Adjua hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, wie die Schule, die du gesehen hast, von den Resultaten her funktioniert hat - manche machen außer alternativ sein gar nichts mit den Kindern, so wie andere außer traditionell sein mit den Kindern nichts machen. Beides ist Aufbewahrung mit etwas Lerneffekt, wenn man Glück hat.
Alternativer Unterricht, der den Namen verdient, ist sehr herausfordernd für die Lehrer, aber auch sehr effizient. Konventionelle Methoden können auch sehr gut funktionieren, wenn die Lehrerin mit Herz und Hirn dabei ist.
Ja. Wenn man die richtigen Lehrer mit den richtigen Schülern zusammenbringt und ihnen etwas Gestaltungsfreiheit gibt, kann eigentlich nichts Schlechtes bei raus kommen.
Aber was ist mit dem großen Rest? Den Praxisfernen Entscheidungstreffern in den Ministerien und Parlamenten? Den durchschnittlichen und schlechten Lehrern? Denen, die durch die Schulleitung oder die Schulbehörden gefesselt sind? Den schwer zu motivierenden Schülern oder denen, die mit unserer Art von Lehre einfach nicht zurecht kommen und bei anderen Methoden evtl. Aufblühen würden?
Ich fand das Buch von Manfred Spitzer "Medizin für die Bildung" neulich recht lesenswert. Er zeigt auf, dass Entscheidungen über das Schulwesen nach wie vor überwiegend auf Basis von Meinung und Ideologie der gerade Mächtigen getroffen werden, statt Bildungsreformen endlich auf wissenschaftliche Beine zu stellen und die direkt Betroffenen, also die Schüler und ihre Lehrer, stärker einzubeziehen.
Und wenn jemand Ahnung von Lernvorgängen hat, dann ja wohl einer, der sich fast sein ganzes Leben lang wissenschaftlich mit dem Werden und Funktionieren unseres grauen Denkorgans und der Vermittlung des erlangten Wissens beschäftigt hat. Außerdem ist er seit 2004 Chef des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen an der psychatrischen Uniklinik Ulm, welches er extra gegründet hat, um den Entscheidern fundierte Grundlagen aufzubereiten.
Ich finde jedenfalls nicht, dass Seehofer und Aiwanger z.B. den Streit über G8 und G9 in Bayern unter sich ausmachen dürfen. Sie sollten die Ohren ganz weit aufsperren, was die Wissenschaftler zu sagen haben. Und dann sollten entsprechende Schulen eingerichtet werden, an denen diese Vorschläge in der Praxis geprüft und weiter verbessert werden können. Nur was sich dort als erfolgreich beweist, sollte in die Fläche gebracht werden. Auch sollte man Schulen deren Lehrerstäbe dies möchten, mehr Gestaltungsfreiheit geben.