Schrittzähler für Arbeitslose

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Theo
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#31

Beitrag von Theo » Mo 10. Dez 2012, 13:10

Spottdrossel hat geschrieben:Jetzt hast Du Dir grade selber widersprochen.
Nö. "Es schwer haben" bedeutet ja nicht, es nicht zu können.
Und der Umkehrschluss gilt auch nicht: Nicht jeder, der überall Schwierigkeiten hat, ist hochbegabt. :mrgreen:
Dagmar hat geschrieben:ich muss jetzt aber mal sagen, daß ich vor vielen Jahren auch ganz andere Erfahrungen gemacht habe.

Nur dadurch, daß ich ständig mitgedacht habe, daß ich vieles hinterfragt habe, habe ich Jobs angeboten bekommen. ...
Und als ich während des Studiums in einer Schraubenfabrik gearbeitet habe (um Geld zu verdienen), da hat dieses Verhalten dazu geführt, daß ich auch anspruchsvollere Aufgaben erledigen durfte.
Im Großen und Ganzen habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Oft ist es auch nur der Ton; Besserwisser sind nirgends gern gesehen.
Gruß
Theo

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Spottdrossel
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#32

Beitrag von Spottdrossel » Mo 10. Dez 2012, 13:26

Theo hat geschrieben:[Oft ist es auch nur der Ton; Besserwisser sind nirgends gern gesehen.
OK, im vorliegenden Fall hatte die "Besserwisserin" einen Paketband-Abroller intuitiv (und erfolgreich) benutzt und sich nicht an die Bewegungsabfolge gehalten, die sich die polnische Frisöse vor 5 Jahren notiert hatte und die sie seitdem akriebisch befolgt.
Noch Fragen?
(wie gesagt, Geschichten, die keiner glaubt...)

Ob mitdenken erwünscht ist, liegt an der Chefetage - und leider sind da einige der Annahme, wenn genug Konkurrenz unter den Mitarbeitern aufgebaut wird, bringt jeder für kleines Geld 150 % Leistung.
Stattdesssen gehen alleine 40 % für Streit und Sabotage verloren, und am Ende kommen Sachen raus wie ein Flugzeug mit zuwenig Kabeln, weil sich keiner getraut hat, einen Fehler zu melden.
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Knurrhuhn

Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#33

Beitrag von Knurrhuhn » Mo 10. Dez 2012, 14:14

fuxi hat geschrieben:Ich hab nicht alles durchgelesen, aber die Aktion mit dem Schrittzähler war freiwillig.
Entschuldigung .... aber: erstens ist die Idee an sich schon absurd genug und zeigt m.E. einmal mehr die Richtung an, in die die Behandlung/Diffamierung von Arbeitslosen (-Suchenden) abdriftet. Wehret den Anfängen!

Und zweitens frage ich mich nach diesen Sätzen, (aus dem verlinkten Artikel in meinem ersten Beitrag)

Der Chef des Jobcenters Brandenburg an der Havel, Christian Gärtner, ist für seine „harte Gangart“ bekannt. So sagte dieser noch vor einigen Wochen gegenüber der Presse medienwirksam: „Notfalls werden wir bei qualifizierungsunwilligen Leuten aber sanktionieren, bis sie raus sind aus dem Leistungsbezug“. Die Presse titelte entsprechend: „Jobcenter fährt harte Linie gegen Verweigerer“. Eben jener hat sich nun etwa neues ausgedacht. 18 Erwerbslose haben einen Schrittzähler angeheftet bekommen, um zu messen, ob diese sich „zu wenig bewegen“.

inwieweit diese "Freiwilligkeit" von der Behörde forciert wurde. Eine Eingliederungsvereinbarung mit entsprechendem Passus, daß der "Kunde" (schon ein Hohn für sich allein) sich 'freiwillig' an dem Experiment beteiligt sieht natürlich so aus, als wäre das für beide Seiten eine tolle, wünschenswerte Sache.
Doch wie die Unterschrift der EV den Leuten aus dem Kreuz geleiert wurde, z.B. durch Androhung von Leistungskürzung oder -entzug, das geht aus dem Artikel nicht hervor....

Natürlich gibt es Leute, die tatsächlich den bequemen Weg bevorzugen und alles dafür tun, um ihr bequemes Leben zu behalten. Die hat es aber schon immer gegeben, auch vor ALG II / Hartz4 Zeiten.
Aber es kann trotzdem nicht angehen, daß durch solche Aktionen wieder mal der Anschein erweckt wird, daß alle Arbeitslosen grundsätzlich zu faul sind und einfach nur keine Lust haben!

Wie hier schon von vielen Vorrednern und Vorrednerinnen geschrieben wurde: es gibt nicht mehr genug Jobs für alle. Es ist tatsächlich wie die Reise nach Jerusalem (gutes Beispiel übrigens). Und demjenigen, für den kein Stuhl mehr übrig bleibt, wird da auch die x-te Qualifizierungsmaßnahme nichts nutzen.
Zum einen ist die Arbeitswelt so hochgradig technologisiert worden, daß der Bedarf an Arbeitsplätzen stark geschrumpft ist. Zweitens sparen sich Unternehmen zu Tode. Es wird "outgesourct" auf Deibel komm raus, Praktikanten, Leiharbeiter oder Aushilfen eingesetzt statt qualifizierter Arbeitskräfte (die man anständig entlohnen müßte), und sowieso immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern gepackt.

Solche Artikel bzw. Maßnahmen schüren in der Öffentlichkeit aber wieder das Bild vom faulen Arbeitslosen, der sich halt nur nicht genügend bewegt, einsetzt, qualifiziert. "Wir haben es ja schon immer gewußt - alles nur faule Säcke!".
In dem HIV-Zwangstest-Thread hatte es Little Joe so schön beschrieben, wie Hetzkampagnen gegen gewisse "Gruppierungen" laufen. Meiner Meinung nach gehört diese Angelegenheit auch dazu!

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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#34

Beitrag von fuxi » Mo 10. Dez 2012, 14:23

Aus dem Artikel, den ich gelesen hatte, ging eindeutig hervor, dass bei der Schrittzähler-Geschichte keine Sanktionen angedroht wurden, bei der Rauch-Entwöhnung aber schon.
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#35

Beitrag von Rati » Mo 10. Dez 2012, 14:52

Frau Hollerbusch hat geschrieben:
fuxi hat geschrieben:Ich hab nicht alles durchgelesen, aber die Aktion mit dem Schrittzähler war freiwillig.
Entschuldigung .... aber: erstens ist die Idee an sich schon absurd genug und zeigt m.E. einmal mehr die Richtung an, in die die Behandlung/Diffamierung von Arbeitslosen (-Suchenden) abdriftet...
ja, sehe ich auch so. Ob nun komplett freiwillig, oder freiwilliger Zwang
Zeitungsartikel hat geschrieben:„Viel Überzeugungsarbeit habe man nicht leisten müssen“, so Clarissa Schmidt von der Behörde...
ist egal.
Die Idee an sich ist einfach absurd.
Wenns von der Krankenkasse käme, i.O. aber vom Jobcenter?? :aeh:

Grüße Rati
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#36

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 10. Dez 2012, 15:05

Das hiesige Jobcenter ist das, was auf die Idee mit den zwangsweisen Nichtraucherkursen für ältere Alg2-Bezieher kam..... :dreh: :bang: :roll: :nudel:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#37

Beitrag von Spottdrossel » Mo 10. Dez 2012, 18:43

Sabi(e)ne hat geschrieben:Das hiesige Jobcenter ist das, was auf die Idee mit den zwangsweisen Nichtraucherkursen für ältere Alg2-Bezieher kam..... :dreh: :bang: :roll: :nudel:
Mein Mann hatte ja eine zeitlang für eine amerikanische Firma gearbeitet, die haben die nicht-militärischen Aufgaben für die US-Airforce übernommen.
Da hatten dann Offiziere tatsächlich das "Diplom" der anonymen Alkoholiker an der Wand hängen, auch wenn sie nie abhängig waren. Gehörte irgendwie zum guten Ton :roll: .
Ob das mit den Raucherkursen in eine ähnliche Richtung gehen soll?
Ich bin ja selber militanter Nichtraucher, aber seit das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz einigermaßen beherzigt wird, ist doch alles in Ordnung - was sollen diese "Maßnahmen" bringen, außer rausgeschmissenem Geld?
Und vor allem: seit wann ist die Frage Raucher/Nichtraucher bei einer Bewerbung zulässig?
Ich kann als Arbeitgeber meinen Betrieb rauchfrei halten, aber was die Leute nach Feierabend machen, geht doch keinen was an?
Oder sollen dann demnächst höchst amerikanische Drogentests kommen? Erinnert mich an die Dilbert-Comics, die mein Mann grade liest :ohoh: .
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#38

Beitrag von Heiko » Mo 10. Dez 2012, 22:28

Sabi(e)ne hat geschrieben:Das hiesige Jobcenter ist das, was auf die Idee mit den zwangsweisen Nichtraucherkursen für ältere Alg2-Bezieher kam..... :dreh: :bang: :roll: :nudel:
Man erinnere sich an die Zeit der Diskussion um das Rauchverbot in Gaststätten. Oh wie sah man da die Demokratie in Gefahr, Bevormundung blabla. Warum sind eigentlich unsere Verteidiger der Freiheit hier eigentlich nicht zu vernehmen? :lol:
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

Knurrhuhn

Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#39

Beitrag von Knurrhuhn » Mo 10. Dez 2012, 23:03

Heiko hat geschrieben:
Sabi(e)ne hat geschrieben:Das hiesige Jobcenter ist das, was auf die Idee mit den zwangsweisen Nichtraucherkursen für ältere Alg2-Bezieher kam..... :dreh: :bang: :roll: :nudel:
Man erinnere sich an die Zeit der Diskussion um das Rauchverbot in Gaststätten. Oh wie sah man da die Demokratie in Gefahr, Bevormundung blabla. Warum sind eigentlich unsere Verteidiger der Freiheit hier eigentlich nicht zu vernehmen? :lol:
Weil es da um eine tatsächliche Gefährdung von Mitmenschen und Angestellten der Gastronomie geht?! :im:
Es geht um Schutz von Menschen vor Passivrauchen - der einzelne Raucher darf sich dennoch gerne weiterhin vergiften und den Weg zur Lunge teeren.

Recke Klaus (1962)
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Re: Schrittzähler für Arbeitslose

#40

Beitrag von Recke Klaus (1962) » Di 11. Dez 2012, 00:21

Eh Anmerkung, ich vermute aber eher der Raucher stirbt womöglich nicht mehr an Lungenkrebs, eher an
Lungenentzündung...steht ja bei Wind und Wetter nur noch vor der Tür....mal so am Rande.... :hmm:

Zum Thema: Schrittzähler und Fußfessel liegen dann wohl auch nicht mehr so weit auseinander..... :pfeif:
Seid ihr euch wirklich Alle ganz sicher, dass die von denen wir es bisher glaubten, auch wirklich Tod sind... :aeug:
Verblödung ist staatstragend. Ein verdummtes Volk kann besser regiert werden,
weil es sich leichter bescheißen lässt. G.Schramm - Die Anstalt -

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