Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

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Wayan
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#61

Beitrag von Wayan » Do 13. Dez 2012, 19:34

Wir alle sind nicht betroffen (oder?) und argumentieren aus Sicht unseres jeweiligen Weltbildes.

Von den Befürwortern hätte ich gerne mal ein Aussage zu den Berichten der wirklich Betroffenen:

http://www.beschneidung-von-jungen.de/h ... sener.html
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Tanja
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#62

Beitrag von Tanja » Do 13. Dez 2012, 19:34

Wayan hat geschrieben: Rechte und Pflichten innerhalb der Religionen dürfen aber nicht über nationalen Gesetzen stehen, sonst kann man jede Schweinerei mit einer Religion legitimieren.
Das ist natürlich nicht korrekt. Lies noch einmal diesen Abschnitt
Als positive Religionsfreiheit wird die Freiheit des Grundrechtsberechtigten bezeichnet, eine religiöse oder weltanschauliche Handlung vorzunehmen.
Siehe oben, Deutschland hat sich dem verpflichtet. Und was damit legitimiert ist, ist genau festgelegt, was auch immer Du sonst für "Schweinereien" meinst, fällt da wohl eher nicht drunter.

Du schaust einfach nicht weit genug, missachtest die globalen Zusammenhänge. Von wegen "unsere mühsam erkämpften Menschenrechte". .. eben das hat diese doch hervorgebracht, Toleranz anderen Kulturen gegenüber und Kompromisse beim Zusammenleben. Was Du da proklamierst würde einen Rückschritt zu verhärteren Fronten bedeuten und insgesamt weniger Menschenrechte.
Tanja

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fuxi
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#63

Beitrag von fuxi » Do 13. Dez 2012, 19:41

Tanja hat geschrieben:
Als positive Religionsfreiheit wird die Freiheit des Grundrechtsberechtigten bezeichnet, eine religiöse oder weltanschauliche Handlung vorzunehmen.
Siehe oben, Deutschland hat sich dem verpflichtet. Und was damit legitimiert ist, ist genau festgelegt, was auch immer Du sonst für "Schweinereien" meinst, fällt da wohl eher nicht drunter.
Es läuft doch auf die Frage hinaus, was ist körperliche Unversehrtheit und, falls durch eine Handlung diese gefährdet wird, steht die körperliche Unversehrtheit eines Kindes über oder unter der Religionsfreiheit der Eltern?
Und die Frage konnte ich für mich schon bei Impfverweigerung/-pflicht und Bluttransfusionsablehnung/-zwangsverabreichung nicht schlüssig beantworten.
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Tanja
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#64

Beitrag von Tanja » Do 13. Dez 2012, 19:41

Wayan hat geschrieben: Von den Befürwortern hätte ich gerne man ein Aussage zu den Berichten der wirklich Betroffenen:
Also, 1. bin ich keine "Befürworterin" von Beschneidung, sondern denke lediglich, dass man sie gesetzlich nicht unterbinden kann und sollte, weil es insgesamt einen negativen Effekt für die Gesellschaft und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen bedeuten würde und zwar ohne, dass dadurch wenigstens ein Vorteil für die Jungs enstehen würde, die ja trotzdem beschnitten würden.

Und 2. geht es auf der von Dir verlinkten Seite um die Beschneidung von Erwachsenen.

Und was Betroffene angeht, die als Kind beschnitten wurden, wie gesagt, ich war mal mit einem zusammen und kann nichts Negatives berichten. Vielleicht solltest Du mal mit den Leuten persönlich in Kontakt treten, die aus religiösen Gründen beschnitten worden sind. Vielleicht bringt Dich das weiter.
Tanja

:blah:

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Tanja
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#65

Beitrag von Tanja » Do 13. Dez 2012, 19:44

fuxi hat geschrieben:
Tanja hat geschrieben:
Als positive Religionsfreiheit wird die Freiheit des Grundrechtsberechtigten bezeichnet, eine religiöse oder weltanschauliche Handlung vorzunehmen.
Siehe oben, Deutschland hat sich dem verpflichtet. Und was damit legitimiert ist, ist genau festgelegt, was auch immer Du sonst für "Schweinereien" meinst, fällt da wohl eher nicht drunter.
Es läuft doch auf die Frage hinaus, was ist körperliche Unversehrtheit und, falls durch eine Handlung diese gefährdet wird, steht die körperliche Unversehrtheit eines Kindes über oder unter der Religionsfreiheit der Eltern?
Und die Frage konnte ich für mich schon bei Impfverweigerung/-pflicht und Bluttransfusionsablehnung/-zwangsverabreichung nicht schlüssig beantworten.
Ja, keine leichte Frage. Und ich glaube auch nicht, dass man da eine wirklich eindeutige Antwort finden kann. Ich denke mal, dass das bei Gericht auch bereits ausführlich diskutiert wurde und dass man halt den Weg gegangen ist, der insgesamt als die für alle ertäglichste Lösung erschien.
Tanja

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Adjua
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#66

Beitrag von Adjua » Do 13. Dez 2012, 19:47

fuxi hat geschrieben:
Tanja hat geschrieben:
Als positive Religionsfreiheit wird die Freiheit des Grundrechtsberechtigten bezeichnet, eine religiöse oder weltanschauliche Handlung vorzunehmen.
Siehe oben, Deutschland hat sich dem verpflichtet. Und was damit legitimiert ist, ist genau festgelegt, was auch immer Du sonst für "Schweinereien" meinst, fällt da wohl eher nicht drunter.
Es läuft doch auf die Frage hinaus, was ist körperliche Unversehrtheit und, falls durch eine Handlung diese gefährdet wird, steht die körperliche Unversehrtheit eines Kindes über oder unter der Religionsfreiheit der Eltern?
Und die Frage konnte ich für mich schon bei Impfverweigerung/-pflicht und Bluttransfusionsablehnung/-zwangsverabreichung nicht schlüssig beantworten.
Nicht ganz. Weil die Beschneidung im Säuglingsalter durchaus als sinnvolle Vorsorgemassnahme angesehen wird.

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Thomas/V.
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#67

Beitrag von Thomas/V. » Do 13. Dez 2012, 19:50

Toleranz anderen Kulturen gegenüber
Toleranz gegenüber Intoleranten kann auf Dauer nicht gut gehen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 146 gelöscht

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#68

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Do 13. Dez 2012, 19:53

Adjua hat geschrieben: Nicht ganz. Weil die Beschneidung im Säuglingsalter durchaus als sinnvolle Vorsorgemassnahme angesehen wird.
offenbar nicht von Jedem...

Knurrhuhn

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#69

Beitrag von Knurrhuhn » Do 13. Dez 2012, 19:54

Global betrachtet ist das natürlich ein sehr sensibles Thema. Aber was die Achtung fremder Kulturen betrifft ..... dann dürfte man sich auch nicht einmischen wenn im Iran eine Frau zur Steinigung verurteilt wird. (Merkwürdigerweise mischt sich aber aus der westlichen Welt so gut wie niemand ein, wenn in den USA die Todesstrafe vollstreckt wird. Warum nicht?! Weil die Tötungsart "humaner" ist?! Weil die westlichen Sitten grundsätzlich nicht angreifbar sein dürfen?)

Ich weiß, jetzt heißt es gleich wieder, das könne man nicht vergleichen. Kann man wirklich nicht??

Einem anderen Menschen Gewalt antun oder ohne sein Einverständnis ohne Not Eingriffe an seinem Körper vorzunehmen ist eine Straftat - egal, wie die Umstände sind oder ob man da eine Art "Größenverhältnis" in Betracht zieht.
Ein Diebstahl bleibt ein Diebstahl - ob jemand 10 € klaut oder 100.000 € oder gleich eine ganze Bank ausräumt. Entweder, eine Sache IST eine Straftat, oder sie ist es nicht. Punkt.

Ist schon schwierig alles. :hmm: Deshalb kann ich auch nur meine Meinung kund tun und weiß auch nicht, ob oder wie man von Gesetz wegen da eingreifen soll/kann/darf/muss. Wenn es hier verboten wird, reisen sie halt ins Ausland um es durchführen zu lassen, oder tun es im Hinterstübchen.
Ich würde mir einfach wünschen, wenn der Mensch als solcher mal anfinge nachzudenken, anstatt sich nur ohne selbst zu denken und zu hinterfragen jahrtausendealten Dogmen zu beugen.
Dazu gehört eben auch Aufklärung und daß die Leute aufhören Unsinn zu verbreiten wie z.B. den, daß Säuglinge kein ausgeprägtes Schmerzempfinden hätten. :sauenr_1:
Im übrigen ist gerade im Westen bzw. in den USA, wo die hygienischen Verhältnisse eine ordentliche, tägliche Reinigung ermöglichen, das Hygiene-Argument der blanke Hohn!

Man sollte auch mal die kritischen Berichte und negativen Erfahrungsberichte registrieren, aber die werden ja von den Befürwortern komplett ausgeblendet.

Hier übrigens ein interessanter Artikel dazu: http://www.sueddeutsche.de/wissen/nach- ... -1.1401049

Routine infant circumcision (RIC) - routinemäßige Neugeborenenbeschneidung - nennt sich die Praxis, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt wurde, um die in der prüden viktorianischen Gesellschaft verpönte Masturbation zu erschweren. Auch in Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika war beziehungsweise ist RIC verbreitet, doch nirgendwo auf der Welt war der Siegeszug so triumphal wie in den USA, wo in den siebziger Jahren mehr als 90 Prozent der weißen Bevölkerung beschnitten waren.

Die Entfernung der Vorhaut von Säuglingen ist buchstäblich einschneidender als die von Erwachsenen oder älteren Kindern. Da Vorhaut und Eichel bei fast allen Neugeborenen noch fest verwachsen sind, ähnlich wie Fingernägel mit dem Nagelbett, müssen diese beiden Strukturen zunächst einmal auseinandergerissen werden. Danach wird - je nach Methode - die Vorhaut längs abgeklemmt und eingeschnitten, mit einem Beschneidungsinstrument rundum für mehrere Minuten gequetscht und schließlich mit einem Skalpell amputiert.
Die gesamte Operation dauert bis zu zwanzig Minuten. Obwohl in medizinischen Studien bewiesen wurde, dass die Neugeborenen extreme Schmerzen erleiden, ist eine adäquate Betäubung auch heute noch eher die Ausnahme als die Regel. Ethisch besonders bedenklich wird RIC zudem dadurch, dass es sich um einen medizinisch unnötigen, kosmetischen Eingriff an einem nicht zustimmungsfähigen Patienten handelt.

Kein nachdenklicher und einfühlender Mensch wird es billigen, dass Säuglingen ein Teil ihres Körpers weggeschnitten wird und sie später womöglich in ihren sexuellen Funktionen beeinträchtigt leben müssen. Dass manche dieser Opfer die Beschneidung als sexuelle Bereicherung und hygienische Notwendigkeit propagieren, steht für die Identifikation mit dem Angreifer, die sich bei vielen Traumatisierten beobachten lässt. Sie führt auch zu der merkwürdigen Zähigkeit, mit der Kulturen und Religionen an qualvollen Ritualen festhalten. Ein Lehrbeispiel ist die grausame Genitalverstümmelung, mit der afrikanische Mütter ihre Töchter zu "richtigen" Frauen zu machen behaupten.

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Wayan
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#70

Beitrag von Wayan » Do 13. Dez 2012, 20:00

Tanja hat geschrieben:
Wayan hat geschrieben: Von den Befürwortern hätte ich gerne man ein Aussage zu den Berichten der wirklich Betroffenen:
Also, 1. bin ich keine "Befürworterin" von Beschneidung, sondern denke lediglich, dass man sie gesetzlich nicht unterbinden kann und sollte, weil es insgesamt einen negativen Effekt für die Gesellschaft und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen bedeuten würde und zwar ohne, dass dadurch wenigstens ein Vorteil für die Jungs enstehen würde, die ja trotzdem beschnitten würden.

Und 2. geht es auf der von Dir verlinkten Seite um die Beschneidung von Erwachsenen.

Und was Betroffene angeht, die als Kind beschnitten wurden, wie gesagt, ich war mal mit einem zusammen und kann nichts Negatives berichten. Vielleicht solltest Du mal mit den Leuten persönlich in Kontakt treten, die aus religiösen Gründen beschnitten worden sind. Vielleicht bringt Dich das weiter.
Ein Betroffener sagt sinngemäß: Auf einer Skala 0-10 bekommt Sex unbeschnitten die Note 12, nach der Beschneidung empfand er höchstens 3. Wie soll das einer beurteilen, der als Kind oder Säugling amputiert wurde?

Ja zwischen den Kulturen ist es immer schwierig: Beschneidung ja, Kinderhochzeiten nein? Brautgeld? Der Mann bestimmt, was die Frau tut oder lässt? Wo ist da die Grenze?
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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