Ich hab in Erinnerung, dass man mit gut 50 Jahren rechnen muss, um eine derartige mehrjaehrige Getreidepflanze neu zu zuechten. Vielleicht wird es auch nie gelingen, eine brauchbare Pflanze, die genug Samen/Koerner produziert, zu zuechten. Selbst wenn es gelingt, bleibt die Frage, ob sich das Produkt auf dem Markt durchsetzen kann – werden die Baecker dann ihr Brot mit Mehl von dieser Pflanze backen wollen, die sich wahrscheinlich von herkoemmlichen Weizen und anderen Getreidearten unterscheidet? Trotzdem ist es richtig, die Forschung weiter zu betreiben. Das Lands Institute erhaelt nur sehr bescheidene Mittel fuer seine Arbeit. Dagegen werden Unsummen in die Genforschung gesteckt.
Auf alle Faelle sollte die vage Hoffnung, dass wir vielleicht in der Zukunft eine mehrjaehrige Getreidesorte haben werden, nicht davon abhalten, heute mit Methoden, die jetzt schon moeglich sind, nachhaltigen Anbau mit einjaehrigen Pflanzen zu betreiben.
Ich leb in einem semi-ariden Klima und vergleiche seit 15 Jahren meine Felder, die nicht gepfluegt werden, mit den Feldern meines Nachbars, die gepfluegt werden:
Manfred, traditionel wird in trocknen Regionen die Erde nach der Regenzeit gepfluegt und gehackt, um eine Staubschicht zu erzeugen (dust mulch), wodurch Feuchtigkeitsverlust durch Transpiration von der Erdoberflaeche verhindert wird, indem die Kappilare getrennt werden (wie du sagst). Gleichzeitig wird verhindert, dass Wildkraeuter wachsen, die Feuchtigkeit durch Respiration verbrauchen. Es ist jedoch nicht moeglich gleichzeitig eine organische Mulchschicht zu verwenden. Die Mulchschicht hier ist die pulverisierte Erde (dust mulch).
Es ist erstaunlich, dass mit dieser Methode tatsaechlich Mais fuer Trockenland (Zorrinho) fuer drei bis vier Monate ohne einen Tropfen Regen wachsen kann. Die Ernte ist jedoch so aermlich, dass die Bauern es nicht machen wuerden, wenn sie dafuer keine Zuschuesse bekaemen.
Der Nachteil ist, dass mit dieser Methode kein Humus in der oberen Erdschicht aufgebaut werden kann – bei den hohen Temperaturen verpufft alles in der aufgelockerten Erde in die Luft. Wenn wenigstens noch Stallmist verwendet wuerde, koennte damit der organische Anteil im Boden erhalten werden. Heute gibt es jedoch so wenig davon, dass es gerade noch fuer den Gemuesegarten reicht. Fuer die Felder muss Kunstduenger verwendet werden. Alternativ werden auch Lupinen im Winter angebaut, damit der Mais im Sommer vom gesammelten Stickstoff wachsen kann. Aber das reicht kaum, um die Verluste an organischer Substanz auszugleichen.
Es stimmt auch nicht, dass der Boden in der Regenzeit immer vollkommen durchnaesst wird. Das geschieht nur in regenreichen Jahren.
Auf der Wiese mit der besten Erde, hab ich mehrjaehrige Graeser, die im Sommer eine Wachstumspause einlegen und im Herbst wieder weiterwachsen. Aber die meisten Graeser und Wildkraeuter sind einjaehrig, die sehr schnell im Herbst mit dem ersten Regen wachsen. Wenn nach der Trockenzeit gepfluegt wird, koennen einjaehrige Graeser oder Getreidearten sehr schnell wachsen - je nach Erde - schneller als auf ungepfluegten Aeckern. Das gleicht sich aber spaeter aus, wenn das Wachstum auf ungepfluegtem Boden nachkommt. Es ist schwer allgemein gueltige Aussagen darueber zu machen, was besser ist. Es kommt immer auf die Qualitaet des Bodens an. Die Verbesserung des Bodens durch Biomasse ist alles.
Emil, es ist richtig, dass es jetzt schon Methoden gibt, um pfluglos einjaehrige Pflanzen anzubauen. Das ist nicht neu. Trotzdem schaffen es die meisten Landwirte nicht, weil es keine allgemein anwendbare Methode gibt. Die Methoden muessen dem jeweiligen Standort angepasst werden. Fuer den nachhaltigen Anbau mit einjaehrigen Pflanzen sollte alle Anstrengung unternommen werden, um fuer verschiedene Standorte brauchbare Methoden zu entwickeln. In Japan gibt es Tausende von Beispiele dafuer, wie pflugloser Anbau auf 2 bis 3 Morgen fuer die Selbstversorgung sowie fuer den Verkauf von Gemuese oder Reis durchgefuehrt werden kann. In den Staaten leistet das Rodale Institute gute Arbeit, um pfluglosen Bianbau auch auf grossen Flaechen zu foerdern. Da gibt viele gute Beispiele fuer Selbstversorger sowie fuer Landwirte.
Albert, es ist richtig, dass nach dem Pfluegen die Boeden durch Erosion geschaedigt werden. Das Problem gibt es besonder in den Staaten, wo die europaeischen Siedler Weideflaechen fuer den Getreideanbau aufgepluegt haben, die zwar als Weideland hohe Fruchtbarkeit hatten, aber durch die Verwendung als Ackerland zerstoert wurden. Das Resultat ist die sogenannte Dust Bowl. Die Situation ist nicht ganz so gravierend in Europa, trotzdem ist Pfluegen auch hier schaedlich, auch wenn es nicht so deutlich sichtbar wird.
Ich sag nichts gegen mehrjaehrige Pflanzen. Aber wir sollten die Vorteile von einjaehrigen Pflanzen nicht unterschaetzen:
- sie wachsen sehr schnell, dadurch wird viel Biomasse erzeugt,
- sie vermehren sich reichlich, dadurch wird Nahrung erzeugt,
- die ganze Pflanze stirbt jedes Jahr, dadurch wird der Humus in der Erde jedes Jahr wieder angereichert (wenn die Pflanzenreste der Erde zurueckgegeben werden.)
lg. Dieter
Mehrjaehriger Weizen
Re: Mehrjaehriger Weizen
Da stimme ich dir zu. Eine mehrjährige Getreideart würde das Spektrum der Möglichkeiten auf jeden Fall erweitern. Entsprechend wünschenswert ist solche Züchtungsarbeit.
- kraut_ruebe
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Re: Mehrjaehriger Weizen
der link-artkel vom eingangsposting ist inzwischen nicht mehr vorhanden, darum hier nochmal jerry, diesmal in einem artikel von 2014:
http://discovermagazine.com/2014/may/11-feed-the-world
http://discovermagazine.com/2014/may/11-feed-the-world
There's a crack in everything. That's how the light gets in.
Re: Mehrjaehriger Weizen
Manfred hatte das ja schon angesprochen:
Einerseits sind da die Wurzelunkräuter (Disteln, Quecje, Winde etc) die im Bioanbau massive Probleme verursachen können und dort nur mit intensiever Bodenbearbeitung in Schach gehalten werden können.
Das im Bioanbau übliche Striegeln hilft nur gegen frisch keimende Samenunkräuter sowie junge Ungräser und gegen Spätverunkrautung ist der Biobauer praktisch machtlos.
Die sich rasant ausbreitenden Pilzkrankheiten kommt man jetzt schon nur schwer bei, wenn sie mal etwas stärker auftreten kann der Biobauer die Spritze gleich in der Halle lassen.
Gedüngt wird im Biolandbau über Wirtschaftsdünger und (vor allem Stickstoff) über Kleegras, Gülle kann man in Getreide noch reinfahren, aber was soll denn die Kuh fressen?
Im konventionellen Anbau wird der Ertrag zwar höher sein weil man adequat düngen kann, und das Unkraut effektiv und nahezu vollständig herausspritzen kann.
Das geht aber in der heutigen Qualität nur eine Zeit lang gut danach lässt die Wirkung der Chemie nach, da der Landwirt nur in geringen Umfang einen Wirkklassenwechsel (ein Resistenzmanagement) machen kann (Zu erst werden die Gräsermittel versagen (das tun sie heute schon zum (sehr kleinen) Teil, dann die Sulfonylharnstofffe. Bodenwirkstoffe kann man bei einer geschlossenen Bodendecke "vergessen" nur die Wuchsstoffe bleiben (eingeschränkt) erhalten).
Bei den Fungiziden ist die Wirkstoffpalette in etwa gleich groß, manche Wirkstoffe wirken jetzt hervorragend (Strobilurine) sind aber sehr resistenzgefährdet bei anderen (Azole, Kontakwirkstoffe) ist die Resistenzgefahr etwas entspannter, aber irgendwann werden auch die in der Wirkung nachlassen.
Ist also m.M.n. nicht das wahre.
Einerseits sind da die Wurzelunkräuter (Disteln, Quecje, Winde etc) die im Bioanbau massive Probleme verursachen können und dort nur mit intensiever Bodenbearbeitung in Schach gehalten werden können.
Das im Bioanbau übliche Striegeln hilft nur gegen frisch keimende Samenunkräuter sowie junge Ungräser und gegen Spätverunkrautung ist der Biobauer praktisch machtlos.
Die sich rasant ausbreitenden Pilzkrankheiten kommt man jetzt schon nur schwer bei, wenn sie mal etwas stärker auftreten kann der Biobauer die Spritze gleich in der Halle lassen.
Gedüngt wird im Biolandbau über Wirtschaftsdünger und (vor allem Stickstoff) über Kleegras, Gülle kann man in Getreide noch reinfahren, aber was soll denn die Kuh fressen?
Im konventionellen Anbau wird der Ertrag zwar höher sein weil man adequat düngen kann, und das Unkraut effektiv und nahezu vollständig herausspritzen kann.
Das geht aber in der heutigen Qualität nur eine Zeit lang gut danach lässt die Wirkung der Chemie nach, da der Landwirt nur in geringen Umfang einen Wirkklassenwechsel (ein Resistenzmanagement) machen kann (Zu erst werden die Gräsermittel versagen (das tun sie heute schon zum (sehr kleinen) Teil, dann die Sulfonylharnstofffe. Bodenwirkstoffe kann man bei einer geschlossenen Bodendecke "vergessen" nur die Wuchsstoffe bleiben (eingeschränkt) erhalten).
Bei den Fungiziden ist die Wirkstoffpalette in etwa gleich groß, manche Wirkstoffe wirken jetzt hervorragend (Strobilurine) sind aber sehr resistenzgefährdet bei anderen (Azole, Kontakwirkstoffe) ist die Resistenzgefahr etwas entspannter, aber irgendwann werden auch die in der Wirkung nachlassen.
Ist also m.M.n. nicht das wahre.
