Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

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Theo
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#31

Beitrag von Theo » Do 13. Dez 2012, 13:01

si001 hat geschrieben:Ums gleich vorab klar zu stellen: Ich kann den Grund für Beschneidungen auch nicht nachvollziehen.
Den "Grund" religiöser Handlungen oder Ideen kann niemand nachvollziehen, der nicht dem gleichen Glauben anhängt.
Wenn man Religionsausübung zulassen will, kann man keine Gesetze dagegen machen. Wenn doch, muss man die auch durchsetzen, was nur bedeuten kann, die entsprechenden Leute aus dem Geltungsbereich des Rechts zu entfernen, weil die machen das sonst heimlich.
Nicht ohne Grund gibt es in keinem aufgeklärten Land entsprechende Gesetze.
Thomas/V. hat geschrieben:So weit sind wir hier? Wer die Menschenrechte achten will, ist ein Antisemit? :aeug:
Es ist schon erstaunlich, welches Erregungsniveau immer sofort in D. erreicht wird, sobald Juden oder Israel im Spiel sind. Wären jetzt nur Moslems Beschneidungsanhänger, hätte das niemanden interessiert.
Gruß
Theo

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Knurrhuhn

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#32

Beitrag von Knurrhuhn » Do 13. Dez 2012, 13:05

Aber auch als Mann sollte man sich klar machen, dass die Väter, die ihre Söhne als Baby beschneiden lassen, auch selbst beschnitten sind. Und offfenbar empfinden sie das selbst als völlig OK, denn sonst würden sie das ihren Söhnen nicht zumuten. Egal welcher Religion Eltern angehören, sie lieben ihre Kinder, von traurigen Ausnahmen einmal abgesehen. Und sie wollen nur das Beste für sie. Und ich finde es nicht OK, das in Frage zu stellen, nur weil man selbst einem anderen Kulturkreis angehört.
In irgendeinem Forum schrieb damals eine jüdische Mutter (die ihre Söhne allerdings nicht hat beschneiden lassen!), daß alle Jungen und Männer sagen, daß sie das toll fänden bzw. so oder so gewollt hätten, weil sie sich ohne beschnittenen Schniepel als nicht-zugehörig und makelbehaftet empfinden würden. Natürlich - der Gruppendruck, und daß es halt "dazugehört" usw. ... da wird man als "andersartiger" auch schnell zur diskriminierten Randgruppe, wenn man's nicht machen lässt aber alle anderen es haben. Ob's deshalb tatsächlich was "gutes" ist sei mal dahin gestellt.

Außerdem hat ein Erwachsener beschnittener Mann zum einen keine (bewußte!) Erinnerung mehr an dieses Erlebnis, dem er als Säugling ausgesetzt war. Und zum anderen auch überhaupt keine Vergleichsmöglichkeit wie es denn ist, wenn die Pelle vorhanden ist, weil er ja so gesehen sein ganzes Leben nie eine hatte. Und kann daher überhaupt keinen Vergleich ziehen, ob es mit V.H. nicht vielleicht doch angenehmer wäre.
Daß ein solcher Mann das somit in Ordnung findet scheint mir da eine logische Konsequenz zu sein. :im:

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Heiko
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#33

Beitrag von Heiko » Do 13. Dez 2012, 13:35

Theo hat geschrieben:Wenn man Religionsausübung zulassen will, kann man keine Gesetze dagegen machen. Wenn doch, muss man die auch durchsetzen, was nur bedeuten kann, die entsprechenden Leute aus dem Geltungsbereich des Rechts zu entfernen, weil die machen das sonst heimlich.
RelKErzG - Gesetz über die religiöse Kindererziehung
Orientiert man sich an der Reihenfolge der Artikel unserer Verfassung (bzw. Grundgesetz) dann kommt schon bei Artikel 2 das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Religionsausübung erst mit Artikel 4. Ok, daß muß nichts bedeuten. Die Frage ist nur ob unsere Altvorderen bei Religion automatisch von einer die Grundrechte wahrenden Weltanschauung ausgegangen sind.
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

Knurrhuhn

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#34

Beitrag von Knurrhuhn » Do 13. Dez 2012, 13:49

Ich habe ein sehr schönes Zitat gefunden :)

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.

Galileo Galilei

AnamPrema

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#35

Beitrag von AnamPrema » Do 13. Dez 2012, 14:13

@Frau Hollerbusch
Für mich hat das alles nichts mit Religionsausübung zu tun. Auch wenn es in irgendeinem ur-uralten Papier steht und es "schon immer" so gemacht wurde.
Da stimme ich Dir vollkommen zu - gut, dass sich manche Dinge ändern,
denn sonst würden heutzutage auch mind. die Hälfte der weiblichen SVler
(die sich mit Kräuterchen befassen) als Hexen verbrannt.

Was sich D/EU im Moment gerade erlauben ist in vielen Bereichen einfach
nur unzumutbar und ich glaube nicht, dass das noch lange so weitergehen wird.

Knurrhuhn

Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#36

Beitrag von Knurrhuhn » Do 13. Dez 2012, 14:15

Genau - daran hatte ich auch gedacht und mir vorgestellt wie es wohl wäre mit den Menschenrechten, wenn es heute immer noch die spanische Inquisition gäbe und man sich am Hexenhammer orientieren würde! :holy:

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Thomas/V.
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#37

Beitrag von Thomas/V. » Do 13. Dez 2012, 14:30

Frau Hollerbusch hat geschrieben:Ich habe ein sehr schönes Zitat gefunden :)

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.

Galileo Galilei
http://arthur-schopenhauer.blog.de/2009 ... g-6184297/
Weil Irrtümer. wenn sie einmal in jungen Jahren eingeprägt wurden, später nur sehr schwer zu berichtigen sind,
Sie müssen ja, um Erfolg zu haben, durch Religionsunterricht u. dgl. den jungen Menschen in einem Alter prägen, wo ihm eigene Erfahrungen weitgehend fehlen und er somit seine eigene Urteilsfähigkeit noch nicht hinreichend entwickeln konnte.
Du weißt es, die Religionen sind wie die Leuchtwürmer: Um zu leuchten, bedürfen sie der Dunkelheit.
Schopenhauer
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Tanja
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#38

Beitrag von Tanja » Do 13. Dez 2012, 15:00

OK Thomas, und wo führen Dich diese Zitate in der Praxis hin, wenn Du sie nicht nur als Ausdruck Deiner persönlichen Haltung betrachtest, sondern sie als Leitmotiv für eine Änderung der Gesetzgebung ansiehst?

Mal angenommen, es würde ein Beschneidungsverbot durchgesetzt, glaubst Du nicht, dass das zu ernsthaften Problemen führen würde? Dass sich dadurch viele religiöse Menschen diskriminiert und entmündigt fühlen würden und sich möglicher Weise nicht nur still und heimlich dagegen zur Wehr setzten, indem sie ihre Söhne halt heimlich beschneiden liessen, sondern dass das schlimmstenfalls quasi zu einem Bürgerkrieg führen könnte? Religionskriege waren ja nun in der Vergangenheit keine Seltenheit.

In meinem letzten Beitrag hatte ich ein paar Beispiele genannt, wie sie in der Praxis vorkommen könnten. Wie siehst Du die?
Tanja

:blah:

Adjua
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#39

Beitrag von Adjua » Do 13. Dez 2012, 16:29

Tanja hat geschrieben: Auch wenn man gegen Beschneidung ist, sollte man da dann auch beim Thema bleiben. Wer sich dagegen ausspricht, ist sicher noch lange nicht antisemitisch, aber solche Sprüche wie der mit dem Bart und den Seitenlocken und einige andere Kommentare im Thread verfrachten das Thema dann auf eine Ebene, auf die es nicht gehört und die schon dazu geeignet wäre, die Diskussion in Hetzerei ausarten zu lassen, wenn man auf ihr weiter ginge.
Tanja, genau das meine ich auch. Leider ist es schwer, eine unaufgeregte Diskussion im derzeitigen gesellschaftlichen Klima zu führen - auch hier im Forum, leider.

Ich bin nicht religiös, war aber immer interessiert, was Menschen glauben, insbesonders, wenn ich in Kontakt mit eine Community gekommen bin, die anders war als die, wo ich als Abkömmling der Mehrheitskultur herkomme. Für die Beschneidung im frühen Säuglingsalter, was tatsächlich kein großer und schmerzhafter Eingriff ist, gab es und gibt es einerseits medizinische Befürworter (gerade in den USA machen das auch viele christliche Eltern wegen Hygiene etc.), andererseits kann es ein Argument auch für nicht religiöse Eltern sein, ihr Kind beschneiden zu lassen, um dem Kind den Weg in eine religiöse Gemeinschaft offen zu halten, wenn sie sich je dafür interessieren würden - wenn zum Beispiel ein Elternteil Moslem oder Jude ist.

Wenn man dafür ist, ist es jedenfalls besser, es vor dem 8. Tag zu machen als später.

Man sollte, finde ich, jedenfalls die Kirche im Dorf lassen von wegen Körperverletzung und so ... da gibt's, wenn man sich wirklich für Menschenrechte und die Unversehrtheit des menschlichen Körpers interessiert, und auch für möglichst wenig traumatische Erfahrung von Babys und Kindern, wirklich ganz andere Themen.

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Wayan
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Re: Willkommen im Gottesstaat Deutschland...

#40

Beitrag von Wayan » Do 13. Dez 2012, 17:20

Adjua hat geschrieben: Für die Beschneidung im frühen Säuglingsalter, was tatsächlich kein großer und schmerzhafter Eingriff ist, gab es und gibt es einerseits medizinische Befürworter (gerade in den USA machen das auch viele christliche Eltern wegen Hygiene etc.)
Nach glaubhafter Schilderung eines Amerikaners ist die Hygiene nur vorgeschoben. In den bigotten USA geht es eher darum, die Onanie zu erschweren/verhindern, was mit der Beschneidung teilweise klappen soll.

Ob der Eingriff nun sehr schmwerzhaft ist, oder nicht, ist nicht die Frage.
Er ist irreversibel!
Es gibt im Netz die Schilderung eines erwachsenen Mannes, der sich krankheitsbedingt beschneiden lassen musste. Er beschreibt sein verändertes Sexualleben und urteilt: vorher war es einfach viel besser.

Der nächste Schritt wäre die Forderung von "Gläubigen" zur Legalisierung der Beschneidung von Mädchen/Frauen.

Erzwungene Bescheidung von Kindern aus religiösen Grunden gleicht dem Ausstechen der Augen auf Befehl eines Blinden.
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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