Es gibt vielleicht manche, die sich das, eventuell zu Recht, zutrauen. Aber, ich glaube, viele, die gegen die Schulpflcht wettern, haben diesen Anspruch an sich selbst gar nicht. Teilweise glauben sie, dass, wenn man Kindern die Freiheit lässt, selbst zu lernen, diese sich alles Wissen etwa durch das Lesen von Büchern oder das praktische Forschen und Erfahren selbst aneignen können. Von denen werden dann gerne Kinder als Beispiel präsentiert, die autodiakt veranlagt und interessiert genug sind, um das tatsächlich zu schaffen. Dass aber längst nicht jedes Kind die notwendigen Voraussetzungen hierzu mitbringt, bzw. einem anderen Lerntypen entspricht, das wird geflissentlich übesehen.Olaf hat geschrieben:Und genau das hab ich, soweit ich diese Diskussion überhaupt verfolge immer wieder vor Augen. Wer zum Teufel traut sich das zu?
Zudem gibt es leider auch Eltern, die dazu neigen, Wissen, über das sie nicht selbst verfügen oder Lehrinhalte, an denen sie selbst einst gescheitert sind, schlicht für unwichtig zu erklären. So gibt es auch Eltern sehr begabter Kinder, die selbst beispielsweise den Hauptschulabschluss erreicht haben und überhaupt keinen Sinn darin erkennen können, wieso ihr Kind das Abitur anstreben sollte.
Zugunsten der Kinder solcher Eltern finde ich es wichtig, dass, wer selbst unterrichten möchte, auch die notwendigen Kenntnisse dazu nachweisen kann. Es wäre doch schlimm, wenn Kindern Zukunftschancen verbaut würden, weil ihre Eltern eigentlich mit Bildung auf dem Kriegsfuß stehen. Aber, da solche Eltern wahrscheinlich eh nicht so häufig ambitioniert sind, zuhause zu unterrichten, sehe ich in denen auch weniger das Problem.
Neben Leuten, die tatsächlich gute Hauslehrer für ihre Kinder wären, gibt es allerdings auch leider welche, denen es, egal ob sie selbst nun mehr oder weniger gebildet sind, schlicht nicht passt, dass ihre Kinder in der Schule zumindest ein gewisses Maß an Weltoffenheit erfahren. Deren primäres Ziel, ihre Kinder zuhause zu unterrichten, ist es, sie beispielsweise vom Sexualkundeunterricht fern zu halten oder sie strikt nach ihrem eigenen religiösen oder politischen Weltbild zu erziehen. Darin, dass ihre Kinder Erfahrungen machen und etwas lernen könnten, was jenseits ihres eigenen engen Horizontes liegt, sehen sie eine große Gefahr. Kinder solcher Menschen wären aus meiner Sicht extrem benachteiligt, wenn sie nicht zur Schule gehen dürften.
Was ich an dieser Diskussion schade finde ist, dass sich hier ja durchaus Leute für die Abschaffung der Schulpflicht aussprechen, die ihren Kindern vielleicht tatsächlich gute Lehrer sein könnten, dass sie sich aber nicht von denen deutlich abgrenzen, deren Motive zum Schutz ihrer Kinder abzuehnen sind. Es wäre nicht nur zugunsten von Kindern solcher Eltern besser, wenn sich die Homeschooling-Szene darum kümmern würde, sich von deren Intentionen zu distanzieren. Es wäre auch viel Erfolg versprechender, Heimunterricht in Deutschland durchzusetzen, wenn man sich um Lösungen gegen seinen Missbrauch bemühen würde.