bahnhof gehen, 15 Minuten Zugfahrt nach Weilheim und da nochmal halbe Stunde zu Fuß zum Gesundheitsamt.
Und dann mußte natürlich eine genaue Inhaltsangabe obendrauf im Paket sein.
Wir Kinder hatten dafür Weihnachten immer wunderschöne Spielsachen bekommen ich Puppen, die z.T. heute noch habe, und meine Brüder Holzfahrzeuge, Teddybären und 1x mal ein Riesenschwein.
Das gehört zum 9. November weil ich den Mauerfall sonst ganz anders erlebt hätte.
Mein Vater war schon jahrelang krank und im Oktober ging es ihm immer schlechter.
Seine beiden Schwestern hatten sich dann die Erlaubnis geholt nochmal zu ihm zu fahren.
Sie sind am 6. November gekommen und durften bis 12. 11. bleiben.
Am 9. November nachmittags ist er dann gestorben, war aber die Zeit davor schon nicht mehr ansprechbar, er hat den Mauerfall also nicht mitgekriegt.
Abends sind wir dann, mein Mann, meine Buben und meine 2 Tanten fasziniert vor dem Fernseher gesessen.
Und meine Tanten hatten überlegt ob sie jetzt wohl länger bleiben können
hatten dann aber Sorge, dass sie nicht mehr reingelassen werden und sind wie auf Ihrem Reisepapier am 12. 11. heimgefahren.
Im Januar habe ich sie dann das erstemal besucht, die ganzen Sperranlagen gabs noch an der Autobahn, aber ich mußte nur meinen Pass vorzeigen und konnte durchfahren.
Gestern wäre ich gerne in Berlin gewesen
Christine
wir waren auch einigemale dort zu Besuch und ich habe DDR sehr kontrovers in Erinnerung:
z.B. 50 Rollen auf dem Kleiderschrank - auf meine Frage an Opa warum er soviel gekauft hat, war seine Antwort: "Weil es welches gab"
Sonntagnachmittag mit einem mitgenommenen Schälchen geschlagene Sahne beim Bäcker um die Ecke geholt - hhhmmm
im Rathauskeller beim Essen, wenig Leute waren da und meine Mama fragt meine Tante: "Du, hast du vielleicht paar Liebesromane, ich hab nix zum Lesen dabei?"
Darauf meine Tante mit sorgenvollem Blick in die Lokalrunde: "Psst, sprich nicht darüber, sind hier verboten!"
Feengrotten in Sallfeld - zauberhaft
Burg Ranis - abenteuerlich
und dann unsere Pakete die wir jedes Jahr geschickt hatten, mit Orangen, Schokolade, Kaffee und Nylonstrümpfen
wenn wir gebrauchte Kleidung reingaben, mußte alles vorher vom Gesundheitsamt desinfiziert werden.
Das hat damals bedeutet: eine halbe Stunde zu Fuß zum Bahnhof gehen, 15 Minuten Zugfahrt nach Weilheim und da nochmal halbe Stunde zu Fuß zum Gesundheitsamt.
Und dann mußte natürlich eine genaue Inhaltsangabe obendrauf im Paket sein.
Wir Kinder hatten dafür Weihnachten immer wunderschöne Spielsachen bekommen ich Puppen, die z.T. heute noch habe, und meine Brüder Holzfahrzeuge, Teddybären und 1x mal ein Riesenschwein.
Das gehört zum 9. November weil ich den Mauerfall sonst ganz anders erlebt hätte.
Mein Vater war schon jahrelang krank und im Oktober ging es ihm immer schlechter.
Seine beiden Schwestern hatten sich dann die Erlaubnis geholt nochmal zu ihm zu fahren.
Sie sind am 6. November gekommen und durften bis 12. 11. bleiben.
Am 9. November nachmittags ist er dann gestorben, war aber die Zeit davor schon nicht mehr ansprechbar, er hat den Mauerfall also nicht mitgekriegt.
Abends sind wir dann, mein Mann, meine Buben und meine 2 Tanten fasziniert vor dem Fernseher gesessen.
Und meine Tanten hatten überlegt ob sie jetzt wohl länger bleiben können
hatten dann aber Sorge, dass sie nicht mehr reingelassen werden und sind wie auf Ihrem Reisepapier am 12. 11. heimgefahren.
Im Januar habe ich sie dann das erstemal besucht, die ganzen Sperranlagen gabs noch an der Autobahn, aber ich mußte nur meinen Pass vorzeigen und konnte durchfahren.
Gestern wäre ich gerne in Berlin gewesen



Christine
Viele Grüße, Christine mit J
Wait and see!
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Re: Mauerfall
Und, ja wir hatten uns gefreut - riesig gefreut - die Mauer schien mir damals für immer und ewig zu sein
Viele Grüße, Christine mit J
Wait and see!
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Re: Mauerfall
Ich war ja noch ein kleiner Bub. 12 Jahre alt 1989. Und wohnhaft 1 km Luftlinie von der Zonengrenze entfernt auf der bayerischen Seite.
Selbst hatten wir keine Verwandten im Osten, also war ich als Kind auch nie auf Ost-Besuch. Jährlich beim Bittgang nach Welitsch sind wir nach der Messe zur Grenze gelaufen, um von einer kleinen Holzplattform aus einen Blick über die Sperranlagen (zwischen Welitsch und Heinersdorf standen auch einige 100 m Grenzmauer) in den Osten zu werfen. Und bevor wir Kinder zum Pilzesuchen in den Wald sind, würden wir ab und zu ausdrücklich gewarnt, uns blos von den Sperranlagen fern zu halten.
So richtig hatte ich mich in dem Alter noch nie mit der DDR beschäftigt. An ein paar Grenzvorfälle kann ich mich noch erinnern. Strauß war mal zu Besuch in Welitsch. Da hat sich ein ortsbekannter Kommunist aus unserem Dorf auf DDR-Seite vor die Sperranlage gestellt (die letzten ca. 50 bis 100 m vor den Sperranlagen waren schon DDR-Gebiet) und mit lautstarkem Protest Strauß´ Rede garniert. Die Westdeutschen Sicherheitsbehörden konnten nichts unternehmen und die DDR-Grenzer haben sich natürlich reichlich Zeit gelassen, denn Mann wieder zu verscheuchen.
Mein Onkel saß mal 2 oder 3 Tage in der DDR im Knast. Er war auf dem Weg zur Buchmesse nach Leipzig. An der Grenze wurde er kassiert, weil unter seinem Autositz ein CSU-Wahlplakat gefunden wurde. Das war wohl bei einem vorhergegangenen Wahlkampfeinsatz da rein gerutscht und dann übersehen worden. So blöd absichtlich mit einem Wahlplakat in den Osten zu fahren, war er natürlich nicht.
Und natürlich war es immer eine kleine Sensation, wenn hier in der Gegend jemandem die Flucht geglückt ist oder bekannt wurde, dass wieder ein Flüchtling erschossen worden war. Dazu gab es jeweils ausführliche Berichterstattung in den Medien.
Von der Wende selbst habe ich hauptsächlich die Trabi-Kolonnen der ersten Tage nach der Grenzöffnung in Erinnerung. Vom Grenzübergang bei Ludwigsstadt bis nach Kronach rein war tagelang stop and go. Selbst auf den Radwegen versuchten noch einige, sich einen kleinen Vorsprung in der Kolonne zu verschaffen. Unser Schulbusfahrer zog schon 500 m vor der Abzweigung zum nächsten Dorf entnervt auf die Mittellinie der Bundestraße und schaffte sich mit lautstarkem Hupen Platz, damit wir an den Tagen doch irgendwann in der Schule ankamen.
Scheriff Moser, ein überregional für seine durchgeknallten und oft im Suff erfolgenden Aktionen bekannter Gastwirt, inzwischen leider verstorben, "pflanzte" spontan eine Bananenplantage an. Hat in der Nacht palettenweise Bananen vom Großmarkt geholt und sie in seine Obstbäume gehängt, wo sie dann jeder vorbeikommende Ossi "pflücken" dürfte.
Ein Onkel war als einer der ersten auf umgekehrten Weg unterwegs und erzählte freudestrahlend von lecker Bratwürsten, die man ihm an mehreren Stellen als Willkommensgeschenk in die Hand gedrückt hatte, und von unvorstellbaren vielen Schlaglöchern und braungrauen Häusern.
Meine erste eigene Exkursion in den Osten war erst einige Zeit später. Per Fahrrad. Zusammen mit einem Freund, der den Weg schon mit seinen Eltern zu Fuß gemacht hatte. So sind wir durch den Wald über die Schotterstraßen und Schlammwege irgendwie nach Mönchsberg und dann nach Jagdshof gelangt. Dort im Gasthof haben wir uns eine Limo gekauft und kamen uns ganz wichtig vor, ob diesen Abenteuers im Ausland. Auf der anschließenden Abfahrt nach Heinersdorf runter gelang es uns mit den Fahrrädern einen Omnibus zu überholen. Was waren wir stolz. Die Erklärung dafür waren natürlich die unzähligen Schlaglöcher und Flickstellen. Nach der Abfahrt mussten wir eine Pause einlegen, weil uns die Hände so weh taten, dass wir kaum noch die Lenker halten konnten.
Richtig verstanden, was für einen großen Moment der Geschichte wir erleben durften, habe ich erst mit zunehmendem Alter. Und wenn ich heute darüber nachdenke und mir die Bilder aus dem TV in Erinnerung rufe, dann kann ich mir die eine oder andere Träne der Rührung nicht
verkneifen.
Die Wende, die Wiedervereinigung und 1995 dann die Umsetzung des Schengener Abkommens mit dem Wegfall der Personenkontrollen an den ersten Innereuropäischen Grenzen, das werden mit die bewegendsten Erinnerungen in meinem Leben bleiben.
Selbst hatten wir keine Verwandten im Osten, also war ich als Kind auch nie auf Ost-Besuch. Jährlich beim Bittgang nach Welitsch sind wir nach der Messe zur Grenze gelaufen, um von einer kleinen Holzplattform aus einen Blick über die Sperranlagen (zwischen Welitsch und Heinersdorf standen auch einige 100 m Grenzmauer) in den Osten zu werfen. Und bevor wir Kinder zum Pilzesuchen in den Wald sind, würden wir ab und zu ausdrücklich gewarnt, uns blos von den Sperranlagen fern zu halten.
So richtig hatte ich mich in dem Alter noch nie mit der DDR beschäftigt. An ein paar Grenzvorfälle kann ich mich noch erinnern. Strauß war mal zu Besuch in Welitsch. Da hat sich ein ortsbekannter Kommunist aus unserem Dorf auf DDR-Seite vor die Sperranlage gestellt (die letzten ca. 50 bis 100 m vor den Sperranlagen waren schon DDR-Gebiet) und mit lautstarkem Protest Strauß´ Rede garniert. Die Westdeutschen Sicherheitsbehörden konnten nichts unternehmen und die DDR-Grenzer haben sich natürlich reichlich Zeit gelassen, denn Mann wieder zu verscheuchen.
Mein Onkel saß mal 2 oder 3 Tage in der DDR im Knast. Er war auf dem Weg zur Buchmesse nach Leipzig. An der Grenze wurde er kassiert, weil unter seinem Autositz ein CSU-Wahlplakat gefunden wurde. Das war wohl bei einem vorhergegangenen Wahlkampfeinsatz da rein gerutscht und dann übersehen worden. So blöd absichtlich mit einem Wahlplakat in den Osten zu fahren, war er natürlich nicht.
Und natürlich war es immer eine kleine Sensation, wenn hier in der Gegend jemandem die Flucht geglückt ist oder bekannt wurde, dass wieder ein Flüchtling erschossen worden war. Dazu gab es jeweils ausführliche Berichterstattung in den Medien.
Von der Wende selbst habe ich hauptsächlich die Trabi-Kolonnen der ersten Tage nach der Grenzöffnung in Erinnerung. Vom Grenzübergang bei Ludwigsstadt bis nach Kronach rein war tagelang stop and go. Selbst auf den Radwegen versuchten noch einige, sich einen kleinen Vorsprung in der Kolonne zu verschaffen. Unser Schulbusfahrer zog schon 500 m vor der Abzweigung zum nächsten Dorf entnervt auf die Mittellinie der Bundestraße und schaffte sich mit lautstarkem Hupen Platz, damit wir an den Tagen doch irgendwann in der Schule ankamen.
Scheriff Moser, ein überregional für seine durchgeknallten und oft im Suff erfolgenden Aktionen bekannter Gastwirt, inzwischen leider verstorben, "pflanzte" spontan eine Bananenplantage an. Hat in der Nacht palettenweise Bananen vom Großmarkt geholt und sie in seine Obstbäume gehängt, wo sie dann jeder vorbeikommende Ossi "pflücken" dürfte.
Ein Onkel war als einer der ersten auf umgekehrten Weg unterwegs und erzählte freudestrahlend von lecker Bratwürsten, die man ihm an mehreren Stellen als Willkommensgeschenk in die Hand gedrückt hatte, und von unvorstellbaren vielen Schlaglöchern und braungrauen Häusern.
Meine erste eigene Exkursion in den Osten war erst einige Zeit später. Per Fahrrad. Zusammen mit einem Freund, der den Weg schon mit seinen Eltern zu Fuß gemacht hatte. So sind wir durch den Wald über die Schotterstraßen und Schlammwege irgendwie nach Mönchsberg und dann nach Jagdshof gelangt. Dort im Gasthof haben wir uns eine Limo gekauft und kamen uns ganz wichtig vor, ob diesen Abenteuers im Ausland. Auf der anschließenden Abfahrt nach Heinersdorf runter gelang es uns mit den Fahrrädern einen Omnibus zu überholen. Was waren wir stolz. Die Erklärung dafür waren natürlich die unzähligen Schlaglöcher und Flickstellen. Nach der Abfahrt mussten wir eine Pause einlegen, weil uns die Hände so weh taten, dass wir kaum noch die Lenker halten konnten.

Richtig verstanden, was für einen großen Moment der Geschichte wir erleben durften, habe ich erst mit zunehmendem Alter. Und wenn ich heute darüber nachdenke und mir die Bilder aus dem TV in Erinnerung rufe, dann kann ich mir die eine oder andere Träne der Rührung nicht
verkneifen.
Die Wende, die Wiedervereinigung und 1995 dann die Umsetzung des Schengener Abkommens mit dem Wegfall der Personenkontrollen an den ersten Innereuropäischen Grenzen, das werden mit die bewegendsten Erinnerungen in meinem Leben bleiben.
- marceb
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Re: Mauerfall
Ich war damals ganz nah dran, habe in Berlin am Spittelmarkt gewohnt, also keine 50 m von der Grenze entfernt.
Wir verfolgten ja schon seit Tagen alles im TV, direkt vor meiner Haustür gab es Demos,
auf unseren Hof stand die Stasi in bereitschaft, war schon alles etwas gruselich.
Am 9.11. schaute ich immer zum Chekpoint Charlie (konnte ich aus dem Fenster sehen) und zum TV.
Als die ersten hupend dann dort hinfuhren, war das schon sehr komisch.
Mein Sohn war gerade mal 7 Jahre und ich habe einfach erst abgewartet was nun passiert.
Am nächsten Tag auf Arbeit, war nicht mal 20% zur arbeit erschienen.
Ich habe damals in der EDV-Abteilung eines Möbelhauses am Alexanderplatz gearbeitet.
Wer kauft schon an einem solchen Tag Möbel.
Einige Kollegen trafen dann im laufe des Tages ein und erzählten wo sie überall waren Kudamm usw.
ich bin erst am Wochenende mit meiner Famile nach Westberlin gegangen und war sehr enttäucht.
Die Häuser in Kreuzberg sahen viel schlechter aus als in Ostberlin, es war viel kaputt, ja und besetzte Häuser gab es im Osten nicht.
War schone in Kulturschock. das Wetter war auch nicht so toll, dadurch sah es im westen auch alles grau aus.
Gruß
Martina
Wir verfolgten ja schon seit Tagen alles im TV, direkt vor meiner Haustür gab es Demos,
auf unseren Hof stand die Stasi in bereitschaft, war schon alles etwas gruselich.
Am 9.11. schaute ich immer zum Chekpoint Charlie (konnte ich aus dem Fenster sehen) und zum TV.
Als die ersten hupend dann dort hinfuhren, war das schon sehr komisch.
Mein Sohn war gerade mal 7 Jahre und ich habe einfach erst abgewartet was nun passiert.
Am nächsten Tag auf Arbeit, war nicht mal 20% zur arbeit erschienen.
Ich habe damals in der EDV-Abteilung eines Möbelhauses am Alexanderplatz gearbeitet.
Wer kauft schon an einem solchen Tag Möbel.
Einige Kollegen trafen dann im laufe des Tages ein und erzählten wo sie überall waren Kudamm usw.
ich bin erst am Wochenende mit meiner Famile nach Westberlin gegangen und war sehr enttäucht.
Die Häuser in Kreuzberg sahen viel schlechter aus als in Ostberlin, es war viel kaputt, ja und besetzte Häuser gab es im Osten nicht.
War schone in Kulturschock. das Wetter war auch nicht so toll, dadurch sah es im westen auch alles grau aus.
Gruß
Martina
- Minze
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Re: Mauerfall
Ich arbeitete zu der Zeit in einem "Glas Bier Geschäft" in Berlin Schöneberg und als ich nach dem Schichtwechsel nach Hause ging waren die Straßen voll von Trabbis, ich traute meinen Augen nicht. Zu Hause habe ich zu nachtschlafender Zeit meinen Vater in Bayern angerufen und ihm gesagt, er müsse sofort den Fernsehr anschalten, die Mauer sei offen und er war mir bis zu seinem Lebensende dankbar dafür, daß er das nicht verpasst hat.
Ich war ja einigemale in der DDR zu Besuch, weil Herr Minze in Freiberg Verwandtschaft hatte und fand es schon arg seltsam, wenn wir es nicht schafften unser Eintrittsgeld auszugeben, weil uns niemand etwas verkaufen wollte, auch wenn es in den Regalen stand. Am Ende sind wir mit Jazzplatten und Büchern nach Hause gefahren, das wurde verkauft. Unser Onkel war ein gerne gesehener Gast in den örtlichen Wirtshäusern und wenn wir mitgingen, stand schon nach 20 Minuten eine Batterie von Gläsern vor mir, denn jeder, der hereinkam klopfte auf unseren Tisch und schon brachte der Wirt für alle ein Bier und einen Schnaps.
1998 haben wir dann unser Häuschen gekauft, es mit viel Liebe und Herzblut neu aufgebaut und sind auf alle mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zugegangen. Und sind doch die Wessis geblieben, die hier nichts zu suchen haben und verschwinden sollten. Wir haben als Berliner den Leuten hier schon früher alles weggefressen (O-ton) und aus dem Westen käme ja sowieso nur Sch... den keiner braucht. Das hat uns doch sehr desillusioniert und wir leben hier auf unserem Grundstück wie auf einer Insel sehr zurückgezogen. Aber kein Gejammer, die Natur ist wunderschön und unser Häuschen und Garten auch.
Ich war ja einigemale in der DDR zu Besuch, weil Herr Minze in Freiberg Verwandtschaft hatte und fand es schon arg seltsam, wenn wir es nicht schafften unser Eintrittsgeld auszugeben, weil uns niemand etwas verkaufen wollte, auch wenn es in den Regalen stand. Am Ende sind wir mit Jazzplatten und Büchern nach Hause gefahren, das wurde verkauft. Unser Onkel war ein gerne gesehener Gast in den örtlichen Wirtshäusern und wenn wir mitgingen, stand schon nach 20 Minuten eine Batterie von Gläsern vor mir, denn jeder, der hereinkam klopfte auf unseren Tisch und schon brachte der Wirt für alle ein Bier und einen Schnaps.
1998 haben wir dann unser Häuschen gekauft, es mit viel Liebe und Herzblut neu aufgebaut und sind auf alle mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zugegangen. Und sind doch die Wessis geblieben, die hier nichts zu suchen haben und verschwinden sollten. Wir haben als Berliner den Leuten hier schon früher alles weggefressen (O-ton) und aus dem Westen käme ja sowieso nur Sch... den keiner braucht. Das hat uns doch sehr desillusioniert und wir leben hier auf unserem Grundstück wie auf einer Insel sehr zurückgezogen. Aber kein Gejammer, die Natur ist wunderschön und unser Häuschen und Garten auch.
Liebe Grüße
Minze
Minze
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Re: Mauerfall
Mach Dir nix draus.So waren die Fischköppe schon immer. Schon zu DDR-Zeiten bin ich als Sachse von denen schief angeguckt worden, wenn ich dort in den Ferien 2 Wochen campen war (nicht nur ich, sondern alle "Fremden"). Scheint bei denen ein Geburtsfehler zu sein...und sind auf alle mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zugegangen. Und sind doch die Wessis geblieben, die hier nichts zu suchen haben und verschwinden sollten.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!