Gegen die deutsche Schulpflicht

Was halt nirgendwo passt
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Tanja
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#191

Beitrag von Tanja » Fr 31. Jan 2014, 16:24

Olaf hat geschrieben:Und genau das hab ich, soweit ich diese Diskussion überhaupt verfolge immer wieder vor Augen. Wer zum Teufel traut sich das zu?
Es gibt vielleicht manche, die sich das, eventuell zu Recht, zutrauen. Aber, ich glaube, viele, die gegen die Schulpflcht wettern, haben diesen Anspruch an sich selbst gar nicht. Teilweise glauben sie, dass, wenn man Kindern die Freiheit lässt, selbst zu lernen, diese sich alles Wissen etwa durch das Lesen von Büchern oder das praktische Forschen und Erfahren selbst aneignen können. Von denen werden dann gerne Kinder als Beispiel präsentiert, die autodiakt veranlagt und interessiert genug sind, um das tatsächlich zu schaffen. Dass aber längst nicht jedes Kind die notwendigen Voraussetzungen hierzu mitbringt, bzw. einem anderen Lerntypen entspricht, das wird geflissentlich übesehen.

Zudem gibt es leider auch Eltern, die dazu neigen, Wissen, über das sie nicht selbst verfügen oder Lehrinhalte, an denen sie selbst einst gescheitert sind, schlicht für unwichtig zu erklären. So gibt es auch Eltern sehr begabter Kinder, die selbst beispielsweise den Hauptschulabschluss erreicht haben und überhaupt keinen Sinn darin erkennen können, wieso ihr Kind das Abitur anstreben sollte.

Zugunsten der Kinder solcher Eltern finde ich es wichtig, dass, wer selbst unterrichten möchte, auch die notwendigen Kenntnisse dazu nachweisen kann. Es wäre doch schlimm, wenn Kindern Zukunftschancen verbaut würden, weil ihre Eltern eigentlich mit Bildung auf dem Kriegsfuß stehen. Aber, da solche Eltern wahrscheinlich eh nicht so häufig ambitioniert sind, zuhause zu unterrichten, sehe ich in denen auch weniger das Problem.

Neben Leuten, die tatsächlich gute Hauslehrer für ihre Kinder wären, gibt es allerdings auch leider welche, denen es, egal ob sie selbst nun mehr oder weniger gebildet sind, schlicht nicht passt, dass ihre Kinder in der Schule zumindest ein gewisses Maß an Weltoffenheit erfahren. Deren primäres Ziel, ihre Kinder zuhause zu unterrichten, ist es, sie beispielsweise vom Sexualkundeunterricht fern zu halten oder sie strikt nach ihrem eigenen religiösen oder politischen Weltbild zu erziehen. Darin, dass ihre Kinder Erfahrungen machen und etwas lernen könnten, was jenseits ihres eigenen engen Horizontes liegt, sehen sie eine große Gefahr. Kinder solcher Menschen wären aus meiner Sicht extrem benachteiligt, wenn sie nicht zur Schule gehen dürften.

Was ich an dieser Diskussion schade finde ist, dass sich hier ja durchaus Leute für die Abschaffung der Schulpflicht aussprechen, die ihren Kindern vielleicht tatsächlich gute Lehrer sein könnten, dass sie sich aber nicht von denen deutlich abgrenzen, deren Motive zum Schutz ihrer Kinder abzuehnen sind. Es wäre nicht nur zugunsten von Kindern solcher Eltern besser, wenn sich die Homeschooling-Szene darum kümmern würde, sich von deren Intentionen zu distanzieren. Es wäre auch viel Erfolg versprechender, Heimunterricht in Deutschland durchzusetzen, wenn man sich um Lösungen gegen seinen Missbrauch bemühen würde.
Tanja

:blah:

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#192

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 31. Jan 2014, 17:46

Ohne dass ich jetzt die ganze Diskussion gelesen habe, eigentlich habe ich nur den Einganspost gelesen und der reicht mir.
In Österreich gibt es den sogenannte "häuslichen Unterricht", wenn man den für seine Kinder in Anspruch nehmen will ( und das geht per Ansuchen) muss man lediglich einige Prüfungen über sein Kind ergehen lassen, damit auch gewährleistet ist, dass das Kind den entsprechenden "Wirtschaftsstandarts" oh halt, natürlich den "Bildungsstandarts "genügt.
Ich bin sehr froh darüber, dass es in Österreich diesen "häuslichen Unterricht" gibt, da meine 3 Töchter alle 12 Jahre lang eine Privatschule besuchen konnten.

Olaf
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#193

Beitrag von Olaf » Fr 31. Jan 2014, 21:05

da meine 3 Töchter alle 12 Jahre lang eine Privatschule besuchen konnten
Es war aber ne Schule, oder? Und die vermutlich nicht geschenkt.....
Und wenn da die Lehrenden die nötige Qualifikation nachweisen können und nachweisen müssen, von mir aus.
Mann, ich wollt mich doch nicht reinhängen!
(Ich muss noch kurz einschieben, ich finde das Bildungssystem in D. nen Desaster!)
Aber:
Der simple Glauben, dass, was ich weiß und kann reicht, mehr braucht mein Kind nicht ist m.E. katastrophal.
Alternativ: Eliteschulen? Schön, toll! Was ist das denn: Mein Kind hat was besseres verdient als diesen Schrott, was das abgehängte Prekariat (irgendwie find ich die Wortschöpfung geil, die ist so an sich schon hoffungslos) macht, ist mir doch egal!
Ich bin einfach nur für Chancengleichheit, und sorry, den Kopftuchmädchen (hab ich bei Sarrazin geklaut) helfen Eure Ideen herzlich wenig.
Und da bin ich, ja, für staatlichen Zwang! Und jetzt schließt sich für mich der Kreis, das tolle reiche D. ist eines der Schlusslicher bei Bildungsausgaben in der EU.
Die darüber zu befinden haben, ja, die können ihre Bratzen natürlich auf exklusive Schulen schicken, und finden das auch ganz ok. Hängen wir die andern doch mal ab, sicher ist sicher!
Das ist für mich das Problem.
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#194

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 31. Jan 2014, 22:15

@Olav, weiß jetzt nicht was ich davon genau zitieren soll oder kann.
egal ich versuchs mal
Die Möglichkeit des "häuslichen Unterrichts" so wie es ihn in Österreich gibt bringt die Möglichkeit mit sich, dass sich verantwortungsvolle Eltern zusammen tun können , einen geeigneten Lehrer suchen können und so über die Krücke "häuslicher Unterricht" eine unabhängige Schule gründen können. das Öffentlichkeitsrecht wird meist im Zuge der Schulgründung beantragt. Allerdings sind bei uns auch Privatschulen, so sie nicht konfessionell ausgerichtet sind sehr schlecht gestellt (finanziell).
Ich bin mir jetzt nicht sicher ob Eliteschulen mit Privatschulen, in dem Sinne wie ich sie kenne, nicht Elite schulen in amerikanischem Sinne, gleich zu setzen sind.
Schulbeiträge wurden zB bei unserer Schule nach eigenem Ermessen bezahlt, natürlich erst nach einem Ausführlichen Gespräch mit dem Finanzkreis, denn letztendlich ist es erforderlich, dass jeder weiß was Sache ist.
Einen Unterschied, den ich zu staatlichen Schulen feststellen konnte ist dass sich die Eltern mehr Gedanken um die Entwicklung ihrer Kinder machten. Und Entwicklung ist hier nicht im Sinne von "wirtschaftlicher Verwertbarkeit" zu sehen sondern von echter menschlicher Entwicklung.

Olaf
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#195

Beitrag von Olaf » Fr 31. Jan 2014, 22:31

Schulbeiträge wurden zB bei unserer Schule nach eigenem Ermessen bezahlt, natürlich erst nach einem Ausführlichen Gespräch mit dem Finanzkreis, denn letztendlich ist es erforderlich, dass jeder weiß was Sache ist.
Einen Unterschied, den ich zu staatlichen Schulen feststellen konnte ist dass sich die Eltern mehr Gedanken um die Entwicklung ihrer Kinder machten
Ja, das versteh ich ja.
Gehässig: "Was nix kostet taugt nix!" Natürlich involvieren sich Eltern mehr, die da ein paar Taler auf den Tisch gelegt haben, die wollen dafür auch was sehen und beanspruchen (zu Recht) ihr Mitspracherecht.
Das ist das andere schlimme, dass wir diese "Schulpflicht", kostenlos, gar nicht zu schätzen wissen.
Ich halte es für ein wertvolles Gut, die Umsetzung könnte man hier und da verbessern. Was mein Junge so von den polnischen Universitäten erzählt....Kinder in D., zieht euch warm an, da wächst eine wissbegierige ehrgeizige Jugend heran, die wollen raus aus dem Dreck.....das hat nix mit dem Gedallere von hier zu tun.....
LG
Olaf
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Benutzer 3370 gelöscht

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#196

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 31. Jan 2014, 22:54

Ich denke der Begriff "Schulpflicht" wird verschieden verstanden.
Auch
"häuslicher Unterricht" ist "Schulpflicht" man muß schließlich nachweisen, dass man das Kind beschult (scheiß Wort)
Ist auch gut so.
Das Problem ist, dass einem mit der Schulpflicht die "verstaatlichte Erziehungsmaschine" aufs Aug gedrückt wird.
Es besteht keine Wahl für freie Bildung, wie es zB mit einem Bildungsschek möglich wäre.
Das Elternhaus bekommt in Form eines "Gutscheins" den Betrag für Bildung und sucht sich die passende Bildungseinrichtung.
Was meinst du wie schnell da die "verstaatlichten Indoktrinationseinrichtungen" oh sorry "Schulen" leer sind und die Verstaatlichten keinen Job mehr haben?
Steht alles in den Menschenrechten müsste nur mal einer lesen und umsetzen
"Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht"
Wr bestimmt was Bildung ist ? Nur der Staat ?

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#197

Beitrag von Helene » Fr 31. Jan 2014, 22:57

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Ich denke der Begriff "Schulpflicht" wird verschieden verstanden.
Auch
"häuslicher Unterricht" ist "Schulpflicht" man muß schließlich nachweisen, dass man das Kind beschult (scheiß Wort)
Ist auch gut so.
Das Problem ist, dass einem mit der Schulpflicht die "verstaatlichte Erziehungsmaschine" aufs Aug gedrückt wird.
Es besteht keine Wahl für freie Bildung, wie es zB mit einem Bildungsschek möglich wäre.
Das Elternhaus bekommt in Form eines "Gutscheins" den Betrag für Bildung und sucht sich die passende Bildungseinrichtung.
Was meinst du wie schnell da die "verstaatlichten Indoktrinationseinrichtungen" oh sorry "Schulen" leer sind und die Verstaatlichten keinen Job mehr haben?
Steht alles in den Menschenrechten müsste nur mal einer lesen und umsetzen
"Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht"
Wr bestimmt was Bildung ist ? Nur der Staat ?
Und wer hat die Schulpflicht erfunden??? Wer weiß es?

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#198

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 31. Jan 2014, 22:59

Kommt von der Maria Theresia
Würde ich jetzt nicht als negativ sehen, aber letztendlich leben wir heute nicht mehr im 18 jh. ....hoffentlich :aeh:

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#199

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 1. Feb 2014, 10:44

RichardBurgenlandler hat geschrieben: In Österreich gibt es den sogenannte "häuslichen Unterricht", wenn man den für seine Kinder in Anspruch nehmen will ( und das geht per Ansuchen) muss man lediglich einige Prüfungen über sein Kind ergehen lassen, damit auch gewährleistet ist, dass das Kind den entsprechenden "Wirtschaftsstandarts" oh halt, natürlich den "Bildungsstandarts "genügt.
^hervorhebung durch mich

nein, das geht nicht per ansuchen, sondern durch die annahme des ansuchens durch die behörde.

ich weiss, ich wiederhole mich, vor gefühlten 100 seiten hab ich das gleiche schonmal geschrieben, aber bitte geht nicht immer von euer vorhandenen guten ausbildug als erziehende und ev. auch selbstunterrichtende eltern aus welche euch die annahme des antrages problemlos möglich gemacht haben.

sind die eltern maurer und hausfrau ohne ausbildung oder sonstwas unpädagogisches und unbetiteltes, ist eine absage der behörde laut SchPflG § 11 (3) sehr wahrscheinlich. und dass bundeslandspezifische details auch noch reinspielen kann man sich anhand der tatsächlich ausgesprochenen ablehnungen an den fingern abzählen.

ihr macht jene eltern - und deren kinder, die von den eltern sicher entsprechend eingestimmt wurden fürs homeschooling - die nur lesen 'brauchst bloss nen antrag stellen' und dann unverhofft vor der ablehnung stehen nicht sehr glücklich....
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#200

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 1. Feb 2014, 14:06

Also bei uns wurde das Ansuchen fast automatisch angenommen - allerdings!! war es in unserem Fall "nur" die erste Klasse und mein Sohn ist im Sommer 6 geworden.
Beruf der Eltern: Hausfrau und Bauarbeiter (damals) :pft:

Mag auch sein, dass es von Behörde zu Behörde unterschiedlich kompliziert abläuft - ??

Lustig fand ich in dem Zusammenhang, dass ja das letzte Kindergartenjahr verpflichtend ist und jetzt durfte er "einfach so" zu Hause bleiben -??
(Er ist aber weiter Kindergarten gegangen, weil er wollte).

Ich finde es ganz allgemein - gerade in solchen Fällen wie dem unseren wichtig, dass es möglich ist, Kinder nicht sofort mit 6 in die Schule zu geben....
Na sicher ist das Ermessenssache, aber ein Jahr länger unbeschwerte Kindheit, kann man später nie mehr nachholen :aeh:

Aber eigentlich wollte ich mich hier gar nicht mehr einmischen :duckundweg:

Eltern, die ihre Kinder zum häuslichen Unterricht abmelden, sind niemals "uninteressierte" Eltern, die ihre Kinder am liebsten abgeben wollen - diese sind eh froh darüber, dass es Schulen gibt - ??

Ich denke nicht - und hab es bisher auch nirgends so erlebt, dass die ganz allgemeine Schule "schlechter" wird, weil ein paar Eltern ihre Kinder nicht mehr dorthin schicken (sooo viele sind es ja dann auch nicht) - und bezahlbare (!!!) Privatschulen gibt es in Österreich auch trotzdem :im:

Wie einfach oder kompliziert ist es in Deutschland, sein Kind erst mit 7 einzuschulen?

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