gutshaus
- emil17
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Re: gutshaus
Damit keine Irrtümer aufkommen: An Manfreds Darstellung ist gar nichts falsch.
Wer sein Auskommen durch Landwirtschaft selbst erwirtschaftet, sieht eben vieles realistischer, als wer in der durch eine Stiftung finanzierten Idylle ohne Rentabilitätszwang ist.
Ich habe keine Mühe mit Leuten, die solche ehemaligen Herrschaftssitze erhalten und restaurieren, solange das Vermögen, womit sie dies finanzieren, durch ehrliche Arbeit ohne Ausbeutung anderer und ohne unfaire Geschäftspraktiken entstanden ist (gibt es das?). Nur sollte man eben, wenn man solche Herrschaftshäuser als Zeugen der guten alten Zeit betrachtet, die Schattenseiten auch zur Kenntnis nehmen.
Deswegen muss man diese Gebäude nicht abbrechen. Immerhin wirken die eindrucksvollen hohen Räume, Speisesäle und Lesezimmer auf mich anders, wenn ich weiss, dass die Leute, die das zum Heizen nötige Holz herbeizuschaffen hatten, froh waren, zu Hause wenigstens einen halbwegs warmen Raum und irgend etwas auf dem Tisch zu haben. Etwas weniger Mahagoni im Jagdzimmer der Sommerresidenz und dafür den Landarbeitern anständige Löhne bezahlen wäre ja auch eine Variante gewesen.
Mir ist bewusst, dass bei strenger Auslegung die Benutzung von fast allem, was die moderne Gesellschaft so bequem macht, unzulässig wäre.
Diese Gutssitze stehen oder standen aber als Symbol für eine feudale, von Grunde auf unfaire Gesellschaftsordnung. Sie wurden extra so gebaut, um zu zeigen, wer der Herr war.
Es wäre schön, daneben auch noch eine Landarbeiterkate in der Originaleinrichtung zu zeigen.
Literatur zum Thema:
a) Rehbein, Franz, Das Leben eines Landarbeiters. Jena, Diederichs 1911. Darüber wurde bereits hier im Forum geredet.
b) Thorstein Veblen, Theorie der feinen Leute (orig. englisch: Theory of the Leisure Class, 1899)
Etwas mehr Verständnis für die geschichtlichen Hintergründe würde wohl auch helfen, die heute vor allem in Deutschland so verbreitete Unzufriedenheit (mindestens empfinde ich es so) als das einzuordnen, was sie ist - jammern auf sehr hohem Niveau.
Wer sein Auskommen durch Landwirtschaft selbst erwirtschaftet, sieht eben vieles realistischer, als wer in der durch eine Stiftung finanzierten Idylle ohne Rentabilitätszwang ist.
Ich habe keine Mühe mit Leuten, die solche ehemaligen Herrschaftssitze erhalten und restaurieren, solange das Vermögen, womit sie dies finanzieren, durch ehrliche Arbeit ohne Ausbeutung anderer und ohne unfaire Geschäftspraktiken entstanden ist (gibt es das?). Nur sollte man eben, wenn man solche Herrschaftshäuser als Zeugen der guten alten Zeit betrachtet, die Schattenseiten auch zur Kenntnis nehmen.
Deswegen muss man diese Gebäude nicht abbrechen. Immerhin wirken die eindrucksvollen hohen Räume, Speisesäle und Lesezimmer auf mich anders, wenn ich weiss, dass die Leute, die das zum Heizen nötige Holz herbeizuschaffen hatten, froh waren, zu Hause wenigstens einen halbwegs warmen Raum und irgend etwas auf dem Tisch zu haben. Etwas weniger Mahagoni im Jagdzimmer der Sommerresidenz und dafür den Landarbeitern anständige Löhne bezahlen wäre ja auch eine Variante gewesen.
Mir ist bewusst, dass bei strenger Auslegung die Benutzung von fast allem, was die moderne Gesellschaft so bequem macht, unzulässig wäre.
Diese Gutssitze stehen oder standen aber als Symbol für eine feudale, von Grunde auf unfaire Gesellschaftsordnung. Sie wurden extra so gebaut, um zu zeigen, wer der Herr war.
Es wäre schön, daneben auch noch eine Landarbeiterkate in der Originaleinrichtung zu zeigen.
Literatur zum Thema:
a) Rehbein, Franz, Das Leben eines Landarbeiters. Jena, Diederichs 1911. Darüber wurde bereits hier im Forum geredet.
b) Thorstein Veblen, Theorie der feinen Leute (orig. englisch: Theory of the Leisure Class, 1899)
Etwas mehr Verständnis für die geschichtlichen Hintergründe würde wohl auch helfen, die heute vor allem in Deutschland so verbreitete Unzufriedenheit (mindestens empfinde ich es so) als das einzuordnen, was sie ist - jammern auf sehr hohem Niveau.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: gutshaus
Niemand kann sich die Renovierung und den Erhalt solcher Herrenhäuser aus den Erträgen von Landwirtschaft leisten - schon gar nicht aus nachhaltiger Landwirtschaft. Deswegen ja auch touristische Nutzung. Und jeder historisch halbwegs interessierte Mensch kennt die historischen Hintergründe (der Rest besucht auch keine Landarbeiterkate).
Machen wir jetzt auch in jedem umgebauten Fabriksloft eine Ausstellung zum Elend der Arbeiter? Gibts nicht genug heutige Herrschaftsstrukturen, gegen die man auftreten kann?
Tut mir echt leid, Emil, auch wenn du persönlich kein Gutshaus besitzen will, musst du trotzdem so ein Taliban sein?
Machen wir jetzt auch in jedem umgebauten Fabriksloft eine Ausstellung zum Elend der Arbeiter? Gibts nicht genug heutige Herrschaftsstrukturen, gegen die man auftreten kann?
Tut mir echt leid, Emil, auch wenn du persönlich kein Gutshaus besitzen will, musst du trotzdem so ein Taliban sein?
Re: gutshaus
Bitte nicht so streng. Etwas mehr Achtsamkeit schadet niemandem. Ein Hinweis darauf, dass unser Leben wie wir es kennen keineswegs so selbstverständlich ist, wie wir geneigt sind anzunehmen, muss gestattet sein, ohne dass da eine Taliban-Keule rausgeholt wird...Adjua hat geschrieben:Tut mir echt leid, Emil, auch wenn du persönlich kein Gutshaus besitzen will, musst du trotzdem so ein Taliban sein?
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.
- emil17
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Re: gutshaus
soll ich jetzt nochmal meinen eigenen Beitrag oben zitieren "Ich habe keine Mühe mit ... " ??? oder willst Du mich extra falsch verstehen?Adjua hat geschrieben:Niemand kann sich die Renovierung und den Erhalt solcher Herrenhäuser aus den Erträgen von Landwirtschaft leisten - schon gar nicht aus nachhaltiger Landwirtschaft. Deswegen ja auch touristische Nutzung.
Du belegst mich da mit dem Namen einer fundamentalistisch-religiösen Terrormiliz, die u.a. Menschenrechte und besonders Frauen systematisch missachtet - warum?Adjua hat geschrieben:Tut mir echt leid, Emil, auch wenn du persönlich kein Gutshaus besitzen will, musst du trotzdem so ein Taliban sein?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: gutshaus
Emil, sorry. Taliban is sicher masslos übertrieben. Ideologisch wäre besser gewesen. Ich finde es nichtsdestotrotz sehr wichtig, die Kirche im Dorf zu lassen und die feudalen Tendenzen eher dort zu bekämpfen, wo sie bis heute das Leben von Menschen beeinflussen und behindern - und das sehe ich halt nicht im renovierten Gutshof samt nachhaltiger Landwirtschaft.emil17 hat geschrieben:soll ich jetzt nochmal meinen eigenen Beitrag oben zitieren "Ich habe keine Mühe mit ... " ??? oder willst Du mich extra falsch verstehen?Adjua hat geschrieben:Niemand kann sich die Renovierung und den Erhalt solcher Herrenhäuser aus den Erträgen von Landwirtschaft leisten - schon gar nicht aus nachhaltiger Landwirtschaft. Deswegen ja auch touristische Nutzung.
Du belegst mich da mit dem Namen einer fundamentalistisch-religiösen Terrormiliz, die u.a. Menschenrechte und besonders Frauen systematisch missachtet - warum?Adjua hat geschrieben:Tut mir echt leid, Emil, auch wenn du persönlich kein Gutshaus besitzen will, musst du trotzdem so ein Taliban sein?
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Re: gutshaus
Warum ist eine historische Betrachtung von Kulturdenkmälern, in dem Falle von Gutshöfen, ideologisch?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: gutshaus
Sie ist nicht grundsätzlich ideologisch, jedoch kann eine historische Betrachtung durchaus ideologisch angelegt werden. Wie zum Beispiel, wenn man das Gutshaus auf ein Symbol des Feudalismus reduziert und den Wunsch äussert, eine Landarbeiterhütte quasi als Mahnmal daneben zu stellen.emil17 hat geschrieben:Warum ist eine historische Betrachtung von Kulturdenkmälern, in dem Falle von Gutshöfen, ideologisch?
Und das wohlgemerkt bei einem Objekt, das ohnedies nicht länger der Repräsentanz heutiger Potentaten dient, sondern vielmehr hehren Zielen (nachhaltige Landwirtschaft, Denkmalschutz).
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Re: gutshaus
Soll ich Euch mal was sagen?
Ich liebe alte Gutshäuser und kleine oder große Schlösser. Ich würde gerne so leben, und sei es als Küchenfrau. Denn auch wenn man den ganzen Tag arbeiten muß, hat man doch immer die schöne Aussicht, die schöne Architektur, die Athmosphäre.
So arbeite ich auch den ganzen Tag, oder vielmehr die ganze Nacht. In einem seelenlosen Betonklotz, bei Kunstlicht. Toll.
Liebe Grüße, M.
Ich liebe alte Gutshäuser und kleine oder große Schlösser. Ich würde gerne so leben, und sei es als Küchenfrau. Denn auch wenn man den ganzen Tag arbeiten muß, hat man doch immer die schöne Aussicht, die schöne Architektur, die Athmosphäre.
So arbeite ich auch den ganzen Tag, oder vielmehr die ganze Nacht. In einem seelenlosen Betonklotz, bei Kunstlicht. Toll.
Liebe Grüße, M.
Re: gutshaus
Mit oder ohne Annehmlichkeiten wie Versicherung, Kündigungsschutz, Pensionsanspruch und Schutz vor sexueller Belästigung durch den Gutsherren, seinen Verwalter und seine Söhne?unkrautaufesserin hat geschrieben: Ich liebe alte Gutshäuser und kleine oder große Schlösser. Ich würde gerne so leben, und sei es als Küchenfrau. Denn auch wenn man den ganzen Tag arbeiten muß, hat man doch immer die schöne Aussicht, die schöne Architektur, die Athmosphäre.