Haus in Ungarn

Andrea123

Haus in Ungarn

#1

Beitrag von Andrea123 » So 26. Jan 2014, 19:22

Hallo liebe Selbstversorger,

bei mir wird zumindest ein Teilzeit-Aussteig vielleicht bald Realität: ich kann über eine Bekannte die dorthin ausgewandert ist ein sehr (SEHR) günstiges Haus mit ca. 1ha Grund in Ungarn bekommen.Das heißt natürlich auch: ein wirklich altes Haus. Die meisten handwerklich begabten Menschen die ich bis jetzt dazu befragt habe schlagen die Hände über dem Kopf zusammen - allerdings legen sie auch Maßstäbe einer deutschen Reihenhaus-Siedlung an.

Deswegen dachte ich mir frag mal hier im Forum nach. Weil mich interessieren auch ungarische Maßstäbe, und was man daraus machen kann, und was eher nicht (oder nur mit großem Aufwand).
Die nächsten Jahre wird das von mir aus eher ein Ferienhaus, d.h. ich muss nicht zu jeder Jahreszeit und Wetter dort wohnen. Ein späterer Ausstieg ist natürlich denkbar, aber mir gehts eher darum auch mal Erfahrungen zu sammeln, mir die Hände schmutzig zu machen. Und irgendwo anzufangen wo - wenns schief geht - nicht gleich ne Riesensumme Geld im Spiel ist.

Erst mal die Fakten:
- Lage: südlich vom Plattensee, nächster größerer Ort ist Nagykanisza
- Stromanschluss ist vorhanden
- Wasseranschluss ist vorhanden, und einen benutzbaren Brunnen gibts auch
- Bad gibts keines - eines der ersten Bauprojekte ist zumindest ne Duschkabine
- Kanalistation: gibts wohl im Dorf, muss ich noch rausfinden was das bedeutet, Anschluss ist da oder kann recht einfach gelegt werden.
- Toilette: Häusl am Hof
- Dach: wurde beschrieben als "für ungarische Verhältnisse ist das noch ganz OK" -> siehe Fotos
- Innenleben: das Haus steht seit 1-2 Jahren leer, es haben mal Zigeuner drin gehaust, man muss wohl erst mal richtig viel Gerümpel ausräumen
- Heizung: es wird dort überall mit Holz geheizt, so alte Bolleröfen

Ich war noch nicht dort, kenne nur Fotos. Ich werde in ein paar Wochen hinfahren und will bis dahin so viel wie möglich in Erfahrung bringen worauf zu achten ist.

Erste Frage geht um das Thema Feuchtigkeit und Drainage. Bis jetzt war Feuchtigkeit in den Wänden bei mir ein absolutes NoGo, selbst für alte Häuser. Allerdings scheint das in Ungarn normal zu sein, die Häuser ohne Keller zu bauen und feuchte Wände zu haben.
Meine Bekannte meinte nur: Ist schön kühl im Sommer. Alle Deutschen lassen sich erst mal ne Drainage legen, das kostet so um die 2000 Euronen. In dem Haus geht die Feuchtigkeit in den Wänden so ca. bis zum Fenster hoch.
Was meint ihr dazu, wird das Mauerwerk mit einer Drainage in absehbarer Zeit wieder trocken und wohnlich, oder muss man sich da mit schimmeligen Mitbewohnern halt auf gut ungarisch arrangieren? :lala:

Dann das Dach: woran kann man erkennen, ob das Dach noch was taugt oder nicht? Genauso das Dachgebälk, was das noch aushält? Also woran erkennt man den Unterschied zwischen "etwas heruntergekommen" und hoffnungslos?

Und auf was sollte ich noch achten, was bei einem alten Haus kritisch werden kann?

LG Andrea
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Re: Haus in Ungarn

#2

Beitrag von emil17 » Mo 27. Jan 2014, 07:51

So spontan:
-sehr billige Häuser gibts in Ungarn viele zu kaufen, die Kleinanzeigen hier sind voll davon. Hängt wohl mit der desolaten Wirtschafts- und Währungspolitik des Landes zusammen. Soviel ich weiss, haben früher die Leute zur Häuserfinanzierung Fremdwährungskredite aufgenommen, wegen nominell tierferer ZInsen. Nur ist dann der Forint abgestürzt, d.h. die Schuld ist immer höher geworden.
Das kann problematisch werden, wenn du aus einem Land, das davon nicht betroffen war, dort hingehst. Hat aber mit dem Gebäude direkt nichts zu tun.

- Mach zuerst mal eine Dachrinne, dann biste das meiste Wasser los, das jetzt in die Aussenmauern geht. Fallrohrentwässerung in Sickergrube, aber ein paar Meter vom Haus weg. Die Drainage kannst immer noch machen, wenns über mehr als ein Jahr immer noch hartnäckig feucht bleibt.
- Geh mit einer guten Taschenlampe auf den Dachboden. Man sieht wo es Probleme gibt (Wasserflecken oder anmorschige Stellen auf der Dachbodenoberfläche).
- Kleinigkeiten kannst du zur Not mit Blechstreifen oder aufgeschnittenen Bierdosen beheben, die man zwischen die Ziegel reinschiebt. Mach bei Bierdosenblech links und rechts einen Falz von 1 cm Breite, der nach oben kommt.
- Wenn die Hütte gross genug ist, dämmst du den Dachboden von oben, nicht die Dachschräge. Das ist billiger, geht einfacher und man kann das Dach von innen beobachten, was ein grosser Vorteil ist. Auf die Dämmung (wenn der Dachboden noch ok ist, Schüttdämmung) kommt eine Lage OSB.
Der Zugang zum Spitzboden soll in der Decke eines ungeheizten Raumes liegen oder ebendalls gedämmt und luftdicht sein, sonst kommt es dort zu Kondenswasserproblemen, wenn der Raum darunter geheizt und bewohnt ist. In den Giebel kommen Lüftungsfenster, mit kleinmaschigem Gitter, um Dachbodenbewohner wie Marder und Siebenschläfer draussen zu halten - die Viecher machen Radau und kacken alles voll.

- Zur Dusche kann ich nix sagen, aber du brauchst zuerst einen trocknen und heizbaren Raum. Dann fängst du mit der Abwasserleitung an.
Lege die (provisorische) Sickergrube so an, dass du mit dem gleichen Kanalrohr weiter zum öffentlichen Anschluss kannst. Für die Grundleitung nimmt man die orangen 125er Rohre. Tiefe des Grabens so, dass man ohne Gegensteigung mit 1, besser 2% Gefälle zum öffentlichen Kanal kommt (wenn es einen gibt). Frostsicherheit ist bei Abwasser kein Problem. Bei Unterquerung von Zufahrten etwas Beton übers Rohr geben, wenn es nicht tief liegt.

- Falls nicht Daueraufenthalt: Druckwasserleitungen so verlegen, dass man sie einfach entleeren kann, also ohne Gegengefälle. Was nicht einfrieren darf, muss in einem temperierten Raum sein oder sehr dick gedämmt (die Kälte geht nach einiger Zeit auch durch dicke Bandagen!).

Für mich wäre bei dem Klima, das ich dort vermute, eine grosse Pergola ein Thema, Robinienholz und Weinstöcke gibts da unten ja ausreichend.

Suche recht bald Kontakt zu örtlichen Baustoffhändlern und Kleinhandwerkern. Wenn man aus einem reichen Land jedesmal mit einer Karre voll Lebensmitteln und Baumarktkram ankommt, macht das einen schlechten Eindruck, und sowas wird sehr genau bemerkt.

Was speziell ist, kannst Du, wenn du nicht gut ungarisch kannst, wohl noch am besten in einem Ungarnauswandererforum herausfinden.
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Re: Haus in Ungarn

#3

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 27. Jan 2014, 08:12

abgesehen vom bauzustand:

wird das haus von einem ausländer oder von einem ungarn verkauft?

der erwerb von einem hektar grund in ungarn ist nicht immer von einem ausländer möglich. es scheint diverse ausnahemeregelungen zu geben und es gibt wohl auch die möglichkeit eines gemeinschaftskaufes mit einem ungarischen partner, aber grundsätzlich gilt dort: ungarisches land in ungarischen händen (wär sonst auch vermutlich schon spekulativ oder von bauern aus den nachbarländern aufgekauft alles, kostet ja in unseren augen nix, gut also für die ungarn).

wenn es jetzt schon ein ausländer im eigentum hat dann wirds wohl kein problem sein es zu kaufen. wenn es einem ungarn gehört würd ich vorher genau prüfen ob und wie man das überhaupt erwerben kann.
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Re: Haus in Ungarn

#4

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 27. Jan 2014, 09:03

Wenn du dort irgendwo über Hasselnüsse fällst , bitte an mich denken ;)

Andrea123

Re: Haus in Ungarn

#5

Beitrag von Andrea123 » Mo 27. Jan 2014, 17:09

Hi ihr,

emil: danke für deine ausführlichen Infos.
Was ich noch nicht kapiere: Wenn ich Mauern einfach so auf die Erde baue, ohne irgendwas dazwischen, dann zieht das doch automatisch Feuchtigkeit nach oben hoch? Oder ist das von der Menge her nicht relevant?
Ja, ich glaube vor Ort kaufen ist ne gute Idee, find ich auch fair den Leuten dort gegenüber.

kraut_ruebe: Also das mit dem Grunderwerb hatte ich auch so gehört, nur Ungarn dürfen kaufen.
Nach Infos meiner Bekannten gilt das aber nur für richtig große landwirtschaftliche Flächen, um massivem Landkauf vorzubeugen. In dem Fall ist das eines dieser typischen ungarischen Grundstücke: lang und schmal, und liegt mitten in nem kleinen Ort. Das zählt wohl noch als normale Wohnfläche, auch wenns für unsere Verhältnisse rießig ist. Und das dürfen Ausländer auch kaufen.
Allerdings ist das mit kaufen so: man erwirbt das für 99 Jahre, danach muss man es explizit vererben, oder es fällt zurück an den Staat.

Wobei das sind jetzt alles Infos, die auf der Erfahrung meiner Bekannten basieren, die dorthin ausgewandert ist. Ob das immer und für jeden so funktioniert, kann ich jetzt auch nicht bezeugen.

inho: hihi ich werd nach Haselnüssen Ausschau halten :) Meine Oma (in Bayern) hat ganz viele Haselstauden, aber da muss man schneller als die Eichhörnchen sein um was abzubekommen.

LG Andrea

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emil17
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Re: Haus in Ungarn

#6

Beitrag von emil17 » Mo 27. Jan 2014, 18:45

Andrea123 hat geschrieben:Wenn ich Mauern einfach so auf die Erde baue, ohne irgendwas dazwischen, dann zieht das doch automatisch Feuchtigkeit nach oben hoch?
Ja. Nein. Kommt draufan.
Was im norddeutschen Tiefland nicht geht, geht vermutlich in der ungarischen Steppe. Kann ich von hier aus nicht sagen. Ich kenne Ungarn nicht.

Wenn die Fundamente im Wasser stehen und die Mauer kapillar Wasser gut leitet, dann zieht es hoch.
Wenn der Grundwasserstand meistens tief und die Erde durchlässig ist, dann dürfte es kaum ein Problem werden, denn dann geht das Wasser nach unten weg und von der Seite fliesst nichts zu. Zudem kühlt die Mauerfeuchtigkeit das Gebäude etwas.
Wenn der Verputz diffusionsoffen ist, verdunstet es bevor es wirklich stört.
Wenn man diffusionsdichte Verputze oder Innenverkleidungen anbringt, steigt es weiter. Das sollte man deshalb nicht.

Wenn das Haus nicht so steht, dass Oberflächenwasser von aussen zufliessen kann, dann dürfte es nicht wirklich ein Problem werden. Deshalb sollst du ja auch bald eine Dachrinne anbringen, denn eine Traufe ohne Rinne ist eine gute Mauerwässerungsanlage.
Das Haus steht ja schon lange und die typischen Bauschäden fortgeschrittener Mauerfeuchte über lange Zeit sind auf dem Bild nicht erkennbar. Es wird so wohl schon in Ordnung sein.
Im Übrigen schaut man sich Häuser vor dem Kauf ganz genau von innen an, egal wer den Verkauf vermittelt hat. Dann müsste man sowas doch sehen können.
Gute Taschenlampe mitnehmen, Fotos machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Andrea123

Re: Haus in Ungarn

#7

Beitrag von Andrea123 » Di 28. Jan 2014, 00:01

Hi Emil17,

ok jetzt versteh ich es besser, danke dir!

Es gibt nicht zufällig ein Handbuch: "Alte Häuser restaurieren für Anfänger? - Das 1x1 fürs baufällige Eigenheim"

LG Andrea

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Re: Haus in Ungarn

#8

Beitrag von Autarkie » Di 28. Jan 2014, 00:57

Andrea, bitte sei sehr VORSICHTIG!!!!

Wir wollten auch in Ungarn ein Haus kaufen, doch wir wurden darauf hingewiesen, daß ein Ausländer nicht mehr als 5000 m2 kaufen darf. Bitte frag unbedingt nochmals nach, ob 1 ha an Ausländer verkauft werden darf. Meistens werden sogenannte Taschenverträge angeboten. Außerdem ist Präsident Orban momentan dran, jeden Ausländer (vorwiegend Österreicher, wegen Grenznähe) "hinauszuschmeißen", auch solche, die legale Verträge haben und schon Jahrzehnte den Grundbesitz haben. Und auch Vorsicht vor Einbrüche, wenn du nicht vor Ort wohnst. Als Ausländer bist du immer reich, auch wenn du gar nichts hast. Und wenn du dann renovieren solltest, bitte immer nachfragen bezüglich Bewilligungen und Vorschriften, die sind leider für den Ausländer strenger (weil für jeden Antrag Geld fließt).

Ansonsten sind die Ungarn ein sehr liebes Volk. Bescheiden und auch freundlich. Das Haus finde ich sehr schön, und auch relativ groß. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück, daß es klappt, denn mit soviel Grund kann man wirklich sehr viel anfangen. Wir haben (in Österreich) auch ein ähnliches, und wir hatten keine Schwierigkeiten mit Nässe oder Schimmel, obwohl auch keine Dachrinnen vorhanden waren. Und es war im Sommer immer sehr kühl im Haus :-)



Nun noch eine schöne Nacht und liebe Grüße aus Süd-/Ostösterreich

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Haus in Ungarn

#9

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Di 28. Jan 2014, 07:58

Ja wir haben hier Häuser mit Pfahl Fundamenten die 30m tief sind. Ich finde es Grundsätzlich gut das nicht jeder überall einfach so Land kaufen darf. Auch wenn es für den einzelnen Nachteile gibt. Außerdem könnte man dann ja sicher 2 *5000m² kaufen 2 verschiedene Käufer oder ?
Geklaut wird hier auch ohne Ende :motz: 8 Einbrüche im Dorf mit 400 Haushalten seit anfang Dezember :motz:
Hat Ungarn im Sommer denn genügend Wasser ??? Stichwort Klimänderung

Sabi(e)ne
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Re: Haus in Ungarn

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 28. Jan 2014, 12:46

@Andrea123: doch, gibt es - allerdings nur noch antiquarisch: Der Altbau, ISBN-13: 978-3871811616. Allerdings wirst du suchen müssen - gebraucht kostet der Schinken bei amazon grad 89€.... :eek: (ich hab ihn noch für 35 gekriegt - das ist ein 2 Kilo-Buch.)
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And resistance is fertile. :-)

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