Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

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Nightshade
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#81

Beitrag von Nightshade » Fr 20. Dez 2013, 12:18

Dagmar hat geschrieben: Zuerst einmal geht es hier nicht in erster Linie um einen professionellen Einstieg in den Beruf des Landwirtes. Dazu brauche ich sehr viel Geld, ist klar. Es geht hier um Menschen die sich den Traum von einer mehr oder weniger großen SELBSTVERSORGUNG verwirklichen wollen. Und um diesen Traum zu verwirklichen, kann und soll jeder seinen Weg gehen.

Und ich will verhindern, daß Neulinge hier lesen, daß man Hunderttausende bis zu Millionen von Euro benötigt um diesen Traum zu verwirklichen. Das schreckt einfach nur ab.
Dem ist nämlich definitiv nicht so. Jeder kann diesen Traum auch mit sehr viel weniger Geld verwirklichen, wenn er in Teilbereichen des Lebens eben bereit ist, Abstriche hinzunehmen.
Ich wollte mit meinem Eingangspost aber nicht die Möglichkeiten abchecken, wie man zu einem größeren Garten kommt und sich dort eigene Erdäpfel zieht.

Es ging mir ein langfristiges Leben am Land, das einen WIRKLICH komplett versorgt. Der Garten mit den Erdäpfeln bleibt üblichrweise eine Verlustrechnung, außer man wählt eben ein asketisches Leben in einer sehr billigen Gegend. Vielleicht bist du dafür ja ein Beispiel?

Weil hier immer wieder Leute auftauchen, die - bewaffnet mit viel Theorie - vom eigenen SV-Hof träumen, wollte ich mal zusammen mit anderen überlegen, wie die Chancen sind, sich am Lande durchzubringen.

Offensichtlich stimmen mir die meisten zu, dass ein Bauernhof, der nicht pleite gehen soll, ein Schweinsgeld und zwei Leben Erfahrung braucht.

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Reisende
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#82

Beitrag von Reisende » Fr 20. Dez 2013, 12:31

da es hier ja scheinbar an aussagekräftigen foreninternen beispielen mangelt, verweise ich mal auf einen artikel in der aktuellen schafzucht:
http://www.schafzucht-online.de/Eiskalt ... 6A8D0DE5EC
man kann ihn erst mit erscheinen der nächsten ausgabe vollständig online lesen.

da geht es um eine junge familie, die als quereinsteiger einen ziegenhof aufgebaut haben. wenn ich es richtig erinnere, hat die ehefrau eine ausbildung als tierwirtin, der mann hatte vorher keinen landwirtschaftlichen bezug, hat aber noch eine ausbildung nachgeholt.
ich stimme nightshade insoweit zu, als dass reines studium von fachliteratur einen nicht zum landwirt befähigt. dazu reichen theorie und praxis mmn zu weit auseinander.
und es muss ein gutes konzept her. das mit dem ziegenmilcheis aus og beispiel funktioniert auch nicht so reibungslos, wie anfangs gedacht, und hat einiges an vorinvestitionen gekostet.
trotzdem kann ich mit den millionenbeträgen nicht viel anfangen. wenn man zugriff auf einen gemeinsamen maschinenpark hat und nicht von allem das neueste vom neuen braucht, denke ich kann man auch mit deutlich weniger auskommen.
was man mit den jahren evtl noch reinsteckt, zähle ich jetzt mal nicht mit.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#83

Beitrag von Manfred » Fr 20. Dez 2013, 13:00

Hier der Link zum genannten Hof: http://www.muentzer-ziegenhof.de/

Wir haben schon Beispiele hier im Forum.
Schafmelker und Familie bauen ja auch so einen Hof auf.
In beiden Fällen liegt der Haupterwerb nicht in der landwirtschaftlichen Urproduktion, sondern in der Veredelung und Vermarktung.
In solchen Nischen kommt man als Quereinsteiger eher auf einen grünen Zweig und der Einstieg ist mit weniger Kapital möglich. Aber auch da ist es meist viel Arbeit für wenig Einkommen. Und die ganzen Lebensmittelrechtlichen Auflagen machen es nicht einfacher und billiger.
Man muss einfach seine Freude daran haben und seinen Lebensinhalt darin sehen. Sonst macht es wenig Sinn.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#84

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 20. Dez 2013, 13:06

Ich mag ja da ein wenig altmodisch sein :opa: , aber mir geht eines nicht ganz in den Kopf bei diesen ganzen "Projekten".

Wenn ich zB. einen Schlossereibetrieb, in einer gewissen Größenordnung gründen will, dann weiß ich mit wem ich das machen werde, bevor ich ein Konzept bastle.
Bei einer Hofgründung mit Seminarhotel und Selbstfindungskursen gepaart mit handwerklicher Schulung scheint das nicht notwendig zu sein.
Da weiß man erst was man können will und dann sucht man Leute, die das ausfüllen :hmm:
Und dann sollten diese Menschen auch Spezialisten auf ihrem Gebiet sein. Ich kenne keinen wirklich guten Spezialisten, der arbeitslos ist, außer er will nicht arbeiten. Und hier meine ich mit Spezialisten, Menschen die neben ihrer Qualifikation (NEIN ! nicht Zeugnisse !!!) auch das notwendige unternehmerische Talent mitbringen.
Jetzt ist es aber leider so im Leben, dass gute Leute meist vergeben sind, weil sie bereits alleine oder mit anderen guten Leuten etwas machen.
:hmm: Wer wird da also gesucht?

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Dagmar
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#85

Beitrag von Dagmar » Fr 20. Dez 2013, 14:17

Hallo Nightshade,

also zuerst einmal:
Nightshade hat geschrieben:außer man wählt eben ein asketisches Leben in einer sehr billigen Gegend. Vielleicht bist du dafür ja ein Beispiel?
ist von der Wirklichkeit so weit entfernt, wie der Mond von der Erde. :haha: :haha: Dann weiter:
Nightshade hat geschrieben:Offensichtlich stimmen mir die meisten zu, dass ein Bauernhof, der nicht pleite gehen soll, ein Schweinsgeld und zwei Leben Erfahrung braucht.
das wiederum war aber nicht dein Ausgangstext zu Beginn des Threads. Du hast dort geschrieben:

Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande? unter der Voraussetzung: man möchte gänzlich aufs Land wechseln, ohne zum Pendler zu werden - welche Chancen gibt es?

Da du hier keine Vorgabe gemacht hast, was DU als „vernünftig“ erachtest, sollten also hier im Thread all die Möglichkeiten erörtert werden können, die auch andere Menschen außer dir als „vernünftig“ erachten. Zweite Vorgabe von dir – „ohne Pendler zu werden“. Das bedeutet aber auch nicht, daß man automatisch Bauer oder Landwirt wird.

Also könnte man dann auch auf dem Land leben, wenn man:

genug Geld gespart hat, um davon bis zum Lebensende zu leben, oder
einen Lottogewinn in ähnlicher Höhe hatte, oder
als Rentner(in) dort lebt, oder
man im Rahmen der Heimarbeit (IT, Berater, Künstler, etc. etc.) sein Geld verdient, oder
durch den Verkauf von Ackerfrüchten, Obst, etc. oder
durch den Verkauf von Tieren, oder
oder, oder, oder

also soviel Geld monatlich zur Verfügung hat, um seine Kosten zu decken.

Und da sind wir jetzt wieder beim Ausgangspunkt der letzten Beiträge. Wenn ich niedrige Kosten habe, z.B. durch ein günstig erworbenes Objekt, durch einen genügsamen Lebensstil, durch eine eigene Photovoltaikanlage, durch Heizung mit eigenem Holz, etc. etc. kann man sehr günstig leben.

Und deshalb hier wieder meine Aussage, daß man eben nicht Hunderttausende oder Millionen haben muss, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen.

Nun zum Schluß. Die Diskussion möchte ich auf dieser Ebene nicht weiterführen, deshalb werde ich mich daran nicht mehr weiter beteiligen. Nur als Mod werde ich hier noch weiterlesen, aber an der Diskussion werde ich mich nicht weiter beteiligen. Kostet mich nur unnötig kostbare (Lebens)zeit, die spare ich mir jetzt für was anderes auf. :ohm: :holy:

Viel Spaß weiterhin.


Dagmar
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Picassa

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#86

Beitrag von Picassa » Fr 20. Dez 2013, 14:24

Nightshade hat geschrieben: Ich wollte mit meinem Eingangspost aber nicht die Möglichkeiten abchecken, wie man zu einem größeren Garten kommt und sich dort eigene Erdäpfel zieht.
Es ging mir ein langfristiges Leben am Land, das einen WIRKLICH komplett versorgt
Naja, in dieses Bild, dass Du jetzt zeichnest, passt Dein eigenes Beispiel vom Großtierarzt aber auch nicht. Der ist ja auch nichts anderes als ein Pendler, der zu seinen Kunden pendelt. Ich glaube kaum, dass er abends, nach Feierabend, auch noch einen Selbstversorgerhof bewirtschaftet.
:hmm:

Nightshade
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#87

Beitrag von Nightshade » Fr 20. Dez 2013, 16:40

Dagmar hat geschrieben: genug Geld gespart hat, um davon bis zum Lebensende zu leben, oder
einen Lottogewinn in ähnlicher Höhe hatte, oder
als Rentner(in) dort lebt, oder
man im Rahmen der Heimarbeit (IT, Berater, Künstler, etc. etc.) sein Geld verdient, oder
durch den Verkauf von Ackerfrüchten, Obst, etc. oder
durch den Verkauf von Tieren, oder
oder, oder, oder

also soviel Geld monatlich zur Verfügung hat, um seine Kosten zu decken.

Und da sind wir jetzt wieder beim Ausgangspunkt der letzten Beiträge. Wenn ich niedrige Kosten habe, z.B. durch ein günstig erworbenes Objekt, durch einen genügsamen Lebensstil, durch eine eigene Photovoltaikanlage, durch Heizung mit eigenem Holz, etc. etc. kann man sehr günstig leben.
Liebe Dagmar,

willst du mich nicht verstehen? LEBEN kann man vielleicht billig, aber vorher muss man INVESTIEREN.

- Ein günstig erworbenes Objekt, auf dem du dich durch Ackerbau und Viehzucht wirklich selbstversorgst, wird nicht gerade klein und billig sein. Ein Schrebergarten reicht dafür bei weitem nicht.

- Das eigene Holz ist fein. Wie groß sind deine Wälder? Reichen sie 30 Jahre?
Der Ofen war gratis und die Wartung ist es auch? (Der Kachelofen meiner Eltern kostete so viel wie ein Mittelklasse-Auto....)

- Die Tiere und Feldfrüchte musst du erstmal anschaffen und dann einen Gewinn produzieren, der Abgaben für den Grund, SV-Beiträge, Tierarzt, (Zusatz)futter, Benzin und gaaanz nebenbei auch deine Lebenskosten deckt.
Diese Tätigkeit nennt man "Vollerwerbsbauer sein".

- Heimarbeit ok, wenn du eine findest. Zum Beispiel könnte man erfolgreiche Romane schreiben.

@Picassa:

Ein Tierarzt pendelt seine Kunden ab, aber er fährt nicht 100 Kilometer ins Büro. Und Tierärzte haben durchaus die Möglichkeit (und tun das manchmal auch) erfolgreich die Tiere ihres zentralen Interesses zu halten und zu vermarkten. Der Tierarztberuf kann ein ganz guter Einstieg in die gewerbliche Viehhaltung sein.

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Little Joe
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#88

Beitrag von Little Joe » Fr 20. Dez 2013, 17:47

Ich glaub wir reden hier über zwei verschiedene paar Schuhe. Zum einen, dass was Nightshade sich vorstellt
Nightshade hat geschrieben: Es ging mir ein langfristiges Leben am Land, das einen WIRKLICH komplett versorgt
zum anderen das was die meisten anderen bisher geschrieben haben, ein Haus / evtl Resthof auf dem Land um sich mit "Lebensmitteln" selber zu versorgen. MMn geht das zweite durchaus auch mit einem "überschaubaren" Grundstück. Brennmaterial muss dann aber von aussen zu organisiert werden. Soll heissen, man isst nur in Teilbereichen autark, (Hühner, Ziegen, Gemüse, Obst) komplette Autarkie, ist sicherlich machbar, allerdings kenne ich keinen, der das bisher umgesetzt hat und ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass so etwas mit einem "Familienbetreib" allein zu stemmen ist.
Nightshade, was spricht für dich denn gegen eine Teilautarkie" vorausgesetzt es spricht wirklich was dagegen. Wo würdest du am ehesten Abstriche machen und was gehört unbedingt umgesetzt.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#89

Beitrag von Zottelgeiss » Fr 20. Dez 2013, 18:19

Sorry, wenn ich mich kurz einmische: wie ich in einem anderen Thread gerade schon schrieb, lebt meine Mutter in Sibirien. Sie und ihr Mann MÜSSEN sich weitestgehend selbst versorgen. Trotz großem Gemüsegarten, Hühnern (auch im Winter), Wild und Fisch sind sie auf Zukäufe wie Benzin für Bootsmotor und Schneemobil, Getreide/ Mehl usw. angewiesen. Das Geld dafür kommt aus der Vermietung des Elternhauses ihres ewenkischen Mannes und seiner Pelztierjagd. Wobei die Preise für Zobel so weit eingebrochen sind, daß sich die Jagd nicht mehr lohnt, weil die Ausgaben höher sind als die Einnahmen. Nicht zu vergessen die sehr schlechte Qualität von Ersatzteilen und die Kosten, die allein schon die Wiederbeschaffung verursacht (Benzin....sind immer ein paar hundert Kilometer...) Damit meine Mutter dort überhaupt ansatzweise leben kann, waren einige Anschaffungen nötig, die aus ihren Reserven bezahlt wurden.

Ich vermute, "Autarkie" kann man nie erreichen, weil grundlegende Bestandteile des zivilisierten Lebens einfach schon von anderen entschieden wurden, selbst an Orten, an denen es nur wenig neue zivilisatorische Einflüsse gibt. Auf das zivilisierte Leben verzichten kann man aber auch nicht, weil das ist ja irgendwie auch überall....


Bin jetzt wieder weg.
die Zottelgeiss
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

Picassa

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#90

Beitrag von Picassa » Fr 20. Dez 2013, 18:37

Nightshade, ich will Dich nicht ärgern, aber ich denke, Tierarzt ist einfach keine gute Ausgangssituation. Klar ist es toll, wenn man seine Tiere selbst behandeln kann, aber es wird wohl einfach an der Zeit und dem Geld fehlen, sich gleichzeitig eine 100%-Selbstversorgung aufzubauen (was ja schließlich auch nicht von heute auf morgen geht).
Schau mal:
"Hallo alle zusammen! Als 52 jähriger Tierarzt, der im Moment arbeitssuchend ist möchte ich euch folgendes über den Nutztierbereich sagen: im Milchviehbereich verdient man als voll ausgelernte Kraft (meistens erst 2 Jahre nach dem Studium) von 2600 bis 3500 Euro brutto. In sehr vielen Praxen kommt man auf eine 50 Stunden Woche und muss zusätzlich noch jedes zweite oder dritte Wochenende arbeiten. Auch werden oft bis zu 14 Nachtdienste verlangt. Es hat ein ungeheures Preisdumping um sich gegriffen."
http://www.uni-pur.de/forum/5467-1-zuku ... zinstudium
oder hier:
"...Ich rufe die Besitzer der für heute geplanten Visiten an, weil sich durch den Notfall alles nach hinten verschoben hat. Dann folgt eine Lahmheitsuntersuchung, zwei Impftermine und zwei Pferde, deren Zähne korrigiert werden sollen. Zwischen den Visiten mache ich 20 Minuten Mittagspause. Nach überstandener Gastritis und anderen stressbedingten Problemen habe ich mir angewöhnt, mittags im Sitzen und warm zu essen, anstatt schnell ein Weckerl beim Autofahren zu verschlingen. Insgesamt bin ich heute schon 300 Kilometer gefahren. ...
http://www.pferderevue.at/news/?id=2500%2C5270590%2C%2C

Ansonsten denke ich, Joe hat Recht, hier prallen ungewollt zwei unterschiedliche Themen aufeinander.

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