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von henmen » Mi 11. Jan 2017, 12:26
Das Grundprinzip der Mischkultur ist einfach: Gute Nachbarn. Schlechte Nachbarn. Nicht anders als bei uns Menschen. Es gibt Pflanzen, die sich stören und sogar schaden, und es gibt welche, die sich gegenseitig stärken und unterstützen. Und es gibt „neutrale“ Nachbarn, die weder schaden, noch nutzen.
Allerdings - die Mischkultur mit der klassischen Fruchtfolge der Dreifelderwirtschaft zu kombinieren ist kaum möglich.
Die klassische Fruchtfolge unterscheidet sogenannte "Starkzehrer", "Mittelzehrer" und "Schwachzehrer". Der Garten wird entsprechend des Düngerbedarfs in drei Bereiche eingeteilt. Im jährlichen Wechsel wird ein Beet immer kräftig düngt, meistens mit Stallmist, ein zweites mit Humus und organischem Dünger, und das letzte erhält nur Humus.
Zu den „Vielfraßen“ gehören alle Kohlarten, Gurken, Kartoffeln, Lauch, Sellerie Zucchini und Kürbis. Die etwas Genügsameren sind Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Rote Beete, Fenchel, Salate, Spinat, Schwarzwurzeln, Radieschen, Kohlrabi, Paprika und Melonen. Die „Hungerkünstler“ sind Bohnen, Erbsen und die meisten Kräuter.
In der Mischkultur kommt es vor, dass ein „Vielfraß“ neben einem „Hungerkünstler“ steht, deshalb muss der Düngerbedarf jeder einzelnen Pflanze gesondert betrachtet und berücksichtigt werden. Das ist der Grund, warum die Kombination aus beiden Methoden nicht wirklich möglich ist.
Die Mischkultur ist dabei zwar auf den ersten Blick viel komplizierter als die einfache Dreifelderwirtschaft, aber das Ergebnis ist um einiges schöner.
Und - mit der richtigen Vorgehensweise einfach zu realisieren. Dazu teile ich den Garten in verschiedene Leit-Beete ein, nummeriere sie und benenne sie nach den „Leitpflanzen“. Das Kartoffelbeet, das Gurkenbeet, das Erbsenbeet, das Erdbeerbeet, das Zucchinibeet etc. Diese Einteilung ermöglicht den für die Gesundheit der Pflanzen notwendigen Wechsel der Beete im Drei- oder Mehrjahresrhythmus. Im ersten Jahr ist zum Beispiel das „Kartoffelbeet“ das Beet Nummer eins, im zweiten Jahr Beet Nummer zwei, drei oder vier. Es ist wichtig, in jedem Jahr die Nummern und „Leitpflanzen“ in einem Ordner genau festzuhalten, denn im Februar, wenn man mit der neuen Planung beginnt, hat man längst vergessen, wo welche Pflanze gestanden hat.
... und in dieser Liste, findet man die passenden oder nicht passenden Begleitpflanzen unserer "Leitpflanzen":
KARTOFFELBEET
Kartoffeln, Dicke Bohnen, Kamille, Kapuziner Kresse, Kohlrabi, Kümmel, Mais, Mangold, Meerrettich, Pastinake, Pfefferminze, Salat, Spinat, Tagetes,
Schlechte Nachbarn von Kartoffeln sind: Erbsen, Kürbis, Rote Beete, Sellerie, Sonnenblumen, Tomaten, Physalis (Kapstachelbeere oder Andenbeere), Auberginen, Paprika, Topinambur
GURKENBEET
Gurken, Buschbohnen, Stangenbohnen, Dill, Kohl, Kopfsalat, Koriander, Kümmel, Mangold, Mais, Salat, Sonnenblumen, Ringelblumen, Topinambur
Schlechte Nachbarn der Radieschen: Rettich, Tomaten, Physalis, Auberginen, Paprika
ZUCCHINIBEET
Zucchini, Kapuzinerkresse, Fenchel, Rote Beete, Stangenbohnen, Sellerie, Tagetes, Ringelblumen
Schlechte Nachbarn der Zucchini: keine
BUSCHBOHNENBEET
Buschbohnen, Bohnenkraut, Erdbeeren, Rote Beete, Kohlarten, Ruccola, Ringelblumen, Sellerie, Sonnenblumen, Tagetes, Tomaten, Petersilie, Pfefferminze, Pastinaken, Topinambur
Schlechte Nachbarn der Buschbohnen: Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln
ZWIEBELBEET
Zwiebeln, Schalotten, Frühlingszwiebeln, Bohnenkraut, Dill, Erdbeeren, Gurken, Kamille, Kerbel, Koriander, Kümmel, Salat, Sonnenblumen, Möhren, Ringelblumen, Rote Beete, Pfefferminze,
Schlechte Nachbarn der Zwiebel: Bohnen, Erbsen, Kohlarten
MÖHRENBEET
Möhren, Karotten, Dill, Knoblauch, Mangold, Rosmarin, Ruccola, Salat, Salbei, Tagetes, Tomaten, Zwiebeln, Schnittlauch, Lauch, Pfefferminze, Auberginen, Paprika
Schlechte Nachbarn der Möhre: Keine
ERDBEERBEET
Erdbeeren, Borretsch, Kapuzinerkresse, Kerbel, Koriander, Kümmel, Kopfsalat, Mangold, Pastinaken, Radieschen, Rettich, Spinat, Tagetes, Zwiebeln
Schlechte Nachbarn der Erdbeere: Alle Kohlarten
ERBSENBEET
Erbsen, Fenchel, Gurken, Kapuzinerkresse, Mais, Möhren, Radieschen, Salbei, Zucchini, Kerbel Koriander,
Schlechte Nachbarn der Erbse: Bohnen, Kartoffeln, Knoblauch, Lauch
KNOBLAUCHBEET
Knoblauch, Erdbeeren, Gurken, Himbeeren, Lilien, Möhren, Rosen, Rote Beete, Tomaten, Petersilie, Paprika, Auberginen
Schlechte Nachbarn von Knoblauch: Erbsen, Kohl, Stangenbohnen
STANGENBOHNENBEET
Stangenbohnen, Gurken, Kapuzinerkresse, Kerbel, Kohl, Kohlrabi, Ruccola, Kopfsalat,, Sellerie, Spinat, Zucchini, Pastinaken , Koriander, Mangold, Radieschen, Rettich, Rüben
Schlechte Nachbarn von Stangenbohnen: Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln.
Im Februar sortiere ich das Saatgut und beschrifte die mit Nummern versehenen Kartons mit den Namen der Leitpflanzen der „Beete“. Ich erstelle Listen, in denen ich den „Leitpflanzen“ alle „Guten Nachbarn“ zuordne. Diese Liste, in der ich auch die jeweiligen „schlechten Nachbarn“ hinzusetze, um immer den Überblick zu haben, schreibe ich einmal und hebe sie für die Folgejahre auf. Ich achte bei der Zuordnung darauf, dass die „guten Nachbarn“, die ich den „Leitpflanzen“ zugeordnet habe, sich auch untereinander „verstehen“, dass zum Beispiel Dill und Fenchel, die beide gute Nachbarn von Erbse und Gurke sind, nicht zusammenstehen, weil sie sich nicht „grün“ sind. Ähnlich verhält es sich mit Mais und Rote Beete im Gurken- oder Zucchinibeet. Um sicher zu gehen, entscheide ich mich für eine der beiden Sorten. Anschließend sortiere ich das Saatgut in den entsprechenden Karton. Wenn „das ganze Gemüse“ verstaut ist, verteile ich noch das Blumensaatgut auf die Kartons und beschrifte, frei nach Lust und Bedarf weitere Kartons, z.B. für Schnittblumen, Kletterpflanzen, Kräuter, Italienische Kräuter, ...
Mit dieser Methode habe ich nun einen Weg gefunden, der mir die Möglichkeit gibt, meine ästhetischen Vorstellungen mit den Ansprüchen der Pflanzen in Einklang zu bringen und die Aussaat so vorzubereiten, dass ich nicht mit Buch und Brille zwischen den Beeten hocke und verzweifle.
Gruß
Henmen