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von Nightshade » So 14. Apr 2013, 07:21
Also das mit der Mithilfe bei Freunden... na ja.
Anderswo schrieb ich schon, dass mir Mithilfe hochwillkommen wäre, und zwar besonders beim Schneeschnaufeln und bei Instandhaltungsarbeiten.
Ich fand massig Leute, die samt Kind und Kegel aufgekreuzt wären, um eine Kräuterspirale anzulegen. ("Wenn wir kommen, musst du aber deine Hunde zuhause lassen! Mähe bitte den Rasen und sammle das Fallobst ein, damit die Kinder nicht auf Wespen treten. Oh, und wächst bei dir irgendwas Giftiges, weil unser Jüngster....")
Leider finde ich Kräuterspiralen total unnötig, die Kräuter wachsen bei mir an jeweils passenden Standorten: Minze im Moorbeet, Thymian am künstlich angelegten Trockenstandort, Schnittlauch am feuchtesten Fleck der Wiese usw.
Niemand wollte mir werktags um 6 Uhr Früh beim Schneeschaufeln helfen. Niemand wollte helfen, die Hütte zu streichen. Niemand wollte das Fallobst einklauben und den Komposthaufen pflegen.
Ich bekam das Gefühl, die Leute wären vor allem an kostenlosem Bio-Futter und einer privaten Liegewiese interessiert, nicht an ehrlicher Hilfeleistung.
Wenn man gerne helfen möchte, sollte man sich klar sein, dass der Gartenbesitzer (der ja auch die Kosten trägt) ganz bestimmt nicht seine Haustiere wegsperren wird und dass die Kinder auf eigene Gefahr mitkommen.
Es kommt gut an, wenn man auch bei Dreckarbeiten zugreift.
Meinerseits habe ich viel Erfahrung mit Mithilfe auf fremden Grundstücken.
- Wir hatten vor langer Zeit einen Kleingarten, der vom Besitzer nicht mehr genutzt wurde. Einige Jahre pflegte ihn meine Familie - und trug auch die Kosten. Dann wurde die Gartensiedlung geschliffen und ein Wohnbau errichtet. Mitspracherecht hatten wir natürlich keines.
- Die Dame, von der wir unser jetziges Grundstück übernahmen, brauchte jahrelang Hilfe bei der Obsternte. Als Kind bin ich bei ihr Stunde um Stunde ganz oben auf einer wackligen Holzleiter gestanden und habe Früchte abgenommen. Einmal bin ich auch mit der Leiter umgefallen - auf eigene Gefahr. Bei der Jause war gesittetes Benehmen gefragt, denn wir waren ja zu Gast.
- Mein Freund versteht viel von Zahlen und wenig von Pflanzen. Ich ziehe ihm Kräuter in Fensterkistln an und Gemüse in seinem Garten. ALLES, was dort geeerntet wird, gehört IHM, denn er trägt die Kosten. Meine Hunde dürfen sich in seinem Garten austoben - das ist schon eine Gegenleistung. (So wie der Gartenbesitzer bereits eine Leistung erbracht hat, wenn Kinder mitkommen und spielen dürfen!)
Ein "urbaner Garten" kostet ein Schweinegeld in der Anlage und Erhaltung. Ich habe sowas draußen vor der Tür - einen ehemaligen Lichthof, der begrünt wurde.
Die aufgeschüttete Erdschicht ist 1m dick, darunter sind Schutt und Gemäuer. Wie tief die Stadt hier ist, weiß ich gar nicht. Ich schätz mal, sie reicht tiefer, als sie hoch ist. Stellenweise ist es hier wie in einer engen Schlucht, besonders seit das Nachbarhaus aufgestockt wurde,.
Der Anbau erfordert viel Wissen über Pflanzen. Ich kann nicht einfach hingehen und tolle Kräuter pflanzen, sondern ich muss mir anhand des jeweiligen Kleinklimas überlegen, was hier gedeihen könnte. Die klimatischen Gegebenheiten sind extrem unterschiedlich, die Nordseite ist ganz anders als die Südseite, auch wenn nur 5 Meter dazwischen liegen.
Mäuse und Stadttauben haben eine Riesenfreude mit frischem Biogemüse. Vom Gänseblümchen bis zum hochgiftigen Krokus wird alles abgefressen. Gemüseanbau kann nur auf allseitig geschützten Tischen erfolgen. Hier wachsen eine Menge Pflanzen, die allesamt schwerst giftig und holzig und/oder sehr haarig sind.
Säulenobst wird nachts von irgendwelchen Gespenstern geerntet und braucht im Winter einen kühlen Platz im Haus. Würde ich die Töpfe nur mit Jute schützen, würden die Mäuse darin Nester anlegen.
Die Mieter würden hier sehr gerne "gärtnern", dh. wahllos irgendwas eingraben. Regelmäßig schmeiß ich irgendwelche halbdürren Ex-Zimmerpflanzen raus, die hier heimlich ausgesetzt wurden.
So ähnlich schaut es im Kleinstgarten einer Freundin aus. Gleich unter ihrem Garten liegt die Tiefgarage des Hauses, die dezente Entlüftungsschächte am Rand der Gärten hat. Die Pflanzen spüren das und viele gehen trotz aller Mühe ein. Schädlinge sind dort ein extremes Problem.
Dieses Gärtnern auf urbanen Kleinflächen halte ich für einen Modetrend. Will man wirklich ernten, braucht man eine große Fläche am Land.