Manfred hat geschrieben:@Roland: Da rennst du bei mir offene Türen ein. Das Zeug zu verglasen, um die Löslichkeit zu verringern, wäre sicher sinnvoll. Mann könnte dann das Glasgranulat in den Bergbauabraum einmischen und in allte Bergwerke rückverfüllen.
Und das Atommüllerzeugungsproblem wird in D noch lange nicht gelöst sein. Da hast du recht. Selbst wenn in ein paar Jahren unsere eigenen Reaktoren den Betrieb eingestellt haben. Der Müll wird nicht weniger, nur weil der durchschnittle Grünwähler von seinem SUV auf der deutschen Autobahn aus die Atomkraftwerke in Frankreich und Tschechien nicht sehen kann, die den Strom für uns produzieren und weiter produzieren werden. Da können wir netto noch so viel Ökoenergie exportieren. Solange wir weiter Atomstrom importieren, aus Kostengründen und als Lückenfüller, und in Form diverser energieintensiver Produkte aus China und sonstwoher (z.B. Solarmodule), solange produzeiren wir weiter Atommüll. Nur das Entsorgungsproblem haben wir verlagert. Mal wieder das alte Spiel. Aus den Augen, aus dem Sinn.
@Emil: Wie schon geschrieben. Mit rein emotionalen Argumenten kommen wir nicht weiter. Das Problem bleibt und muss irgendwie technisch gelöst werden. Dass Tschernobyl eine Menge Leute aus ihrer Heimat vertrieben, getötet und verletzt hat, und noch heute eine Menge Leid verursacht, ist unbestritten. Und du willst den ganzen Atommüll auf keinem Raum einlagern, um eine neue Quelle für so eine Katastrophe zu schaffen? Das ist doch Widersinnig. Oder wie willst du sicherstellen, dass das Ding über hunderttausende Jahre dicht bleibt und nicht mit Absicht oder aus Versehen wieder geöffnet wird?
Wenn ich eine Lösung für das Problem hätte, würde ich dafür eintreten.
Deshalb will ich:
- dass ab sofort *alle* Atommeiler vom Netz gehen, egal wo sie stehen. Das ist leider unrealistisch, da ich dies leider nur für die Schweiz und auch dort nur marginal beeinflussen kann. Bevor das Problem nicht wirklich gelöst ist, ist doch das mindeste, dass man aufhört, noch mehr Atommüll zu erzeugen!
- dass juristisch die Betreiber und die Aktionäre rückwirkend mit ihrem Vermögen für alle Schäden haften, und zwar mit Beweislastumkehr, d.h. die Justiz vermutet bis zum erbrachten Beweis des Gegenteils, dass alles, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Folge des Beriebs einer solchen Anlage ist, durch den Betreiber zu entschädigen ist. Wenn unter solchen Bedingungen der Betrieb nicht wirttschaftlich sein kann, weil die Risikoprämie zu hoch ist, dann ist die Kernenergie eben zu teuer.
-dass für die Beurteilung von Betriebssicherheit usw. internationale Fachgremien bestellt werden, die jederzeit und unangemeldet zu allen Bereichen und allen Daten freien Zugang haben müssen, von den Behörden irgend eines Landes in keiner Weise beeinflussbar sind und ihre finanzielle Unabhängigkeit von der Wirtschaft jederzeit beweisen können.
- Die Strategie "das Zeug ist nunmal da und man muss eine Lösung finden" greift zu kurz, wenn obige Punkte nicht vorgängig gelöst sind. Aus meinem biologischen Wissen heraus ist Radioaktivität mit der Biosphäre unverträglich, hat dort also nichts zu suchen. Zwar gibt es einige Bakterien und Würmer, die unter hoher Radioaktivität leben können, aber Leben, das mehr ist als organisierter Stoffwechsel, gedeiht unter solchen Bedingungen nicht. Also muss es ausserhalb der Biosphäre gelagert werden, und zwar so, dass man jederzeit eingreifen kann, wenn sich herausstellt, dass irgend eine Annahme eben nicht funktioniert. D.h. das Lager muss aufhebbar sein und darf auch nicht Ziel terroristischer Attacken werden.
Wie man das alles lösen kann, hätte man sich besser vorher überlegt. Ob dann Verglasung und Einbetonieren in Tiefengesteinen tektonisch inaktiver paläozoischer Kontinentalrümpfe oder irgend etwas anderes am Besten ist, möge man nach Erfüllung obiger Forderungen untersuchen. Es gab mal so absurde Ideen wie diese, die Behälter mit hochaktivem Abfall einfach aufs antarktische Inlandeis abzuwerfen - die Dinger würden sich dann durch ihre Eigenwärme bis auf den Grund des Eises hinabschmelzen und wären dort sicher. Vom Prinzipen des Affen mit der Bananenschale (wegwerfen und vergessen) unterscheidet sich das alles prinzipiell nicht.
Dieses Fait accompli (es ist nun mal da, also kümmert Euch!) ist so, wie wenn ich einen Schrottwagen in den Wald fahre, und dann dem Förster sage: "Raisonniere nicht, die Kiste steht nun mal da und du bist der Förster, also kümmere dich gefälligst".
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass eine nicht unerhebliche Arroganz in der Annahme liegt, man könne Material irgendwelcher Art auf die Dauer von Hunderttausenden von Jahren "sicher" lagern. Da es zehn Halbwertszeiten braucht, um die Aktivität auf ein Promille des Ausgangswerte abklingen zu lassen, sind solche Zeiträume erforderlich (. In Hunderttausend Jahren wird aus einer tektonischen Verscheibung von 1 Millimeter pro Jahr ein Versatz von hundert Metern. Vor hunderttausend Jahren war Mitteleuropa aus klimatischen Gründen unbewohnbar und zum grössten Teil vergletschert. Die Gebilde, die die Bewirtschaftung und Sicherung eines Endlagers sicherstellen müssen, die politischen Staaten, haben eine typische Lebensdauer von Jahrhunderten.
Und wie kann man sich das Recht anmassen, zukünftige Generationen müssten sich aktiv um Müll der Vergangenheit kümmern, ohne ausser der Gefahr und des Aufwandes etwas davon zu haben? Das geht nur mit dem Prinzip "es ist nun mal da".
Leider kann man auch nicht wie bei Staatsschulden einfach mit einem Federstrich wieder bei Null anfangen, denn das Zeug ist eben da.
Zur Menge und Zusammensetzung von radioaktiven Abfällen siehe
hier.
Danach stammt von den jährlich 12'000 Tonnen hochaktiven Mülls der ganz überwiegende Teil aus Kernkraftwerken, nicht aus der Medizin.
(Wie bei den Antibiotika wird die medizinische Verwendung benutzt, um eine Technik zu rechtfertigen, die ganz überwiegend in anderen Bereichen, nämlich hier in der Energieproduktion, dort in der industriellen Tierhaltung, eingesetzt wird und Probleme macht - wer ist schon gegen Medizin?).
Dieses Zeug hat eine thermische Leistung von einigen kW pro Kubikmeter, was auch wieder Probleme macht, weil diese Wärme in abgeschlossenen Behältern oder Verglasungen abgeführt werden muss.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.