Ich bin da skeptisch, was die Datenlage beim Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung in D angeht.
Aus eigener Erfahrung im Rinderbereich kenne ich den Einsatz nur auf Einzeltierbezogen und nach Tierärztlicher Diagnose. Z.B. bei Infekten bei Kälbern oder, als wir noch Milchvieh hatten, gegen Euterentzündungen.
Letztes Jahr hatte ich nur eine einzige Antibiotiakbehandlung. Bei einem Kalb, das bei der Geburt seine Mutter verloren hatte und das deshalb mangels Immunschutz aus der Biestmilch und weil es nicht trockengelickt wurde in den ersten Lebenstagen eine Lungenentzündung durchzustehen hatte.
Eingesetzt werden die Mittel ja angeblich überwiegend in der Schweine- und Geflügelmast. Die Mengen wurden bisher nirgends zentral erfasst. Die Abgabebelege bewahren die einzelnen Betriebe für Kontrollen auf.
Also hat man für die Angaben in D einfach regelmäßig Fleischproben untersucht und die gefundenen Rückstände irgendwie auf die Einsatzmenge Rückgerechnet. Das Ergebnis lag im europäischen Mittelfeld.
Hier die Grafik für den errechneten Verbrauch pro erzeugtem Tier für einige europäische Staaten:
http://www.schweine.net/images/bilder_u ... satz_1.gif
Da die verschiednen Mittel sehr unterschiedliche Anwendungsmengen haben, um den gleichen Effekt zu erreichen, sind die Zahlen nicht 1 zu 1 vergleichbar, aber die grobe Richtung gegen sie schon an.
Jetzt wäre natürlich spannend zu wissen, welche Betriebe diese Medikamente in Mengen einsetzen. Es gibt ja auch sehr viele Fleischproben ganz ohne Nachweis, vorallem im Süddeutschen Raum.
Ich höre immer wieder Gerüchte, dass fast 2/3 der gesamten deutschen Tierhaltungsantibiotikamenge in einer begrenzten Region in Nordwestdeutschland verbraucht werden, in einer Ansammlung von Groß- und Auftragsmastbetrieben, die alle von einigen wenigen Fachtierärzten betreut würden. Aber was da wirklich dran ist, kann keiner so genau sagen...
2012 ist die Antibiotikadatenbank des QS-Gütesiegels in Betrieb gegangen, die fast alle großen Mastbetriebe in D erfasst. Ergebnisse habe ich aber noch keine gesehen. Evtl. bringt diese Datenbank in Bälde aufschluss, was wirklich los ist in den Betrieben und wer die Masse der Medikamente verbraucht.
Eine staatliche Datenbank, die alle Betriebe erfassen soll, ist wohl in Planung. Wieder mehr Bürokratiekosten für uns Kleinbetriebe, die das Zeug eh kaum einsetzen.