ich finde es immer wieder interessant, wie unterschiedlich alle Menschen - also auch ich - die gleichen Bedingungen die man vorfindet, doch sehr unterschiedlich bewertet und interpretiert.
Ich fand damals eben nicht, daß da sehr viel "Ruhe" in ihrem Handeln war. Sondern eher der Versuch ihr Ziel zu erreichen, auch gegen massive Widerstände.
Die Oma hätte ja auch bis Mittags warten können, sie wußte, daß da die Enkel aus der Schule kamen, die hätten ja dann schnell den Wäschekorb eine Etage nach oben tragen können. Durch dieses Verhalten hätte Sie ihre Ruhe gehabt und trotzdem meiner Mutter helfen können. Und auf diese paar Stunden wäre es ja wirklich objektiv kaum angekommen.
Zusätzlich hätte sie dann mittags über die schlechte Welt - insbesondere die Faulheit der Enkel - schimpfen können.
Meine Interpretation damals war einfach die: da war eine Frau die ein Problem hatte und obwohl ihre körperliche Situation gegen eine Lösung gesprochen hat, nicht einfach aufgegeben hat sondern eine für sie machbare Lösung gefunden hat.
Viele andere Lösungen wären einfacher für sie gewesen, aber nein - sie hat ihr sich selbst gestecktes Ziel erreicht, innerhalb Ihrer eigenen Zeitvorgabe. Die Wäsche an dem geplanten Vormittag fertig zu bügeln.
Und diese unterschiedliche Interpetation objektiv vorhandener Tatbestände, da habe ich auch mit meinem Bruder so einige Erlebnisse mal ausgetauscht.
Auch dafür ein (für mich
Mir war klar, daß wir einfach nur arm waren und nicht genug Geld da war, um direkt bezahlen zu können. Ich habe mich also eher geschämt, auf "Kredit" Schulmaterialien zu holen. Mein Bruder hingegen, fand das ganz klasse, das wir einfach so die Sachen abholen konnten und wir einen so guten Ruf hatten, daß die Geschäftsinhaber uns alles Notwendige gegeben haben.
Als mein Bruder und ich uns dann sehr viele Jahre später darüber unterhalten haben, waren wir einfach beide überrascht, wie unterschiedlich wir das interpretiert haben und was das auch wieder für Auswirkungen auf unsere eigenen Entwicklung gehabt hatte.
So jetzt bin ich wieder ruhig.
Dagmar
