fuxi hat geschrieben:Ich hab nicht alles durchgelesen, aber die Aktion mit dem Schrittzähler war freiwillig.
Entschuldigung .... aber: erstens ist die Idee an sich schon absurd genug und zeigt m.E. einmal mehr die Richtung an, in die die Behandlung/Diffamierung von Arbeitslosen (-Suchenden) abdriftet. Wehret den Anfängen!
Und zweitens frage ich mich nach diesen Sätzen, (aus dem verlinkten Artikel in meinem ersten Beitrag)
Der Chef des Jobcenters Brandenburg an der Havel, Christian Gärtner, ist für seine „harte Gangart“ bekannt. So sagte dieser noch vor einigen Wochen gegenüber der Presse medienwirksam: „Notfalls werden wir bei qualifizierungsunwilligen Leuten aber sanktionieren, bis sie raus sind aus dem Leistungsbezug“. Die Presse titelte entsprechend: „Jobcenter fährt harte Linie gegen Verweigerer“. Eben jener hat sich nun etwa neues ausgedacht. 18 Erwerbslose haben einen Schrittzähler angeheftet bekommen, um zu messen, ob diese sich „zu wenig bewegen“.
inwieweit diese "Freiwilligkeit" von der Behörde forciert wurde. Eine Eingliederungsvereinbarung mit entsprechendem Passus, daß der "Kunde" (schon ein Hohn für sich allein) sich 'freiwillig' an dem Experiment beteiligt sieht natürlich so aus, als wäre das für beide Seiten eine tolle, wünschenswerte Sache.
Doch wie die Unterschrift der EV den Leuten aus dem Kreuz geleiert wurde, z.B. durch Androhung von Leistungskürzung oder -entzug, das geht aus dem Artikel nicht hervor....
Natürlich gibt es Leute, die tatsächlich den bequemen Weg bevorzugen und alles dafür tun, um ihr bequemes Leben zu behalten. Die hat es aber schon immer gegeben, auch vor ALG II / Hartz4 Zeiten.
Aber es kann trotzdem nicht angehen, daß durch solche Aktionen wieder mal der Anschein erweckt wird, daß alle Arbeitslosen grundsätzlich zu faul sind und einfach nur keine Lust haben!
Wie hier schon von vielen Vorrednern und Vorrednerinnen geschrieben wurde: es gibt nicht mehr genug Jobs für alle. Es ist tatsächlich wie die Reise nach Jerusalem (gutes Beispiel übrigens). Und demjenigen, für den kein Stuhl mehr übrig bleibt, wird da auch die x-te Qualifizierungsmaßnahme nichts nutzen.
Zum einen ist die Arbeitswelt so hochgradig technologisiert worden, daß der Bedarf an Arbeitsplätzen stark geschrumpft ist. Zweitens sparen sich Unternehmen zu Tode. Es wird "outgesourct" auf Deibel komm raus, Praktikanten, Leiharbeiter oder Aushilfen eingesetzt statt qualifizierter Arbeitskräfte (die man anständig entlohnen müßte), und sowieso immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern gepackt.
Solche Artikel bzw. Maßnahmen schüren in der Öffentlichkeit aber wieder das Bild vom faulen Arbeitslosen, der sich halt nur nicht genügend bewegt, einsetzt, qualifiziert. "Wir haben es ja schon immer gewußt - alles nur faule Säcke!".
In dem HIV-Zwangstest-Thread hatte es Little Joe so schön beschrieben, wie Hetzkampagnen gegen gewisse "Gruppierungen" laufen. Meiner Meinung nach gehört diese Angelegenheit auch dazu!