Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

zaches
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Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#1

Beitrag von zaches » Mi 20. Mär 2013, 09:54

ICh hatte ja gar nicht mit Lämmern gerechnet, als ich aber die letzten Tage meine Aue so anguckte, dachte ich mir schon, daß wohl einer der Böcke mal ausgebüxt ist. War n icht geplant, da die Aue eine Schwarzschimmel ist, was bei den Ouessants n icht erwünscht ist. Sie hat allerdings tolle Wolle, deshalb wird sie n icht geschlachtet.

Gestern morgen um 6.45 wollte ich meine Kinder zum Bahnhof fahren, da fand ich die Aue im Stroh liegend, das Lamm guckte nur mit dem Kopf heraus, Lamm tot, Mutter n och in den Wehen und knirschte mit den Zähnen vor Schmerz. es ging nicht vor und n icht zurück.
Also Kinder schnell nach dem telefon geschickt und papa wecken, der musste kInder wegfahren, ich mit Telefon in der Hand, meine Freudnin um Rat gefragt. Innerhalb von 3 Minuten war alles anders als geplant, ich saß mit meinen besten Klamotten, sauberer Jacke und Schuhen im Stroh und versuchte ein Lamm raus zu bekommen. Mit HIlfe einer befreundeten (inaktiven) Tierärztin, die ihre Kinder schon am Bahnhof rausgeworfen hatte und dann zu mir gesaust kam, haben wir dann versucht, den Kopf des Lamms wieder zurückzuschieben, damit erstmal die Vorderbeine raus können. Also Band um die Vorderbeine, Kopf zurückgedrückt, gegen die Wehen war das schwierig - aber wir haben es soweit geschafft, daß die Ellebogen rauskonnten und dann kam das Lamm auch ganz fix heraus.

Die Mutter war fertig. Sie ist dann erstmal in eine andere Ecke im Stall - nach 20 Minuten kam die Nachgeburt. (die 20 Minuten nutzen meine Mann, uns einen Tee zu kochen ) Dann suchte sie ihr Lamm - schleckte es, und ließ es dann liegen, als sich nix rührte.

Ich Habe dann erstmal ausgemistet - damit die Keimbelastung von Nachgeburt und sonstigem geringer würde.
Mutter hat gestern dann auch aufgehört zu suchen und fraß normal. Bekam gegen eine Infektion ein AB gespritzt (Amoxicillin) - ein Glück hatte mein Nachbar so Minispritzen.

Heute nacht um 12 und 3 war auch n och alles okay - aber heute früh knirscht sie wieder mit den Zähnen, blutiger Ausfluss und 40°C Temp. Das Euter ist dick, aber noch weich, nicht hart.

Nachher kommt der Tierarzt nochmal wegen der Bockkastration - und guckt sich die Aue auch an.

Das Tier ist übrigens meine Schwarzschimmelaue, die letztes Jahr schon Probleme hatte - da hatte das Lamm den Kopf nach hinten gedreht und wir mussten das richten, weil es nicht von selbst herauskam.

Die Aue hat sehr schöne und weiche Wolle, auch wenn sie n icht dem Rassestandard entspricht. ICh werde sie nicht mehr decken lassen (was ja auchschondieses Jahr NICHT geplant war).

Als ich gestern die Kinder vom Bahnhof abholte, fand ich im Auto noch eine Tasche mit Wollknäul - die hatte eine Frau meinem Mann am Bahnhof in die Hand gedrückt - die letzten gesponnenen Knäul einer Spinnfreundin, die vor 2 Jahren an einem Hirntumor gesorben ist. Spinnen verbinden. Fäden auch. Und so war sie gestern wieder so präsent, daß ich abends beim Spinnkreis weinen musste. Und so haben wir dann da gesessen, am Abend eines wilden, völlig ungeplanten Tages und schwelgten in Erinnerung an diese Frau, die erste Spinnerin, mit der meine Freundin und ich Kontakt hatten, mit der wir einen ganzen Winter versponnen haben.

Und nun steht die Wolle da und ein krankes Schaf und ein totes Lamm im Zinkeimer........und der Alltag geht weiter. Um 6.45 habe ich meine Kinder wieder zum Zug gebracht.

zaches
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Dagmar
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#2

Beitrag von Dagmar » Mi 20. Mär 2013, 10:18

Hallo zaches,

nach deiner Schilderung bin ich einfach sprachlos. :aeh:

Da kann ich dir nur noch alles Gute wünschen und das es deinem Schaf doch bald besser geht. Mir wird durch deine Worte wieder mal klar, was noch alles auf mich zukommen wird, da ich ja auch Tiere halten möchte.

Nochmals Alles Liebe und ich drücke dem Schaf und dir die Daumen.


Dagmar
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#3

Beitrag von die fellberge » Mi 20. Mär 2013, 10:40

Fühl dich mal umärmelt ...

Ja so ist das- meistens kommt es dicke auf einmal ...

Solche Tage lassen mich immer ganz demütig werden.
Jeder Mensch ist schlau- der eine vorher, der andere hinterher!

LG Marianne

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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#4

Beitrag von Spottdrossel » Mi 20. Mär 2013, 11:49

Oh Mann... :troest:
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#5

Beitrag von greymaulkin » Mi 20. Mär 2013, 12:25

Oh, ich drücke die Daumen, daß es dein Schaf schafft.

Lieben Gruß, Bärbel

beutelsend
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#6

Beitrag von beutelsend » Mi 20. Mär 2013, 12:32

ja das Elende des Alltags - ich kanns nachfühlen & wünsch dir bald wieder ein freudiges Ereignis!

Monkeywrench
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#7

Beitrag von Monkeywrench » Fr 22. Mär 2013, 09:21

Oje, ich hoffe mit dir mit das es deinem Schaf ganz bald wieder gut geht!

utebo
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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#8

Beitrag von utebo » Fr 22. Mär 2013, 12:47

Hierzulande sagt man "if you have livestock you must get used to dead stock". Sowas kommt leider auch mal vor. Ich finde, dass Du das toll gemeistert hast und hoffe, dass es Deiner Aue bald besser geht. Ist es evt. eine Euterentzündung?

LG
Ute :ziege:

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Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#9

Beitrag von zaches » Fr 22. Mär 2013, 15:56

Also dem Schaf geht es nun wieder besser - das Euter ist dick, aber nicht hart, also keine Entzündung. Es bekam ein Schmerzmittel und ein AB gespritzt - das AB spritze ich jetzt noch 2 Tage, dann sollte alles gut verlaufen. 2 Nächte habe ich alle 3 Stunden nach dem Tier geguckt.

Dadurch, daß wir den Kopf des Lammes wieder reindrücken mussten, das Band um die Füsse geschlungen hatten und die ganze Sache dcoh einige Zeit in Anspruch genommen hatte, war die bakterielle Belastung der Gebärmutter eben recht hoch.

Ich musste daran denken, wie ich nach der Geburt meiner Tochter fast abgenippelt bin, weil ich vor lauter Schalfmangel und Euphorie nicht gemerkt habe, daß ich Richtung Kindbettfieber wandelte - bei mir waren die Eihäute nicht ganz herausgekommen. Das konnte ich aber bei dem Schaf ausschliessen, denn der Geruch des Wochenflusses war frisch und okay.

Die Böcke sind kastriert - auch keine nette Sache. Dieses Geräusch und Gefühl, wenn man die Adern im Hoden andrückt, ist, nun ja, eher grauslich.

Puh - inzwischen ist das vierte Lamm geboren worden - auch ohne Nachtwache. ein kleiner Bock - alles gut verlaufen.

lg, zaches
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Benutzer 2354 gelöscht

Re: Tote Lämmer und der Alltag in der Selbstversorgung

#10

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Fr 22. Mär 2013, 18:55

In der Summe lässt sich sagen das es mehr schöne wie schreckliche Momente mit dem Viechzeugs gibt.
Hilft jetzt nicht wirklich weiß ich wohl . :rot:

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