Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

Manfred

Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#11

Beitrag von Manfred » Mo 30. Mär 2015, 20:19

In er topagrar ist diesen Monat ein Bericht über einen Schweinebetrieb in Norwegen.
Dort sind seit 2003 Abferkelbuchten ohne Korb Pflicht. Auch das Schwänze kupieren ist schon länger verboten.
Wie hier im Forum schon mal berichtet, gibt es in Norwegen Bestandsobergrenzen. Ein Bauer darf maximal 100 Sauen (es zählen dabei nur Sauen, die schon mal abgeferkelt haben) halten und max. 2100 Mastschweine pro Jahr erzeugen.
Die Abferkelbuchten müssen bei neuen Ställen mind. 8 m2 groß sein. Sie sind idR zu 2/3 planbefestigt und haben 1/3 Spalten.
Rundum sind die hier schon angesprochenen Abweiser-Stangen montiert. In einer Ecke gibt es ein beheiztes Ferkelnest, das für die Sau nicht zugänglich ist.
Wegen der Bestandsobergrenzen arbeiten die meisten Betriebe im geschlossenen System. D.h. sie halten Sauen und mästen die Ferkel selbst.
Der vorgestellte Betrieb erreicht im Schnitt 14,6 lebende und 1,3 totgeborene Ferkel pro Wurf.
Die Saugferkelverluste betragen 14%. Es werden also 12,5 Ferkel pro Wurf erfolgreich aufgezogen.
Die Remontierungsrate bei den Sauen ist mit 60% (üblich in Norwegen) sehr hoch.
Die Abferkelbuchten werden gezielt kühl gehalten (17 bis 18°C) damit sich die Ferkel viel im beheizten Nest aufhalten (das reduziert die Erdrückungsgefahr).
Die vorgeschriebene Säugezeit beträgt 28 Tage. Der Betrieb säugt im Mittel 32 Tage. Um die lange Säugezeit gut zu überstehen, werden die Sauen intensiv gefüttert. In der letzten Säugewoche 4 x am Tag mit insgesamt 12 kg.

Dann folgt eine Besonderheit, die in Norwegen immer beliebter wird:
Die Sau wird ausgestallt, die Ferkel bleiben aber in der Bucht und werden dort gemästet. Das Ferkelnest kann dazu hochgeklappt werden, um die vollen 8 m2 nutzen zu können. Bei 25 kg Gewicht werden die schwersten Ferkel aussortiert und verkauft oder in anderen Buchten gemästet, so dass nur 8 pro Bucht verbleiben, um die in der Endmast vorgeschriebenen 1m2 pro Tier einzuhalten.
Dass die meisten Masttiere ihr Leben lang nur Kontakt mit Tieren aus ihrem Wurf haben trägt wohl dazu bei, dass die Probleme mit Schwanzbeißen gering sind. Das Schwanzbeißen kommt aber vor und die Tiere müssen dann konsequent behandelt werden.
Die Tierverluste in der Mast betragen trotz der langen Schwänze nur 0,8%.
Die Futterverwertung ist in dem Betrieb mit 2,5 zu 1 sehr gut. Darauf wird in Norwegen aber wegen der sehr hohen Futterkosten (Schnitt 1,6 Euro je kg Schlachtgewicht) sehr geachtet.
Die gesamten Produktionskosten betragen ca. 3,20 Euro je kg Schlachtgewicht.
Das ist natürlich nur durch den starken Außenschutz der Norweger umsetzbar.

Zum Vergleich: In Deutschland müssen sich die die Mäster derzeit mit einem Verkaufspreis von ca. 1,40 Euro je kg Schlachtgewicht zufrieden geben.
Das würde in Norwegen nicht mal für das Futter reichen.

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#12

Beitrag von Allgeier » Di 31. Mär 2015, 06:09

Vor zwei Wochen hat meine Sau wieder geferkelt. 11 Stueck. Davon hat sie die ersten 2 Tage 4 erdrueckt. Das ist eindeutig zuviel.
Der Unterschied zum ersten Mal war das wir eigentlich keine "Ferkelwache" gehalten haben.
Die ersten 2 Tage sind wohl die gefaehrlichsten. Aber man kann ja keine 24 Stunden in der Abferkelbucht verbringen.
Ich denke ich werde wohl so einen Ferkelschutzkaefig machen. Die zwei oder drei Wochen muss das dann hald sein.
Die Sau liegt ja eh die meiste Zeit.

Aber waere interessant wie das in Norwegen ausschaut.

Bei unserem ersten Wurf habe ich die Schwaenze auch nicht geschnitten und keine Probleme. Ich schieb das auf die Saeugezeit von 40 Tage. Die Ferkel sind viel ausgeglichener als wenn sie nur 3 Wochen gesaeugt haben.

Manfred

Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#13

Beitrag von Manfred » Di 31. Mär 2015, 08:18

In Norwegen werden die Sauen halt auch schon über 10 Jahre darauf selektiert, dass sie keine Ferkel erdrücken.
In dem Artikel stand noch, dass ältere Sauen tendenziell mehr Ferkel erdrücken.
Wird wohl daran liegen, dass sie schwerer sind und der Bauch und die Gesäuge tiefer hängen.
D.h. die Ferkel kommen nicht so schnell raus und werden, wenn sie eingeklemmt werden, auch mit höherer Wahrscheinlichkeit erdrückt.

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#14

Beitrag von Allgeier » Di 31. Mär 2015, 08:48

Bei meiner Sau ist es der zweite Wurf. Das kann schon sein mit den aelteren Sauen. Wenn das Gewicht mal in Bewegung kommt und ein Ferkel darunter dann liegt. Das ist weg vom Fenster. Und die ersten Tage sind die Ferkel auch noch nicht so flink auf den Beinen

Ich bin hier eigentlich an nichts gebunden und kann in der Hinsicht machen was ich will, aber um die Nerven zu schonen werde ich wohl beim naechsten Mal die Sau in so eine Ferkelschutzkorb stecken.
Hier ein Stueck, Marke Eigenbau:
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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#15

Beitrag von tipopaar » Mi 1. Apr 2015, 09:41

Hi!
Wir züchten nun seit 3 Jahren Schweine, Kunekune und Minimischmasch (z.B. Mangalitza-Hängebauch mit einer Prise Kunekune ;) )
Die Schweine bekommen ihre ferkel in den Hütten auf der Weide. Bislang wurde noch kein einziges erdrückt.
Bei den ersten Würfen ging uns auch noch der Arsch auf Grundeis wenn die Sau sich inmitten der ferkel umfallen lässt :eek:
Wir haben Holzkonstruktionen eingebaut, damit die Ferkel entkommen können, trotzdem kam immer wieder mal ein Ferkel unter die Sau.
Es gab ein Riesengequieke und Mama hat das "Ups" bemekt. Nix ist passiert... :ohm:

Mittlerweile haben wir uns auf Mutter Natur besonnen. :schaf_1: Wildschweine bekommen ihre Ferkel in einer Mulde (z.B. im lockeren Waldboden), welche sie mit Pflanzen auspolstern.
Ergo: In die Schweinehütten kommt eine 15 cm Schicht Sägemehl und darauf reichlich Stroh/Heu. Das gibt den Ferkeln die Chance sich bemekbar zu machen, wenn Mamasau draufliegt :ua:

Nochwas: Meine persönliche Meinung ist, dass (unsere) weniger hochgezüchtete Rassen noch bessere Mutterinstinkte haben als die diversen Turboschweine - sicher auch mit ein Grund...

sG ernst

Manfred

Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#16

Beitrag von Manfred » Mi 1. Apr 2015, 09:57

Und ihr habt vermutlich auch leichtere Sauen und weniger Ferkel pro Wurf, was es der Mutter erleichtert die Übersicht zu behalten und den Druck auf die eingeklemmten Ferkel deutlich reduziert.
In der Nische geht das. In der normalen Produktion ist man mit zu kleinen Würfen und zu kleinen Schweinen umgehend pleite.

Ich hatte ja schon die Theorie aufgestellt, dass die Tiefstreu hilft, dass die Ferkel nicht erdrückt werden.
Ich dachte, weil sie nicht so viel druck abbekommen und noch Luft erhalten. Dass es ihnen auch hilft, sich bemerkbar zu machen, ist ein guter Einwand. Das wird gleich zur Liste addiert. :)

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#17

Beitrag von Allgeier » Mi 1. Apr 2015, 14:38

Das mit dem Tiefstreu koennte etwas sein in Laendern wo es kalt oder kuehler ist. Die Sau und die Ferkel liegen z.Z. am liebsten auf dem blanken Betonboden weil denen dort einfach am kuehlsten ist.
Die Sau räumt auch immer das ganze Stroh auf die Seite. Der ist es zu heiss, ganz einfach, Aber sie hat wenigstens einen Ventilator.

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#18

Beitrag von mot437 » Do 2. Apr 2015, 01:02

Erdkeler und betongboden ?
Sei gut cowboy

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#19

Beitrag von tipopaar » Do 2. Apr 2015, 08:15

@ Manfred: Stimmt genau das mit den leichteren Sauen ist gedanklich in meiner Anmerkung "keine hochgezüchteten Rassen" integriert :)
Die Kunes haben gute 100 kg, die Minisau 40-50. Die Ferkelanzahl kann ich nicht bestätigen Die Minisau hat heuer 10, die Kunes bislang immer 7-9 Ferkel ;)
Allerdings sind dafür die Ferkel auch wesentlich kleiner von den Minis hab ich letzte woche eins gewogen das hatte gerade mal 220 g trotzdem sind sie hart im nehmen :pft:

Und- ich distanziere mich ausdrücklich von der "normalen Produktion". Schon allein beim Wort "Produktion" im Zusammenhang mit Tieren kräuseln sich mit die Nackenhaare :motz:

@ Allgeier: Wäre da kein Betonboden würde sich die Sau eine Erdmulde graben und feuchte Erde kühlt auch recht gut ;)

sG Ernst

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Re: Ferkelaufzucht ohne Schutzkorb ?

#20

Beitrag von Allgeier » Do 2. Apr 2015, 08:34

tipopaar hat geschrieben: @ Allgeier: Wäre da kein Betonboden würde sich die Sau eine Erdmulde graben und feuchte Erde kühlt auch recht gut ;)

sG Ernst
Diese Erdmulde wuerde sich in kuerzerster Zeit mit Wasser, Urin und Kot fuellen. Das wuerden die Schweine dann saufen und haetten dann Durchfall oder Wuermer. Alles schon passiert.
Die Fleischrassen sind einfach anderst zu halten wie sollche Naturrassen. Es ist wie mit den Legehybriden und irgendwelchen Freilaufrassen.

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