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von emil17 » Sa 4. Feb 2012, 14:23
Ich kann auch, bin keine Frau, habs auch durch, jedenfalls fast.
Ich sehe gewisse Dinge anders als Marion, ist aber wohl normal.
Erstens, man sollte wissen was man will. Willst Du überhaupt einen Altbau zum selbst renovieren? Wenn man das nur tut um Geld zu sparen, und weder die Arbeit am Bau noch das Wohnen in solchen Gebäuden mag, dann wird das eine Enttäuschung werden.
Zweites Kriterium, Lage. Da kann man nix mehr ändern, alles andere kann man ändern, falls Aufwand und Geld egal.
Drittens, man sollte wissen was man selber kann und gern tut (ist eigentlich das Gleiche).
KFZ und Altbausanierung sind einander ziemlich fremd - ich rühr meine Autos nicht an (Keilriemen oder Batterie wechseln ist ja noch nicht wirklich Schrauben am Auto). Solche Arbeiten interessieren mich einfach nicht. Also tu ich mir sie auch nicht an.
Ich hab hingegen mit Auswechseln tragender Balken, mit dem Erstellen von Mauerdurchbrüchen in tragenden Wänden samt Einziehen des Sturzes keine Berührungsangst, hab auch schon tragende Mauern mit Beton unterfangen, ganze Hütte selber verstromt, Sanitärinstallationen selber gemacht, Ofen gebaut usw.
Aber: Es gibt Dinge, wo man als Alleintäter entweder überfordert oder uneffizient ist oder Dinge, die man einfach nicht so gerne macht, und die dann auch nicbt so toll werden. Ich betoniere grössere Sachen nicht selbst - erstens braucht man dann den ganzen Kram wie Schalung, Stützen, Mischmaschine, Bewehrungseisen usw. nicht selbst vorhalten und dann pumpen die Dir in ner Stunde ein paar Kubikmeter Fertigbeton in die Schalung, wo du allein wochenlang dran bist und die Qualität nicht hinbekommst.
Wenn Du nicht gerne streichst und die Frau/Freundin auch nicht, dann bau so, dass man wenig streichen muss, und vielleicht kannst Du mit einem Tauschgeschäft (Auto reparieren gegen Wohnung streichen) etwas machen, was Dir und dem anderen mehr Freude macht, als wenn der Maler schraubt und der Schrauber malt.
Viertens, man sollte wissen, was man mit dem Haus machen will: davon hängt ab, was am Haus "gemacht werden muss". Hängt sehr von den eigenen Ansprüchen ab.
Am Altbau: Frag soviele Experten wie Du unterschiedliche Meinungen willst. Viele haben aber einen kommerzeillen Hintergrund, d.h. "das geht nicht" bedeutet im Klartext "Kein Kunde würde das bezahlen" - als Selbermacher ist man da freier.
Davon hängen die Kosten und der Zeitaufwand ab. Wenn Du alle Fenster vergrössern und alle Grundrisse verändern "musst", dann ist es das falsche Haus.
Fünftens, das Geld.
Hier gilt bedingungslos "viel hilft viel". Wenn man dauernd knapp ist, macht die Renoviererei einfach keine Freude.
Aber auch wenn Du alles selber kannst:
Keine Kohle verfügbar nach dem Kauf ist eine dumme Sache.
Materialkosten: Wenn Du eine gewisse Sorte Mensch bist, dann weisst du selbst, wie man vom Schrott, Abbruch usw. zu feinen Sachen kommt, die man selbst beim Bauen verwenden kann. Bist Du es nicht, dann gibt es nur die Möglichkeit, entweder gebrauchte Dinge zu kaufen (Bauteilbörsen usw.) oder dann halt neue Ware einzubauen. Bauen mit Altmaterial hat den scheinbaren Nachteil, dass es keine Planbarkeit gibt. Man muss also erst die Haustüre samt Zarge besorgen und dann danach das Loch in der Wand bauen, weil sich eine gebrauchte und schöne Türe nach Mass sicher nicht finden wird.
Nochmals zum Geld, weil das immer dann lästig ist, wenn man zuwenig davon hat: Nicht auf Pump bauen, also keine hohen Fixkosten - sonst musst Du der Bedienung der Schulden hinterherstrampeln statt am Haus weiterzumachen. Also lieber ein paar Jahre länger mit der alten Küche weiterleben, obwohl die schon lange raus "muss", statt alles neu.
Hierher gehört auch, dass man mit Partner, Freunden usw. die in der einen oder anderen Form helfen, saubere Kasse macht. Die Frau, welche dich bekocht und dir die Wäsche macht, hat dadurch auch ihren Anteil am Bau geleistet, obschon man nachher nur das sieht, was Du selbst in den Händen gehabt hast. Das sollte man besprechen (wer macht was wofür und wem gehört nachher wieviel).
Sechstens, die Zeit. Im RTL kommt die dicke Tine mit ihrem Trupp, die haben ein paar Akkuschrauber dabei und einen Lieferwagen voll Gipskartonplatten, Farbeimern und Bauschumkartuschen, und am Wochende freut sich die Familie über das neue Eigenheim. In Wirklichkeit ist es eher ein paar Jahre Leben auf der Baustelle, und die Frage "was mache ich am Wochenende" oder "Wohin in den Urlaub" stellt sich nicht.
Auch das sollte man mit sich selbst und dem Partner illusionslos durchdenken. Will man das?
Zur Diagnose von Bauschäden schreibe ich nix, einmal ist das Internetz voll davon und vor allem ohne die Bude selbst gesehen zu haben ist das Glaskugelgucken. Nur soviel: ALLES kntrollieren
Wenn Du das Haus hast, baue zuerst all das fertig, was man dann nicht mehr sieht - Dach, Abwasserleitungen, Mauerunterfangungen, usw. Wohnen kann man jahrelang in fast nix, aber wenn man wegen Bauschäden, die man nicht sehen wollte, eigenes Gewerk rückbauen muss, dann schmerzt das. Die Dachrinne hinten ist wichtiger als die neue Spüle - Marion hat oben geschrieben warum.
Viel Ausdauer wünsch ich Dir!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.