Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

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Knurrhuhn

Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#1

Beitrag von Knurrhuhn » Do 25. Okt 2012, 21:52

Die Gegner werden ihre Gründe haben .... ich find's schade. Wieder mal ein Paradebeispiel dafür, daß Naturschutz und -Erhalt erst hinter allen anderen Interessen steht?

Das umstrittene Nationalpark-Projekt im Teutoburger Wald steht vor dem Aus. Der vom Kreistag eingesetzte Schlichter Günter Kozlowski räumte am Donnerstag ein, er könne keinen sinnvollen Schlichtungsvorschlag vorlegen.
...
Im Kreis Lippe sollte ein Nationalpark entstehen, der später mit einem möglichen Nationalpark in der noch von den britischen Streitkräften genutzten Senne zusammengelegt werden sollte. Dabei ging es immer wieder um die Grenzen des Nationalparks.
...


http://www.welt.de/regionales/duesseldo ... m-Aus.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpa ... urger_Wald

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#2

Beitrag von Manfred » Do 25. Okt 2012, 22:06

Da kann man die betroffenen Bewohner des Gebietes nur beglückwünschen.
Die Gängelung und faktische Enteignung durch solche Nationalparkprojekte sind eine Katastrophe für die Menschen und die Region.

gmc
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#3

Beitrag von gmc » Fr 26. Okt 2012, 00:18

Manfred hat geschrieben:Da kann man die betroffenen Bewohner des Gebietes nur beglückwünschen.
Die Gängelung und faktische Enteignung durch solche Nationalparkprojekte sind eine Katastrophe für die Menschen und die Region.
Kannst Du da irgend ein Beispiel bringen, dass Deine Behauptung belegt. Kennst Du überhaupt die Gegend, von der hier die Rede ist?

Ich bin am Teuto (südlich von Detmold) aufgewachsen, und habe ab dem 10. Lebensjahr viele Jahre dort verbracht.
Diese Landschaft mit den Externsteinen, (einem für Norddeutschland einmaligen Naturdenkmal), http://de.wikipedia.org/wiki/Externsteine
den vielen Naturschutzgebieten, den Wacholder- und Heidelandschaften auf den Mittelgebirgshängen, den großen Buchenwäldern, und auf der Südseite des Waldgebirges der Truppenübungsplatz (britisch) Senne* zu einem Nationalpark zusammen zu führen wäre wirklich eine sinnvolle Tat.

*) dessen Verwilderungen mit Gebieten an der innerdeutschen Grenze vergleichbar sind. Große Artenvielfalt in Fauna und Flora.
http://de.wikipedia.org/wiki/Senne

Wir haben leider nicht die großartigen Nationalparks wie z.B. die Norweger, deshalb sollten wir uns besonders um unsere schützenswerten Landschaften kümmern!

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#4

Beitrag von Manfred » Fr 26. Okt 2012, 08:13

Das ist ja gerade das Schlimme, dass die Gutmeinenden nicht sehen, was sie anrichten. Mit dem Teutoburger Wald verbindet mich wenig, dafür umso mehr mit dem Steigerwald, dessen Bewohner ebenfalls mit viel Glück und Einsatz einen aufgezwungenen Nationalpark verhindern konnnten.
Die Gründung eines Nationalparks bedeutet mittelfristig die Vernichtung der wirtschafltichen Existenz von hunderten Land- und Forstwirtschaftsbetrieben und eine umfrangreiche Enteignung der Grundeigentümer, ob direkt oder durch Bewirtschaftungsauflagen.
Gerade die Menschen, die diesen Naturraum über Generationen geschaffen und gestaltet haben, werden am stärksten dafür bestraft.
Als "Gegenleistung" gibt es ein paar Fremdenzimmer mehr.
Solche Wahnsinnsprojekte über die Köpfe der Menschen hinweg erfahren zum Glück nicht nur in Großstädten (siehe Stuttgart) sondern auch auf dem Land inzwischen ihre Gegenbewegung.
Wenn die "Allgemeinheit" (wer auch immer das ist) auf bestimmten Flächen eine bestimmte Bewirtschaftungsform will, dann soll sie eben Geld in die Hand nehmen und diese Art der Bewirtschaftung für die Bewirtschafter so attraktiv machen, dass sie sich beibehalten oder neu einführen.
Das die Mehrheit auf Kosten der Existenzen einer Minderheit ihre Öko-Machtphantasien ausleben will und das in vielen Regionen schon getan hat, ist ein echtes Armutszeugnis für unsere Demokratie.
Wäre das in den vorherigen Nationalparkprojekten zugunsten der Bevölkerung dort glaufen, gäbe es keine solche massiven Widerstände gegen die neuen Projekte. Aber die Bevölkerung lässt sich nicht mehr so leicht überrumpeln und stellt sich mit Recht auf die Hinterbeine.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 26. Okt 2012, 09:20

hallo!

Also im Nationalpark Hohe Tauern lebt es sich nicht sooo schlecht - ? :im:

Was aber schon stimmt: die von oben verordnteten Regeln sind meistens ziemlich unüberlegt und praxisfern....
Wenn man eine bestimmte Landschaft bewahren will, dann ist es nicht sinnvoll, einfach den Menschen rauszukicken.

Wie kann man aber sonst besondere Gebiete schützen?
Könnte man die Menschen per Gesetz verpflichten, traditionell zu arbeiten??

liebe Grüße!

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marion
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#6

Beitrag von marion » Fr 26. Okt 2012, 09:20

Guten Morgen,

ich komme ja ursprünglich aus der Gegend. Eggegebirge/Teuteburger Wald.
Für mich der schönste Ort der Welt, es ist wirklich traumhaft schön dort.
Wenn das zerstört würde ... es wäre eine Katastrophe. Wirklich !!!

In "meinem" Dorf, dort wo mein Bauernhäuschen steht, laufen Nachts die Füchse durch die Straßen, Abends saß ein Uhu direkt vor meinem Küchenfenster auf der Straßenlaterne, Morgens stehen die Rehe auf den Feldern und man muß aufpassen, wenn man in die "Nachbarstadt" fährt, das einem kein Wildschwein vor`s Auto läuft.
Wunderschöne kleine Bäche teilen die Landschaft. Forellen schwimmen darin und obendrüber fliegen die Libellen. Sanfte Hügel werden mit traumhaften Buchenwäldern gesäumt, man kann stundenlang in dieser abwechslungsreichen Gegend spazieren gehen. Im Frühling gibt es dort riesige Bärlauchgebiete. Wenn man dort vorbei fährt, muß man die Fenster schließen...der Geruch erschlägt einen :hhe:
Die Wälder sind im Frühling mit Teppichen von tausenden von Blüten geschmückt...Bärlauch, Maiglöckchen, so kleine Weiße von denen ich nicht weiß wie sie heißen und und und.
Etwas schöneres gibt es wirklich nicht. Und das soll der Wirtschaft geopfert werden ???

Manfred, fahr mal zur Silbermühle in der Nähe von Detmold. Mach das mal, am besten im Frühling. Dort gibt es auch ein wunderschönes Hotel mit grandioser Küche. Und dann ...dann sprechen wir noch einmal darüber.

Als ich das Haus 2001 gekauf hatte und die Umgebung rund ums Dorf durchwanderte, bekam ich Herzklopfen wie ein junges, verliebtes Mädchen. Heute-11 Jahre später- hab ich dieses Herzklopfen noch immer. Ich schaue auf das Dorf hinunter und die Gegend ist an Schönheit nicht zu überbieten.

Aber klar...man ist ja ein pöser,pöser Gutmensch, wenn man dieses erhalten will.

Na dann....

Marion

Edit: http://waldhotel.silbermuehle.de/detmold/deutsch.html
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#7

Beitrag von Manfred » Fr 26. Okt 2012, 09:48

marion hat geschrieben:Etwas schöneres gibt es wirklich nicht. Und das soll der Wirtschaft geopfert werden ???
Was davon soll denn "der Wirtschaft" geopfert werden?
Gar nichts wird "der Wirtschaft" geopfert.
Die Regeln z.B. für den Holzeinschlag sind so streng wie noch nie.
Wenn man das erhalten will, muss man dafür sogen, dass die Bauern weiter wirtschaften können wie bisher.

@Ina: Wieviel ha bewirtschaftest du dort mit deinem Landwirtschaftsbetrieb und wie hat sich deine Einkommenssituaiton entwickelt? Was waren deine Grundstücke vorher wert und was sind sie jetzt wert?
Ach, du bist gar nicht betroffen? Dann hast du leicht reden...

Benutzer 72 gelöscht

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#8

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 26. Okt 2012, 10:05

hallo!

Nein!
Ich hab keinen einzigen ha landwirtschaftliche Fläche in den Hohen Tauern.
Ich hab leider nichts geerbt.....

Aber mein Grundstück und auch das Wochenendhaus meiner Mutter befinden sich im Landschaftsschutzgebiet.
Das ist ein Glück für uns, denn dadurch darf nicht alles verbaut werden. Ja sicher, für die, die bauen wollen ist das ein finanzieller Verlust.

Wir haben unseren Teich verloren
(gut, nicht ganz, aber für Forellen gehts nicht mehr - großer "wirtschaftlicher" Verlust :roll: )
, weil aufgrund von nicht beweisbaren Umweltfrevel der Bach versiegt ist.
Insofern bin ich doch ein bisschen betroffen.

Wir hatten Freunde, die in den Hohen Tauern leben - jetzt nicht mehr, weil das zu weit weg ist, und ich aus verschiedenen Gründen nicht mehr soviel wegfahren kann.

Ich hab jetzt meine Heimat in Wien und NÖ - und das kann ich sagen: mir ist es inzwischen ziemlich egal, ob "die Bauern" einen wirtschaftlichen Verlust davontragen, wenn sie Auflagen erfüllen müssen.
Sie sind ja irgendwie auch selber schuld - wieso verwenden "sie" so viel Gift??

Mir geht es auch nicht um die Bienen und auch nicht um die Ernährungssicherheit (welche durch Gentechnik angeblich erreicht wird).

Mir geht es darum, dass heutzutage auf der Welt "Mensch" bald NIRGENDS mehr artgerecht leben kann!!!!!!!!!!

Tut mir leid, ich bin geschockt über den vielen Genmaisanbau in México, weil ich noch erleben durfte, wie die Familie meines Freundes dort von Maisanbau und Bohnen lebte. Einfach ausgesäht und ein paar Samen aufgehoben fürs nächste Jahr.
Das ist vorbei.

WARUM????

haben "die Bauern" das Recht, Genmais anzubauen, dafür Geld zu bekommen und die, die aber ihren eigenen Mais anbaun wollen, die können nicht mehr??
Die, die Bienen halten wollen, die können nicht mehr??

WIESO? :sauenr_1:

Man sollte wenigstens an einigen Stellen Deutschalnds, Österreichs und der ganzen Welt, die ursprüngliche Erde bewahren.

Ja, Menschen ausschließen, sollte man nicht - aber irgendwie immer "die Wirtschaftsinteressen" vorzuschieben, das ist unfair!
In den Hohen Tauern kann man noch immer "als Bauer" leben - vielleicht sollte man gemeinsam an den Regeln arbeiten, die für einen Nationalpark gelten? :flag:

Aber den Füchsen, Wölfen und Co darf Mensch nicht überall den Lebensraum nehmen - diese Wesen haben auch ein Recht aufs Leben.
oder nicht?

sorry

liebe Grüße!

Knurrhuhn

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#9

Beitrag von Knurrhuhn » Fr 26. Okt 2012, 10:13

Hier mal ein paar Pro und Contra - Kommentare von der Homepage der Gegner:

https://www.openpetition.de/petition/ar ... enne#11025

Noch ein Artikel von heute, der mir zu denken gibt:

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/d ... ldnis.html

Also, wenn ich mir so angucke, was in Deutschland an Natur zerstört wird im Sinne der wirtschaftlichen Interessen und unter dem Totschlagargument "Arbeitsplätze" .... allein hier im Kreis das Größenwahnsinnsprojekt Nürburgring, das nach wenigen Jahren pleite ist bevor es überhaupt irgendwie mal Gewinn erwirtschaftet, geschweige denn wirklich viele Arbeitsplätze geschaffen hätte wie vorher großspurig versprochen .... :platt:

Jede Gemeinde muß ihr eigenes Gewerbegebiet auf die Äcker klatschen; Bürgerinitiativen gegen einen Autobahn(aus)bau laufen in's Leere, und dafür werden gerne mal Grundstückseigentümer enteignet, weil es ja dem "Fortschritt" dient; ebenso für ein schwedisches Möbelhaus (so geschehen z.B. in Koblenz). Alles im Namen des Fortschritts und der Wirtschaft.

Manfred, ich kann Deine Begründung in gewisser Weise auch verstehen. Ich denke, hätte ich Waldgrundstücke die ich bewirtschaften würde, dann fände ich das alles auch nicht mehr so toll. Wahrscheinlich. :rot: Und was da in dem Welt-Artikel steht ist auch nicht von der Hand zu weisen.

Ich hab einfach keine konkreten Lösungen für das Dilemma. Ich bin absolut pro Natur und Erhaltung, gerade solcher Gebiete wie dort im Teutoburger Wald.
Es muß doch noch andere Lösungen geben, den Menschen Arbeit zu geben, ohne daß dafür solche oder ähnliche Projekte scheitern müssen?! :hmm:
Ich bin ja ein Verfechter von Kompromissen. Aber alles was ich mitkriege ist immer entweder "dafür" oder "dagegen". Warum setzt man sich nicht zusammen und versucht, irgendwie die goldene Mitte zu finden?!

Was Marion da schildert klingt wirklich traumhaft.
Ich würde mir wünschen, wenn schon kein Nationalpark, daß wenigstens jeder einzelne mindestens zum Erhalt des Status quo beiträgt, und nicht immer wilder geaast wird in Wäldern und auf Feldern. Nicht nur dort, sondern überall. Aber das ist vielleicht nur ein frommer Wunsch von jemandem, der sich nach etwas sehnt, das längst verloren ist. :rot:

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Reisende
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#10

Beitrag von Reisende » Fr 26. Okt 2012, 10:24

Manfred hat geschrieben:.
Die Gründung eines Nationalparks bedeutet mittelfristig die Vernichtung der wirtschafltichen Existenz von hunderten Land- und Forstwirtschaftsbetrieben und eine umfrangreiche Enteignung der Grundeigentümer, ob direkt oder durch Bewirtschaftungsauflagen.
Egal ob es um eine neue Autobahn, Windkraftanlagen oder sonstwas geht - irgendwer ist immer betroffen. Wenns danach geht, kann man gar keine Projekte mehr realisieren. Die Frage ist doch, wie schaffe ich einen guten Interessensausgleich. Der sollte natürlich nicht nur so aussehen:
Manfred hat geschrieben:.
Gerade die Menschen, die diesen Naturraum über Generationen geschaffen und gestaltet haben, werden am stärksten dafür bestraft.
Als "Gegenleistung" gibt es ein paar Fremdenzimmer mehr.
Aber was Ina angemerkt hat:
ina maka hat geschrieben:hallo!

Also im Nationalpark Hohe Tauern lebt es sich nicht sooo schlecht - ? :im:

Was aber schon stimmt: die von oben verordnteten Regeln sind meistens ziemlich unüberlegt und praxisfern....
Wenn man eine bestimmte Landschaft bewahren will, dann ist es nicht sinnvoll, einfach den Menschen rauszukicken.

Wie kann man aber sonst besondere Gebiete schützen?
Könnte man die Menschen per Gesetz verpflichten, traditionell zu arbeiten??

liebe Grüße!
hat mich über Google zu einer ganz interessanten Diplomarbeit geführt ---> Michaela Hornfeld, Leben und Arbeiten in der Nationalparkregion Hohe
Tauern – aus der Sicht der Landwirtschaft

Die hänge ich euch hier mal als pdf an, der interessierte Leser kann einige gute Infos rausziehen.
Dateianhänge
WGS_Aufsatz_Hornfeld_Internet1.pdf
(240.08 KiB) 114-mal heruntergeladen
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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