Gegen die deutsche Schulpflicht

Was halt nirgendwo passt
Rati
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#101

Beitrag von Rati » Mi 31. Jul 2013, 13:48

ina maka hat geschrieben:...ja, sie müssen das, wenn sie die Schule erfolgreich abschließen wollen
- nicht das, was vor 100en von Jahren "die Wahrheit" war, sondern das, was in 150 Jahren dann "mal die Wahrheit war"...

Viel Unterschied seh ich da nicht. :im:...
ina, jetzt verwirrst du mich aber :lol: sollen sie das lernen was in 150 Jahren die Wahrheit sein wird?
Wir wissen doch das es keine absolute Wahrheit gibt, das die sich immer mal ändern wird.Selbst was du dann deinen Kindern zu Hause beibringst ist doch keine absolute Wahrheit. :aeh:
ina maka hat geschrieben:...
Rati hat geschrieben:ich bin sicher das da heute - im entsprechenden Unterrichtsfach differenziert drauf eingegangen wird. Und jetzt den Lehrsatz Milch ich ungesund hinzuhängen wäre ja genau so falsch.
Ja, das wäre genauso falsch. Wir trinken übrigens gerne Milch ;)
Ich denke eher, dieses Plakat war einfach nur eine Reklame .
aha, du verwirrst mich schon wieder :lol:
Ich dachte mir nämlich auch schon das das wohl eine Werbeplakat war und keine Lehrtafel.
Dann habe ich aber, in dem Zusammenhang das du dies als Beispiel für Dinge die Kinder in der Schule lernen müssen gebracht hast, angenommen diesen Unterschied wird die Ina wohl selber erkennen.
ina maka hat geschrieben:... [Evolutionstheorie (um mal ein Thema rauszupicken) als eine Theorie von vielen - der Urknall wurde uns schon als "Theorie" vermittelt, wobei in dem Alter und vor allem, weil wir diese Theorie ja auch auswendig lernen mussten, kam das mit dem "nur eine Theorie" nicht wirklich an. Wir haben es alle für "die Wahrheit" gehalten :im:.
und gleichzeitig gab es Religionsunterricht, der etwas anderes lehrte und dann gab es noch Geschichtsunterricht in dem mensch erfuhr das es da noch andere Ideen gab.
Das finde ich schon recht vielfältig.
Was den Kindern da fehlt, ist nicht das richtige Wissen, sondern der richtige Umgang mit Wissen. Was ja genau das ist was dann zu Hause vermittelt werden sollte.
ina maka hat geschrieben:... Deinen letzten Satz versteh ich allerdings nicht - welche wichtige Erfahrung machen Heranwachsende, wenn sie "lügen" lernen?
"lügen" jetzt nicht im Sinne von "nicht die Wahrheit sagen" sondern "etwas sagen, was ich für falsch halte"...
wer in einer Gesellschaftsordnung mit vielen anderen Menschen zusammenleben will, muß in der Lage sein auch mit Dingen um zugehen die der Mehrheit richtig erscheinen oder sich so geben können das die Mehrheit zufrieden ist.
Mimikri nennt Mutter Natur diese sehr sinnvolle Verhaltensweise.
Die Kunst ist es nun seinem Kind bei zu bringen wie weit so etwas gehen kann/ darf. Was ist moralisch ethisch vertretbar? Wo sind die Grenzen? Wo kann mitgemacht werden. Wie schätze ich Konsequenzen ab? Welche Möglichkeiten ergeben sich dafür in der Zukunft?

Wenn ich zB begreife, das ich eine gewisse politische Sichtweise in einer Arbeit wiedergeben muß, um die entsprechende Benotung zu bekommen damit ich später Politik studieren kann und damit die falschheit der in der Schule gelernten Sichtweise beweisen zu können. Dann ist daran nichts schlechtes. Es sei den mensch hegt irgendwelche überzogenen Ehrgefühle.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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Tanja
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#102

Beitrag von Tanja » Mi 31. Jul 2013, 14:11

Also. Ich habe mich noch einmal durch alle möglichen Dokumente und Artikel im Netz gewühlt, um herauszufinden, wieso denn bloß zwei Österreicher in diesem Thread Gegenteiliges behaupten, was die Zulassung zum Heimunterricht in ihrem Land betrifft. Und die Erklärung ist erstaunlicher Weise ziemlich einfach:

Wer in Österreich sein Kind zuhause unterrichten möchte, der muß dies schriftlich beim Bezirksschulrat (eventuell im Rahmen der österreichischen Schulverwaltungsreform bereits oder demnächst stattdessen Landschulrat ) beantragen. Es liegt im Ermessen des oder der zuständigen Mitarbeiter des Rats, ob ein solcher Antrag bestätigt oder abgelehnt wird bzw., ob davon ausgegangen werden kann, dass "der Unterricht jenem an einer im §5 genannten Schule mindestens gleichwertig" wäre. Und wie das in Ermessensfragen immer der Fall ist, hängt es nun sehr davon ab, in welchem Schulbezirk man den Antrag stellt und welche Ermessensgrundlagen dort für die Entscheidung herangezogen werden. Es scheint zumindest teilweise so zu sein, dass Antragsteller zu einem persönlichen Gespräch gebeten werden und die Entscheidung danach erst getroffen wird. Mancherorts werden solche Anträge offenbar fast immer bewilligt, es sei denn bei dem Gespräch zeigt sich beispielsweise, dass die Antragsteller die deutsche Sprache unzureichend beherrscht. Die Mitarbeiter dieser Räte verlassen sich darauf, dass sich durch die jährliche Prüfung der Kinder zeigen wird, ob die Gleichwertigkeit des Unterrichts gegeben ist. In anderen Räten jedoch, wird einem solchen Antrag nicht so schnell zugestimmt. Dann kann das Genehmigungsverfahren so ablaufen, wie Angela es beschrieben hatte.

Dass Angela aus dem ihr bekannten Fall, abgeleitet hat, dass er wohl landesweit der gängigen Praxis entspricht, kann man ihr nicht vorwerfen. Sie ist ja in das Thema nicht weiter involviert und hat das auch nie behauptet. Dass aber jemand, der sich selbst diesbezüglich quasi als Experte darstellt, schlicht davon ausgeht, dass das, was Angela berichtet hat, nicht stimmt, obwohl es ja sogar der zitierte Gesetzestext eine Erklärung dazu liefert, das spricht wohl für sich selbst.

Jedenfalls erklärt sich so die Diskrepanz der Aussagen und insofern ziehe ich meinen Vorschlag zurück, die österreichische Lösung als Vorlage für eine Gesetzesänderung in Deutschland zu nehmen. Dann vielleicht besser eine der Lösungen, wie sie in der Schweiz praktiziert werden, wo es ja in Abhängigkeit der Kantone ganz unterschiedliche Ansätze gibt.

Aufgrund dessen, dass in Österreich den Anträgen teilweise so leicht statt gegeben wird, steht die Regelung offenbar im Land teilweise unter Kritik. Nicht vordergründig wegen all der Vorurteile, von denen keine-Ahnung behauptet, dass sie der Schulpflicht in Deutschland zugrund liegen, sondern weil es wohl Fälle gibt, in denen der Hausunterricht erfolgreich dazu zweckentfremdet wurde, um Kinder "wegzusperren", damit ein Missbrauch an ihnen nicht auffällt. Und es gibt anscheinend auch immer wieder mal Fälle insbesondere von religiös motivierten "Flüchtlingen", denen beispielsweise in Deutschland das Sorgerecht entzogen wurde und die nun in Österreich ihre Kinder zuhause unterrichten, damit sie an der Schule etwa keinem Sexualkundeunterricht ausgesetzt sind. Solche Fälle möchte ich nicht werten, dazu weiß ich zu wenig darüber. Ich will damit nur sagen: Es gibt innerhalb Österreichs offenbar von daher Bestrebungen, eine Änderung der bisherigen Regelung zu bewirken. Und da ja offenbar gerade auch an einer neuen Schulverwaltungsreform in Österreich gebastelt wird, mag es sein, dass sich auch diesbezüglich gerade etwas tut.

Was die Differenzierung zwischen "Schulpflicht" und "Unterrichtspflicht" betrifft, so ist das wohl im allgemeinen Sprachgebrauch Auslegungs- bzw. Interpretationssache. Gut und schön, was bei Wiki steht, dennoch heisst sogar das österreichische Gesetz, aus dem keine-ahnung selbst zitiert hat, "Schulpflichtgesetz" und nicht etwa "Unterrichtspflichtgesetz". In Österreich besteht nachweislich eine gesetzlich angeordnete Schulpflicht. Im Schulpflichtgesetz Abschnitt I - Allgemeine Schulpflicht (§§ 1-19) steht es geschrieben. Was mittels irgendwelcher inoffizieller Texte sonstwo im Netz verbreitet wird, ist diesbezüglich irrelevant. Der Heimunterricht ist lediglich eine Möglichkeit, dem Schulpflichtgesetz genüge zu tun. Wer es mit dem Lesen von Gesetzestexten nicht so hat, findet auf HELP.gv.at eine leicht verständliche, übersichtliche Zusammenfassung.

ina maka hat geschrieben:
Tamja hat geschrieben:Keinesfalls aber eine, in es nicht um Homeschooling im Rahmen der Schulpflicht als gleichwertige Alternative zu anderen Schulformen geht, sonderm um die Abschaffung derselben.
den Satz versteh ich nicht. :hmm:
In anderen Worten:

Ich befürworte Hausunterricht, der eine gleichwertige Alternative zu einem Schulbesuch darstellt und würde eine Petition unterscheiben, in der er in dieser Form gefordert wird.

Die Abschaffung der Schulpflicht lehne ich jedoch aus den oft genannten Gründen ab.
Tanja

:blah:


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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#104

Beitrag von woidler » Di 3. Sep 2013, 00:01

Die Aufhebung der allgemeinen Schulpflicht hätte auch noch einen bisher noch nicht angesprochenen Vorteil:

Besteht keine Schulpflicht mehr, könnten die staatlichen Schulen wesentlich leichter als heute nicht beschulbare Schüler, Schulverweigerer ausschließen . Es wäre dann die Aufgabe der Eltern sich um die Bildung Ihres Nachwuchses zu kümmern . Es gäbe auch kein Problem mehr mit Eltern, die ihren Kindern den Sexualkundeunterricht vorenthalten wollen oder ihren Töchtern den Schwimm- oder Turnunterricht oder den Aufenthalt in Schullandheimen verweigern. Es könnte so auch jede religiöse Gruppierung die religiöse Erziehung nach eigenem Gutdünken entweder im Home-schooling oder in privat finanzierten Privatschulen sicherstellen .

Alle Prüfungen für Hauptschulabschluß, Mittlere Reife, Fachabitur und Abitur könnten unabhängig von den gewählten Unterrichtsformen in allgemein öffentlicher Form entsprechend allgemeinverbindlicher Leistungsanforderungen abgehalten werden. Maßstab wäre dann nicht die Art der Vermittlung , sondern das tatsächlcih vorhandene Wissen.

Eine gewisse Mindestqualitätssicherung könnte dadurch erreicht werden , daß zB die Auszahlung von Kindergeld vom Nachweis eines gewissen Bildungsstandes der Kinder
in gewissen Alterstufen abhängig gemacht wird. (Entweder Durchschnittsnote einer staatlichen Schule, oder externer Nachweis)

Eine gewisse Motivation bildungsferner Bevölkerungsgruppen könnte zum Beispiel dadurch erreicht werden , als Grundsicherungsleistungen wie Hartz 4 in der bisherigen Form nur bei bestimmten Mindestschulabschlüssen gewährt wird. (Ausgenommen Jugendliche die wegen einer Behinderung eine staatliche Förderschule besuchten)

da Woidler

Toni del Campo
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#105

Beitrag von Toni del Campo » Di 3. Sep 2013, 14:30

Unsere Kinder wurden beide,als wir vor 15 Jahren auswanderten,zu hause unterrichtet.
Es gibt da eine Fernschule in HH.die sind seit Jahrzehnten darauf spezialisiert, Kinder im Ausland zu beschulen.
Früher war das für die Diplomatenkinder im Ausland gedacht; heute wird dieser Dienst auch von Normalos genutzt.
Wir waren soweit zufrieden,obwohl das Unterrichtsmaterial manchmal spät oder unvollständig ankam.
Der Vorteil an dieser Schulform ist darin zu sehen,dass der Schüler genügend Zeit hat,sich den Stoff sicher anzueignen.Es gibt halt keinen Zeitdruck.
In den Grundschuljahren war eine ständige und intensive Betreuung duch uns Eltern notwendig.
d.h. von morgens 8 - 13 Uhr Unterricht halten.Das ist für Eltern,die nicht aus dem Schuldienst kommen,mitunter ziemlch hart und setzt ein hohes Mass an
Disziplin voraus.
Die Lehrbriefe in der Gymnasialstufe sind dann zum Selbststudium gedacht,wobei es absolut besser ist,immer einen aufsichtsführenden Erwachsenen
dabeizuhaben...die lieben Kinderchen drücken sich nur allzugerne.
Die erste Prüfung ist dann der Realschulabschluss und wird in Deutschland abgelegt.Drei Jahre später kann dann das Abitur gemacht werden- entweder in
HH oder eben extern an jedem anderen Gymnasium.
Mein Sohn hat sich nach dem Realschulabschluss in HH entschlossen,sein Fachabitur auf der Europaschule mit Fachrichtung Sprachen zu machen,wechselte
aber nach einem halben Jahr wegen Unterforderung auf das dortige Wirtschaftsgymnasium.
Meine Tochter "jettete" seit ihrem 16ten Lebensjahr als Model durch die Weltgeschichte- die Lehrbriefe und Schulbücher immer im Gepäck.
Sie ist heute Managerin in einem 5 Sterne Luxusresort.
Meine Kinder sind weder weltfremd,noch einsam aufgewachsen,gingen nachmittags mit Freunden Reiten,Kickboxen,Schwimmen oder Fussball spielen.
Sie sind konfessionslos und haben eine sehr sorgfältige Erziehung genossen.Beide fallen durch eine überdurchschnittliche Allgemeinbildung angenehm auf
und sprechen 5 Sprachen; 3 davon fliessend in Wort und Schrift.
Natürlich bin ich mir bewusst,dass dieses Schulmodel nicht für alle Kinder und deren Eltern eine gute Option ist.Es gehört ein gerüttet Mass an Selbstdisziplin,
Durchhaltevermögen und eine ausreichende Bildung der Eltern dazu.
Trotzdem lehne ich jede Art des Schulzwanges ab. Deutschland hat,meiner Meinung, schon genug Verordnungen,die die Menschen an ihrer Entfaltung hemmen.

Toni del Campo

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#106

Beitrag von Adjua » Di 3. Sep 2013, 15:07

woidler hat geschrieben:Die Aufhebung der allgemeinen Schulpflicht hätte auch noch einen bisher noch nicht angesprochenen Vorteil:

Besteht keine Schulpflicht mehr, könnten die staatlichen Schulen wesentlich leichter als heute nicht beschulbare Schüler, Schulverweigerer ausschließen . Es wäre dann die Aufgabe der Eltern sich um die Bildung Ihres Nachwuchses zu kümmern . Es gäbe auch kein Problem mehr mit Eltern, die ihren Kindern den Sexualkundeunterricht vorenthalten wollen oder ihren Töchtern den Schwimm- oder Turnunterricht oder den Aufenthalt in Schullandheimen verweigern. Es könnte so auch jede religiöse Gruppierung die religiöse Erziehung nach eigenem Gutdünken entweder im Home-schooling oder in privat finanzierten Privatschulen sicherstellen .

Alle Prüfungen für Hauptschulabschluß, Mittlere Reife, Fachabitur und Abitur könnten unabhängig von den gewählten Unterrichtsformen in allgemein öffentlicher Form entsprechend allgemeinverbindlicher Leistungsanforderungen abgehalten werden. Maßstab wäre dann nicht die Art der Vermittlung , sondern das tatsächlcih vorhandene Wissen.

Eine gewisse Mindestqualitätssicherung könnte dadurch erreicht werden , daß zB die Auszahlung von Kindergeld vom Nachweis eines gewissen Bildungsstandes der Kinder
in gewissen Alterstufen abhängig gemacht wird. (Entweder Durchschnittsnote einer staatlichen Schule, oder externer Nachweis)

Eine gewisse Motivation bildungsferner Bevölkerungsgruppen könnte zum Beispiel dadurch erreicht werden , als Grundsicherungsleistungen wie Hartz 4 in der bisherigen Form nur bei bestimmten Mindestschulabschlüssen gewährt wird. (Ausgenommen Jugendliche die wegen einer Behinderung eine staatliche Förderschule besuchten)

da Woidler
Genau die Tatsache, dass man "Schulverweigerer" nicht einfach ausschließen kann, halte ich für einen Vorteil. Und dass sich nicht jeder Extremist eine eigene Erziehung basteln kann, ist für mich ein weiteres Argument für eine Schul- oder Unterrichtspflicht.

Wenn es das alles nicht mehr gibt, kommen sämtliche Leute nach Deutschland, denen das Schulsystem zuhause zu restriktiv ist - islamistische, christliche und sonstige Spinnen - und Lehrer können sich unliebsamer Schüler (die oft nur ein wenig mehr Arbeit machen als andere) ganz leicht entledigen.

Jegliche Bestrebungen, Bildung auf die Eltern abzuschieben, muss darin resultieren, dass soziale Unterschiede zementiert werden. Was man nicht hat, kann man nicht weitergeben. Die wenigsten Eltern können ihren Kindern zuhause ein angemessenes Lernumfeld bieten.

Der Gipfel ist die Forderung, nochmal den Hartz4-Terror zu verstärken, indem man die Leistungen noch an den Schulerfolg der Kinder knüpft. Bei den Armen ist dann die Bevormundung ok, oder wie?

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#107

Beitrag von syldron » Di 3. Sep 2013, 23:17

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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#108

Beitrag von spellon » Mi 4. Sep 2013, 07:56

Als jemand der Abstand zur heutigen Schulrealität hat und diese nur aus eigener Erfahrung kennt erlaube ich mir trotzdem eine Meinung zur Schulpflicht .
Auf eine zentrale Frage wird hier kaum eingegangen:nämlich WAS sollen Schüler lernen, und welche Art und Weise ist der effizienteste Weg, um dieses Pensum zu erreichen ?
Solange über das WAS keine Klarheit besteht, kann man auch das Schulsystem nicht sachlich beurteilen.

M.E. ist das heutige Schulsystem sehr ineffizient. Mit sehr viel Aufwand an Zeit, Geld und Material wird versucht den Schülern einen bestimmten Bildungssstandard einzutrichtern, doch was bleibt davon nach Schulabgang als NÜTZLICH VERWERTBARE Bildung übrig?
Die Dauerfrage lautet: Lernt man für die Schule, für gute Zeugnisse oder fürs Leben? Sie wird doch immer noch zugunsten der ersten Option beantwortet. Denn nach der Schule bleibt nur noch ein Bruchteil des Bildungsstoffs hängen.

Wenn man sich die Schulabgänger im späteren Lebnen ansieht, fragt man sich wo ist all die Bildung geblieben?
Beispielsweise wieviel Prozent eines bestimmten Jahrgangs wären in der Lage in diesem Forum sprachlich und inhaltlich korrekt mitzureden?
Wieviel Prozent sind in der Lage über politische Themen mitzureden und hierbei eine sachlich begründete Meinung zu vertreten? Alleine der hohe Anteil an Nichtwählern zeigt, dass das Bildungssystem nicht die Ziele ereeicht, die es vorgibt.

M.E. sollte neben der Fähigkeit zu schreiben,zu lesen , etwas zu rechnen und einer Fremdsprache die Fähigkeit sich zu allen Fragen des Lebens eine EIGENE Meinung zu bilden und diese durch Argumente zu begründen zum MUSS-Pensum der Bildung gehören.
Doch hierfür ist m.E. kein 10-12jähriger Schulbesuch notwendig.
Es sollte den Schülern viel mehr als bisher freigestellt werden, auf welche Art und Weise sie sich ein gewisses Grundpensum aneignen, und man sollte sie selbst entscheiden lassen was sie darüber hinaus aus echtem Interessse freiwillig lernen !
Prüfungen zum Test des Grundpensums sollten stattfinden, hierbei muss dann evtl. mit Zwang nachgeholfen werden.
Aber der größte Teil des Bildungsangebots von Chemie bis höhere Mathematik soltte nicht mehr mit Gewalt eingetrichtert werden, sondern nur als Angebot bestehen.
D.H. die Schulen sollten wie Universitäten mehr Angebotscharakter als heute haben und weniger Zwangseinrichtungen sein.
Deshalb auch keine Schulpflicht.

Anya
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#109

Beitrag von Anya » Mi 4. Sep 2013, 09:50

Hm, spellon, auf der einen Seite beklagst Du, dass die Allgemeinbildung der Leute mittlerweile schlecht geworden ist, auf der anderen Seite, schlägst Du vor, dass man Fächer wie Chemie und höhere Mathematik nur anbieten aber nicht fordern soll. Das passt für mich nicht zusammen.
Das Schulwissen ist alles nur Allgemeinbildung, fachspezifisches wird dann an der Uni oder in der Ausbildung gelernt. Woher soll man als Schüler denn wissen, was man später im Leben braucht? Klar, rückblickend kann man immer sagen, das eine Fach zum Beispiel habe ich selber nicht gebraucht in meinem Leben (bislang, wer sagt denn, das ich es nicht vielleicht in 10 Jahren doch brauchen kann, ist mir gerade passiert), aber geschadet hat es nicht, etwas als Allgemeinbildung zu lernen.

Über die Unterrichtsmethoden kann man geteilter Meinung sein, ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was und wie es an Schulen gelehrt wird. Aber mittlerweile ist die Auswahl an Schulformen schon etwas größer geworden, so dass man ein bischen wählen kann.
Ich denke auch, dass es den Kindern bis zu einem gewissen Grad nicht schadet, sich auch mit Dingen auseinanderzusetzen, die für sie nicht optimal sind. Denn im späteren Leben werden sie immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert werden.

Ansonsten sehe ich es wie Rati, jeder kann seinem Kind zu Hause zusätzlich noch das beibringen, was er für sinnvoll erachtet, denn die Schule deckt längst nicht alles ab. So kann man zu Hause andere, z. B. praktische Dinge, lernen. Aber man kann auch Themen, die in der Schule dran sind, einfach noch vertiefen. Möglichkeiten gibt es viele. Warum nicht die Schule als Leitfaden nehmen und darauf aufbauen?
Viele Grüße, Anya

spellon
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#110

Beitrag von spellon » Mi 4. Sep 2013, 10:35

Hierzu meine ich, dass vieles was im Rahmen der Pflichtfächer unterrichtet wird, doch schon zu fachspezifisch ist.
Und eine wichtige Tatsache ist, dass man im späterem Leben fast alles noch lernen kann, selbst wenn man in der Schule nichts davon mitbekommen hat.
Nur das "Werkzeug" zum Lernen wie Lesen, Schreiben, Auffassungsgabe muss vorhanden sein um sich später bei Interesse ein Fachwissen aneignen zu können.
Ich bin generell für mehr Wahlfreiheit in Bezug auf die Interessen und Fähigkeiten die man im späteren Leben entwickelt.
Speziell hier in diesem Forum dürfte ein Verständnis dafür bestehen, dass die Fähigkeit zur praktischen Selbstversorgung ein wichtiger Lebensbereich ist, der in diesem Schulsystem kaum gefördert wird. Ein Schüler der z.B. weniger Zeit für unnötiges Pauken verwendet hätte mehr Zeit für praktisches Lernen auf Selbstversorgerhöfen .

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