Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

Meldung des Tages
Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#41

Beitrag von kraut_ruebe » So 28. Okt 2012, 10:55

hobbygaertnerin hat geschrieben: Heute morgen, als ich die geschlossene Schneedecke sah, war ich nur froh, dass wir diesen Herbst viel mehr als die 8 to 5 Arbeitszeit gemacht hatten, weil zum Glück alles geerntet und das Wintergetreide wieder angebaut ist.
Mit wenig Arbeit in der Landwirtschaft Geld zu verdienen, für solche Ratschläge wäre ich sehr offen, aber bisher hab ich ausser guten Ratschlägen noch wenig brauchbares gefunden.
dass es wenig(er) arbeit wäre meinte ich damit nicht, landwirtschaft wird wohl ebensowenig wie fast alle selbstständigen in der wirtschaft keine fixen 'von-bis'-stundenzeiten kennen.

in der wirtschaft hat man die wahl zwischen dem 9to5-modell (als synonym), also dem angestellten/arbeitsverhältnis dessen basis der stundenlohn ist und dem schritt raus aus diesem system, die selbstständigkeit (steht für einzelunternehmen) und auch das unternehmertum (das wär dann die variante arbeitgeber zu sein).

als arbeitnehmer sind die möglichkeiten gedeckelt, als sebstständiger/unternehmer nicht. die freiheit der unbeschränktheit bezahlt man mit risiko und dem abschied von vorgegebenen zeiten. welchen wert man in die wörter 'risiko' und 'zeit' legt wird bei jedem anders definiert sein, der preis wird von jedem anders hoch bemessen, von 0 bis 'vielzuviel' wird es alles geben.

aus diesem gedankengang heraus bitte den gestrigen satz mit dem 9to5 betrachten.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#42

Beitrag von emil17 » So 28. Okt 2012, 17:58

Tanja hat geschrieben:Was diese "Umwidmung" tatsächlich bedeutet ist: mehr Bürokratie, noch mehr Gängelung der Bürger durch mehr Zwänge, mehr Gesetze, mehr Verordnungen. Und das ausgerechnet in einem Bereich, der seit langen Zeiten wunderbar funtioniert. Das ist vollkommen unnötig und sinnfrei. Und es schnürt uns Bürger an einer weiteren Stelle in ein enges Korsett, welches die Möglichkeiten zur freien Entfaltung, zu eigenverantwortlichem Handeln und Möglichkeiten zu einem tatsächlichen naturnahem Leben noch mehr einschränkt als es eh schon der Fall ist.
Wenn ich mir so anschaue, was die Menschheit "in freier Entfaltung und eigenverantwortlichem Handeln" mit den 90% der Flächen angestellt hat, die nie unter Naturschutz standen und es auch nie sein werden: weite Landstriche sind unrettbar verschandelt und ökologisch ruiniert und sind nun Industrie-oder Agrarwüsten!
Folglich ist es nicht übertrieben, einige der noch verbliebenen Flächen per Gesetz aus diesem Wahnsinn herauszunehmen. Wer das ungerecht findet, hat unterschiedliche Masstäbe. und zu dem naturnahen Leben, das die meisten Leute eigenverantwortlich und in freier Entfaltung gewählt haben: Kein Gesetz schreibt den Einheits-Siedlungsbrei aus EFH mit Zierrasen, Carport, Waschbeton-Gehwegplatten und Gartengrill vor.
Tanja hat geschrieben:Touristenströme ins vermeintliche Paradies zu locken degradiert den Menschen zum Zoobesucher.
Erstens muss man da nicht mitmachen, zweitens hat der Steuerzahler Anspruch auf Gegenleistung für sein Geld, und drittens sind gelenkte Touristenströme ein bewährtes Mittel, um Kernzonen von Menschen freizuhalten. Viertens hat jeder Betrieb eine Kundeninformationszone.
Misanthropen werden zu Recht sagen, dass Menschen schon Zoobesucher sind: geh mal an ein Fussballspiel oder eine Love-Parade oder ans Oktoberfest oder sommers an den Teutonengrill auf Mallorca oder auch nur Samstag vormittags zum Aldi oder Hornbach.
Manfred hat geschrieben: Wenn die deutschen Bauern, die nach den umfangreichsten rechtlichen Auflagen weltweit wirtschaften müssen und daher in den meisten Produtkionssparten auf dem heimischen Markt nicht mehr mithalten können, weil die weitgehend auflagenfreie Billigkonkurrenz aus dem Ausland unsere Märkte zuschütten darf, bei solchem Dummfug einen dicken Hals kriegen, braucht man sich nicht zu wundern.
Der Gesetzgeber macht Auflagen und legt die Förderrichtlinien so fest, dass sich fast flächendeckend nur noch Biogasanlagen und intensivste Mast (für den Export und mit Importfutter) rechnen (...)
Die einzige Möglichkeit daran etwas zu ändern, sind strenge Importauflagen. Aber das würde zu steigenden Lebensmittelpreisen führen. Also tut man vorne rum so, als wolle man was für die Umwelt tun, indem man der heimischen Landwirtschaft immer neue Knüppel zwischen die Beine wirft, und hinten rum importiert man weiter den Billigdreck aus allen Rodungs-, Flusstrockenlegungs-, Wasserverseuchungs- und Giftspritzerecken der Welt und sorgt dafür, dass Flugbenzin bloss nicht zu teuer wird.
Wie soll man reagieren, wenn man jeden Tag in den Mühlen dieses Systems rotiert?
Da hast Du völlig recht und ich unterschreibe das.

Aber das ist nicht Fehler des Naturschutzes. Naturschutz ist nicht die Ursache der Misere in der Landwirtschaft und auch nicht die Lösung dafür. Der Naturschutz verbaut jedoch den Bauern einen scheinbaren kurzfristigen Ausweg (wenn wir diesen Wald auch noch roden dürften hätten wir die Möglichkeit ein weiteres Jahr über die Runden zu kommen; wer das verbietet ist also gegen die Bauern). Des weiteren bin ich der Meinung, dass jeder, der im Naturschutz tätig ist, sei es im Park oder in der Behörde, mindestens ein Jahr auf einem land -oder forstwirtschaftlichen Produktionsbetrieb gearbeitet haben müsse.

Man kann es auch schlicht statistisch nehmen: Wenn 95% der Leute nicht in der Landwirtschaft arbeiten, dann dürfen auch einige Flächen, die für Landwirtschaft geeignet wären, aus der Nutzung genommen werden. Wenn aus bestem Ackerland ein Golfplatz gemacht wird, dann jeiert ja auch keiner.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#43

Beitrag von Manfred » So 28. Okt 2012, 18:00

Schade. Der Beitrag ist nirgends mehr auffindbar...

Kurzfassung:
@Angela:
Leider kann man von deinem Konsumverhalten nicht auf das der anderen schließen.
Ich kenne eine ganze Zahl Direktvermarkter persönlich. Das ist ein ziemlich hartes Geschäft. Und die Stundenentlohnung ist bei den meisten sehr schlecht.
Die beiden erfolgreichsten, die ich persönlich kenne, sind konventionelle Betriebe, die die Vermarktung mit Personal professionell aufgetellt haben.

Aber die wenigsten Bauern sind gute Verkäufer. Und wenn jemand ein guter Verkäufer ist, kann er mit reinem Verkaufen ein deutlich besseres Einkommen erzielen als in Kombination mit Landwirtschaft.
D.h. für einen guten Direktvermarkter braucht es einen guten Verkäufer, der gleichzeitig landwirtschaftlicher Überzeugungstäter ist und deshalb von der Landwirtschaft nicht lassen will.
Und die sind dünn gesät.
Und wären sie dick gesät, würde es trotzdem nicht funktionieren, weil der Markt dafür nicht da ist.
Wenn auf dem Bauernmarkt statt einem oder zwei Fleischverkäufern 50 oder 100 stehen würden, könnten die alle zusammen einpacken.
Direktvermarktung ist eine kleine Nische und wird es auf absehbare Zeit bleiben.
Die Frage ist, wie man dem Großteil der Bauern ein vernünftiges Einkommen sichern und unsere Lebensmittel-Eigenversorgung sichern kann, in Kombination mit der Bereitstellung öffentlicher Leistungen (wie Naturschutz und Landschaftspflege). Und das geht nur mit Außenschutz. Alle anderen Mittel sind zum Scheitern verurteilt.
Wir wackeln gerade durch die Anfänge der Finanzkrise. Für die Bauern bedeutet das, dass die eh schon dauernd gekürzten Ausgleichszahlungen und Landschaftspflegemittel durch die Inflation noch schneller wertlos werden als kalkuliert. D.h. der Stukturwandel wird weiter beschleunigt. In den nächsten 10 Jahren wird ein überdurchschnittlicher (gemessen an den letzten Jahrzehnten) Anteil kleiner Höfe trotz stark steigender Lebensmittelpreise dicht machen müssen.

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#44

Beitrag von hobbygaertnerin » So 28. Okt 2012, 19:00

Hallo Manfred,
von den steigenden Lebensmittelpeisen wird auch bei den verbleibenden Betrieben nicht viel ankommen, weil die Kosten das auffressen werden.
Momentan läuft ein Verdrängungswettbewerb, der mir Sorgen bereitet. Und ich hoffe, dass ich nicht recht habe, aber es erscheint mir so zu sein, dass die in bäuerlichem Eigentum gewesenen Flächen in Kapitalgesellschaften, in andere Eigentumsverhältnisse übergehen sollen.
Die Ernährungssicherung in Form von Lebensmitteleigenversorgung ist schon lange vom Tisch- die Fülle der Waren in den Anzeigenblättern täuscht eine Überversorgung vor, die nicht mehr vorhanden ist.
Mir scheint jegliches Maß, jegliche Vernunft auf eine nachhaltige Wirtschaft verloren zu gehen, der Konkurrenzdruck zwischen Energie vom Acker und der Nahrung vom Acker ist nach meinem Dafürhalten schon jetzt klar entschieden.
Mich würde nur interessieren, wer eigentlich auf dieser Welt die Stellschrauben dreht, um alles ins Chaos, in den Untergang zu treiben?

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#45

Beitrag von emil17 » So 28. Okt 2012, 19:14

Manfred hat geschrieben: Wir wackeln gerade durch die Anfänge der Finanzkrise. Für die Bauern bedeutet das, dass die eh schon dauernd gekürzten Ausgleichszahlungen und Landschaftspflegemittel durch die Inflation noch schneller wertlos werden als kalkuliert.
Nicht nur das: Dort werden sie anfangen zu streichen. Genauso wie bei dem öffentlichen Verkehr auf Nebenbahnen, Grundschulen in Kleingemeinden, und so weiter. Müllermilch und irgend ne ehemalige ostelbische Getreide-LPG werden ihre Subventionen nicht so rasch verlieren wie der Kleinbauer, der ganz nebenbei einige Naturschutzziele mit erreichen hilft. Die Kleinbauern weden dann nicht von der Regierung als überflüssig erklärt werden (wie es zutreffend wäre), sondern "Opfer der Strukturkrise".
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
luitpold
Beiträge: 2888
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 18:00
Wohnort: wien/nö

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#46

Beitrag von luitpold » So 28. Okt 2012, 21:07

emil17 hat geschrieben: Dort werden sie anfangen zu streichen. Genauso wie bei dem öffentlichen Verkehr auf Nebenbahnen, Grundschulen in Kleingemeinden, und so weiter. Müllermilch und irgend ne ehemalige ostelbische Getreide-LPG werden ihre Subventionen nicht so rasch verlieren wie der Kleinbauer, der ganz nebenbei einige Naturschutzziele mit erreichen hilft. Die Kleinbauern weden dann nicht von der Regierung als überflüssig erklärt werden (wie es zutreffend wäre), sondern "Opfer der Strukturkrise".
ist ja nicht unlogisch, landschaftspflege füllt keine mägen. im falle des falles ist eine größere massenmobilität nicht sooo erwünscht.
es wäre doch blöd die massenversorger zu gefährden und dem orchideenfach, alte sorten landschaftspflege naturschutz permakultur, eine übergeordnete bedeutung beizumessen.

wenn warum auch immer, keine schiffe anlanden, keine flugzeuge starten, wird man erstaunt feststellen wie schnell aus energiemais und industriekartoffeln, kartoffelbrei pflanzenöl babynahrung braumalz sirup und noch 47 andere lebensmittel hergestellt werden. viehfutter versteht sich wohl von selbst, oder wie sonst soll der wackere selbstversorger seine hühner füttern? :mrgreen:

die reichen haben ohnehin ihre claims abgesteckt, die familie zeitungsherausgeber betreibt mit der familie supermarktbesitzer ein riesiges biozertifiziertes landgut. mehrfachnutzen sind die schönen romantisch bunten bilder in der wochenendausgabe, das gute bioimage der supermarktkette, im notfall ist die hochqualitative nahrung in den villen der bonzen gesichert.

jeder burnoutgefährdete fondsmanager schafft sich einen feinen biobauernhof mit schloßartigen rückzugsräumen.

unterer mittelstand organisiert sich in CSA.

für die restbevölkerung, vermutlich sind das 95-97% bleibt energiemais und müllermilch.
die chips aus maisstärke werden im maisöl frittiert, na bitte es fügt sich das eine zum andern, massenernährung bewältigt.
womit auch gleich die frage beantwortet ist, warum mais und nicht kurzumtriebsplantage.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#47

Beitrag von kraut_ruebe » So 28. Okt 2012, 21:37

luitpold hat geschrieben:
jeder burnoutgefährdete fondsmanager schafft sich einen feinen biobauernhof mit schloßartigen rückzugsräumen.
das ist schon ok so, irgendwie muss ich ja meine provisionen verdienen, um die milch und das fleisch bezahlen zu können ;)

@manfred:

klar, ich bin nur beispiel und das szenario hier wo es zuwenig davon gibt kann nicht der restlichen welt übergestülpt werden. ich werte es aber als hoffnungsschimmer für die bauern.

und dass bauern nicht zwangsläufig gute verkäufer sind ist mir fast logisch, das sind zwei paar schuhe. ich finde auch dass man überhaupt nicht alles können muss und die konzentration auf das wesentliche wichtiger ist. in meinem eigenen kleinbetrieb gibt es aus zwei gründen mitarbeiter: 1) gibts jemand der eindeutig besser repräsentiert als ich, 2) ich mag einfach lieber innendienst schieben - für beide gründe bezahle ich gerne jemanden der das für mich macht.

genauso kann die vermarktung von produkten auch funktionieren, ich geh auch davon aus dass all diese kleinbauern der genuss-regionen sich nicht weiter mit marke, vermarktung, vertrieb beschäftigen müssen, sondern dass das jemand macht der dafür bezahlt wird. und der auch gleich diesen shop ins leben gerufen hat.

- also im prinzip wie von dir beschrieben mit/an personal aufgeteilt (ausgelagert)

edit: das buch für kenner :mrgreen:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
luitpold
Beiträge: 2888
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 18:00
Wohnort: wien/nö

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#48

Beitrag von luitpold » So 28. Okt 2012, 21:46

kraut_ruebe hat geschrieben:....genuss-regionen....

edit: das buch für kenner :mrgreen:
Kohlrabi über Brokkoli
Blumenkohl und Spitzkohl
Wirsing,
Chinakohl, etc...


:platt:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#49

Beitrag von kraut_ruebe » So 28. Okt 2012, 21:49

wenn du auf die falsche stelle schaust wird das nix, luitpold :lol:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
luitpold
Beiträge: 2888
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 18:00
Wohnort: wien/nö

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#50

Beitrag von luitpold » So 28. Okt 2012, 21:55

:eek:

ich seh keine underline _ :hmm:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Antworten

Zurück zu „Der Dorfschreier“